Propaganda-KniffWieso zeigt sich Kim Jong-un immer öfter mit seiner Tochter?
toko
13.7.2023
Kim Jong-uns Tochter ist permanent in Nordkoreas Staatsmedien zu sehen. Lächelt hier die künftige Machthaberin des Landes in die Kamera – oder dienen die Auftritte nur der Propaganda ihres Vaters?
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13.07.2023, 12:02
13.07.2023, 13:05
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un zeigte sich in den vergangenen Monaten immer häufiger öffentlich mit seiner Tochter.
Es wird gemutmasst, dass Kim seine Nachfolgerin aufbauen will – aber auch, dass der Diktator seine Tochter nur für Propagandazwecke benutzt.
Über die Tochter des Kim-Jong-uns ist fast nichts bekannt. Selbst der südkoreanische Geheimdienst tappt offenbar im Dunkeln.
Seit sich Nordkoreas Machthaber erstmals mit seiner Tochter der Öffentlichkeit präsentierte, rätselt die Welt über Ju Ae – wenn das überhaupt ihr richtiger Name ist.
In den vergangenen Monaten hat sich Kim Jong-un immer häufiger mit seiner Tochter gezeigt, oft in militärischem Umfeld wie etwa bei Schiessübungen. Das nährt natürlich Spekulationen: Baut Kim hier gerade seine Nachfolgerin auf?
Manche Expert*innen in Südkorea halten dies durchaus für plausibel. Andere hingegen betrachten die Auftritte der Tochter als Teil einer Propagandaoffensive.
Laut Frederic Spohr, Leiter des Korea-Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung in Seoul, geht es Kim vor allem um sein Image. «Es ist auch denkbar, dass sich Kim als liebender Vater präsentieren will und so Sympathiepunkte in der Bevölkerung sammeln möchte», sagt er zu «Bild».
«Unter südkoreanischen Offiziellen geht man eher davon aus, dass Kims Sohn der wahrscheinlichere Kandidat als Nachfolger wäre», sagt Spohr. Schickt Kim seine Tochter also nur als Maskottchen vor die Kameras der Staatsmedien?
Geheimdienst tappt im Dunkeln
Offiziell gibt es bisher fast gar keine Informationen über das Kind, ausser dass es sich um die «geliebte» Tochter von Kim Jong-un handelt. Die Staatsmedien veröffentlichten im November 2022 erstmals Fotos, als sie ihren Vater zu einem Test einer Interkontinentalrakete begleitete.
Beobachter werteten dies als Propaganda-Kniff, um die Botschaft zu vermitteln, dass der Aufbau einer Atomstreitmacht trotz grosser Not im Land der richtige Weg sei, um zukünftige Generationen zu schützen.
Auch Südkoreas Geheimdienst interessiert sich sehr für die Rolle von Ju Ae, tappt aber offenbar ebenso im Dunkeln. Im Frühjahr erstatte der Geheimdienst den Abgeordneten in Seoul ausführlich Bericht. So besuche Kims Tochter keine öffentliche Schule, werde privat unterrichtet und ihre Hobbys seien Reiten, Skifahren und Schwimmen.
Das einzige, was bestätigt werden könne, sei, dass Kim Jong-un eine Tochter habe, die Ju Ae heisse und eine jüngere Schwester habe, sagte dazu ein Regierungsbeamter in Seoul. «Alles andere ist nicht bestätigt.» Selbst, ob es noch ein «erstgeborenes Kind» gebe und ob dieses ein Junge oder ein Mädchen sei, könne nicht eindeutig gesagt werden.
Einig sind sich Korea-Kenner jedoch weitgehend darin, dass auch Kim Jong-un die dynastische Erbfolge fortsetzen will. Es sei aber einfach zu früh, die Tochter als potenzielle Nachfolgerin zu sehen, sagt Südkoreas Vereinigungsminister Kwon Youn Se.
«Zunächst, Kim Jong-un ist erst etwa 40 Jahre alt.» Auch sei Nordkorea extrem patriarchalisch eingestellt, was eher gegen eine Nachfolgerin spreche. Es sei aber auch klar, «dass sie (Nordkorea) einen Machttransfer in vierter Generation planen», sagte Kwon in Anspielung auf die Machtübergabe an Kim Jong-un — einem Enkel des «ewigen Präsidenten» Kim Il Sung — vor zwölf Jahren.