Ukraine-Übersicht Kiew: 50 russische Angriffe an einem Tag abgewehrt +++ EU droht Belarus mit Sanktionen

Red./Agenturen

26.3.2023

Putin will taktische Atomwaffen in Belarus stationieren

Putin will taktische Atomwaffen in Belarus stationieren

Der internationale Atomwaffensperrvertrag werde dadurch nicht verletzt, sagte Putin am Samstag im staatlichen Fernsehen. Die USA reagierten zurückhaltend auf Putins Ankündigung.

26.03.2023

Kremlchef Putin zündet mit der angekündigten Stationierung taktischer Atomwaffen in Belarus die nächste Eskalationsstufe. Doch eine Schockwirkung in der Ukraine und im Westen bleibt überwiegend aus. Die Entwicklungen im Ticker.

Red./Agenturen

Der Westen hat betont gelassen auf die Ankündigung von Russlands Präsident Wladimir Putin reagiert, im Nachbarland Belarus taktische Atomwaffen zu stationieren. Die Nato erklärte am Sonntag in Brüssel, daraus ergebe sich mit Blick auf die eigenen Atomwaffen kein Handlungsbedarf. Die Bundesregierung warf Putin einen neuen Versuch der «nuklearen Einschüchterung» vor. Die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als einem Jahr einen Angriffskrieg führt, forderte eine sofortige Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.

Putin hatte am Samstagabend im Staatsfernsehen angekündigt, in Belarus (ehemals: Weissrussland) taktische Atomwaffen zu stationieren. Die ehemalige Sowjetrepublik mit Dauer-Machthaber Alexander Lukaschenko an der Spitze gilt als Russlands engster Verbündeter, auch im Krieg gegen die Ukraine. Taktische Atomwaffen haben eine geringere Reichweite als Interkontinentalraketen, aber auch noch mehrere Hundert Kilometer. Die Schächte für mit atomaren Sprengköpfen bestückbare Iskander-Raketen sollen am 1. Juli fertig sein.

Kremlchef rechtfertigt Pläne mit US-Atomwaffen in Europa

Putin verwies zur Rechtfertigung darauf, dass auch die USA Atomwaffen bei ihren europäischen Verbündeten lagerten. «Wir machen nur das, was sie schon seit Jahrzehnten machen», sagte der Kremlchef. Die USA haben auch in Deutschland Atomwaffen stationiert, in Rheinland-Pfalz. Zu Zeiten des Kalten Kriegs standen sowohl auf dem Gebiet von Belarus als auch der Ukraine sowjetische Atomwaffen bereit. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der erlangten Unabhängigkeit verzichteten beide Länder darauf.

Nato will Lage genau beobachten

Eine Sprecherin der Nato erklärte nach Putins Auftritt, das westliche Verteidigungsbündnis werde die Situation genau beobachten. Im Auswärtigen Amt in Berlin war von einem «weiteren Versuch der nuklearen Einschüchterung» die Rede. Der CDU-Aussenpolitiker Roderich Kiesewetter sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), die Nato sei auf die Ankündigungen «längst eingestellt». Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), sagte der Funke-Mediengruppe: «Nukleare Drohungen gehören seit Beginn des russischen Angriffskriegs zum Repertoire des Kreml.»

Ukraine sieht Atomwaffensperrvertrag verletzt

Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak vertrat die Auffassung, Putin gebe mit der Ankündigung seine Angst zu, den Krieg zu verlieren. «Putin ist so berechenbar.» Zudem verletze er den Atomwaffensperrvertrag. Damit bezog sich Podoljak vermutlich auf dessen Artikel 1. Darin verpflichteten sich die Atommächte, solche Waffen «an niemanden unmittelbar oder mittelbar weiterzugeben».

Ausbildung in Belarus soll nächsten Monat beginnen

Die Ausbildung an den taktischen Atomwaffen in Belarus soll nach Putins Worten im nächsten Monat beginnen. Die Depots für die Atomraketen sollen dann im Juli fertig sein. Lukaschenko, der von Putin abhängig ist, hatte schon vor dem Krieg die Stationierung solcher Waffen gefordert. Im Westen wird der schon mehr als ein Vierteljahrhundert regierende Machthaber oft als «letzter Diktator Europas» bezeichnet.

