Ukraine-ÜberblickSelenskyj drängt zur Eile für F-16-Einsatz +++ Putin lässt Gräber von Wagner-Söldnern einebnen
Agenturen/red
25.8.2023
Kreml weist Verwicklung in Tod Prigoschins zurück
Kreml weist Verwicklung in Tod Prigoschins zurück
25.08.2023
Lange hat die Ukraine um F-16-Kampfjets bitten müssen – mit offenbar erfolgreichem Ausgang. Die USA steigen schneller als geplant in die Ausbildung der ukrainischen Piloten ein. Die Entwicklungen im Ticker.
Agenturen/red
25.08.2023, 22:00
25.08.2023, 23:01
Agenturen/red
Zwei Tage nach dem mutmasslichen Tod des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz herrscht noch immer keine Klarheit über die Umstände.
Russlands Präsident Wladimir Putin bestätigte am Donnerstagabend nur indirekt den Tod seines einstigen Günstlings, der als Chef der Privatarmee Wagner zwei Monate zuvor gegen ihn gemeutert hatte. Allerdings geht auch die US-Regierung nach Medienberichten davon aus, dass Prigoschin bei dem Absturz am Mittwochabend ums Leben kam.
Die USA kündigten unterdessen an, im September mit der Ausbildung ukrainischer Piloten auf dem Kampfjet F-16 zu beginnen. Um dieses Flugzeug hatte Kiew lange gebeten, nun soll es die ukrainische Luftwaffe endlich bekommen – nach den Niederlanden und Dänemark kündigte am Donnerstag auch Norwegen an, F-16-Jets zur Verfügung zu stellen.
Präsident Wladimir Putin hatte seine Armee am 24. Februar 2022 in das Nachbarland einmarschieren lassen. Anderthalb Jahre später wurde am Donnerstag der Unabhängigkeitstag der Ukraine gefeiert, zu dem Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Glückwunsch-Anruf seines wohl wichtigsten Unterstützers bekam.
US-Präsident Joe Biden versprach ihm nach Angaben des Weissen Hauses, die Verteidigungsbemühungen der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland so lange wie nötig zu unterstützen. Derweil wurde über Odessa und der russisch besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim in der Nacht Luftalarm ausgelöst.
Putin spricht in Vergangenheitsform von Prigoschin
Eine offizielle Identifizierung der Leiche Prigoschins durch die russischen Behörden stand bis heute noch aus. Putin sprach indes schon in der Vergangenheitsform von dem «talentierten Geschäftsmann» und Söldnerführer.
«Er war ein Mensch mit einem schwierigen Schicksal, und er hat ernsthafte Fehler gemacht», sagte er. Während der Meuterei der Wagner-Kämpfer gegen die russische Führung im Juni hatte Putin seinem langjährigen militärischen Handlanger Prigoschin Verrat vorgeworfen, ihm und seinen Gefolgsleuten dann aber die Ausreise nach Belarus ermöglicht.
Bei dem Flugzeugabsturz kamen zehn Menschen ums Leben. An Prigoschins Firmensitz in St. Petersburg und in anderen russischen Städten legten Trauernde Blumen nieder. Prigoschin und seine Wagner-Truppe hatten zwar wegen ihrer verdeckten Auslandseinsätze und wegen ihrer Brutalität auch im Inland keinen guten Ruf.
Doch seine Kritik an Fehlern der russischen Militärführung machte ihn für viele Russen auch zu einem Helden. In sozialen Medien wurde der Vorwurf erhoben, das vermeintliche Flugzeugunglück sei in Wahrheit ein Attentat auf Prigoschin gewesen – eine Einschätzung, die auch viele westliche Politiker und Militärexperten vertreten.
Auch USA vermuten Attentat
Die «New York Times» und andere US-Medien berichteten unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, dass vermutlich eine Explosion an Bord des Flugzeugs den Absturz ausgelöst habe. Eine endgültige Schlussfolgerung sei noch nicht gezogen, eine Explosion aber derzeit die wahrscheinlichste Begründung, schrieb die «New York Times». Ein Sprecher des US-Verteidigungsministerium sagte, es gebe keine Hinweise, dass der Jet von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden sei. Dies hatten Prigoschin nahestehende Webseiten und Kanäle in sozialen Medien gemutmasst.
In Deutschland sieht SPD-Chef Lars Klingbeil in dem mutmasslichen Attentat ein Anzeichen für Putins schwindende Macht. «Wenn das am Ende alles so stimmt, wie wir gerade vermuten, ist das ein weiteres Indiz dafür, dass Putin nicht mehr alles im Griff hat, dass Putin nicht mehr in Russland alles steuern kann – nur noch mit Terror und mit Unterdrückung», sagte Klingbeil in Lüneburg bei «RND vor Ort», einer Veranstaltung des Redaktionsnetzwerks Deutschland. «Das ist erstmal auch ein Zeichen, das ein bisschen Optimismus gibt, dass dort langsam dieses System Putin auseinanderfällt.»
Selenskyj: Die Welt braucht unsere Offensive
Der Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive sei bedeutend für die gesamte Welt, sagte Präsident Selenskyj bei einem Treffen mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre in Kiew. «Denn die Ukraine kämpft für unsere gemeinsamen Werte. Ich wünsche mir, dass alle Welt das endlich begreift.» Der Erfolg der Vorstösse im Süden hänge indes an vielen Faktoren, unter anderem an der hohen Minendichte in den russisch besetzten Gebieten. «Tausende von Minen, alles ist vermint, aber die Soldaten kommen voran.»
