«Nimm das zurück!» Fox-News-Mann verunglimpft Harris – Kolleginnen schreiten ein

Philipp Dahm

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Fox-News-Mann Jesse Watters sagt etwas über Kamala Harris, das seine Kolleginnen einschreiten lässt. Alles nur ein Missverständnis, wehrt sich der Moderator, doch der «Provokateur» ist für Sexismus bekannt.

Philipp Dahm

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  • In der Fox-News-Sendung «The Five» sorgt ein Kommentar von Moderator Jesse Watters über Kamala Harris für Aufregung.
  • Seine Co-Moderatorinnen pfeifen Watters zurück.
  • In den sozialen Netzwerken hagelt es Sexismus-Kritik.
  • Watters fühlt sich missverstanden, ist aber schon mehrfach wegen frauenfeindlicher Bemerkungen aufgefallen.

Moderator Jesse Watters ist für seine konservativen Ansichten bekannt und auf Fox News deswegen auch beliebt. Seine eigene politische Talkshow «Jesse Watters Primetime» gehört zu den meistgesehenen beim US-Sender. Sie ist ganz auf Trumps Linie.

Dass Watters in dieser Position kein gutes Haar an den Demokraten im Allgemeinen und Kamala Harris im Speziellen lässt, liegt auf der Hand. Doch in der Sendung «The Five», die er mit weiteren Fox-News-Grössen bestreitet, ist der 46-Jährige am 26. August einen Schritt zu weit gegangen: Sogar den Kollegen war es zu viel. Oder besser: den Kolleginnen.

«Lasst uns über Aussenpolitik reden», beginnt Watters, denn bei diesem Thema hätte ein Präsident den grössten Einfluss. «Was ist ihre Aussenpolitik? Als Oberbefehlshaberin hat man da viel Raum zum Manövrieren. Wir wissen nicht, wer sie ist. Wir wissen nicht, woran sie glaubt.»

Und dann fällt der Satz über das Lage-Zentrum im Weissen Haus: «Im Situation Room wird sie erstarren, während die Generäle sich an ihr zu schaffen machen.» (Anmerkung der Redaktion: «to have one's way with someone» ist mehrdeutig und kann sowohl mit «mit jemandem klarkommen» als auch mit «sich an jemandem zu schaffen machen» übersetzt werden)

«Das mag ich nicht: Nimm das zurück»

Das ruft seine Co-Moderatorinnen auf den Plan, die einschreiten, obwohl auch sie ausgeprochene Harris-Kritikerinnen sind. «Jesse Watters», sagt Dana Perino tadelnd seinen vollen Namen. «Das mag ich nicht: Nimm das zurück», fordert Jeanine Pirro.

Links Jeanine Pirro, Jesse Watters in der Mitte und rechts daneben Dana Perino.
Links Jeanine Pirro, Jesse Watters in der Mitte und rechts daneben Dana Perino.
Screenshot: YouTube/Fox News

«Es gut mit ihr haben, sie kontrollieren – nicht sexuell», rechtfertigt sich der vierfache Vater. «Jetzt werden F-16 in die Ukraine geschickt, und die Ukraine fällt in Russland ein, und du hast sie als Oberbefehlshaberin? Das ist verrückt.»

In den sozialen Netzwerken hagelt es für Watters Bemerkungen Kritik. «Wisst Ihr noch, wie der Rassismus während der Obama-Jahre auf 11 [von 10] hochging?», schreibt eine X-Userin. «Macht euch bereit, dass mit Sexismus dasselbe passiert.» «Die Quintessenz ist», fasst ein anderer zusammen: «Er würde das nie über einen Mann sagen. So einfach ist das.»

«Jesse ist ein Provokateur»

Bemerkenswert ist, dass sich auch die Ex-Frau von Kamala Harris' Mann Doug Emhoff einschaltet: «Es gibt viele Dinge, um die man sich sorgen muss, aber nicht darum, dass Kamala im Situation Room misshandelt wird», kommentiert sie trocken.

Die heftigen Reaktionen zwingen Watters, sich der Sache am Folgetag in seiner Primetime-Show zu stellen. «Es gab einige Aufmerksamkeit wegen Kommentaren, die ich in der gestrigen Show über Vizepräsidentin Harris gemacht habe, sagt er. «Die Leute verdrehen meinen Kommentar, damit er etwas Unangebrachtes bedeutet. Ich habe nichts von sexueller Natur suggeriert.»

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Im Weissen Haus wurde Kokain gefunden.
Patrick Semansky/AP/dpa

Doch Watters hat einen Ruf dafür, sich herablassend über Frauen zu äussern, schreibt die »Washington Post». Demnach hat er schon behauptet, Journalistinnen würden «dauernd» mit ihren Quellen schlafen und Männer, die Frauen wählten, würden «sich zu Frauen verändern».

Die US-Zeitung bittet eine frühere Kollegin um eine Einordnung. «Einfach gesagt: Jesse ist ein Provokateur, der absichtlich anstössige Dinge sagt, damit sich andere unwohl fühlen», erklärt Ex-Mitarbeiterin Donna Brazile. «Es gibt über 85 weibliche Generäle in der US-Geschichte, und viele sind noch im Dienst. Vielleicht wird Jesse sie eines Tages ordentlich titulieren.»


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