Totgesagter Wagner-ChefHat eine Bombe in der Motorkühlung zum Absturz geführt?
Von Philipp Dahm
25.8.2023
Rätselraten nach Absturz von Prigoschin-Flugzeug
Die Fläche vor dem Sitz der Wagner-Gruppe in St. Petersburg füllte sich am Donnerstag schnell mit Blumen und Kerzen, in Gedenken an Jewgeni Prigoschin. Der Chef der Söldner-Einheit ist mutmasslich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Laut Angaben der russischen Luftfahrtbehörde befanden er und andere Wagner-Führungskräfte sich an Bord der Maschine, die auf dem Weg von Moskau nach St. Petersburg abstürzte.
25.08.2023
War eine Bombe an Bord des Flugzeugs, in dem Jewgeni Prigoschin und weitere Wagner-Grössen gestorben sein sollen? Das jedenfalls berichten sowohl ein pro-russischer Telegram-Kanal als auch der US-Sender ABC.
Von Philipp Dahm
25.08.2023, 11:00
25.08.2023, 11:44
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Das russische Verteidigungsministerium äussert sich nicht zum Absturz von Jewgeni Prigoschins Maschine.
Der Telegram-Kanal VChK-OGPU dagegen will erfahren haben, dass eine Bombe in der Kühlung des Motors die Ursache für den tödlichen Crash gewesen sein soll.
Das deckt sich mit einem Bericht des US-Senders ABC, der sich auf anonyme Pentagon-Quellen beruft.
Nach den Flugschreibern wird angeblich immer noch gesucht. Wagner-Söldner sollen sie möglicherweise an sich genommen hätten.
Ein Schweigen kann sehr vielsagend sein. So ist es nicht verwunderlich, dass auf dem Telegram-Kanal des russischen Verteidigungsministeriums keine Rede vom Flugzeugabsturz ist, der Jewgeni Prigoschin, den Wagner-Gründer Dmitri Utkin und weitere Mitglieder der russischen Privatarmee getötet haben soll.
Zu tief ist der öffentliche Riss, nachdem Prigoschin mehrfach die Absetzung von Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Oberbefehlshaber Waleri Gerassimow gefordert hatte. Ein Video, in dem der Wagner-Boss einst wütend die Namen seiner beiden Kontrahenten ausrief, ging um die Welt. So wie dieses Meme, das sich daran orientiert und nach dem Crash am 23. August verbreitete.
Putin could've been really smart or Prigozhin might have spoken the truth when he said that he wasn't after Putin but Shoigu and Gerasimov. Ie Putin might have been reduced to a figurehead and hoping that Wagner might serve as an ally to contain a power faction centered on... pic.twitter.com/ChoDulJMCN
Ganz anders tönt es auf dem Telegram-Kanal der «Söldnergemeinschaft» Grey Zone, die bitterlich um Prigoschin trauert. Schwerer als seine Medaillen hätte nur Prigoschins Liebe zu Russland gewogen, heisst es etwa – bevor mehr als ein Dutzend Auszeichnungen aufgezählt werden. «Ewiges Erinnern» wird da geschworen und Gedenkstätten in St. Petersburg und anderen Städten werden gezeigt.
Doch was nun genau passiert, erfährt man nicht. Auch auf Rybar, dem mit 1,18 Millionen Followern stärksten pro-russischen Telegram-Kanal, halten sich die Autoren zurück. «Es kommen weiterhin Informationen über den Absturz herein», ist dort nachzulesen. «Die Ermittler untersuchen mehrere mögliche Versionen des Geschehens.»
Bombe in der Motorkühlung?
Schlüsse will man keine ziehen: «Aufgrund des jüngsten Konflikts zwischen Prigoschin und Schoigu häufen sich im Internet Fälschungen und Spekulationen.»
Konkret wird dagegen ein anderer Telegram-Kanal: «Wie VChK-OGPU erfahren hat, ist die derzeit wahrscheinlichste Ursache, dass die Bombe in der Motorkühlung platziert worden sein könnte. Sie wurde am Vorabend des Abflugs ausgetauscht.»
Putin bestätigt indirekt Prigoschins Tod - Gallery
Die Behörden bestätigten sehr schnell, Prigoschin habe auf der Passagierliste der abgestürzten Maschine gestanden.
Bild: dpa
Dieses vom russischen Ermittlungskomitee veröffentlichte und von der chinesischen staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua bereitgestellte Foto soll die Absturzstelle in der Region Twer zeigen.