Die Gegenoffensive der Ukrainer ist bislang hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben. Medien in den USA zitieren Kritik von Experten am Einsatz der ukrainischen Truppen. Der Oberkommandierende Walerij Saluschnyj wies dies laut einem Bericht des «Wall Street Journal» zurück. Seine Truppen stünden kurz vor einem Durchbruch, behauptete er demnach.
Ukrainische Truppen wehrten nach Militärangaben an mehreren Frontabschnitten russische Angriffe ab. Der abendliche Lagebericht des Generalstabs in Kiew nannte die Abschnitte Kupjansk im Osten des Landes und Awdijiwka nördlich der von Russland kontrollierten Stadt Donezk. Bei Marjinka südwestlich von Donezk seien die Russen in der Offensive; es sei aber gelungen, sie zurückzuhalten. Die eigene Gegenoffensive bei Robotyne im Gebiet Saporischschja laufe weiter, man baue die erreichten Positionen aus. Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar.
Russland meldet Abwehr nächtlicher Angriffe
Am Morgen hiess es dann aus Moskau, die ukrainische Luftwaffe habe in der Nacht einen grossangelegten Drohnenangriff gewagt. Die Luftabwehr habe 42 Flugroboter über der Krim entdeckt, teilte das russische Verteidigungsministerium mit: «Durch Feuereinwirkung wurden über dem Gebiet der Republik Krim neun Drohnen vernichtet, 33 wurden durch elektronische Kampfführung abgelenkt und sind abgestürzt, ohne ihr Ziel zu erreichen.»
Zuvor hatte das Militär bereits den Abschuss einer Rakete über dem Gebiet Kaluga südlich von Moskau vermeldet. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen.
Kreml: Putin fährt nicht zu G20 nach Indien
Der russische Präsident Wladimir Putin wird nicht zum Gipfeltreffen der Zwanzigergruppe wichtiger Industrie- und Schwellenländer (G20) Anfang September in Indien fahren. Reisen stünden derzeit nicht im Terminkalender, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Putin konzentriere sich auf die militärische Spezialoperation, wie Moskau den Angriffskrieg gegen die Ukraine nennt.
Putin habe gerade erst per Videoschaltung am Gipfeltreffen der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) teilgenommen, sagte Peskow russischen Agenturmeldungen zufolge. Die Form seiner Teilnahme am G20-Gipfel werde geklärt. Das Treffen findet am 9./10. September in Neu-Delhi statt. Putin war auch nicht zum Gipfel der Gruppe im vergangenen Jahr nach Indonesien geflogen.
USA steigen in Ausbildung der Ukraine auf F-16 ein
Das US-Militär will ukrainische Piloten in den USA an Kampfjets vom Typ F-16 ausbilden, wie Pentagon-Sprecher Pat Ryder ankündigte. Im September solle zunächst ein Englisch-Training beginnen, im Oktober dann das Flugtraining. Die US-Regierung will damit einen weiteren Trainingsort einrichten neben den Ausbildungsstätten bei europäischen Partnerländern. Die Ukraine hatte ihre internationalen Partner monatelang um westliche Kampfjets gebeten, um die russische Invasion besser abwehren zu können.
Die Ereignisse des Tages in der Übersicht
Das Wichtigste in Kürze
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko sieht keine mögliche Verwicklung von Kremlchef Wladimir Putin in die mutmassliche Tötung des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin.
Mitglieder russischer paramilitärischer Organisationen wie der Söldner-Truppe Wagner müssen künftig einen Treueeid auf den russischen Staat ablegen.
Russlands Präsident Wladimir Putin bestätigt nur indirekt den Tod seines einstigen Günstlings, der als Chef der Privatarmee Wagner zwei Monate zuvor gegen ihn gemeutert hatte.
Die USA kündigen an, im September mit der Ausbildung ukrainischer Piloten auf dem Kampfjet F-16 zu beginnen.
Wir beenden unseren Live-Ticker vom 25. August 2023
21.50 Uhr
Selenskyj drängt zur Eile für F-16-Einsatz
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drängt zur Eile für einen Einsatz der Kampfjets vom Typ F-16 gegen die russische Aggression. «Unser Ziel ist, uns an den Zeitpunkt anzunähern, da die F-16 uns helfen, die russischen Terroristen fernzuhalten. So schnell wie möglich», teilte er am Freitagabend auf X (vormals Twitter) mit. Nach der angekündigten Lieferung der Kampfflugzeuge durch die Niederlande und Dänemark würden die dort bei seinen jüngsten Besuchen getroffenen Vereinbarungen umgesetzt, sagte Selenskyj auch in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Auch Norwegen hatte F-16 angekündigt.
Insgesamt geht es um Dutzende Flugzeuge. Der genaue Lieferzeitpunkt ist nicht klar. Mit den Kampfjets will die Ukraine bei ihrer Gegenoffensive die Schlagkraft gegen die russischen Angriffe erhöhen und vor allem ihren Luftraum – gemeinsam mit den Flugabwehrsystemen – noch besser schützen als bisher. Russland hingegen warnt, dass die Gewalt im Krieg durch den Einsatz der Kampfjets wachsen werde.
«Unser Auslandsteam arbeitet daran, die Trainingsmissionen so gut wie möglich zu erweitern», sagte Selenskyj. «Unser Militär bereitet die Infrastruktur so schnell wie möglich vor und schickt Piloten und Ingenieure zur Ausbildung. Wir müssen sichergehen, dass die Ukraine voll und ganz bereit ist.» Zuvor hatte er gesagt, dass die F-16 geliefert werden sollen, sobald die Piloten die Ausbildung abgeschlossen hätten.
We have already begun implementing all of the agreements we brought back from our foreign visits. First and foremost, those on F-16s.
