Ziemlich mächtig, aber schrecklich Mit dieser Munition könnte Israel die Hamas-Tunnel sprengen

tafi

12.10.2023

Neue israelische Regierung kündigt hartes Vorgehen gegen Hamas an

Neue israelische Regierung kündigt hartes Vorgehen gegen Hamas an

Das israelische Militär führt am frühen Donnerstag (Ortszeit) einen «gross angelegten Angriff» auf Ziele der Hamas im Gaza-Streifen. 1200 Menschen sind im besetzten Gebiet gemäss Gesundheitsministrium seit Samstag getötet worden, 5600 verletzt.

12.10.2023

Israel will das Tunnelsystem der Hamas zerstören: Um verlustreiche Bodenkämpfe zu vermeiden, muss die Armee eine mächtige Waffe einsetzen. Doch die Bunkerbrecher sind gefährlich.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Israel muss im Gazastreifen ein komplexes Tunnelsystem sprengen, um die Hamas zu besiegen.
  • Statt herkömmlicher Bomben müssten dafür spezielle Bunkerbrecher eingesetzt werden.
  • Doch bei einem Einsatz drohen erhebliche Kollateralschäden.

Nach den Terrorangriffen am Wochenende reagiert Israels Armee mit verstärkten Luftschlägen im Gazastreifen. Mehr als 6000 Bomben habe man dort in den vergangenen Tagen abgeworfen. Das Ziel: Die Infrastruktur der Hamas. Doch die Bomben treffen vor allem die Zivilbevölkerung.

Die Terrororganisation Hamas hat sich nämlich seit Jahrzehnten auf israelische Luftschläge vorbereitet, erklärt der deutsche Sicherheitsexperte Wolfgang Richter der «Zeit». «Die Islamisten haben ein aufwendiges Tunnelsystem angelegt, mit Bunkern, unterirdischen Waffenlagern und Werkstätten», so Richter.

Wenn Israel mit Kampfjets oder Drohnen angreife, zögen sich die Terroristen einfach unter die Erde zurück. Es nimmt daher kaum Wunder, dass die israelische Armee das Tunnelsystem der Hamas ins Visier nehmen will.

2014 wagten sich israelische Soldaten in das Tunnelsystem der Hamas im Gazastreifen. Eine erneute Bodenoffensive liesse sich für Israel nur mit bunkerbrechender Munition vermeiden.
2014 wagten sich israelische Soldaten in das Tunnelsystem der Hamas im Gazastreifen. Eine erneute Bodenoffensive liesse sich für Israel nur mit bunkerbrechender Munition vermeiden.
KEYSTONE

Setzt Israel gefährliche Bunkerbrecher ein?

Doch wie soll das gelingen? Eine Bodenoffensive würde hohe Verluste bedeuten. Israelische Soldaten müssten sich im Gazastreifen, einem der am dichtesten besiedelten Gegenden der Welt, auf einen Häuserkampf einlassen – mit klarem Vorteil für die Hamas, die sich besser auskennt und an strategisch günstigen Stellen Scharfschützen positionieren würde.

Selbst wenn israelische Einheiten in die Tunnel gelangen würden: Die Hamas wäre ihnen immer ein paar Schritte und Sprengfallen voraus. Im letzten Gazakrieg 2014 mussten zahlreiche israelische Soldaten, die im Tunnel eingeschlossen worden waren, diese Erkenntnis mit ihrem Leben bezahlen.

Eine Lösung könnten spezielle Bomben sein. Israel verfügt über schwere Bunkerbrecher vom Typ GBU-28. Diese in den USA entwickelte Munition, von Israel-Experte Yossi Mekelberg von der Londoner Denkfabrik Chatham House als «ziemlich mächtig, aber schrecklich» bezeichnet, könnte die Tunnel der Hamas zerstören.

Die Spezialbomben verfügen über eine verstärkte Nase, die sich bis zu zehn Meter tief in den Boden bohrt, ehe die Bombe explodiert. Abgeworfen wird sie in grosser Höhe und findet dank Lasermarkierung aus bis zu neun Kilometern Entfernung sicher ihr Ziel. Die Hamas-Tunnel könnten mit der GBU-28 – Spitzname «Deep Throat» – von innen zerstört werden. Und zwar ohne, dass israelische Bodentruppen eingreifen müssten.

Grosse Kollateralschäden befürchtet

Prekär für Israels Armee ist allerdings: Viele Eingänge zum Tunnelsystem der Hamas befinden sich unter Krankenhäusern oder Schulen. Bei einem Einsatz der Bunkerbrecher müsste mit grossen Kollateralschaden gerechnet werden.

Die würde die israelische Führung aber in Kauf nehmen, glaubt Patrick Bury. Der Dozent für Kriegsführung und Terrorismusbekämpfung an der Universität Bath wird vom «Blick» wie folgt zitiert: «Israel hat sie und wird sie einsetzen. Ich glaube nicht, dass sie sich im Moment so sehr um Kollateralschäden scheren.»

Laut «Blick» hat Israel bei den USA auch den Nachfolger GBU-72 angefordert, der bis zu 30 Meter tief in den Boden eindringen kann. Eine Explosion in der Tiefe würde eine gewaltige Schockwelle auslösen, die unterirdische Strukturen zum Einsturz bringt. Betroffen wären allerdings nicht nur die Hamas-Tunnel, sondern auch zivile Infrastruktur.

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