Es ist ein Skandal ungeahnten Ausmasses im EU-Parlament. Am Wochenende waren vier Verdächtige festgenommen worden. Der Vorwurf der Korruption steht im Raum. Nun hat die Staatsanwaltschaft Fotos von gefundenem Geld veröffentlicht.
15.12.2022
Der Lebenspartner von Eva Kaili entlastet die abgesetzte EU-Parlamentarierin. Er habe Geld von Marokko und Katar angenommen. Zudem belastet er weitere italienische EU-Politiker.
Stefan Michel
15.12.2022, 11:19
15.12.2022, 11:33
Stefan Michel
Die italienische «La Repubblica» und der belgische «Le Soir» berichten, dass es im EU-Korruptionsskandal ein erstes Geständnis gegeben habe. Francesco Giorgi, Lebenspartner von Eva Kaili, habe vor den Untersuchungsbehörden zugegeben, Geld von Marokko und Katar angenommen zu haben.
Der Italiener Giorgi ist Politik-Berater und Assistent des EU-Parlaments, dessen Vize-Präsidentin Eva Kaili bis zu ihrer Absetzung war – als eine von 14 Vize-Präsident*innen.
Gemäss ORF hatten «La Repubblica» und «Le Soir» Einsicht in die Untersuchungsakten der belgischen Ermittlungsbehörden. Diese gingen von einem Netzwerk aus, in dessen Zentrum der frühere italienische Europa-Politiker Antonio Panzeri stehe.
Giorgi habe denn auch weitere Personen belastet, darunter besagter Panzeri. Die Ermittelnden sehen ihn gemäss ORF im Zentrum eines Netzwerks. Dieses habe Entscheidungen des EU-Parlaments zugunsten Marokkos und Katars beeinflusst und dafür Geld erhalten.
Zynischerweise soll Panzeri nach seiner Abwahl aus dem EU-Parlament die Organisation «Fight Impunity» (Kampf der Straflosigkeit) gegründet haben, über die das Geld geflossen sei.
Panzeri sitzt in U-Haft, seine Frau und Tochter seien in Italien festgenommmen worden, so ORF. Kompromittiert ist auch Luca Visentini, Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes, der Katar erst vor kurzem für seine Reformen des Arbeitsrechts gerühmt hat. Er ist am Sonntag unter Auflagen aus der Haft entlassen worden.