Tasks are clear. Our foreign team works to expand training missions as much as possible. Our military works to get infrastructure ready as… pic.twitter.com/uY0UPOMLW8
Nachbarländer der Ukraine wollen Importstopp für ukrainisches Getreide verlängern
Westliche Nachbarländer der Ukraine haben sich einstimmig für eine Verlängerung der Einfuhrbeschränkungen für ukrainisches Getreide ausgesprochen. «Wir unterstützen eine Verlängerung des Importstopps in unsere Länder bis zum Ende des Jahres», erklärte der polnische Landwirtschaftsminister Robert Telus am Freitag nach einer Videokonferenz mit seinen Amtskollegen aus Ungarn, Rumänien, der Slowakei und Bulgarien.
Sollte die EU einer Verlängerung der Einfuhrbeschränkungen nicht zustimmen, werde Polen diese einseitig aufrecht erhalten, betonte Telus. Auch Ungarn werde so verfahren. Die bisherige Vereinbarung mit der EU läuft am 15. September aus.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte die EU die Zölle auf ukrainische Exporte gestrichen. Landwirte in den Nachbarländern der Ukraine protestierten jedoch gegen den dadurch verursachten Preisverfall. Im Juni erlaubte Brüssel Polen, Bulgarien, Ungarn, der Slowakei und Rumänien vorübergehend Einfuhrbeschränkungen für ukrainisches Getreide einzuführen. Die Ukraine kritisierte diese Importstopps scharf.
20.04 Uhr
Flugschreiber von Prigoschin-Maschine offenbar gefunden
Russischer Ermittler haben nach eigenen Angaben den Flugschreiber der am Mittwoch abgestürzten Privatmaschine gefunden, bei dem der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, vermutlich getötet worden ist. Das Gerät sei geborgen worden, teilte das Ermittlungskomitee am Freitag mit. Die Toten würden mit Hilfe genetischer Tests identifiziert.
The wreckage of Prigozhin's plane is being removed from the crash site
Investigators found the "black boxes" only 24 hours after the crash. Maybe someone took them after the crash? pic.twitter.com/IWOkvKwJaK
Selenskyj empfängt türkischen Aussenminister in Kiew
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den türkischen Aussenminister Hakan Fidan in Kiew empfangen.
Bei dem Treffen sei es unter anderem um das Getreideabkommen gegangen, schrieb Selenskyj auf der Plattform X am Freitag. Weitere Details wurden vorerst nicht bekannt.
Russland hatte das für die Welternährung wichtige und unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Abkommen Ende Juli aufgekündigt. Die Vereinbarung hatte den Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ermöglicht.
Das Nato-Mitglied Türkei pflegt sowohl mit der Ukraine als auch mit Russland enge Beziehungen. Ankara hat etwa keine Sanktionen gegen Russland verhängt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat gleichzeitig immer wieder die Wahrung der territorialen Integrität der Ukraine angemahnt.
I received Foreign Minister of Türkiye @HakanFidan to discuss a range of important issues.
Preparations for the Global Peace Summit and the Peace Formula. Russia's threats to the Black Sea grain corridor.
Lettland liefert weiteren Hubschrauber an die Ukraine
Die Ukraine hat von Lettland einen weiteren Hubschrauber als Militärhilfe zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg erhalten. Die Armee des EU- und Nato-Landes habe einen Helikopter vom Typ Mi-17 geliefert, schrieb Verteidigungsministerin Inara Murniece am Freitag auf der vormals als Twitter bekannten Plattform X.
Lettland hatte bereits zuvor mehrere Exemplare der einst in der Sowjetunion entwickelten Flugmaschinen, die in dem Baltenstaat nun von Militärhubschraubern vom Typ UH-60M Black Hawk ersetzt wurden, geliefert. Das an Russland und Belarus grenzende Lettland gehört international zu den entschlossensten Unterstützern der Ukraine.
The National Armed Forces of🇱🇻have delivered another Mi-17 helicopter to Ukraine. Ukraine is successfully fighting and regaining more and more occupied territories. Latvia will stand with Ukraine side by side until total victory of Ukraine! 🇱🇻🇺🇦#РазомДоПеремоги#StandWithUkrainepic.twitter.com/eiRfSIfJ7y
In der Nähe der russischen Millionenstadt Samara ist ein Friedhof für Wagner-Kämpfer eingeebnet worden. Wie ein Wagner-Kämpfer in einem Video berichtet, wurden die Gräber auf dem Friedhof von Nikolajewka dem Erdboden gleichgemacht. «Dieser Obelisk wurde von Prigoschin in Nikolajewka eingeweiht und dort, wo man die Strasse sehen kann, gab es Gräber. Es wurde alles abgerissen», erklärt der Söldner im Video.
Kreuze und Kränze wurden entfernt und aufeinandergestapelt. Berichten zufolge soll das gesamte Gebiet mit Beton ausgegossen werden. Wie im Video zu sehen ist, sind Bauarbeiter neben den Gräbern bereits mit dem Bau einer Strasse beschäftigt.
One of the Russian cemeteries in Samara, which belongs to Wagner PMC, has undergone radical changes. "The crosses and wreaths have been piled up, machinery is working, and the graves have been flattened to the ground," local residents said.
Heineken verlässt Russland – Ein Euro für Brauereien
Der niederländische Braukonzern Heineken hat den Verkauf seiner Aktivitäten in Russland abgeschlossen und wird das Land endgültig verlassen. Die russische Arnest Group werde alle Anteile, darunter sieben Brauereien, zum symbolischen Preis von einem Euro übernehmen, teilte das Unternehmen mit. Heineken erwartet einen Verlust von rund 300 Millionen Euro. Alle rund 1800 Mitarbeiter sollen ihren Arbeitsplatz behalten.
