Ukraine-ÜbersichtKiew fordert EU-Beitrittsgespräche bis Ende Jahr +++ 16 Verletzte nach russischem Drohnenangriff
Agenturen/red
25.10.2023
Kreml dementiert Herzprobleme von Putin
Über die Gesundheit von Kreml-Chef Wladimir Putin wird seit Monaten spekuliert. Der Kreml hat jetzt Berichte über einen angeblichen Herzanfall des russischen Machthabers offiziell dementiert.
25.10.2023
Durch herabfallende Trümmer einer abgefangenen russischen Drohne sind in der Westukraine 16 Menschen verletzt worden. Indessen dringt Selenskyj auf einen schnellen EU-Beitritt. Die Ereignisse des Tages im Überblick.
Agenturen/red
25.10.2023, 21:47
25.10.2023, 21:48
Agenturen/red
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit Nachdruck den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen als Motivation für sein Land im Kampf gegen die russische Aggression gefordert. «Motivation ist auch eine Waffe. Und sie muss geladen werden», sagte Selenskyj in seiner am Dienstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. «Wir erwarten diese kraftvolle Aufladung der ukrainischen Motivation: die Bereitschaft seitens der EU, die Verhandlungen mit der Ukraine zu beginnen.» Dazu brauche es eine politische Entscheidung, damit die Verhandlungen bis Ende dieses Jahres beginnen können.
Auch die Bürger und die Soldaten im Krieg bräuchten diese Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft. «Schritt für Schritt bewegen wir uns auf einen historischen Meilenstein in unserem Verhältnis mit Europa zu», sagte Selenskyj. Er war am Dienstag auch per Video zu einer Sitzung der EU-Kommission unter Leitung von Präsidentin Ursula von der Leyen zugeschaltet. Dabei hatte Selenskyj betont, dass die Ukraine trotz des Krieges eine Vielzahl an Aufgaben wie den Kampf gegen Korruption als Bedingung für den Start von Verhandlungen in Angriff genommen habe.
London: Kämpfe am Fluss Dnipro intensivieren sich
In der Ukraine haben die Kämpfe am Unterlauf des Dnipro nach britischer Einschätzung zuletzt zugenommen. «Die Ukraine hat Operationen in diesem Bereich höhere Priorität eingeräumt und bildet kleine Brückenköpfe am Ostufer, das es seit Sommer kontrolliert», teilte das britische Verteidigungsministerium mit.
Russland sei aber vermutlich auf diese Angriffe vorbereitet, seitdem es seine Einheiten vor einem Jahr vom Westufer abgezogen hatte. «Erste Hinweise deuten darauf hin, dass Russland in Reichweite des Flusses über eine bedeutende Artilleriekapazität verfügt», heisst es in dem Lagebericht aus London weiter. Im Einsatz sei die neu formierte russische 18. Armee.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
16 Verletzte nach russischem Drohnenangriff in Westukraine
Durch herabfallende Trümmer einer abgefangenen russischen Drohne sind im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj 16 Menschen verletzt worden. «Im Landkreis Schepetiwka sind durch den Abschuss von Luftzielen diese auf das Territorium eines Objekts der kritischen Infrastruktur gestürzt», teilte der Vizechef der Gebietsverwaltung, Serhij Tjurin, am Mittwoch auf Telegram mit.
Es habe eine Explosion gegeben, die neben einem Verwaltungsgebäude auch Wohnhäuser und Autos beschädigt habe. Dabei seien 16 Menschen aus umliegenden Gebäuden verletzt worden. Angaben des ukrainischen Energieministeriums zufolge gab es infolge der Angriffe eine Explosion unweit des Atomkraftwerks Chmelnyzkyj. Durch die Druckwelle sollen die Fenstergläser mehrerer Verwaltungsgebäude zerstört und eine Stromleitung beschädigt worden sein. 1860 Haushalte seien ohne Strom.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe hat Russland in der vergangenen Nacht elf Kamikaze-Drohnen gegen die Ukraine gestartet. Alle seien abgeschossen worden, teilte das Militär in Kiew mit.