Anti-Atomwaffen-Kampagne sieht «gefährliche Eskalation»

Das polnische Aussenministerium erklärte am Sonntag: «Wir verurteilen diese Verstärkung der Bedrohung des Friedens in Europa und der Welt.» Litauens Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas schrieb, es brauche keine besondere Reaktion auf die russischen Pläne. Sowohl Polen als auch Litauen grenzen an Belarus. Aus Sicht der Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) könnte die Stationierung jedoch zu einer Katastrophe führen. Dies sei eine «extrem gefährliche Eskalation», warnte die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Organisation.

Putin will 1600 Panzer bauen lassen

Putin kündigte auch an, angesichts der westlichen Panzerlieferungen für die Ukraine die eigene Panzerproduktion auszubauen. «Die Gesamtzahl der Panzer der russischen Armee wird die der ukrainischen um das Dreifache übertreffen, sogar um mehr als das Dreifache.» Während die Ukraine aus dem Westen 420 bis 440 Panzer bekomme, werde Russland 1600 neue Panzer bauen oder vorhandene Panzer modernisieren. Ex-Präsident Dmitri Medwedew hatte zuvor schon die Produktion von 1500 Panzern angekündigt.

Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) zweifelt jedoch, dass dies möglich ist. Demnach kann Russlands einzige Panzerfabrik Uralwagonsawod (UVZ) monatlich nur 20 Panzer produzieren, verliere aber im Krieg in der Ukraine täglich ein Vielfaches davon.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Das Wichtigste in Kürze

  • Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hat Belarus für den Fall einer Stationierung russischer Atomwaffen auf eigenem Staatsgebiet mit neuen Sanktionen gedroht.
  • Die Ukraine hat wegen der Verlegung taktischer Atomwaffen Russlands ins benachbarte Belarus eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert.
  • Russland und China bilden nach Angaben des russischen Präsidenten Wladimir Putin kein Militärbündnis.
  • Nachdem Wladimir Putin die Stationierung taktischer Atomwaffen in Belarus zu angekündigt hat, sieht die US-Regierung zunächst keinen Handlungsbedarf.
  • Laut den britischen Geheimdiensten erhält Russland regelmässig Shahed-Drohnen aus dem Iran. 
  • Eine Übersicht über die Ereignisse vom Samstag findest du hier.
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  • 22 Uhr

    Wir beenden unseren Live-Ticker vom 26. März 2023

  • 21.13 Uhr

    Kommunale Dienste verlassen zerstörten Ort Awdijiwka

    Auf Anweisung der ukrainischen Armee müssen die Mitarbeiter aller kommunalen Dienste die bei russischen Angriffen schwer zerstörte Kleinstadt Awdijiwka im Osten des Landes verlassen. «Leider verwandelt sich Awdijiwka immer mehr in eine Stätte aus postapokalyptischen Filmen», sagte Militärchef Vitali Barabasch am Sonntag nach Angaben der ukrainischen Agentur Unian. Durch die ständigen Angriffe sei die Stadt zur Mondlandschaft geworden.

    Deshalb sei beschlossen worden, die Mitarbeiter der kommunalen Dienste, die bisher die Lebensfähigkeit der Stadt aufrechterhalten hatten, zu evakuieren. «Ich empfehlen nachdrücklich, die Stadt zu verlassen, denn die russischen Raketen und Granaten verschonen nichts und niemanden», sagte Barabasch. Awdijiwka hatte vor dem Krieg rund 32’000 Einwohner.

    Die Kleinstadt liegt nur wenige Kilometer nördlich der von Russen kontrollierten Grossstadt Donezk. Seit einigen Tagen ist es im Mittelpunkt schwerer russischer Angriffe. Nach den erfolglosen Angriffen bei Bachmut haben dir russischen Militärs nach ukrainischer Darstellung nunmehr ihren Angriffsschwerpunkt nach Awdijiwka verlegt.