Nach der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 und westlichen Sanktionen haben sich viele westliche Unternehmen aus Russland zurückgezogen. Auch Heineken begann damit im März 2022. Biere unter der Marke wurden nicht mehr verkauft.
Allerdings geriet der Brauer in die Kritik, weil andere Aktivitäten weiterliefen und neue Biermarken auf den Markt kamen. Das Unternehmen räumte daraufhin Fehler in der Kommunikation ein. Der Rückzug aus Russland habe länger gedauert als erwartet, sagte Heineken-Chef Dolf van den Brink. «Obwohl es viel länger dauerte, als wir gehofft hatten, wird diese Transaktion den Lebensunterhalt unserer Mitarbeiter sicherstellen und uns erlauben, das Land auf verantwortungsvolle Weise zu verlassen.» Der Verkauf und die Produktion der Biermarke Amstel wird in den kommenden sechs Monaten eingestellt.
Heineken sold its business in Russia for €1
One of the world's largest brewing companies Heineken N. V. announced that it has closed the sale of its Russian business.
The amount of the deal is symbolic - one euro. At the same time, according to the press release of the… pic.twitter.com/egiuRnswue
Litauen beobachtet nach dem mutmasslichen Tod des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin die Aktivitäten von dessen Wagner-Gruppe im benachbarten Belarus ganz genau. «Wir können bereits die Veränderungen sehen, wir können die Aufspaltung sehen, wir können die Versuche sehen, Belarus in Richtung Russland zu verlassen. Es passieren alle möglichen Arten von Dingen», sagte Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas am Freitag bei einem Besuch in der Grenzregion im Südosten des baltischen EU- und Nato-Landes. Dort hielten der litauische Grenzschutz und die Armee gemeinsam eine taktische Übung ab.
Litauen ist wie Polen und Lettland besorgt wegen Aktivitäten der Wagner-Truppe im eng mit Russland verbündeten Belarus. Deren Söldner hatten nach dem gescheiterten Aufstand gegen Moskau ihr Lager im Nachbarland der EU- und Nato-Staaten aufgeschlagen.
Auf die Frage, was aus der Wagner-Gruppe nach dem mutmasslichen Tod ihres Chefs werden könnte, antwortete Anusauskas ausweichend. «Ich kann nur sagen, dass jeder Prigoschin durch einen neuen Prigoschin ersetzt wird», sagte er litauischen Medienberichten zufolge. Dessen Platz könne einfach von anderen Leuten mit Verbindungen zum russischen Verteidigungsministerium eingenommen werden.
Anusauskas sagte weiter: Auch wenn die Wagner-Gruppe «gefährlich» sei, hänge die Lage an der litauischen Grenze eng mit der allgemeinen Sicherheitslage in der Region zusammen, welche im Wesentlichen durch Russlands Krieg in der Ukraine bestimmt werde.
18.02 Uhr
Lukaschenko sieht Putin ohne Schuld – Wagner-Truppe bleibt in Belarus
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko sieht keine mögliche Verwicklung von Kremlchef Wladimir Putin in die mutmassliche Tötung des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin. Dessen Privatarmee Wagner solle weiter in Belarus bleiben. Putin könne nicht hinter dem Absturz von Prigoschins Privatjet am Mittwoch stecken, sagte Lukaschenko am Freitag der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge. «Das ist eine viel zu grobe, unprofessionelle Arbeit», meinte Lukaschenko. Auch zwei Tage nach dem Absturz war die Ursache noch nicht geklärt. Gemutmasst wird, dass ein Sprengsatz an Bord war.
«Ich kenne Putin. Das ist ein berechnender, sehr ruhiger und sogar zögerlicher Mensch, selbst wenn er Entscheidungen zu anderen, weniger schwierigen Fragen trifft. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass Putin das getan hat, dass Putin schuld ist», sagte Lukaschenko. Er reagierte damit auf Vorwürfe vor allem aus dem Westen, Putin könne seinen Widersacher Prigoschin aus dem Weg geräumt haben. Der Kreml bestreitet das. Lukaschenko ist selbst politisch, wirtschaftlich und finanziell von Putin abhängig.
Lukashenka said he had warned Prigozhin about a possible assassination attempt
"The last time we flew to the Emirates, I received very serious information from my sources about an assassination attempt on Yevgeny Prigozhin," he said.
Nach Prigoschins gescheitertem Aufstand gegen Moskaus Militärführung vor zwei Monaten hatte seine Wagner-Armee auf Einladung Lukaschenkos Quartiere in Belarus bezogen. Die Truppe bleibe nun in Belarus. «Wagner lebte, Wagner lebt, und Wagner wird in Belarus leben, auch wenn das jemanden nicht gefallen sollte», betonte Lukaschenko. Er und Prigoschin hätten noch gemeinsam ein System für die Stationierung von Wagner aufgebaut. Lukaschenko wies damit auch westliche Berichte zurück, Wagner reisse seine Zelte in Belarus wieder ab. In den nächsten Tagen sollten bis zu 10'000 Wagner-Kämpfer kommen, sagte er.
Let us remind what Lukashenka said about security guarantees to Prigozhin only 2 months ago
Tschechien: Empörung wegen Angriffs auf Ukrainerinnen
In Tschechien hat ein brutaler Angriff auf zwei Ukrainerinnen am Rande eines Jahrmarkts für Empörung gesorgt. Knapp zwei Wochen nach der Tat schickte ein Gericht in Pilsen (Plzeň) nun einen Verdächtigen in Untersuchungshaft. Das teilte die Polizei heute mit.
Dem 48-Jährigen werde Körperverletzung und Störung des öffentlichen Friedens vorgeworfen. Nach zwei mutmasslichen Komplizen werde weiter gefahndet. Nach Medienberichten hatten die beiden Ukrainerinnen mit ihren Kindern einen Jahrmarkt in Plasy, rund 20 Kilometer nördlich von Pilsen, besucht.