Das Wichtigste im Überblick
Der derzeit ranghöchste russische Vertreter bei der EU steht unter Spionageverdacht. Der Diplomat Kirill Logwinow soll nach Erkenntnissen des belgischen Geheimdienstes VSSE nicht nur für das russische Aussenministerium, sondern auch für den russischen Auslandsnachrichtendienst SWR arbeiten.
Durch herabfallende Trümmer einer abgefangenen russischen Drohne sind im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj 16 Menschen verletzt worden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit Nachdruck den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen als Motivation für sein Land im Kampf gegen die russische Aggression gefordert.
In der Ukraine haben die Kämpfe am Unterlauf des Dnipro nach britischer Einschätzung zuletzt zugenommen.
Die kürzlich von den USA gelieferten ATACMS-Raketen erweisen sich in der Ukraine nach deren Angaben als sehr effektiv.
Litauen will 36 Luftabwehrraketen vom Typ AMRAAM von den USA beziehen.
Selenskyj fordert mehr Militärhilfe zur Flugabwehr
Nach Schäden an Gebäuden des ukrainischen AKW Chmelnyzkyj hat Präsident Wolodymyr Selenskyj mehr Waffenhilfe zur Abwehr russischer Luftangriffe gefordert. «Dieser Angriff auf das Kernkraftwerk ist eine weitere Erinnerung an alle unsere Partner, wie wichtig es ist, die Luftverteidigung der Ukraine zu stärken», sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. Der Angriff zeige auch, wie leicht Russland immer noch Sanktionen umgehen und westliche Teile in seine Drohnen und Raketen einbauen könne.
Bei einem russischen Drohnenangriff in der Nacht zu Mittwoch waren im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj 16 Menschen verletzt worden. Durch die Druckwelle von Explosionen in der Nähe des AKW barsten nach Angaben des ukrainischen Energieministeriums an mehreren Verwaltungsgebäuden die Fenster.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) bestätigte die Schäden. «Dieser Zwischenfall unterstreicht erneut die sehr prekäre Lage der nuklearen Sicherheit in der Ukraine, solange dieser tragische Krieg andauert», sagte IAEA-Direktor Rafael Grossi in Wien. Nicht nur Fenster und Gebäude seien beschädigt worden. Durch Stromausfälle in der Umgebung hätten Strahlenmessstationen rund um das Kernkraftwerk zeitweise mit Notstrom arbeiten müssen.
21.13 Uhr
Putin dankt Kirchenführern für Beitrag zur Einheit Russlands
Vor dem Hintergrund der Gewalt im Nahen Osten hat sich der russische Präsident Wladimir Putin in Moskau mit den Führern der Religionsgemeinschaften seines Landes getroffen. Dabei dankte er den Vertretern von Orthodoxie, Islam, Buddhismus und Judentum für ihre Unterstützung im Krieg gegen die Ukraine — in der «militärischen Spezialoperation», wie er nach seiner Sprachregelung sagte.
Die Religionen leisteten einen grossen Beitrag zur Stärkung von Familienwerten, zur patriotischen Erziehung der Jugend und für ein friedliches Zusammenleben aller Ethnien in Russland. «Wir sind ein Volk, wir haben eine Heimat», sagte der Kremlchef.
Das Blutvergiessen in Israel und im Gaza-Streifen müsse gestoppt werden, sagte Putin. Wie bei allen seinen Auftritten sah er die Schuld beim Westen: Dieser verbreite Islamophobie, Antisemitismus und Russophobie und versuche, auch diesen Konflikt gegen Russland auszunutzen. «Sie wollen, dass der Nahostkonflikt und jeder andere religiöse oder nationale Konflikt in der Welt direkt oder indirekt auch mit Russland verbunden ist oder, genauer, Russland und unserer Gesellschaft schadet», sagte Putin.
An dem Treffen nahm auch Kirill, der Patriarch der orthodoxen Kirche Russlands, teil. Er steht klar hinter dem von Putin befohlenen Angriffskrieg auf die Ukraine und hat ihn theologisch gerechtfertigt.
