«Parteipolitisches Theater»Ukraine-Affäre: Trump kündigt an, jede Zusammenarbeit zu verweigern
SDA/tjb
9.10.2019 - 03:25
Das Weisse Haus greift zum Zweihänder: In einem Brief an den Kongress bezeichnet die Regierung die Impeachment-Untersuchung der Demokraten als Verfassungsbruch und kündigt an, jede Zusammenarbeit zu verweigern.
In der Ukraine-Affäre versucht es US-Präsident Donald Trump nun mit einer Total-Blockade: Das Weisse Haus verweigert kategorisch jede Kooperation mit dem Kongress bei Zeugenaussagen oder der Herausgabe von Dokumenten.
Dies kündigte die Regierungszentrale am Dienstagabend (Ortszeit) in Washington an. Die Vorermittlungen der Demokraten für ein mögliches Amtsenthebungsverfahren gegen Trump seien allein parteipolitisch motiviert, verletzten die Verfassung und entbehrten jeder «legitimer Grundlage», heisst es in einem Schreiben des Weissen Hauses an das US-Repräsentantenhaus. Es erwecke nicht einmal den Anschein von Fairness und lasse wichtige rechtsstaatliche Grundsätze vermissen. Die US-Regierung werde daher nicht an diesem «parteipolitischen Theater» teilnehmen.
Wahrheit unter dem Deckmantel?
Die US-Demokraten kritisierten die Ankündigung des Weissen Hauses umgehend scharf, in der Untersuchung zur Ukraine-Affäre um Präsident Donald Trump jegliche Kooperation zu verweigern. Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sprach von einem «rechtswidrigen Versuch», die Wahrheit unter Verschluss zu halten. Es solle verheimlicht werden, dass die Trump-Regierung Druck auf andere Länder ausgeübt habe, um die US-Wahlen 2020 zu beeinflussen.
Die Demokraten treiben im Repräsentantenhaus, wo sie die Mehrheit stellen, mit aller Kraft Untersuchungen für ein etwaiges Amtsenthebungsverfahren gegen den republikanischen Präsidenten voran – für ein sogenanntes Impeachment. Trump wird beschuldigt, die Macht seines Amtes missbraucht zu haben, damit sich eine ausländische Regierung zu seinen Gunsten in den Wahlkampf einmischt.
Trump hatte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat Ende Juli zu Ermittlungen gegen Joe Biden und dessen Sohn Hunter ermuntert. Biden bewirbt sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bei der Wahl 2020, zu der auch Trump antritt. Der Inhalt des Gesprächs mit Selenskyj kam an die Öffentlichkeit, nachdem ein anonymer Geheimdienstmitarbeiter Beschwerde bei einem internen Kontrollgremium eingereicht hatte. Den Demokraten zufolge nutzte Trump zeitweise blockierte Militärhilfe für die Ukraine als Druckmittel in der Frage.
Die Demokraten forderten in den vergangenen Wochen unter Strafanordnung zahlreiche Dokumente an – unter anderem vom Weissen Haus, dem Aussenministerium, dem Vizepräsidenten und dem Verteidigungsministerium. Erst am Dienstag blockierte die Trump-Regierung die Aussage eines Top-Diplomaten vor dem Kongress, was bei Demokraten Empörung auslöste. Es war quasi ein Vorgeschmack auf den späteren Rundumschlag aus dem Weissen Haus.
Vollständiger Stopp
Mit dem Schreiben an das Repräsentantenhaus macht die Regierungszentrale nun klar, dass sie nicht gedenkt, in der Ukraine-Affäre überhaupt noch Unterlagen herauszugeben oder Zeugenaussagen zuzulassen. Ein hochrangiger Regierungsvertreter sprach von einem «vollständigen Stopp» bei der Zusammenarbeit mit den ermittelnden Ausschüssen im US-Repräsentantenhaus. Keine Mitarbeiter der Regierung würden aussagen, keine Dokumente würden ausgehändigt – auch nicht mit einer sogenannten Subpoena, also unter Strafandrohung.
Schon bei vorherigen Untersuchungen gegen den Präsidenten und dessen Umfeld – etwa in der Russland-Affäre oder mit Blick auf Trumps Finanzen – hat das Weisse Haus immer wieder einzelne Zeugenaussagen verhindert oder Dokumente zurückgehalten. Doch diese Ansage hat eine neue Dimension: Es ist ein kategorisches Nein zu allen bisherigen und künftigen Anfragen aus der Kongresskammer in der Ukraine-Affäre, eine Komplett-Blockade und Rundum-Verweigerung. Die «New York Times» spricht von einer «Kriegserklärung» des Präsidenten gegen die Impeachment-Vorermittlungen im Repräsentantenhaus.
Die Untersuchungen hätten allein zum Ziel, Trump den Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2016 nachträglich streitig zu machen, heisst es darin weiter. Es gebe keinerlei Grundlage für die Anschuldigungen in Sachen Ukraine gegen Trump. Das Telefonat mit Selenskyj sei absolut angemessen gewesen. Das Weisse Haus rief das Repräsentantenhaus auf, das Verfahren aufzugeben und mahnte: «Der Präsident hat ein Land zu führen.»
Der US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland (r), ist enttäuscht. Er wollte vor dem Kongress erscheinen. Doch die Regierung von US-Präsident Trump hat seine Aussage in der Ukraine-Affäre blockiert.
Bild: KEYSTONE/AP/PABLO MARTINEZ MONSIVAIS
Für Adam Schiff (l), den Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, ist Botschafter Gordon Sondland ein «zentraler Zeuge» bei der Aufklärung der Vorwürfe gegen Trump.
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