Als sie am Strassenrand sassen, soll ein Mann aus seinem Auto gestiegen sein und gefragt haben, ob sie aus der Ukraine stammten. Dann sollen er und zwei weitere Männer auf die Frauen eingeschlagen haben. Eine von ihnen erlitt einen Kiefer- und Nasenbruch.
Die tschechische Menschenrechtsbeauftragte Klára Šimáčková-Laurenčíková erklärte es für «absolut inakzeptabel», dass jemand nur aufgrund seiner Nationalität attackiert werde. «Ich wünsche den Frauen eine baldige Genesung und ihren Kindern, die den Angriff mitansehen mussten, viel Kraft», schrieb sie im sozialen Netzwerk X.
Die Polizei werde weder Hassrede noch Hasstaten tolerieren, betonte Innenminister Vít Rakušan. Tschechien hat seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs mehr als einer halben Million Ukrainern vorübergehenden Schutz erteilt. Davon halten sich nach Angaben des Innenministeriums in Prag noch rund 325'000 Flüchtlinge in dem EU-Mitgliedstaat auf, der rund 10,5 Millionen Einwohner hat.
16.55 Uhr
Selenskyj empfängt türkischen Aussenminister
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den türkischen Aussenminister Hakan Fidan in Kiew empfangen. Bei dem Treffen sei es unter anderem um das Getreideabkommen gegangen, schrieb Selenskyj auf der Plattform X. Weitere Details wurden vorerst nicht bekannt.
I received Foreign Minister of Türkiye @HakanFidan to discuss a range of important issues.
Preparations for the Global Peace Summit and the Peace Formula. Russia's threats to the Black Sea grain corridor.
Russland hatte das für die Welternährung wichtige und unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Abkommen Ende Juli aufgekündigt. Die Vereinbarung hatte den Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ermöglicht.
Das Nato-Mitglied Türkei pflegt sowohl mit der Ukraine als auch mit Russland enge Beziehungen. Ankara hat etwa keine Sanktionen gegen Russland verhängt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat gleichzeitig immer wieder die Wahrung der territorialen Integrität der Ukraine angemahnt. Aussenminister Fidan reiste erstmals seit seinem Amtsantritt im Juni in die Ukraine.
16.45 Uhr
Russischer Rechtsextremist in Finnland festgenommen
Ein mutmasslicher russischer Rechtsextremist und Milizkommandeur ist in Finnland festgenommen worden. Wie der finnische Rundfunk Yle berichtete, sollte heute ein Haftprüfungstermin am Bezirksgericht von Vantaa bei Helsinki stattfinden.
Die Polizei verlange, den 36-Jährigen festzuhalten, um seine Auslieferung vorzubereiten. Den Gerichtsakten zufolge solle er bei Kämpfen 2014 und 2015 im Donbass in der Ostukraine an Gräueltaten beteiligt gewesen sein. Russischen Angaben zufolge verlangt die Ukraine die Auslieferung.
Finland detained russian Rusich fighter Jan Petrovsky who cut off Ukrainian soldiers’ ears and committed many crimes in Ukraine in 2013–2015 because Ukraine asked for extradition.
He was deported from Norway a few years ago. Those frigging maniacs can freely travel around the… pic.twitter.com/awqZWnGDUC
Die russische Botschaft in Helsinki teilte mit, man leiste einem russischen Bürger konsularischen Beistand, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Finnischen Medienberichten zufolge soll der Mann ein Kommandeur der Nationalistenmiliz Rusitsch sein, die auch Kontakte zur Privatarmee Wagner habe.
Der Wagner nahestehende Telegram-Kanal Grey Zone berichtete heute ebenfalls von diesem Mann. Er sei in Finnland schon vor einem Monat festgenommen worden.
16.23 Uhr
Prigoschin-Crash: Lässt Putin Embraer-Experten ins Land?
Nach dem Absturz von Jewgeni Prigoschins Flugzeug am 23. August sind fehlende Wrackteile der Embraer Legacy 600 geborgen worden. Sie zeigen keine offensichtlichen Spuren eines Raketen-Treffers.
Найдены обломки крыла и шасси упавшего самолета Пригожина. Следов ПВО — поражающих элементов ракеты — не видно. pic.twitter.com/b94c7mOmmo
X-Nutzern fällt auf, dass die Flügel-Verbindungen mit dem Rumpf zu den stärksten Stellen der Jet-Konstruktion gehören. Wie der Flügel abreissen konnte, wird untersucht. Fraglich ist, ob dabei auch Experten von Embraer mitwirken werden.
The wing box connection, the strongest part of the plane, was torn out from the fuselage. Note the separation and damage corresponds with the luggage compartment. https://t.co/vuz6M12IEtpic.twitter.com/KdrEtqqtnA
In der Regel ist üblich, dass bei einem Absturz nicht nur nationale Experten, sondern auch Ingenieure des Herstellers nach der Ursache eines Crashs forschen. Ob Brasilianer zur Untersuchung nach Russland fliegen werden, muss sich erst noch zeigen.
16.02 Uhr
Slowakei macht sich von russischem Brennstoff für AKW unabhängig
Die Slowakei macht sich von russischen Uranlieferungen für ihre Atomkraftwerke unabhängig. Die teilstaatliche Betreiberfirma Slovenske elektrarne gab am Freitag bekannt, sie habe dafür einen Vertrag mit der US-Firma Westinghouse über die Lieferung von Brennstäben unterschrieben. Bisher bezog die Slowakei die Brennstäbe für ihre insgesamt fünf in Betrieb befindlichen Atomreaktoren in Jaslovske Bohunice und Mochovce ausschliesslich aus Russland.