  • 20.26 Uhr

    Ungarisches Parlament will Finnlands Nato-Beitritt ratifizieren

    Das ungarische Parlament will am Montag Finnlands Nato-Beitritt ratifizieren. Über die Aufnahme Schwedens in das Militärbündnis will die regierende rechtskonservative Fidesz-Partei von Ministerpräsident Viktor Orban später entscheiden lassen. Die Regierung von Orban unterstützt nach eigenen Angaben den Nato-Beitritt beider Länder, die parlamentarische Mehrheit für die Aufnahme Schwedens sei aber zu unsicher.

    In der Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatten Schweden und das Nachbarland Finnland gemeinsam den Beitritt zur Nato beantragt. Alle 30 Nato-Mitgliedstaaten müssen grünes Licht für die Aufnahme geben, die Zustimmung Ungarns und der Türkei steht noch aus. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fordert von Stockholm eine härtere Gangart gegen kurdische Aktivisten, die von Ankara als «Terroristen» betrachtet werden.

  • 20.02 Uhr

    Kiew: Serie von russischen Angriffen abgewehrt

    Die ukrainischen Truppen haben am Sonntag nach eigener Darstellung rund 50 Angriffe russischer Einheiten an verschiedenen Frontabschnitten im Osten des Landes abgewehrt. Die Schwerpunkte der Angriffe lagen nach Angaben des Generalstabs in Kiew rund um die Orte Limansk, Bachmut, Awdijiwka und Marijinsk. Die Vorstösse seien «mit professionellen und koordinierten Aktionen» abgeschlagen worden. Dabei hätten die russischen Einheiten erneut schwere Verluste erlitten. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

    Ein Blick auf die Stadt Bachmut, die immer wieder Schauplatz schwerer Kämpfe ist. 
    Ein Blick auf die Stadt Bachmut, die immer wieder Schauplatz schwerer Kämpfe ist. 
    Bild: Keystone
  • 19.51 Uhr

    EU droht Belarus wegen möglicher Stationierung russischer Atomwaffen mit Sanktionen

    Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hat Belarus für den Fall einer Stationierung russischer Atomwaffen auf eigenem Staatsgebiet mit neuen Sanktionen gedroht. Ein solcher Schritt «würde eine unverantwortliche Eskalation und eine Bedrohung der europäischen Sicherheit bedeuten», schrieb Borrell am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die belarussische Regierung könne dies «immer noch verhindern, es ist ihre Entscheidung», fügte Borrell an.

  • 19.12 Uhr

    Hollywood-Star Orlando Bloom besucht die Ukraine

    Der Schauspieler Orlando Bloom hat als Botschafter der Kinderhilfsorganisation Unicef die Ukraine besucht. Bilder zeigen den «Fluch der Karibik»-Star mit einem Unicef-Shirt, wie er Kindern Spielsachen übergibt.

  • 17.14 Uhr

    Verletzte bei Drohnenangriff in Russland

    In der russischen Region Tula hat eine Drohne Medienberichten zufolge eine Explosion verursacht. Drei Personen seien bei dem Zwischenfall am Sonntag in der Stadt Kirejewsk, rund 300 Kilometer entfernt von der ukrainischen Grenze, verletzt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti unter Berufung auf die örtlichen Behörden.

    Darüber woher die Drohne gekommen sein könnte, wurden keine Angaben gemacht. Dem Bericht zufolge beschädigte die Explosion Wohnhäuser. Die russischsprachige Nachrichtenseite Medusa mit Sitz in Lettland berichtete, durch die Explosion sei ein 15 Meter breiter und fünf Meter tiefer Krater entstanden. In den vergangenen Monaten hat es immer wieder Drohnenangriffe auf russischem Gebiet gegeben, für die Moskau die Ukraine verantwortlich machte.

  • 17.09 Uhr

    Ukraine fordert Sitzung des UN-Sicherheitsrats wegen Atomwaffen

    Die Ukraine hat wegen der Verlegung taktischer Atomwaffen Russlands ins benachbarte Belarus eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. Die Regierung in Kiew erwarte effektives Handeln von Grossbritannien, China, den USA und Frankreich gegen die «nukleare Erpressung des Kremls», auch in ihrer Funktion als ständige Mitglieder des Sicherheitsrates, teilte das ukrainische Aussenministerium am Sonntag mit.