15.33 Uhr
Seltenheit: Russisches Verteidigungsministerium zitiert Soldaten, der von «vielen Problemen» spricht
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat bei seinem Besuch eines Kommandopostens im Osten der Ukraine von Erfolgen der russischen Truppen gesprochen. «Die heutige Situation legt nahe, dass der Feind immer weniger Möglichkeiten hat», sagte Schoigu nach Angaben der russischen Armee bei seinem Besuch des Kommandopostens «Wostok». Die ukrainischen Truppen würden «dank eurer Kampfarbeit weiter reduziert», sagte er demnach zu russischen Soldaten.
Auf einem von der Armee verbreiteten Video ist zu sehen, wie der Minister lacht, als ihm ein Soldat sagt, die ukrainischen Soldaten hätten «Panik». Das russische Verteidigungsministerium zitierte aber auch einen russischen Soldaten mit den Worten, die Artillerie der Ukraine würde «viele Probleme» bereiten — ein seltenes Eingeständnis von Seiten Russlands. «Wir ergreifen Massnahmen», sagte der Soldat demnach.
14.58 Uhr
Explosion unweit von Atomkraftwerk Chmelnyzkyj nach russischen Drohnenangriffen
Angaben des ukrainischen Energieministeriums zufolge gab es infolge der Drohnenangriffe in der Westukraine eine Explosion unweit des Atomkraftwerks Chmelnyzkyj.
Durch die Druckwelle sollen die Fenstergläser mehrerer Verwaltungsgebäude zerstört und eine Stromleitung beschädigt worden sein. 1860 Haushalte seien ohne Strom.
13.03 Uhr
Deutschland übergibt Slowakei Mantis-Luftabwehrsysteme
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs hat Deutschland der Slowakei zwei Mantis-Luftabwehrsysteme geliefert. Wie die Bundeswehr auf X (vormals Twitter) mitteilte, übergab der stellvertretende Generalinspekteur Markus Laubenthal das Waffensystem am Dienstag. Die beiden Länder setzten damit «ein starkes Zeichen für den Zusammenhalt», hiess es. Die Slowakei grenze direkt an die Ukraine und sei «einer permanenten Bedrohung» unter anderem durch fehlgeleitete Luftkriegsmittel ausgesetzt.
Die Mantis-Übergabe war der Slowakei bereits im Dezember 2022 von der damaligen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht zugesagt worden. Im Februar kündigte dann das slowakische Verteidigungsministerium die Lieferung und die Ausbildung slowakischer Soldaten im Umgang mit dem System an.
Es soll insbesondere zum Schutz eines Instandhaltungsstützpunkts der deutschen Industrie im Osten des Landes eingesetzt werden, auf dem Kriegsgerät aus der Ukraine repariert wird. Bereits in der Slowakei stationiert sind deutsche Patriot-Flugabwehrsysteme zum Schutz des Nato-Luftraums.
Nach Angaben der Bundeswehr hat Mantis eine Reichweite von bis zu drei Kilometern und kann anfliegende Objekte mit bis zu 1000 Schuss pro Minute bekämpfen. Das System kann gegen Raketen, Artilleriegeschosse, Mörser oder Drohnen eingesetzt werden. Die Lieferung Deutschlands umfasst auch ein Radarsystem mit einer Reichweite von bis zu 100 Kilometern.
12.04 Uhr
Lettland will Mehrfachraketenwerfer von den USA
Lettland rüstet vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter auf und will sechs Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars von den USA beziehen. Nach Angaben des lettischen Verteidigungsministers Andris Spruds hat das US-Aussenministerium den Verkauf der Waffensysteme genehmigt.
Auch werde das baltische EU- und Nato-Land hochpräzise ATACMS-Raketen erwerben, schrieb er auf der Online-Plattform X, früher Twitter. Der Gesamtkaufpreis betrage rund 220 Millionen US-Dollar (etwa 207 Millionen Euro). Der Kaufvertrag soll in den kommenden Monaten unterzeichnet werden.
Das Rüstungsgeschäft werde die Kampffähigkeiten der lettischen Armee und die strategische Partnerschaft zwischen den USA und Lettland erheblich stärken, schrieb Spruds weiter.