Unmittelbar nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine hatte die Slowakei eine Ausnahmevereinbarung von den EU-Sanktionen und der Luftraumsperre für russische Flugzeuge genutzt, um noch grössere Reserven an Brennstoffen aus Russland anzuschaffen. Damit hofft sie, nun die Übergangsphase bis zu den ersten Westinghouse-Lieferungen zu überbrücken.
Diese Brennstoffe müssen zunächst noch im Rahmen eines Lizenzierungsverfahrens von slowakischen Behörden auf ihre Sicherheit und Eignung für die Atomkraftwerke sowjetischen Typs geprüft werden.
15.49 Uhr
Mutmasslliche Russlannd-Verbindungen von Ehemann: Estnische Opposition fordert Rücktritt von Kallas
Wegen beruflicher Verbindungen ihres Ehemanns nach Russland haben die Opposition und mehrere Medien in Estland den Rücktritt von Regierungschefin Kaja Kallas gefordert. Die oppositionelle Zentrumspartei kündigte Gespräche über einen Misstrauensantrag gegen die Ministerpräsidentin an, die oppositionelle Isamaa-Partei erklärte, wegen des «grossen Schadens für die Interessen und den Ruf Estlands» müsse Kallas sofort ihren Hut nehmen.
Am Mittwoch hatte der Radiosender ERR berichtet, dass ein Logistikunternehmen, das sich teilweise im Besitz von Kallas' Ehemann Arvo Hallik befindet, trotz des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der seither verhängten EU-Sanktionen weiterhin in Russland tätig sei.
In Reaktion auf den Bericht versicherte Ministerpräsidentin Kallas, dass jegliche Geschäfte mit Russland eingestellt werden müssten, «solange der russische Aggressionskrieg gegen die Ukraine andauert». Das Unternehmen ihres Mannes unterstütze jedoch lediglich einen estnischen Kunden in Russland «im Einklang mit den Gesetzen und verhängten Sanktionen».
Am Freitag entschuldigte sich der Ehemann der Regierungschefin für «die entstandene Situation und den meiner Frau zugefügten Schaden». Er werde seine Anteile an dem Logistikunternehmen Stark Logistics sofort verkaufen und sich aus dem Unternehmen zurückziehen. Seine Frau sei über seine beruflichen Tätigkeiten «nicht auf dem Laufenden» gewesen.
Mehrere grosse Zeitungen des Landes stuften Kallas' Erklärungen am Freitag als nicht ausreichend ein und legten ihr einen Rücktritt nahe. Kallas ist seit 2021 Regierungschefin in Estland. Zuletzt wurde sie im März wiedergewählt.
Estland und die anderen beiden Baltenstaaten Litauen und Lettland sind seit 2004 sowohl Mitglied der Europäischen Union als auch der Nato. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gehören sie zu den entschlossensten Unterstützern Kiews.
15.21 Uhr
Russische Söldner müssen künftig Staat die Treue schwören
Mitglieder russischer paramilitärischer Organisationen wie der Söldner-Truppe Wagner müssen künftig einen Treueeid auf den russischen Staat ablegen. Ein entsprechendes Dekret unterzeichnete Präsident Wladimir Putin zwei Tage nach dem mutmasslichen Tod des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz.
Laut dem auf der Website des Präsidialamts veröffentlichten Dekret müssen alle «freiwilligen Kämpfer» und Mitglieder privater militärischer Organisationen - wie bisher schon reguläre Soldaten - Russland «Treue» und «Loyalität» schwören und zudem geloben, «die Befehle der Kommandeure und Vorgesetzten strikt zu befolgen». Ziel der Massnahme sei es, «die geistigen und moralischen Grundlagen für die Verteidigung der Russischen Föderation zu legen», hiess es.
Beim Absturz eines Privatflugzeugs in der russischen Region Twer waren am Mittwochabend nach russischen Behördenangaben alle zehn Insassen ums Leben gekommen. Den Behörden zufolge stand Wagner-Chef Prigoschin ebenso wie sein Stellvertreter Dmitri Utkin auf der Passagierliste. Die genetische Analyse zur Identifizierung der Leichen ist noch nicht abgeschlossen.
Zwei Monate vor dem Flugzeugabsturz hatte Prigoschin seine Söldner in einem Aufstand Richtung Moskau marschieren lassen. Ziel war laut Prigoschin der Sturz der russischen Armeeführung und von Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Nach einem Tag hatte der Wagen-Chef den Aufstand jedoch wieder abgeblasen, im Gegenzug wurde ihm Straffreiheit zugesichert.
14.17 Uhr
Kreml: Putin fährt nicht zu G20 nach Indien
Der russische Präsident Wladimir Putin wird nicht zum Gipfeltreffen der Zwanzigergruppe wichtiger Industrie- und Schwellenländer (G20) Anfang September in Indien fahren.
Reisen stünden derzeit nicht im Terminkalender, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Putin konzentriere sich auf die militärische Spezialoperation, wie Moskau den Angriffskrieg gegen die Ukraine nennt.
Putin habe gerade erst per Videoschaltung am Gipfeltreffen der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) teilgenommen, sagte Peskow russischen Agenturmeldungen zufolge. Die Form seiner Teilnahme am G20-Gipfel werde geklärt. Das Treffen findet am 9./10. September in Neu-Delhi statt. Putin war auch nicht zum Gipfel der Gruppe im vergangenen Jahr nach Indonesien geflogen.
14.06 Uhr
Verdacht auf Geheimdienstarbeit für Russland: Festnahmen in Lettland
In Lettland haben die Sicherheitsbehörden vier Personen wegen des Verdachts der Zusammenarbeit mit dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB festgenommen.
