Late Night USA Pro-Gott. Pro-Waffen. Pro-Trump

Von Philipp Dahm

3.5.2022

Wer bekommt Trumps Ritterschlag? Josh Mandel – Spoiler – hat trotz seines Einsatzes beim Ex-Präsidenten das Nachsehen.
Wer bekommt Trumps Ritterschlag? Josh Mandel – Spoiler – hat trotz seines Einsatzes beim Ex-Präsidenten das Nachsehen.
Screenshot: YouTube/The Daily Show with Trevor Noah

Vor den US-Zwischenwahlen im November küren die Parteien ihre Top-Kandidaten. Bei den Republikanern in Ohio geht nichts ohne Donald Trump. Aber auch mit ihm geht nicht viel, zeigt die «Daily Show».

Von Philipp Dahm

In den USA stehen am 8. November die wichtigen Zwischenwahlen an, bei denen es um die 435 Posten im Repräsentantenhaus und um 35 von 100 Sitzen im Senat geht.

«Amerika macht sich wieder bereit für die Zeit des Jahres, in denen Wähler nach einer Rückerstattung fragen», leitet Trevor Noah dann auch seine «Daily Show» ein, weil sich die Partei, die die letzte Abstimmung gewonnen hat, bei diesen Midterms traditionell schwertut.

Bevor es so weit ist, wird innerhalb der Parteien über die Top-Kandidaten abgestimmt – «wenn die Wähler darüber entscheiden, welchen Kandidaten sie richtig hassen und welche sie nur irgendwie hassen».

Im Fall von Ohio sind Noahs Worte gar nicht so weit hergeholt, denn in dem Bundesstaat machen die Männer der Republikanischen Partei bei diesen Primaries keine gute Falle. Als Bildbeweis muss der Clip herhalten, der nach 47 Sekunden eingespielt wird.

Ohio – das tragischkomische Drama in einem Akt

Die Szene: eine parteiinterne Debatte republikanischer Kandidaten in Ohio. Josh Mandel, 44, kurze Haare, steht Brust an Brust mit Mike Gibbons, einem älteren Herren mit weissen Haaren.

Heute mit extra viel Testosteron: der Debattierclub Ohio.
Heute mit extra viel Testosteron: der Debattierclub Ohio.
Screenshot: YouTube/The Daily Show with Trevor Noah

Mandel (fährt hoch): «Ich war zwei Mal im Irak: Sag nicht, ich hätte nicht gearbeitet.

Gibbons: «Zurück, mein Freund, oder du wirst ... »

Mandel: «Du trittst zurück!»

Gibbons (lacht dunkel): «Nie wird das passieren. Nie.»

Mandel: «Pass auf. Pass auf!»

Gibbons: «Du legst dich mit dem Falschen an, Mann.»

Mandel: «Nein, nein, du legst dich mit dem Falschen an. Du wirst sehen, was passiert.»

Gibbons (abfällig): «Pussy!»

Mandel: «Du wirst schon sehen, was passiert.»

Gehacktes N-Wort

«Yeah, küss ihn! Küss ihn auf die Lippen», grölt Trevor Noah unter dem Gelächter des Publikums. «Oh, oder geht es gar nicht darum? Ich muss die Situation falsch erfasst haben – es kam mir vor, als gäbe es da viele sexuelle Spannungen. Sorry.»

Late Night USA – Amerika verstehen
blue News

50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten eine der besten Navigationshilfen: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen, und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.

Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn Politiker es auch mal «untereinander ausfechten» müssten, denkt der Late-Night-Host laut nach: Es würden sich mehr Wähler interessieren. Und die Kandidaten wären wohl kompromissbereiter. «Niemals werde ich Steuern für die Reichen erhöhen», mimt er einen Kandidaten, um dann abwehrend die Hände zu heben: «Okay, vielleicht ein bisschen. Vielleicht ein bisschen!»

Republikaner können in Ohio unter fünf Kandidaten wählen. «Es gibt einen Namen, über den alle reden: J.D. Vance», erklärt Noah. Yale-Abgänger, Risikokapital-Anleger und Autor des Buches «Hillbilly Elegy», in dem es darum geht, dass «Weisse nur deshalb Rassisten wurden, weil sie arm sind», wie es der Moderator zusammenfasst. Sein Vergleich: «Sie sagen das N-Wort abgehackt, weil sie sich keine Vokale leisten können.»