    Eine mobile Startrampe für die atomwaffenfähige Interkontinentalrakete Topol-M während einer Militärparade in Russland.
    Eine mobile Startrampe für die atomwaffenfähige Interkontinentalrakete Topol-M während einer Militärparade in Russland.
    Archivbild: Sergei Ilnitsky/dpa
  • 16.35 Uhr

    Atomwaffen nach Belarus: Litauen reagiert gelassen

    Litauens Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas hat gelassen auf die vom Kreml angekündigte Verlegung russischer Atomwaffen in das benachbarte Belarus reagiert. Damit ziele Russlands Präsident Wladimir Putin darauf ab, die Länder einzuschüchtern, die die Ukraine unterstützen, schrieb Anusauskas am Sonntag auf Facebook. Nach Ansicht des Ministers des baltischen EU- und Nato-Landes sollte es keine besondere Reaktion auf die russischen Pläne geben.

    «Die Verteidigung eines Nato-Landes gegen die Bedrohung durch Atomwaffen ist gewährleistet, unabhängig davon, ob diese Waffen westlich unserer Grenzen (Gebiet Kaliningrad), östlich (Belarus) oder nördlich (Gebiet Leningrad) stationiert sind», schrieb Anusauskas. Litauen grenzt an die russische Exklave Kaliningrad sowie an Russlands Verbündeten Belarus.

  • 16.15 Uhr

    Atomwaffen in Belarus: Polen sieht Bedrohung des Friedens in Europa

    Polen hat die Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, taktische Atomwaffen im gemeinsamen Nachbarland Belarus zu stationieren, scharf kritisiert. «Wir verurteilen diese Verstärkung der Bedrohung des Friedens in Europa und der Welt», sagte ein Sprecher des Aussenministeriums in Warschau der Agentur PAP zufolge am Sonntag.

  • 15.27 Uhr

    Atomwaffen für Belarus: Nato beobachtet Situation genau

    Die Nato sieht nach der angekündigten Verlegung russischer Atomwaffen nach Belarus keinen Handlungsbedarf mit Blick auf die eigenen Nuklearwaffen. Man sei wachsam und beobachte die Situation genau, teilte eine Sprecherin am Sonntag mit. «Wir haben keine Veränderungen in Russlands nuklearer Aufstellung gesehen, die uns veranlassen würden, unsere eigene anzupassen», sagte sie. Russlands nukleare Rhetorik sei gefährlich und verantwortungslos.

    Russlands Bezugnahme auf die nukleare Teilhabe der Nato sei irreführend, hiess es von der Nato: «Die Nato-Verbündeten handeln unter voller Einhaltung ihrer internationalen Verpflichtungen», teilte die Sprecherin mit. Russland habe immer wieder gegen seine Rüstungskontrollverpflichtungen verstossen.

  • 15.14 Uhr

    Raketenangriffe auf Awdijiwka: Zwei Mehrfamilienhäuser zerstört

    Russland hat nach ukrainischen Angaben die Stadt Awdijiwka südlich von Bachmut beschossen und dabei zwei Mehrfamilienhäuser zerstört. Nach vorläufigen Angaben gab es keine Verletzte. Bereits am Samstag hatte das britische Verteidigungsministerium in seiner täglichen Lagebeurteilung geschrieben, dass sich der operative Schwerpunkt Russlands inzwischen auf die südlich von Bachmut gelegene Kleinstadt Awdijika verlegt habe.

  • 14.22 Uhr

    Russische Atomwaffen nach Belarus: Sofia will Verhandlungen

    Bulgariens Vizepräsidentin Ilijana Jotowa hat angesichts der vom Kreml angekündigten Verlegung russischer Atomwaffen nach Belarus zu Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine aufgerufen. Die Lage werde «immer gefährlicher und furchterregender», sagte die Vizepräsidentin des südosteuropäischen Landes am Sonntag in Sofia. Deshalb riefen sie und der bulgarische Staatspräsident Rumen Radew immer wieder zu Verhandlungen auf: «Das sind keine leeren Worte», sagte Jotowa. Dies sei der Wunsch Bulgariens, weil mehr Rüstung in allen Ländern zu unvorhersehbaren Entscheidungen führe und nun in der Praxis ein ernsthafter Krieg drohe.

    Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Samstagabend bekanntgegeben, dass sich Russland und Belarus auf die Stationierung taktischer Atomwaffen verständigt haben. Bulgariens Vize-Präsidentin Jotowa sagte dazu: «Ich hoffe, dass die Vernunft doch siegen wird. Und dass es in diesem Fall vielmehr um Drohungen geht, als um wirkliche Handlungen.»

    Russland und Belarus haben sich auf die Stationierung taktischer Atomwaffen verständigt.
    Russland und Belarus haben sich auf die Stationierung taktischer Atomwaffen verständigt.
    Archivbild: dpa
  • 14.07 Uhr

    Kiew sieht Putin von Angst getrieben

    Die Ukraine sieht Kremlchef Wladimir Putin mit seiner angekündigten Stationierung taktischer Atomwaffen in Belarus von Angst vor einer möglichen Niederlage im Krieg getrieben. «Putin ist so berechenbar», schrieb der Berater des Präsidentenbüros in Kiew, Mychajlo Podoljak. Der Kremlchef gebe mit der Ankündigung zu, dass er Angst habe, den Krieg gegen die Ukraine zu verlieren. Zudem bestätige er einmal mehr, dass er in Verbrechen verwickelt sei, weil er nun den Vertrag zur Nichtweiterverbreitung atomarer Waffen verletze.

    Der russische Präsident hatte am Samstag gesagt, dass Russland die Kontrolle über die Waffen nicht an Belarus abgebe, sondern die Raketen lediglich vorhalte in dem Land. Moskau handele nicht anders als Washington, das bei seinen Verbündeten in Europa ebenfalls US-Atomwaffen stationiert habe. Russland halte sich an internationale Vereinbarungen, betonte Putin.

    Belarus erhält nach der freiwilligen Abgabe seiner Atomwaffen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nun erstmals seit den 1990ern Jahren wieder nukleare Raketen. In Belarus hatte Machthaber Alexander Lukaschenko, der von Putin politisch und wirtschaftlich abhängig ist, schon vor dem Krieg Russland darum gebeten. Dazu hatte er auch die Verfassung ändern lassen, in der kein atomwaffenfreier Status mehr festgeschrieben ist. Die Ausbildung an den Waffen in Belarus soll laut Putin im April beginnen, die Depots für die Atomraketen sollen am 1. Juli fertig gebaut sein.

  • 13.05 Uhr

    Putin: Kein Militärbündnis mit China

    Russland und China bilden nach Angaben des russischen Präsidenten Wladimir Putin kein Militärbündnis. Die Kooperation beider Länder sei transparent, sagte der russische Präsident laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax in einem TV-Interview. Zwischen China und Russland bestehe lediglich eine «militärisch-technische Kooperation».

  • 11.31 Uhr

    Kiew: Putin nimmt Belarus als «nukleare Geisel»

    Die Ukraine beklagt, der Kreml nehme Belarus mit der Ankündigung der Stationierung taktischer Atomwaffen in dem Nachbarland «als nukleare Geisel».

    Belarus werde so destabilisiert und die Ablehnung Putins in der belarussischen Gesellschaft erhöht, teilt der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow, auf Twitter mit. 

  • 10.26 Uhr

    US-Experten sehen keine wachsende Gefahr eines Atomkriegs

    Die von Kremlchef Wladimir Putin angekündigte Stationierung taktischer Nuklearwaffen in Belarus bedeutet aus Sicht von US-Experten keine wachsende Gefahr eines Atomkriegs. Die Ankündigung vom Samstagabend sei unbedeutend für das «Risiko einer Eskalation hin zu einem Nuklearkrieg, das extrem niedrig bleibt», hiess es in einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW). Schon bisher könne Russland mit seinen Atomwaffen jeden Punkt der Erde erreichen. Putin sei aber ein «risikoscheuer Akteur, der wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen droht, ohne Absicht, das auch durchzuziehen».

