Late Night USA Presseprecherin geht und grinst – Trumps PR-Gau am Wochen-Ende

Von Philipp Dahm

14.6.2019

Eine dieser vier Personen ist gerade entlassen worden: Ahnen sie, wem hier der Abgang ins Gesicht geschrieben steht?
Eine dieser vier Personen ist gerade entlassen worden: Ahnen sie, wem hier der Abgang ins Gesicht geschrieben steht?
Screenshot: YouTube

Er twittert vom «Prinz der Wale», schiesst mit dem neuesten TV-Interview ein Eigentor – und nun geht auch noch die Pressesprecherin: Donald Trump braucht ganz dringend PR-Nachhilfe.

Happy Birthday, Donald Trump! Der US-Präsident feiert heute, 14. Juni, seinen 73. Geburtstag. «Wie kann es sein, dass [er] nur 73 wird? Es fühlt sich an, als sei er Präsident seit 73», lästert Jimmy Kimmel in der «ABC»-Show «Jimmy Kimmel Live» und flunkert, eine Party sei in Planung: First Lady Melania wolle sich in einer Torte verstecken – ohne freilich aus dieser auch herausspringen zu wollen.

Dann fragt der Moderator sein Publikum, ob es das Interview von George Stephanopoulos mit dem orangehaarigen New Yorker gesehen habe: 30 Stunden hat der «ABC»-Journalist mit Trump verbracht. «Sie werden es nicht glauben: Er hat ein paar verrückte Sachen gesagt», witzelt Kimmel und erinnert daran, dass der Republikaner in den letzten zwei Jahren immer wieder betont hat, es habe «no collusion», also keine geheimen Absprachen mit fremden Mächten gegeben.

«Jimmy Kimmel Live»

Ab Minute 1:07 ist jedoch zu sehen, wie der also nun 73-Jährige die Frage beantwortet, ob er ausländische Informationen über seine Konkurrenz anhören oder das FBI verständigen würde: «Vielleicht macht man beides. Vielleicht würde man es hören wollen. Zuhören ist nichts Schlechtes. Wenn Norwegen anruft [und sagt], wir haben Informationen über ihren Gegner, würde ich es hören wollen. Das ist keine Einmischung, ich würde die Informationen nehmen.»

Falls Sie keine Zeit haben, den Clip anzugicken: So sieht Jimmy Kimmel sozusagen optisch aus!
Falls Sie keine Zeit haben, den Clip anzugicken: So sieht Jimmy Kimmel sozusagen optisch aus!
Screenshot: YouTube

Nicht viel überzeugender ist der Argumentationsversuch ab Minute 1:43: «Wenn Sie Kongressabgeordneter sind und jemand kommt und sagt, [er habe] Informationen über ihren Gegner – rufen Sie dann das FBI an? Ich sage Ihnen was: Ich habe viel gesehen in meinem Leben. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie das FBI gerufen. Man ruft das FBI nicht an. So läuft das Leben nicht.» Aber der FBI-Chef meinte doch, man müsse in so einem Fall seine Behörde informieren? Trumps Replik in bester Basta-Manier: «Der FBI-Chef liegt falsch.»

«Es ist unglaublich», lacht Kimmel zynisch. «Er scheint nicht mal zu wissen, was geheime Absprachen sind – nur dass er sie nicht gemacht hat. Er hat im Prinzip Russland eingeladen, wieder unsere Wahlen zu manipulieren.» Und selbst der Tweet, mit dem Donald Trump die Dinge ein wenig geraderücken will, geht total schief: Sicherlich hat der Mann den Prinz of Wales getroffen, aber dass er auch den Prinz der Wale («Prince of Whales») besucht hat, ist definitiv «Fake News» von höchster Stelle.

Es sei PR-mässig einer der schlimmsten Tage für Trump gewesen, glaubt Kimmel. Dabei könne es fortan nur besser werden, denn der Präsident hat seine Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders zum Ende des Monats entlassen. Warum das den Amtsinhaber weiterbringen könnte? «Sarah Sanders hat seit über drei Monate keine Presskonferenz mehr abgehalten.» Von Kündigung oder Entlassung könne eigentlich also keine Rede sein.

Man habe die Frau nie so glücklich gesehen wie zu dem Zeitpunkt, als Trump ihren Abgang verkündet, so Kimmel. Und traurig ist der Moderator selbst auch nicht: Der Zusammenschnitt ab 4:33 Minute zeigt, warum die ausgesprochen hemdsärmelige Gouverneurstochter ihm – und manch anderem – nicht in bester Erinnerung bleibt.

Kimmels Ansprache im Video.

«The Daily Show with Trevor Noah»

«Man nimmt keine Süssigkeiten von Fremden. Doch gestern haben wir von jemandem erfahren, der diese Lektion offensichtlich nie gelernt hat, als er gross wurde. Und dieser Mann ist jetzt Präsident», beginnt Trevor Noah sein Stück über Trumps verbale Trampeleien in Sachen «collusion».

Sieht aus, als habe er sich gerade verliebt: Trevor Noah.
Sieht aus, als habe er sich gerade verliebt: Trevor Noah.
Screenshot: YouTube

«Anscheinend sind dreckige Informationen der einzige Import, auf den er keine Strafzölle erheben würde», ärgert sich der «Daily Show»-Moderator. «Und ich denke, es macht sogar Sinn: Warum sollte Trump 2020 irgendetwas anders machen, wenn es wegen 2016 nie echte Konsequenzen gab?»

Es war noch nicht einmal ein schnell herausgezwitscherter, vielfältig interpretierbarer Tweet, mit dem Trump Aufruhr versursacht hat, betont Noah, bevor er ab Minute 1:23 Ausschnitte des «ABC»-Interviews zeigt.  Anschliessend fragt er treffend: «Moment, Norwegen? Norwegen versucht nicht, unsere Wahlen zu manipulieren. Welche Geheiminformationen können Sie haben?» Und: «Habt Ihr mitgekriegt, wie er gesagt hat: ‹Ich habe viel gesehen in meinem Leben und nie das FBI gerufen›?»

Trevor Noah findet: Da läuft was schief in Washington.
Trevor Noah findet: Da läuft was schief in Washington.
Screenshot: YouTube

Doch dann wird der Komiker ernst.  «Das ist nicht: links gegen rechts. Demokraten gegen Republikaner. Selbst loyale Anhänger kritisieren ihn.» Ab Minute 3:56 sehen wir einige Republikaner, die ihrem Ärger Luft machen. «Nichts im Leben ist gratis», fasst der Mann des Senders «Comedy Central» zusammen, was alle über derlei «Informationen» denken.

Zu dem Tweet, mit dem sich der Mann aus dem Weissen Haus verteidigt, meint er: «Es gibt einen grossen Unterschied zwischen [dreckigen Informationen aus dem Ausland] und Smalltalk mit der Queen. Trump tut so, als würden wir von ihm erwarten, dass er [so einen Anruf macht]: ‹Hallo, FBI, Ihr werdet nicht glauben, was die Queen gerade gemacht hat! Sie hat gefurzt. Sie hat es Arsch-Brexit genannt, aber ich weiss genau, was das war.›»

«The Daily Show with Trevor Noah» im Video.

Late Night USA – Amerika verstehen

50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten die wohl beste Navigationshilfe: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.

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