Nicht überzeugt: Noah mit dem Cover des Vance-Buches «Hillbilly Elegy», das auch verfilmt wurde.
Nicht überzeugt: Noah mit dem Cover des Vance-Buches «Hillbilly Elegy», das auch verfilmt wurde.
Screenshot: YouTube/The Daily Show with Trevor Noah

Plötzlich Trump

Was J.D. Vance aber so besonders mache, war dessen Gerede über den «lieben Führer» der Partei: «Donald Jellyfish Trump», bringt Noah den Namen ins Spiel, der bei dem Thema nicht fehlen darf. «Ich bin ein Niemals-Trump-Typ», sagt der Mann im Clip ab Minute 2:34. «Ich habe ihn nie gemocht.» 2016 bezeichnet er Trumps Ideen als «unmoralisch bis absurd» und er sei «dem Amt nicht gewachsen». 

In privaten Nachrichten nennt Vance ihn gar «Amerikas Hitler»: Trump sei «ungesund». Das hat der «liebe Führer» nicht vergessen, wie sich später herausstellen wird. Oder doch? Egal: Vance wird vom südafrikanischen Moderator verteidigt: «Er hat das alles gemacht, bevor er realisiert hat, dass Trump [die Präsidentschaftswahl 2016] gewinnen wird.»

Ausschnitt aus der Wahlwerbung von Kandidat Gibbons: Er ist wie Trump «ein Geschäftsmann mit Rückgrat».
Ausschnitt aus der Wahlwerbung von Kandidat Gibbons: Er ist wie Trump «ein Geschäftsmann mit Rückgrat».
Screenshot: YouTube/The Daily Show with Trevor Noah

Doch nun, da der 75-Jährige «die Partei in den Flächen seiner winzigen Hand hält» – der Ex-Präsident soll wegen der Grösse seiner Hände sehr eigen sein – sagt Vance quasi: Sag niemals nie. Und prompt ist er ein Trump-Typ – wie alle republikanischen Kandidaten, wie Wahlwerbungen ab Minute 3:50 Minute: Das gesamte Quintett beruft sich auf den New Yorker. Der beste Spruch: «Pro-God. Pro-Gun. Pro-Trump.»

«Oh mein Gott, Donald»

«Wow», zeigt sich Noah beeindruckt. «Pro-Gott und pro-Trump? Er sagt also, das seien verschiedene Sachen? Die Kandidatur von diesem Typen ist vorbei.» Aber Hingabe würden die Republikaner beweisen, und alle hätten ihr Bestes gegeben, um «das Gütesiegel von König Donald» zu erhalten. Das gelte auch für die, die eigentlich wenig von Trump hielten.

Die Partei gleiche eigentlich der Serie «Mean Girls»: «Sie alle reden schlecht hinter seinem Rücken, aber wenn er kommt, sind sie alle so: ‹Oh mein Gott, Donald, du siehst sooo hot aus›, ‹Oh mein Gott, ich wünschte, ich hätte deine Fupa.›» Doch nun stehe fest, wer «seine Nase am weitesten in Trumps Arsch gesteckt hat» – um es mit den Worten des 38-Jährigen zu sagen.

Von links: Die Mean Girls J.D.Vance, Donald Trump und Kevin McCarthy neben Trevor Noah.
Von links: Die Mean Girls J.D.Vance, Donald Trump und Kevin McCarthy neben Trevor Noah.
Screenshot: YouTube/The Daily Show with Trevor Noah

Ausgerechnet J.D. Vance hat das Rennen gemacht. Dabei müsse aber klar sein, so der Moderator, dass «Ihm die Leute nicht so wichtig sind, wie er ihnen» – belegt im Clip ab 5.28 Minute. Trump erzählt einer Menge in Nebraska zwei Tage vor der Wahl, wen er in Ohio unterstützt. «Wir unterstützen J.P., oder? J.D. Mandel, und er schlägt sich grossartig.»

«Das war schräg», meint Trevor Noah. «Trump hat nicht nur den Namen von J.D. Vance verhunzt, der ja echt ein Zungenbrecher ist, sondern seinen Namen auch noch mit dem des anderen Kandidaten Josh Mandel vermischt.» Nun müsse sich der arme Vance in «J.P. J.D. Mandel» umbenennen. Denn, so endet Noah hier: «Trump liegt nie falsch!»