    Putin wolle im Westen Ängste vor einer atomaren Eskalation schüren, um so die Unterstützung für die Ukraine etwa bei der Lieferung schwerer Waffen zu brechen. Nach ISW-Einschätzung ist es weiter «sehr unwahrscheinlich, dass Russland nukleare Waffen in der Ukraine oder anderswo einsetzt». Putins Schritt habe sich bereits vor dem Krieg in der Ukraine angekündigt, teilte das ISW mit. Russland zementiere mit der Stationierung nuklearer Waffen in Belarus vor allem seinen Einfluss in der Ex-Sowjetrepublik.

    Putin hatte am Samstag im Interview des russischen Staatsfernsehens angekündigt, taktische Atomwaffen in Belarus zu stationieren – unter anderem mit der Begründung, dass auch die USA solche Waffen bei ihren europäischen Verbündeten vorhielten. Der russische Präsident hatte in der Vergangenheit etwa den Abzug von Atomwaffen aus Deutschland gefordert. Die Ausbildung an den Waffen in Belarus soll laut Putin im April beginnen, die Depots für die Atomraketen sollen am 1. Juli fertig gebaut sein. In Belarus hatte Machthaber Alexander Lukaschenko, der von Putin abhängig ist, schon vor dem Krieg die Stationierung der Waffen gefordert.

    In der neuen ISW-Analyse zweifeln die Experten auch an der Ankündigung Putins, in diesem Jahr 1600 Panzer neu zu bauen oder zu modernisieren. Demnach kann Russlands einzige Panzerfabrik Uralwagonsawod (UVZ) monatlich nur 20 Panzer produzieren, verliere aber im Krieg in der Ukraine täglich ein Vielfaches davon.

    Putin versuche vor allem, eine «Aura der Sowjet-Ära» mit ihrer damals starken Militärindustrie zu erzeugen, stellen die ISW-Autoren fest. Seine Äusserungen hätten aber nichts mit der Wirklichkeit zu tun, dass die Wirtschaftskraft und die militärischen Kapazitäten der USA und der Europäer denen Russlands überlegen seien.

    Das vom russischen Verteidigungsministeriums zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt eine russische Iskander-K-Rakete, die während einer Militärübung auf einem Truppenübungsplatz in Russland abgeschossen wird. Russlands Präsident Putin hat die Stationierung taktischer Atomwaffen in der ehemaligen Sowjetrepublik Belarus angekündigt.
    Das vom russischen Verteidigungsministeriums zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt eine russische Iskander-K-Rakete, die während einer Militärübung auf einem Truppenübungsplatz in Russland abgeschossen wird. Russlands Präsident Putin hat die Stationierung taktischer Atomwaffen in der ehemaligen Sowjetrepublik Belarus angekündigt.
    Bild. Russian Defense Ministry Press Service/dpa
  • 9.29 Uhr

    London: Russland hat neue iranische Drohnen erhalten

    Russland hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste neue Drohnen aus dem Iran für den Einsatz gegen die Ukraine erhalten. Nach zweiwöchiger Pause habe Russland seit März mindestens 71 iranische «Kamikaze-Drohnen» vom Typ Shahed gegen ukrainische Ziele eingesetzt, teilte das Verteidigungsministerium in London am Sonntag mit. Das deute darauf hin, dass Russland aus dem Iran nun regelmässige Lieferungen «einer kleinen Anzahl» von Shahed-Drohnen erhalte.

    Für die unbemannten Flugkörper gebe es vermutlich zwei Startplätze: aus dem russischen Gebiet Brjansk im Nordosten der Ukraine sowie aus der Region Krasnodar im Osten. «Dies ermöglicht Russland, weite Bereiche der Ukraine anzugreifen und verkürzt die Flugzeit zu Zielen im Norden der Ukraine», erklärte das britische Ministerium.

    Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Updates zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

    Eine iranische Shahed-Drohne im November 2022 über der Ukraine. 
    Eine iranische Shahed-Drohne im November 2022 über der Ukraine. 
    Archivbild
  • 8.16 Uhr

    Berlin kritisiert Moskaus Atomwaffen-Ankündigung

    Die vom Kreml angekündigte Stationierung russischer Atomwaffen in Belarus hat deutliche Kritik aus Berlin nach sich gezogen. Im Auswärtigen Amt war von einem «weiteren Versuch der nuklearen Einschüchterung» die Rede.

