Armenien und Aserbaidschan kämpfen weiterhin um die Unruheregion Berg-Karabach. Die EU fordert unterdessen ein Ende der Kampfhandlungen.
Einen Tag nach der Gewalteskalation zwischen den verfeindeten Nachbarn Armenien und Aserbaidschan dauern die Kämpfe um die Unruheregion Berg-Karabach an. Beide Seite berichteten am Montagmorgen von Beschuss. In der Nacht gingen die Gefechte mit unterschiedlicher Intensität weiter, wie die Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums mitteilte.
Die Zahl der Toten ist auf armenischer Seite inzwischen auf 58 gestiegen. Das bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Eriwan am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Demnach starben am zweiten Tag der Gefechte 42 Armenier. Das Militär sprach zudem von Dutzenden Toten auf aserbaidschanischer Seite. Eine Bestätigung aus Baku gab es zunächst nicht.
Das Militär in Aserbaidschan teilte mit, dass armenische Streitkräfte die Stadt Terter an der Grenze zu Berg-Karabach beschossen hätten. Man warne Armenien vor «angemessenen Gegenmassnahmen», hiess es. Der aserbaidschanische Staatschef Ilham Aliyev hat unterdessen wegen des Konflikts eine Teilmobilmachung angeordnet. Damit würden Wehrpflichtige zum Kriegsdienst eingezogen, hiess es in einem am Montag vom Präsidialamt in Baku veröffentlichten Schreiben.
Die EU hat Armenien und Aserbaidschan zu einer sofortigen Waffenruhe aufgefordert. Ein Sprecher des Aussenbeauftragten Josep Borrell bezeichnete die jüngste Entwicklung am Montag in Brüssel als «sehr beunruhigend». «Deshalb appelliert die EU an beide Seiten, die Gewalt zu unterlassen.» Für den Streit könne es keine militärische Lösung geben. Man brauche neue Verhandlungen. «Ein Ende der Feindseligkeiten ist dringend nötig.»
Schon 16 Tote und mehr als 100 Verletzte
Die Gefechte zwischen den Ländern begannen am frühen Sonntagmorgen. Dabei soll auch Berg-Karabachs Hauptstadt Stepanakert beschossen worden sein. Beide Länder gaben sich gegenseitig die Schuld für die Gefechte und verhängten den Kriegszustand. In Aserbaidschan gibt es in einigen Regionen auch Ausgangssperren am Abend.
Die von Armenien kontrollierte Region mit geschätzt 145'000 Einwohnern gehört völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. Baku hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Kontrolle über das Gebiet verloren. Seit 1994 gilt in der Region eine Waffenruhe. Zuletzt flammte der Konflikt 2016 stark auf – es starben mehr als 120 Menschen. Das völlig verarmte Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht, das dort Tausende Soldaten und Waffen stationiert hat. Das öl- und gasreiche Aserbaidschan hat die Türkei als verbündeten Bruderstaat.
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