Lagebild UkraineVor den Drohnen von Awdijiwka gibt es kaum ein Entrinnen
Von Philipp Dahm
17.11.2023
Internationaler Erfolg: Serie aus dem Kriegsland Ukraine
Die mit deutscher Unterstützung in der Ukraine gedrehte Fernsehserie «Those Who Stayed» ist international ein Verkaufserfolg. Die Serie wird unter anderem auf Netflix in mitteleuropäischen Ländern wie Rumänien, Tschechien und Ungarn sowie auf Sendern in der Ukraine, Frankreich, Schweden, Dänemark, Finnland, und Island zu sehen sein.
17.11.2023
Wladimir Putin will vor den Wahlen im kommenden März Erfolge in der Ukraine erzielen: Der Kreml schickt immer mehr Mensch und Material aufs Schlachtfeld. Koste es, was es wolle.
Von Philipp Dahm
17.11.2023, 21:51
18.11.2023, 12:01
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Putin braucht Erfolge: Russland hat derzeit in der Ukraine doppelt so viele Truppen stationiert wie zu Beginn des Krieges.
Der Kreml kann sich über kleine Gebietsgewinne nördlich von Bachmut freuen.
Die Schlacht um Awdijiwka wird derzeit von Drohnen dominiert. Die Einkreisungsversuche schlagen weiter fehl, die Verluste sind enorm.
Zwischen Bachmut und Awdijiwka haben die ukrainischen Truppen bei Horliwka ein kleines Gebiet erobert, das seit 2014 besetzt war.
Panzer trifft Panzer: Ein russischer Angriff bei Novodonetske im Oblast Saporischschja ist gescheitert.
Am Dnipro bauen die ukrainischen Streitkräfte bei Krynky ihre Stellung aus.
Wladimir Putin wirft in der Ukraine noch einmal alles in die Waagschale. Am 17. März 2024 wählt Russland seinen Präsidenten, und der langjährige Amtsinhaber will bis dahin etwas vorzuweisen haben.
Dazu passt eine Meldung der «Kyiv Post», dass Moskau mit mehr als 400'000 Soldaten inzwischen doppelt so viele Kräfte in der Ukraine stationiert haben soll wie noch zu Beginn des Krieges. Selbst wenn die Armee weiter Verluste von 800 bis 1000 Mann pro Tag erleide, werde ihr das Personal nicht ausgehen, so die pessimistische Prognose.
Der frühere Nato-Offizier Erhard Bühler nennt im MDR-Podcast «Was tun, Herr General?» drei Frontabschnitte, an denen Putins Streitmacht die Initiative ergreift: im Norden im Oblast Charkiw bei Kupjansk und im Osten im Oblast Donezk bei Bachmut und Awdijiwka.
Stillstand in Kupjansk und zarte Erfolge in Bachmut
Ganz im Norden ist die Front relativ stabil. Seit Wochen greift die russische Armee die Dörfer vor Kupjansk immer wieder an, ohne aber an Synkivka oder Petropawliwka vorbeizukommen. In diesem Gebiet ist auch das oben stehende X-Video der 14. Mechanisierten Brigade entstanden, in dem die Ukrainer russische Schützenpanzer mit Javelin-Raketen angreifen.
Im Norden von Bachmut haben ukrainische Truppen ein Gebiet bei Yahidne eingenommen. Sie haben sich auf höheres Gelände zurückgezogen, um sich besser verteidigen zu können. Gleichzeitig machen Kiews Kräfte nördlich von Soledar Druck, damit die Russen auf der anderen Seite nicht noch weiter vorstossen.
Im Süden von Bachmut liefern sich beide Seiten weiterhin heftige Gefechte bei Andriivka und Kurdjumiwka. Die Eisenbahnlinie östlich der Siedlungen bildet dabei die Frontlinie. Weder die Russen noch die Ukrainer scheinen derzeit über sie hinauszukommen.
Awdijiwka: Drohnen überall
Die Schlacht um Awdijiwka tobt weiter: Der Kreml drängt darauf, die stark befestigte Stadt im Norden und Süden zu umschliessen. In der Stadt, in der einst 32'000 Menschen lebten, harren noch 1500 aus. Das unten stehende Video zeigt, wie sie leben.