Bild: dpa
Dieses Bild aus einem Video, das von Ostorozhno Novosti veröffentlicht wurde, soll die Absturzstelle eines Privatjets in der Nähe des Dorfes Kuschenkino in der Region Twer zeigen.
Bild: dpa
Einsatzkräfte am Absturzort in der Nähe des Dorfes Kuschenkino. Über die Ursache des Absturzes gibt es bislang nur Spekulationen.
Bild: dpa
Fahrzeugkonvoi in der Nähe des abgestürzten Privatjets. Hier im nordrussischen Gebiet Twer nahe dem Waldai-See ist auch eine Militärbasis und eine Flugabwehreinheit stationiert.
Bild: dpa
Russische Soldaten inspizieren ein Teil eines abgestürzten Privatjets bei Kushenkino.
Bild: Alexander Zemlianichenko/AP
Putin bestätigt indirekt Prigoschins Tod - Gallery
Die Behörden bestätigten sehr schnell, Prigoschin habe auf der Passagierliste der abgestürzten Maschine gestanden.
Bild: dpa
Dieses vom russischen Ermittlungskomitee veröffentlichte und von der chinesischen staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua bereitgestellte Foto soll die Absturzstelle in der Region Twer zeigen.
Bild: dpa
Dieses Bild aus einem Video, das von Ostorozhno Novosti veröffentlicht wurde, soll die Absturzstelle eines Privatjets in der Nähe des Dorfes Kuschenkino in der Region Twer zeigen.
Bild: dpa
Einsatzkräfte am Absturzort in der Nähe des Dorfes Kuschenkino. Über die Ursache des Absturzes gibt es bislang nur Spekulationen.
Bild: dpa
Fahrzeugkonvoi in der Nähe des abgestürzten Privatjets. Hier im nordrussischen Gebiet Twer nahe dem Waldai-See ist auch eine Militärbasis und eine Flugabwehreinheit stationiert.
Bild: dpa
Russische Soldaten inspizieren ein Teil eines abgestürzten Privatjets bei Kushenkino.
Bild: Alexander Zemlianichenko/AP
Das will der Kanal von einem Angehörigen der 39-jährigen Flugbegleiterin Kristina Raspopowa erfahren haben, die bei dem Absturz ums Leben kam. Dass eine Bombe der Grund für den Crash war, vermuten auch die US-Geheimdienste, berichtet der Sender ABC mit Bezug auf anonyme Quellen. Offiziell bestätigen mochte das ein Pentagon-Sprecher jedoch nicht: Brigadegeneral Pat Ryder sagte bloss, Berichte über einen Raketentreffer seien falsch.
Für die USA ist immerhin klar, dass der russische Präsident der Drahtzieher ist: «Es passiert nicht viel in Russland, ohne dass Putin dahinter steckt», sagte US-Präsident Joe Biden. Das bestätigt die Geheimdienst-Quelle von ABC: Der Kremlchef habe «eine lange Vorgeschichte, wenn es darum geht, seine Kritiker zum Schweigen zu bringen».
Wo sind die Flugschreiber?
Der Telegram-Kanal VChK-OGPU führt zum Stand der Ermittlungen aus, dass das angeblich betroffene Teil der Motorkühlung «in den USA bestellt und unter Umgehung der Sanktionen nach Moskau geliefert» worden sei. Die Technik sei jedoch beschädigt gewesen und ein Ersatzteil beschafft worden. Nun werde untersucht, wer es geliefert habe.
Prigoschins Haus in St. Petersburg: Einblick ins Privatleben
Jewgeni Prigoschin hatte viele Gesichter – und wenn er sich mal verkleidet hat, schoss er ein Selfie von sich. Diese Sammlung ist öffentlich geworden, nachdem die Behörden sein Haus durchsucht haben.
Die Fotos aus dem Haus des 62-Jährigen hat die Polizei an die Presse weitergegeben: Die Zeitung «Iswestija» verbreitete die Aufnahmen. Hier sind die Perücken zu sehen, mit denen sich der Kahlkopf verkleidet hat.
Prigoschins Villa steht in St. Petersburg: Ob der Ex-Boss der Gruppe Wagner Klavier spielen kann, wissen wir nicht.
Wer dieses Bild sieht, könnte noch denken, es sei bei einem normalen Villen-Besitzer entstanden.
Dieses Foto spricht jedoch eine andere Sprache: Es zeigt abgeschnittene Köpfe und ist wahrscheinlich in Syrien aufgenommen worden.