Auch die amerikanische Defense Security Cooperation Agency teilte mit, dass der Verkauf die Fähigkeit des an Russland und Belarus grenzenden Baltenstaats erhöhen werde, gegenwärtigen und künftigen Bedrohungen zu begegnen. Weiter werde damit nach Angaben der US-Behörde die Interoperabilität mit den USA und anderen Nato-Verbündeten verstärkt.
11.56 Uhr
Russisches Parlament ebnet Weg für neue Atomwaffentests
Das Oberhaus des russischen Parlaments, der Föderationsrat, hat den Weg zur Wiederaufnahme von Atomtests freigemacht.
Die Abgeordneten verabschiedeten nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tass am Mittwoch einstimmig ein Gesetz, mit dem die Ratifizierung des globalen Vertrags über den Stopp von Kernwaffenversuchen (CTBT) zurückgezogen wird.
Vor dem Föderationsrat hatte bereits das Unterhaus, die Staatsduma, das Gesetz abgesegnet. Damit es in Kraft tritt, muss Präsident Wladimir Putin es noch unterzeichnen. Dies gilt als Formsache, da Putin selbst den möglichen Ausstieg Russlands aus dem Vertrag angekündigt hatte.
Putin hatte den CTBT-Ausstieg damit begründet, dass Russland die gleichen Möglichkeiten haben müsse wie die zweite grosse Atommacht USA. Washington hat den 1996 verabschiedeten Atomteststopp-Vertrag bislang nicht ratifiziert, Russland hingegen schon - und zwar im Jahr 2000. Auch wenn das globale Testverbot nie formell in Kraft getreten ist, haben sich seit den 1990er Jahren bis auf Nordkorea alle Staaten daran gehalten.
Die CTBT-Organisation in Wien betreibt ein globales Netzwerk an Messstationen, die Atomtests anhand von Druckwellen sowie chemischen und nuklearen Spuren entdecken können. Russland will auch künftig Daten von seinen eigenen 32 Stationen liefern.
In der Ukraine haben die Kämpfe am Unterlauf des Dnipro nach britischer Einschätzung zuletzt zugenommen. «Die Ukraine hat Operationen in diesem Bereich höhere Priorität eingeräumt und bildet kleine Brückenköpfe am Ostufer, das es seit Sommer kontrolliert», teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.
Russland sei aber vermutlich auf diese Angriffe vorbereitet, seitdem es seine Einheiten vor einem Jahr vom Westufer abgezogen hatte. «Erste Hinweise deuten darauf hin, dass Russland in Reichweite des Flusses über eine bedeutende Artilleriekapazität verfügt», heisst es in dem Lagebericht aus London weiter. Im Einsatz sei die neu formierte russische 18. Armee.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine – 25 October 2023.
Durch herabfallende Trümmer einer abgefangenen russischen Drohne sind im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj 16 Menschen verletzt worden. «Im Landkreis Schepetiwka sind durch den Abschuss von Luftzielen diese auf das Territorium eines Objekts der kritischen Infrastruktur gestürzt», teilte der Vizechef der Gebietsverwaltung, Serhij Tjurin, am Mittwoch auf Telegram mit.
Es habe eine Explosion gegeben, die neben einem Verwaltungsgebäude auch Wohnhäuser und Autos beschädigt habe. Dabei seien 16 Menschen aus umliegenden Gebäuden verletzt worden. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe hat Russland in der vergangenen Nacht elf Kamikaze-Drohnen gegen die Ukraine gestartet. Alle seien abgeschossen worden, teilte das Militär in Kiew mit.
7.56 Uhr
Russlands Verteidigungsminister zu Besuch an der Front
Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat nach Angaben des Militärs den russischen Soldaten in der Ukraine einen seiner seltenen Frontbesuche abgestattet.