Im Auftrag des FSB sollten die lettischen Staatsbürger Aktivitäten unternommen haben, die gegen die Sicherheit Lettlands und dessen Bevölkerung gerichtet waren. Dies teilte die Sicherheitspolizei des EU- und Nato-Landes in Riga mit. Demnach ist am 1. August ein Strafverfahren gegen die Verdächtigen eingeleitet worden, von denen sich drei weiterhin in Untersuchungshaft befinden.
Bei Durchsuchungen an landesweit 14 Orten seien auch zahlreiche Datenträger und Dokumente sichergestellt worden. Zudem wurden Geräte gefunden, bei denen es sich vermutlich um Güter von strategischer Bedeutung handele, die den Behörden zufolge für rechtswidrige operative Tätigkeiten genutzt werden könnten. Nähere Angaben machte die Sicherheitspolizei aus Rücksicht auf laufende Ermittlungen nicht.
12.34 Uhr
«Eine absolute Lüge»: Kreml weist Attentats-Theorien scharf zurück
Der Kreml hat bestritten, den Befehl für den mutmasslichen Tod von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin gegeben zu haben. «Das ist eine absolute Lüge», sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Der Fall des Flugzeugabsturzes vom Donnerstag müsse «auf der Basis von Fakten» behandelt werden.
«Das ist eine absolute Lüge», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau. Rund um den Flugzeugabsturz gebe es viele Spekulationen, die «im Westen aus einer bestimmten Ecke befeuert» würden, wurde Peskow von russischen Nachrichtenagenturen zitiert.
Auch der Kreml habe noch keine Bestätigung für den Tod Prigoschins. Peskow riet, die Ergebnisse der Untersuchungen abzuwarten, wie es auch Putin am Vorabend gesagt habe. «Wenn die offiziellen Ergebnisse zur Veröffentlichung bereit sind, werden sie auch veröffentlicht.»
Auf halbem Weg von Moskau nach St. Petersburg war am Mittwoch ein Flugzeug abgestürzt. Alle Menschen an Bord kamen ums Leben. Laut Passagierliste sass auch Prigoschin, Chef der Privatarmee Wagner, im Flugzeug. Er hatte mit seinen Bewaffneten zwei Monate zuvor gegen Putin und Militärführung gemeutert. Im russischen Internet werden Vorwürfe erhoben, der Flug sei aus Rache sabotiert worden. Westliche Regierungen gehen ebenfalls nicht von einer technischen Ursache aus.
Peskow sagte, er könne zur Zukunft der Wagner-Bewaffneten nichts sagen. Nach russischem Recht gebe es gar keine private Militärfirma Wagner. Trotzdem habe die Gruppe natürlich existiert. Die Schattenarmee war in Syrien und vielen afrikanischen Ländern im Einsatz, sie kämpfte offen auch in der Ukraine.
12.32 Uhr
US-Institut: Prigoschins Tod beendet Wagners Unabhängigkeit
Der Verlust der zentralen Führungsfigur schwäche ihre Fähigkeit, der Kampagne des Kremls und des russischen Verteidigungsministeriums entgegenzutreten, die die Gruppe nach ihrer Rebellion am 24. Juni destabilisieren und zerstören wollten, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien ISW in seiner Analyse am Donnerstag (Ortszeit).
Berichten zufolge habe das Ministerium bereits selbst private Militärgruppen eingerichtet, welche derzeitiges und früheres Wagner-Personal rekrutierten, hiess es weiter. Dabei gehe es um die Kontrolle von Wagner-Operationen im Ausland.
Unklar sei, ob der Kreml Wagner komplett auflösen oder als kleinere, dem Verteidigungsministerium unterstehende Organisation neu aufstellen wolle. Dass Wagner als quasi-unabhängige Gruppe mit neuer, kremltreuer Führung erhalten bleibe, sei als dritte Option zwar möglich, aber nach ISW-Einschätzung unwahrscheinlich.
Die US-Experten verwiesen darauf, dass sich Wagners Kommandantenrat seit Prigoschins mutmasslichem tödlichen Flugzeugabsturz noch nicht öffentlich zur Zukunft der Gruppe geäussert hat. Dies könne für ein allgemeines Chaos innerhalb der Befehlsränge sprechen oder für eine explizite Schweige-Anweisung russischer Autoritäten, schrieb das ISW.
«Putins fast sichere Ermordung von Wagners Führung hat sehr deutlich gemacht, dass der Kreml nach aussen hin feindselig gegenüber denen sein wird, die versuchen, die Unabhängigkeit ihrer eigenen parallelen Militärstrukturen zu sichern», heisst es in der Analyse.
11.55 Uhr
Brachte eine Bombe den Wagner-Jet zum Absturz?
War eine Bombe an Bord des Flugzeugs, in dem Jewgeni Prigoschin und weitere Wagner-Grössen gestorben sein sollen? Das jedenfalls berichten sowohl ein prorussischer Telegram-Kanal als auch der US-Fernsehsender ABC. Mehr dazu liest du hier.
Tschetschenen-Führer Kadyrow trauert öffentlich um Prigoschin
«Sein Tod ist ein grosser Verlust für den ganzen Staat», schrieb Ramsan Kadyrow in der Nacht zum Freitag auf seinem Telegram-Kanal, kurz nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin von einer Tragödie gesprochen hatte. Den Angehörigen sprach er sein Beileid aus. Kadyrow und Prigoschin waren beide mit ihren unterstellten Truppen an Russlands Angriffskrieg in der Ukraine beteiligt. Dabei waren sie eine Zeit lang in ihrer Kritik gegen die russische Militärführung vereint, zerstritten sich am Ende aber schwer.