    Die ukrainische Staatsführung reagierte demonstrativ unbeeindruckt auf die Ankündigung aus Moskau. Dort hatte Präsident Wladimir Putin kurz zuvor ein Aufrüstungsprogramm verkündet, das den westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine angeblich überlegen sei.

  • 7.08 Uhr

    Borrell warnt vor Abhängigkeit Europas von China

    Die Europäische Union möchte eine wirtschaftliche Abhängigkeit von China wie zuvor von Russland vermeiden und den Handel mit Lateinamerika ausbauen. «Wir haben gemerkt, dass Abhängigkeiten, die Bausteine des Friedens waren, auch Waffen sind, die sich gegen uns richten können», sagte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell mit Blick auf die Abhängigkeit Europas von russischem Gas am Samstag (Ortszeit) in einer Rede auf dem Iberoamerikanischen Gipfel in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik.

    Die Abhängigkeit Europas von Russland war durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine deutlich geworden, als Moskaus Gaslieferungen nach Europa eingeschränkt wurden und der Kontinent nach anderen Energieversorgern suchen musste.

    Diese Abhängigkeit habe «Putin glauben lassen, er könne ungestraft in die Ukraine einmarschieren», weil Europa «in den zu 40 Prozent aus Russland stammenden Gaslieferungen» gefangen gewesen sei, fügte Borrell hinzu. Eine derartige Abhängigkeit von China müsse vermieden werden, betonte er.

    Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell bezeichnete 2023 als «Schlüsseljahr» für Abkommen mit anderen Ländern.
    Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell bezeichnete 2023 als «Schlüsseljahr» für Abkommen mit anderen Ländern.
    Jean-Francois Badias/AP/dpa
  • 6 Uhr

    Russland boykottiert «Earth Hour»

    Rund um den Globus haben viele Menschen während der Aktion «Earth Hour» für eine Stunde das Licht ausgeschaltet. Laut den Veranstaltern wurde am Samstag in rund 190 Ländern und Hunderten Städten das Motto «Gemeinsam für mehr Klimaschutz» befolgt. Die vom WWF in Australien ins Leben gerufene Klima- und Umweltschutzaktion setzt seit 2007 ein Zeichen dafür, dass sich die Menschheit besser um die Erde kümmern muss.

    Nicht mit dabei war diesmal Russland. Die Lichter an öffentlichen Gebäuden dort blieben an. Kremlsprecher Dmitri Peskow begründete das damit, dass der Initiator WWF auf der russischen Liste «ausländischer Agenten» stehe. Das umstrittene Gesetz hinter dieser Liste dient in Russland der Stigmatisierung von Personen, Medien und Nichtregierungsorganisationen, die nicht linientreu sind. An früheren «Earth Hour»-Aktionen seit 2013 hatte Russland teilgenommen und zum Beispiel die Fassadenbeleuchtung am Kreml abgeschaltet.

    Passanten am 25. März 2023 vor dem hell erleuchteten Kreml in Moskau. 
    Passanten am 25. März 2023 vor dem hell erleuchteten Kreml in Moskau. 
    Bild: Keystone
  • 0.05 Uhr

    USA: Beobachten Situation nach Putin-Ankündigung zu Atomwaffen

    Nach der Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, taktische Atomwaffen in Belarus zu stationieren, sieht die US-Regierung erst einmal keinen Handlungsbedarf. «Wir haben keine Gründe gesehen, unsere eigene strategische nukleare Haltung anzupassen, noch irgendwelche Hinweise darauf, dass Russland den Einsatz einer Atomwaffe vorbereitet», sagte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Adrienne Watson, am Samstag. Man werde die Auswirkungen von Putins Bekanntgabe im Auge behalten.

    Russlands Präsident Wladimir Putin am 25. März 2023.
    Russlands Präsident Wladimir Putin am 25. März 2023.
    Bild: Keystone