Schoigu habe an einer Stabsbesprechung in der «Zone der militärischen Spezialoperation» teilgenommen, teilte das Ministerium auf dem Nachrichtendienst Telegram mit. Dabei habe er sich unter anderem vom Befehlshaber der Heeresgruppe Ost, Generalleutnant Andrej Kusmenko, Bericht über die Schaffung von spezialisierten Drohneneinheiten erstatten lassen. Zudem sei es bei dem Treffen um die Vorbereitung auf den Winter gegangen.
Die Mitteilung des Verteidigungsministeriums ist mit einem Video unterlegt, das Schoigu in einem Helikopter und später in einem Stabsbunker zeigt. Ob die Anlage tatsächlich auf von Russland besetztem ukrainischem Staatsgebiet liegt, lässt sich nicht erkennen.
In dem von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen, inzwischen schon mehr als 20 Monate dauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine haben sich Vertreter der russischen Führung nur sehr selten an die Front gewagt - im Gegensatz zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der regelmässig auf Frontbesuch ist. Schoigu war zuletzt im Juni im Kriegsgebiet und besuchte dort den Stab der Heeresgruppe West.
5.15 Uhr
Nur noch etwa 1000 Zivilisten in ostukrainischer Stadt Awdijiwka
Russland setzte seinen Krieg unvermindert fort. In der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Awdijiwka befinden sich nach Angaben aus Kiew noch immer rund 1000 Zivilisten. Darunter seien keine Kinder mehr, sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Dienstag im örtlichen Nachrichtenfernsehen. Sie forderte die Verbliebenen nachdrücklich dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. Vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte die inzwischen stark zerstörte Industriestadt im Gebiet Donezk noch über 30’000 Einwohner.
Russische Truppen sind in den vergangenen Tagen vor allem nördlich von Awdijiwka bis an eine Bahnlinie vorgerückt. Eine umkämpfte Abraumhalde der städtischen Kokerei scheint übereinstimmenden Berichten zufolge inzwischen unter russischer Kontrolle zu sein.
Ukrainische Einheiten halten demnach noch einen Verbindungskorridor von etwa zehn Kilometern Breite. Die Nachschubwege aus dem ukrainisch kontrollierten Gebiet werden ständig beschossen.
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 20 Monaten gegen die russische Invasion. Nahe Awdijiwka verlief bereits seit 2014 die Frontlinie zu den von Moskau unterstützten Separatisten. Die russisch kontrollierte Gebietshauptstadt Donezk liegt nur wenige Kilometer südlich von Awdijiwka.
4 Uhr
Kiew fordert EU-Beitrittsgespräche bis Ende 2023
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit Nachdruck den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen als Motivation für sein Land im Kampf gegen die russische Aggression gefordert. «Motivation ist auch eine Waffe. Und sie muss geladen werden», sagte Selenskyj in seiner am Dienstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. «Wir erwarten diese kraftvolle Aufladung der ukrainischen Motivation: die Bereitschaft seitens der EU, die Verhandlungen mit der Ukraine zu beginnen.» Dazu brauche es eine politische Entscheidung, damit die Verhandlungen bis Ende dieses Jahres beginnen können.
Auch die Bürger und die Soldaten im Krieg bräuchten diese Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft. «Schritt für Schritt bewegen wir uns auf einen historischen Meilenstein in unserem Verhältnis mit Europa zu», sagte Selenskyj. Er war am Dienstag auch per Video zu einer Sitzung der EU-Kommission unter Leitung von Präsidentin Ursula von der Leyen zugeschaltet. Dabei hatte Selenskyj betont, dass die Ukraine trotz des Krieges eine Vielzahl an Aufgaben wie den Kampf gegen Korruption als Bedingung für den Start von Verhandlungen in Angriff genommen habe.
Es gebe bedeutende gesetzliche Neuerungen und die nötigen Schritte zum Aufbau von Institutionen. Er hoffe, dass die EU das sehe und den Startschuss für die Verhandlungen gebe, sagte Selenskyj. In seiner abendlichen Videoansprache bedankte er sich einmal mehr auch bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der beim 6. Deutsch-Ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin Kiew am Dienstag langfristige Unterstützung beim Wiederaufbau zugesagt hatte.