«Wir waren seit langer Zeit befreundet», behauptet Kadyrow nun, zwei Tage nachdem Prigoschin mutmasslich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Auf Telegram hat er ein Foto gepostet, das ihn bei der Entgegennahme eines Ordens der Söldnertruppe Wagner aus den Händen Prigoschins zeigt. Auf den Konflikt geht er nur am Rande ein. Prigoschin habe in den letzten Monaten das grosse Gesamtbild aus den Augen verloren. «Ich habe ihn gebeten, seine persönlichen Ambitionen hintenan zu stellen zugunsten von Angelegenheiten höchster Wichtigkeit für den Staat», schrieb er.
Kadyrov on the death of Prigozhin: "Evgeny Viktorovich was very active for his years, he was an important person of state scale. But recently he either did not see or did not want to see the full picture of what was happening in the country. I asked him to leave his personal… pic.twitter.com/h6tMGg6ZBN
Tatsächlich galten Kadyrow und Prigoschin beide als Hardliner und forderten ein noch härteres Vorgehen Moskaus in der Ukraine. Viele Beobachter bezeichneten die Allianz der beiden allerdings als befristet, gehe es bei ihrer Kritik an der Militärführung doch vor allem darum, Vorteile für die eigenen Truppenteile herauszuschlagen. Tatsächlich endete das Bündnis, als Prigoschin Kadyrows Achmat-Truppen dafür kritisierte, nie an vorderster Front zu kämpfen. Daraufhin drohten die tschetschenischen Einheiten dem Wagner-Chef unter anderem Gewalt an.
Die von Prigoschin im Juni initiierte Meuterei versprach Kadyrow «mit harten Methoden» niederzuschlagen. Zu einer Auseinandersetzung zwischen Wagner- und Achmat-Einheiten kam es aber nicht; Prigoschin blies den Aufstand selbst ab.
9.40 Uhr
London: Prigoschin «sehr wahrscheinlich» tot
Ist er tot oder nicht? Um das Schicksal des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin ranken sich wilde Gerüchte.
Nun legen auch die britischen Geheimdienste ihre Einschätzung vor: Prigoschin sei «sehr wahrscheinlich» tot.
Es gebe aber noch keinen endgültigen Beweis, dass Prigoschin an Bord des abgestürzten Flugzeugs gewesen sei, zumal er stets aussergewöhnliche Sicherheitsmassnahmen ergreife, betonte das britische Verteidigungsministerium am Freitag.
Dennoch: Prigoschins Tod würde die Privatarmee Wagner zutiefst destabilisieren, heisst es aus London weiter. «Seine persönlichen Eigenschaften wie Hyperaktivität, aussergewöhnliche Kühnheit, Ergebnisorientierung und extreme Brutalität haben Wagner geprägt und dürften von keinem Nachfolger erreicht werden», teilte das britische Ministerium weiter mit.
Das Führungsvakuum bei Wagner würde sich noch verschärfen, wenn Berichte zuträfen, dass Gründer und Feldkommandant Dmitri Utkin und Logistikchef Waleri Tschekalow tot sind.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine – 25 August 2023
Die russischen Medien «Shot» und «Baza» sowie der Telegram-Kanal VChK-OGPU berichten laut «Blick», dass gegen Prigoschins persönlichen Piloten, Artem Stepanow, ermittelt werde. Dieser unterhalte enge Verbindungen zu russischen Sicherheitskräften. Die Ermittler gehen demnach davon aus, dass Stepanow am Vorabend des Abflugs aus Moskau Zugang zu Prigoschins Privatjet gehabt haben könnte.
Allerdings zitiert «Baza» auch Stepanows Bruder mit den Worten, er sei in den vergangenen Tagen in den Ferien auf Kamtschatka, einer Halbinsel im Osten Russlands, gewesen. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
5.18 Uhr
Warten auf offizielle Identifizierung
Eine offizielle Identifizierung der Leiche Prigoschins durch die russischen Behörden stand bis Freitag noch aus. Putin sprach indes schon in der Vergangenheitsform von dem «talentierten Geschäftsmann» und Söldnerführer. «Er war ein Mensch mit einem schwierigen Schicksal, und er hat ernsthafte Fehler gemacht», sagte er. Während der Meuterei der Wagner-Kämpfer gegen die russische Führung im Juni hatte Putin seinem langjährigen militärischen Handlanger Prigoschin Verrat vorgeworfen, ihm und seinen Gefolgsleuten dann aber die Ausreise nach Belarus ermöglicht.
4.12 Uhr
USA vermuten Attentat
Die «New York Times» und andere US-Medien berichteten unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, dass vermutlich eine Explosion an Bord des Flugzeugs den Absturz ausgelöst habe. Eine endgültige Schlussfolgerung sei noch nicht gezogen, eine Explosion aber derzeit die wahrscheinlichste Begründung, schrieb die «New York Times». Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte, es gebe keine Hinweise, dass der Jet von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden sei. Dies hatten Prigoschin nahestehende Webseiten und Kanäle in sozialen Medien gemutmasst.
1.38 Uhr
USA steigen in Ausbildung der Ukraine auf F-16 ein
Das US-Militär will ukrainische Piloten in den USA an Kampfjets vom Typ F-16 ausbilden, wie Pentagon-Sprecher Pat Ryder ankündigte. Im September solle zunächst ein Englisch-Training beginnen, im Oktober dann das Flugtraining. Die US-Regierung will damit einen weiteren Trainingsort einrichten neben den Ausbildungsstätten bei europäischen Partnerländern. Die Ukraine hatte ihre internationalen Partner monatelang um westliche Kampfjets gebeten, um die russische Invasion besser abwehren zu können.