Eine Grundlage der ukrainischen Defensive sind die erfolgreichen Artillerieduelle – counter battery fire – und die Jagd auf Fahrzeuge der elektronischen Kampfführung, dieVideosbelegen. So fehlt Moskau die dringend benötigte Drohnen-Abwehr – mit Folgen im Norden der Stadt:
Drohnen-Schlacht im Norden von Awdijiwka
Im Norden von Awdijiwka setzt die Ukraine auf das Industriequartier der Stadt und das Dorf Stepowe (gelb umrandet) sowie die Bahnlinie (hellblaue Linie). Im russischen Aufmarschgebiet um Krasnohoriwka setzt sie verstärkt Drohnen ein.
Die russische Armee will das Industriequartier (gelb) einnehmen, um die Verbindungsstrasse nach Awdijiwka zu unterbrechen. Die Einnahme des Müll- und Schuttbergs Terrikon östlich des Viertels bietet keinen Vorteil: Ohne Deckung haben Drohnen dort leichtes Spiel.
Die russische Luftwaffe setzt Jets ein, die laut Reporting from Ukraine Gleitbomben vom Typ FAB-3000 einsetzen – zu sehen angeblich hier im Bild. Die Bombe hat eine Masse von drei Tonnen und eine Wirkung von 1,4 Tonnen TNT.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Dieses Bild aus dem Video eines ukrainischen Soldaten zeigt, dass die russischen Bomben in den Chemie-Anlagen jedoch nicht so wirkungsvoll sind wie gewünscht.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Die russischen Soldaten erhalten nach dem Angriff dennoch den Befehl zu stürmen.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Von der schützenden Baumlinie müssen sie 180 Meter überwinden, um zum ersten Gebäude zu gelangen. Doch am Himmel muss es von Drohnen wimmeln, ...
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
... denn die Angreifer werden umgehend ins Visier genommen ...
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
... und kommen gerade mal 90 Meter weit. Die grausamen Überlebenschancen führen bei der russischen Infanterie laut Reporting from Ukraine zu verstärktem Alkoholkonsum. Auch Drogen seien in den urbanen Gebieten schneller zu beschaffen.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Die russischen Kommandeure versuchen daraufhin, die Baumlinie hinter der Bahnlinie zu nehmen, die nördlich des Quartiers vorgelagert ist.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Dann zeigt Reporting from Ukraine das Video eines russischen Soldaten. Er filmt in der Baumlinie in Richtung Industriequartier Awdijiwka, bevor er die Kamera senkt. Der Boden ist demnach übersät von russischen Leichen.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Nicht zuletzt wegen der fehlenden Artillerie-Unterstützung schlagen die russischen Offensivbemühungen fehl. Die ukrainische Armee beziffert die gegnerischen Verluste am 16. November auf 1330. Das Gros von ihnen ist in Awdijiwka gestorben.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Drohnen-Schlacht im Norden von Awdijiwka
Im Norden von Awdijiwka setzt die Ukraine auf das Industriequartier der Stadt und das Dorf Stepowe (gelb umrandet) sowie die Bahnlinie (hellblaue Linie). Im russischen Aufmarschgebiet um Krasnohoriwka setzt sie verstärkt Drohnen ein.
Die russische Armee will das Industriequartier (gelb) einnehmen, um die Verbindungsstrasse nach Awdijiwka zu unterbrechen. Die Einnahme des Müll- und Schuttbergs Terrikon östlich des Viertels bietet keinen Vorteil: Ohne Deckung haben Drohnen dort leichtes Spiel.
Die russische Luftwaffe setzt Jets ein, die laut Reporting from Ukraine Gleitbomben vom Typ FAB-3000 einsetzen – zu sehen angeblich hier im Bild. Die Bombe hat eine Masse von drei Tonnen und eine Wirkung von 1,4 Tonnen TNT.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Dieses Bild aus dem Video eines ukrainischen Soldaten zeigt, dass die russischen Bomben in den Chemie-Anlagen jedoch nicht so wirkungsvoll sind wie gewünscht.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Die russischen Soldaten erhalten nach dem Angriff dennoch den Befehl zu stürmen.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Von der schützenden Baumlinie müssen sie 180 Meter überwinden, um zum ersten Gebäude zu gelangen. Doch am Himmel muss es von Drohnen wimmeln, ...