Held der Russischen Föderation: Prigoschins Orden.
Auch dieser Einblick ins Schlafzimmer offenbart Ungewöhnliches: Prigoschin scheint genug Waffen im Haus zu haben, ...
... um jeden unliebsamen Hausierer vertreiben zu können. Neben Sturmgewehren entdeckten die Ermittler ...
... auch jede Menge Geld und Gold. Neben Dollar-Devisen sollen Rubel im Wert von rund 100’000 Millionen Franken gefunden worden sein.
Ist das ein Pfosten? Oder ein Galgen? Nein, das ist ein überdimensionierter Hammer, auf dem «Für schwierige Verhandlungen» steht. Der Hintergrund: Wagner-Offiziere haben angeblich ...
.... Vorschlaghammer benutzt, um mit ihnen jene vor versammelter Mannschaft zu erschlagen, die vor dem Krieg türmen wollten.
Der Arbeits- neben dem Billardtisch: Was wohl in den schwarzen Säcken ist, die hier zu sehen sind?
Was braucht ein Söldner-Boss sonst noch in seinem Haus? Um fit zu bleiben, bietet sich ein Bad im heimischen Schwimmbad ...
... oder ein Besuch des Kraftraums an. Sollte es dem Besitzer mal nicht so gut gehen, ...
... kann sich Prigoschin im eigenen Krankenzimmer gesund pflegen lassen. Und wenn das nicht klappt, ...
... hilft nur noch beten.
Prigoschins Haus in St. Petersburg: Einblick ins Privatleben
Jewgeni Prigoschin hatte viele Gesichter – und wenn er sich mal verkleidet hat, schoss er ein Selfie von sich. Diese Sammlung ist öffentlich geworden, nachdem die Behörden sein Haus durchsucht haben.
Die Fotos aus dem Haus des 62-Jährigen hat die Polizei an die Presse weitergegeben: Die Zeitung «Iswestija» verbreitete die Aufnahmen. Hier sind die Perücken zu sehen, mit denen sich der Kahlkopf verkleidet hat.
Prigoschins Villa steht in St. Petersburg: Ob der Ex-Boss der Gruppe Wagner Klavier spielen kann, wissen wir nicht.
Wer dieses Bild sieht, könnte noch denken, es sei bei einem normalen Villen-Besitzer entstanden.
Dieses Foto spricht jedoch eine andere Sprache: Es zeigt abgeschnittene Köpfe und ist wahrscheinlich in Syrien aufgenommen worden.
Held der Russischen Föderation: Prigoschins Orden.
Auch dieser Einblick ins Schlafzimmer offenbart Ungewöhnliches: Prigoschin scheint genug Waffen im Haus zu haben, ...
... um jeden unliebsamen Hausierer vertreiben zu können. Neben Sturmgewehren entdeckten die Ermittler ...
... auch jede Menge Geld und Gold. Neben Dollar-Devisen sollen Rubel im Wert von rund 100’000 Millionen Franken gefunden worden sein.
Ist das ein Pfosten? Oder ein Galgen? Nein, das ist ein überdimensionierter Hammer, auf dem «Für schwierige Verhandlungen» steht. Der Hintergrund: Wagner-Offiziere haben angeblich ...
.... Vorschlaghammer benutzt, um mit ihnen jene vor versammelter Mannschaft zu erschlagen, die vor dem Krieg türmen wollten.
Der Arbeits- neben dem Billardtisch: Was wohl in den schwarzen Säcken ist, die hier zu sehen sind?
Was braucht ein Söldner-Boss sonst noch in seinem Haus? Um fit zu bleiben, bietet sich ein Bad im heimischen Schwimmbad ...
... oder ein Besuch des Kraftraums an. Sollte es dem Besitzer mal nicht so gut gehen, ...
... kann sich Prigoschin im eigenen Krankenzimmer gesund pflegen lassen. Und wenn das nicht klappt, ...
... hilft nur noch beten.
Weiter schreibt der Telegram-Kanal, Prigoschin habe Angst vor dem Fliegen gehabt. Demnach habe er seine Flugzeuge und Routen häufig gewechselt. «Kurz vor seinem Tod wurde jedoch auf Drängen der Behörden von dieser Praxis abgesehen», schreibt VChK-OGPU.
Über das, was passiert ist, sollten die Flugschreiber des Business-Jets Auskunft geben können. Nach denen wird laut VChK-OGPU immer noch gesucht. «Es besteht der Verdacht, dass Wagner-Söldner sie gefunden und weggebracht haben könnten.»