Temperaturen von über 40 Grad sind in Südasien um diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich.
Ein Mann trägt ein Kind, dessen Kopf mit einem Handtuch bedeckt ist.
Arbeiter schlafen am Strassenrand an einem heissen Sommermorgen in Karatschi.
Essenslieferant Vijay Kumar Singh auf der Strasse in Delhi.
Leben bei 50 Grad: Wie halten Menschen diese Hitze aus? - Gallery
Temperaturen von über 40 Grad sind in Südasien um diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich.
Ein Mann trägt ein Kind, dessen Kopf mit einem Handtuch bedeckt ist.
Arbeiter schlafen am Strassenrand an einem heissen Sommermorgen in Karatschi.
Essenslieferant Vijay Kumar Singh auf der Strasse in Delhi.
In vielen Teile Indiens und Pakistans leiden die Menschen derzeit unter Rekordhitze. Im Gegensatz zu Menschen in anderen Regionen der Welt können sich Millionen aber kaum vor hohen Temperaturen schützen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Indien und Pakistan werden von einer verheerenden Hitzewelle heimgesucht.
- An etlichen Station in der besonders vom Klimawandel betroffenen Region sind Hitzerekorde registriert worden.
- Für die Menschen wird es zunehmend schwer, sich an die extremen Temperaturen anzupassen.
- Eine Klimaanlage etwa kann sich ein Grossteil der Bevölkerung nicht leisten. An manchen Orten herrscht Wassermangel.
In Nordindien ist es derzeit heiss. So heiss sogar, dass ein Dieb in der Millionenstadt Lucknow während eines Einbruchs eingeschlafen ist: Er fand am Tatort eine Klimaanlage – ein seltenes Luxusgut, das sich die Mehrheit der Inder nicht leisten kann – und schaltete sie ein. Dann begann er in der wohligen Kühle auf dem Boden wohl zu träumen. Die Polizei entdeckte ihn schliesslich, ein Foto des Vorfalls ging viral.
Temperaturen von über 40 Grad sind in Südasien um diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Und zuletzt wurden in der besonders vom Klimawandel betroffenen Region gar an etlichen Stationen Hitzerekorde gebrochen – und Temperaturen von über 50 Grad erreicht. Während dieser Hitze fand in Indien jüngst die Parlamentswahl statt: Knapp eine Milliarde Menschen wurden währenddessen an verschiedenen Tagen zu den Wahlurnen gerufen. Wiederholt gab es Berichte von Leuten, die Hitzeschläge erlitten. Teils endeten sie tödlich: Im Bundesstaat Uttar Pradesh seien an einem einzigen Tag gar 33 Wahlhelfer gestorben sein, berichteten örtliche Medien unter Berufung auf Behördenangaben.
Wassermangel an manchen Orten
Gleichzeitig riefen die Behörden die Leute dazu auf, die Hitze draussen möglichst zu meiden. Essenslieferant Vijay Kumar Singh aber hat keine Wahl. Er kurvt in der trockenen Hitze täglich auf seinem Motorrad in der Metropolregion Delhi herum. Manchmal heize sich der Sitz so sehr auf, dass er ein Tuch darauf legen und seine Hände mit weiteren Stofffetzen umwickeln müsse, wie er sagt: «Wenn ich in der prallen Sonne vor Türen warte, fühle ich, wie sie Löcher in meinen Rücken brennt.»
Wasserknappheit durch Hitzewelle in Indien
Seit Wochen ächzt der Subkontinent unter extremer Hitze. In der Hauptstadt müssen Anwohner teils lange anstehen, um an Wasser zu kommen.
08.06.2024
Zudem beklagten die Menschen an manchen Orten Wassermangel: In Dutzenden Stauseen sei der Wasserstand auf einen Bruchteil der Speicherkapazität gefallen, berichtete kürzlich etwa der indische Fernsehsender NDTV unter Berufung auf die zentrale Wasserbehörde des Landes.
Behörden in Indien und im Nachbarland Pakistan ergriffen deshalb Massnahmen: Schulen wurden zeitweise geschlossen, Zoos sollten Tiere mit kühlem Wasser abspritzen. Und in der westindischen Stadt Ahmedabad liessen Behörden laut örtlichen Medien schon vor einigen Jahren Tausende Dächer ärmerer Viertel mit Farbe bemalen, die Sonnenstrahlen reflektieren. Dies habe zu einer gewissen Temperaturreduktion geführt.
Fruchtsäfte und kaltes Wasser
In der südpakistanischen Stadt Dadu berichtet Anwohner Meer Shahdad Laghari, dass Behörden aufgrund der derzeitigen Hitzewelle Fruchtsäfte und kaltes Wasser an Passanten verteilen. «Eine so extreme Hitze haben wir zwar schon erlebt, aber nie so lange. Diesen Sommer fühlt es sich so an, als würden wir in der Hölle leben», klagt der 29-Jährige. Er fürchtet, dass er seine Stadt bald verlassen muss, wenn sie in Zukunft häufiger von solch extremen Temperaturen heimgesucht wird. Genau das aber befürchten Experten. «Wir erleben häufigere und intensivere Hitzewellen, die früher beginnen und länger dauern als in der Vergangenheit», sagt Sprecherin Clare Nullis von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Dieser Trend würde laut Nullis aufgrund des Klimawandels anhalten.
Essenslieferant Singh und Millionen andere Menschen können derzeit nur hoffen, dass die Hitze bald wieder vorbeizieht. Selbst in der Nacht fallen die Temperaturen in diesen Tagen nie unter 30 Grad. Und in seinem Zimmer, das er sich mit zwei anderen Männern teilt, gebe es lediglich ein Fenster und einen Ventilator. «Wenn der Strom ausfällt und das Licht ausgeht, gehen wir jeweils raus – dann gibt es zumindest etwas Wind. Heissen Wind.» Heiss ist derzeit alles bei ihm: Das Wasser, das er trinkt. Die Strassen, auf denen er geht. Das Hemd, das er anzieht. Und selbst das Bett, in dem er schläft.