Eklat bei deutscher Zeitung Elon Musk preist in Gastbeitrag die AfD – Meinungschefin schmeisst hin

toko

28.12.2024

Musk gilt in seinem Auftreten on- und offline als Exzentriker
Musk gilt in seinem Auftreten on- und offline als Exzentriker
Evan Vucci/AP/dpa

Der reichste Mann der Welt macht in einer deutschen Zeitung Wahlwerbung für die Afd. Die Meinungschefin kündigt daraufhin. Der Verlagschef soll den Beitrag durchgeboxt haben.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Gastbeitrag des Tech-Milliardärs Elon Musk bei der deutschen Zeitung «Welt am Sonntag» sorgt für Unmut im Nachbarland.
  • In dem Text macht Musk Wahlwerbung für die rechtspopulistische und teils offen fremdenfeindliche Partei Afd.
  • Die Meinungschefin von «Welt» und «Welt am Sonntag» hat nach dem Abdruck des Beitrages gekündigt.
  • Verlagschef Mathias Döpfner soll den Gastbeitrag eingefädelt haben, der in der Redaktion für grossen Streit sorgte.

Ein Gastbeitrag des Tech-Milliardärs Elon Musk hat bei der grossen deutschen Zeitung «Welt» für mächtig Wirbel gesorgt. Dort hat Musk seinen Wahlaufruf für die AfD bei der kommenden Bundestagswahl erneuert.

«Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land», schreibt Musk in einem Gastbeitrag für die «Welt am Sonntag» (WamS).

Meinungschefin kündigt sofort

Innerhalb der Redaktion führte der Musk-Beitrag zu grossem Ärger. Die Ressortleiterin Meinung von «Welt» und «WamS» der Zeitungsgruppe Welt postete auf X, sie habe als Konsequenz aus dem Musk-Text «nach Andruck meine Kündigung eingereicht». Auch andere Welt-Journalisten posteten öffentlich auf X ihren Unmut.

In der Zeitung selbst widersprach der künftige Chefredakteur der «Welt»-Gruppe, Jan Philipp Burgard, den Ausführungen des Milliardärs: «Musks Diagnose ist korrekt, doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch.» Beide Beiträge – der von Musk und der von Burgard – waren in der gedruckten Zeitung direkt nebeneinander platziert.

Seit Tagen heftige Kontroverse

Medienberichten zufolge soll der Abdruck des Gastbeitrages von Musk bereits vor Heiligabend eine heftige Kontroverse innerhalb der Redaktion ausgelöst haben. So habe der Redaktionsausschuss schon damals vor der Veröffentlichung gewarnt, schreibt der Branchendienst «Medieninsider», der «Spiegel» berichtet von weiterem Streit in der finalen Redaktionskonferenz am Freitag.

Eingefädelt hat den Gastbeitrag demnach offenbar der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner, dem Verlagshaus hinter «Welt» und «Welt am Sonntag». So soll dieser Musk kurz vor Weihnachten aufgefordert haben, einen Post auf dessen eigener Plattform «X» zu veröffentlichen, in dem er die Afd anpreist.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zu der Genese des Beitrags und zum Umgang mit der internen Kritik antwortete der Medienkonzern Axel Springer mit einem gemeinsamen Statement des noch aktuellen «Welt»-Gruppe-Chefredakteurs Ulf Poschardt und seines Nachfolgers Burgard: «Die aktuelle Diskussion um den Text von Elon Musk ist sehr aufschlussreich. Demokratie und Journalismus leben von Meinungsfreiheit.» Dazu gehöre es, sich auch mit polarisierenden Positionen auseinanderzusetzen und diese journalistisch einzuordnen. «Das wird auch künftig den Kompass der «Welt» bestimmen. Wir werden «Die Welt» noch entschiedener als Forum für solche Debatten entwickeln.»

Musk mischt sich schon länger ein

Musk gilt als enger Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump und wurde von ihm beauftragt, gemeinsam mit dem Unternehmer Vivek Ramaswamy in einem neu geschaffenen Gremium namens DOGE («Department of Government Efficiency») Vorschläge zur Kürzung der Regierungsausgaben zu erarbeiten. Der Tech-Milliardär, der als Tesla-Chef zu den grossen Arbeitgebern in Brandenburg gehört, mischt sich seit Monaten auch in die britische Politik ein. So hat er der rechtspopulistischen britischen Partei Reform UK seine Unterstützung versichert.

Vor der geplanten Bundestagswahl am 23. Februar liegt die AfD in Umfragen mit etwa 19 Prozent auf Platz zwei, hinter der Union mit mehr als 30 Prozent. Alle im Bundestag vertretenen Parteien schliessen eine Zusammenarbeit mit der Rechtsaussenpartei aus.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.