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
... denn die Angreifer werden umgehend ins Visier genommen ...
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
... und kommen gerade mal 90 Meter weit. Die grausamen Überlebenschancen führen bei der russischen Infanterie laut Reporting from Ukraine zu verstärktem Alkoholkonsum. Auch Drogen seien in den urbanen Gebieten schneller zu beschaffen.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Die russischen Kommandeure versuchen daraufhin, die Baumlinie hinter der Bahnlinie zu nehmen, die nördlich des Quartiers vorgelagert ist.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Dann zeigt Reporting from Ukraine das Video eines russischen Soldaten. Er filmt in der Baumlinie in Richtung Industriequartier Awdijiwka, bevor er die Kamera senkt. Der Boden ist demnach übersät von russischen Leichen.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Nicht zuletzt wegen der fehlenden Artillerie-Unterstützung schlagen die russischen Offensivbemühungen fehl. Die ukrainische Armee beziffert die gegnerischen Verluste am 16. November auf 1330. Das Gros von ihnen ist in Awdijiwka gestorben.
Bild: Screenshot: YouTube/Reporting from Ukraine
Wer den Fokus über Awdijiwka aufzieht, erkennt den stetigen russischen Druck. Doch weil die Verteidigung im Norden wie auch im Süden bei den Dörfern Sjeverne und Tonenske hält, kann sich Moskau nur über kleinere Gebietsgewinne entlang der Bahnlinie im Norden und in Richtung Pervomaiske im Süden freuen.
Wie dynamisch so eine Front sein kann, zeigt sich in Horliwka. Die Stadt liegt rund zehn Kilometer von Kurdjumiwka und 20 Kilometer von Awdijiwka entfernt. Weil die Russen an den anderen Orten beschäftigt sind, hat die Gegenseite hier einen Vorstoss gewagt und Boden gutgemacht. Das ist deshalb bemerkenswert, weil die Ukrainer dort in Gebiet vorgedrungen sind, das seit 2014 besetzt ist.
Kampf der Panzer im Oblast Saporischschja
Doch auch Russland kann zuschlagen, wenn generische Einheiten verlegt werden: Im Oblast Saporischschja sind ukrainische Marineinfanteristen nach Cherson zum Dnipro abgezogen worden, den die Russen Dnjepr nennen. In diese vermeintliche Lücke stossen russische Einheiten vor und greifen bei Novodonetska an, das gut neun Kilometer östlich von Urozhaine liegt.
Das oben stehende Video zeigt eine Seltenheit: einen Kampf zwischen Panzern, der dort stattfindet. Ein T-72 der 58. Motorisierten Brigade nimmt es mit drei russischen Fahrzeugen auf und zerstört einen Panzer sowie einen Schützenpanzer. Später nehmen Infanteristen mehrere russische Soldaten fest, ergänzt Military Lab.
Fehlende Konzentration am Dnipro-Ufer
Am Dnipro selbst bauen ukrainische Kräfte ihre Position beim Dorf Krynky aus, wo sich die Nachschubverbindungen zum anderen Ufer verbessert haben sollen. Kiews Soldaten sollen ausserdem in das Waldstück hinter Krynky vorgedrungen sein, in dem sich Truppen leichter verbergen können.
Laut Reporting from Ukraine reagiert der Kreml mit einer Infanterie-Attacke durch den Wald, die von zwei Panzern flankiert wird. Diese werden jedoch ausgeschaltet, bevor sie Krynky erreichen, zeigenDrohnen-Videos. Moskau behauptet zwar, der Wald hätte geräumt werden können, doch Beweise gibt es dafür nicht.
Russland hat offenbar Mühe, am Dnipro ausreichend Truppen zu konzentrieren, um die ukrainischen Brückenköpfe zu zerstören. Selbst im Dorf Bryliwka sind sie nicht sicher, das 35 Kilometer von Krynky entfernt ist. Das zeigt ein Video der Drohnen-Einheit Flying Skull. Diese filmte, wie sich russische Soldaten in einem Haus sammeln, bevor es von HIMARS-Raketen getroffen wird.