Selenskyj wandte sich in seiner Videoansprache auch an die Bewohner der von Russland bereits 2014 unter Bruch des Völkerrechts annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und an die Bürger in anderen von Moskau kontrollierten Gebieten im Osten und Süden der Ukraine. «Sie alle spüren, dass die russische Präsenz in unserem Land nicht von Dauer ist. Ich weiss das», sagte er. Die Ukraine werde ihre Gebiete samt der Menschen dort zurückerobern. «Wir werden niemanden zurücklassen. Wir nutzen alle Mittel, um sicherzustellen, dass dieser Krieg mit einer Niederlage der Besatzer endet.»
Der ukrainische Präsident hatte am Dienstag auch in einer Videoansprache bei einer Konferenz der Krim-Plattform betont: «Russlands Niederlage bedeutet Sicherheit für Europa.» Er sagte bei dem Treffen der Ukrainer-Unterstützer in Prag, dass die Krim auch zurückerobert werden müsse, um die Menschen dort von russischer Unterdrückung zu befreien. Fast zehn Jahre nach der Annexion der Krim würden die pro-ukrainischen Strömungen auf der Halbinsel inzwischen immer stärker, sagte Selenskyj. Die Atommacht Russland hatte immer wieder betont, die Krim mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen.
2 Uhr
Hochrangiger Vertreter Russlands bei der EU unter Spionageverdacht
Der derzeit ranghöchste russische Vertreter bei der EU steht unter Spionageverdacht. Der Diplomat Kirill Logwinow soll nach Erkenntnissen des belgischen Geheimdienstes VSSE nicht nur für das russische Aussenministerium, sondern auch für den russischen Auslandsnachrichtendienst SWR arbeiten. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf mehrere Quellen. Logwinow war zwischen 2010 und 2014 auch an der russischen Botschaft in Berlin tätig.
Der 48 Jahre alte Logwinow ist seit September 2022 als Geschäftsträger (Chargé d'affaires) bei der EU. Der Posten des Botschafters ist unbesetzt, seitdem Wladimir Tschischow im vergangenen Jahr in seine Heimat zurückberufen wurde.Auf die Frage, warum Logwinow angesichts des Spionageverdachts nicht zur Ausreise aufgefordert wird, gab der zuständige Auswärtige Dienst der EU keine klare Antwort. Ein Sprecher verwies lediglich darauf, dass es Maßnahmen gebe, «um das Ausmaß der Bedrohung fortlaufend zu bewerten».
1.24 Uhr
ATACMS übertreffen Erwartungen
Die kürzlich von den USA gelieferten ATACMS-Raketen erweisen sich in der Ukraine nach deren Angaben als sehr effektiv. Die erste Lieferung habe «die Erwartungen übertroffen», sagt der Sekretär des ukrainischen Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksiy Danilov laut «Kyiv Independent». Die Angriffe russischer Helikopter seien aufgrund der Raketen zurückgegangen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte vor gut einer Woche bestätigt, dass die ATACMS zum ersten Mal eingesetzt worden seien.
0 Uhr
Litauen will 36 Luftabwehrraketen von USA beziehen
Litauen will 36 Luftabwehrraketen vom Typ AMRAAM von den USA beziehen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Vilnius haben die zuständigen US-Behörden den geplanten Verkauf der Raketen und der dazugehörigen Ausrüstung im Wert von 100 Millionen Dollar (rund 94 Millionen Euro) bestätigt, die für die litauischen Nasams-Luftverteidigungssysteme bestimmt sind. Ein Kaufvertrag soll demnach voraussichtlich Ende diesen Jahres unterzeichnet werden.
Das Rüstungsgeschäft werde die Fähigkeit des an Russland und Belarus grenzenden EU- und Nato-Mitglieds Litauen verbessern, Missionen zur Selbstverteidigung und für die regionale Sicherheit durchzuführen, teilte die amerikanische Defense Security Cooperation Agency mit. Auch die Interoperabilität mit den USA und anderen Nato-Verbündeten werde verstärkt. Die US-Behörde betonte, dass der Verkauf der Raketen das «grundlegende militärische Gleichgewicht in der Region» nicht verändern werde.