USA«Ist sie schwarz?» – Trump provoziert mit Attacke auf Harris
SDA
1.8.2024 - 04:24
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat mit einer bizarren Attacke auf seine Kontrahentin Kamala Harris Empörung ausgelöst.
01.08.2024, 04:24
SDA
Harris habe lange ausschliesslich mit ihrer indischen Abstammung geworben und sei dann «plötzlich schwarz» geworden, behauptete Trump bei einem Auftritt vor der nationalen Vereinigung schwarzer Journalisten in Chicago. Dort gab sich der Republikaner insgesamt aggressiv, brachte weitere Attacken gegen Harris vor und ging auch die schwarzen Moderatorinnen scharf an. Harris warf ihm «Spaltung» und «Respektlosigkeit» vor.
Trump platzierte seine Offensive kurz vor dem heutigen Beginn einer mehrtägigen Online-Abstimmung, mit der die US-Demokraten Harris bereits vor ihrem Parteitag in Chicago Mitte August offiziell zur Präsidentschaftskandidatin küren wollen. Sie soll bei der Präsidentenwahl im November gegen Trump antreten.
«Ist sie indisch oder ist sie schwarz?»
«Sie war immer indischer Abstammung und hat nur mit ihrer indischen Abstammung geworben», sagte Trump bei seinem Auftritt über Harris. «Ich wusste nicht, dass sie schwarz ist, bis sie vor einigen Jahren plötzlich schwarz wurde. Und jetzt will sie als Schwarze bekannt sein.» Der frühere US-Präsident sagte dann: «Also ich weiss es nicht: Ist sie indisch oder ist sie schwarz?» Er respektiere beides, behauptete Trump – um dann nachzuschieben: «Ich glaube, das sollte sich jemand anschauen.»
Harris ist die erste Frau, die erste Schwarze und die erste Amerikanerin mit asiatischen Wurzeln, die den Eid als US-Vizepräsidentin abgelegt hat. Sie wurde in Oakland im US-Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter – eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin – kam aus Indien.
Dass der weisse Ex-Präsident Harris' Identität als Schwarze in einem Saal voller schwarzer Journalisten anzweifelte und nahelegte, dass die Demokratin nicht richtig dazugehöre, sondern sich aus politischem Kalkül schwarzen Wählern anbiedere, ist bizarr. Politische Kommentatoren auch aus dem republikanischen Lager beklagten, Trump vergrätze auf diese Weise nur potenzielle schwarze Wähler. Ein nicht namentlich genannter republikanischer Abgeordneter sagte dem Nachrichtenportal «Axios», Trumps Auftritt sei «furchtbar» gewesen.
«Beleidigend» und «abstossend»
Das Weisse Haus reagierte empört auf Trumps Aussagen. Sprecherin Karine Jean-Pierre – die erste schwarze Frau auf dem Sprecherposten im Weissen Haus – nannte die Äusserungen «beleidigend» und «abstossend».
Harris selbst ging nicht im Detail auf die Angriffe ihres Kontrahenten ein. Bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Texas sagte sie, Trump habe in Chicago «die gleiche alte Show» von «Spaltung» und «Respektlosigkeit» abgeliefert. «Das amerikanische Volk hat etwas Besseres verdient.»
Kein Einzelfall bei Trump
Trump hatte bereits 2020, also vor Harris' Amtsantritt rassistischen Verschwörungstheorien über die Demokratin Raum verschafft. Darin wurde angezweifelt, ob sie überhaupt Vizepräsidentin werden dürfe, weil ihre Eltern bei ihrer Geburt noch keine US-Bürger gewesen seien.
Schon Jahre zuvor hatte Trump sich an Verschwörungstheorien beteiligt, die Ex-Präsident Barack Obamas Geburtsort und damit seine Qualifikation fürs höchste Staatsamt infrage gestellt hatten. Trump war damals einer der prominentesten Vertreter der Falschbehauptung, Obama solle in Kenia geboren worden sein. Der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten kam im US-Bundesstaat Hawaii zur Welt.
Auch sonst tut sich Trump regelmässig mit rassistischen und entmenschlichenden Äusserungen hervor – etwa gegenüber Migranten, die illegal ins Land kommen. Sie bezeichnet er etwa als «Tiere» und verunglimpft sie pauschal als Verbrecher und Irre.
Trump wurde bei seinem Auftritt in Chicago – auf der Bühne mit drei schwarzen Journalistinnen – gleich zu Beginn auf rassistische Bemerkungen aller Art angesprochen und ging daraufhin sofort in Angriffsmodus über. Der Republikaner holte aus zu einer Schimpftirade, beschwerte sich über die «schreckliche» Begrüssung, obwohl er in bester Absicht zu der Veranstaltung gekommen sei, beklagte sich mehrfach über nicht funktionierende Mikros und eine «feindliche» Haltung der Fragestellerinnen. Dabei hätte der Ex-Präsident bei der Versammlung versuchen können, eine wichtige Wählergruppe für sich zu gewinnen.
Er behauptete dort auch, Harris habe ihr Jura-Examen nicht bestanden – was ebenfalls nicht stimmt. Harris war erste schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Justizministerin in ihrer Heimat Kalifornien.
Bei einer Wahlkampf-Kundgebung im Bundesstaat Pennsylvania setzte Trump seine Attacken auf Harris später fort und bezeichnete sie unter anderem als schlechteste Vizepräsidentin aller Zeiten. Sie wolle die Grenzen des Landes für Migranten öffnen und die Polizei abschaffen. Ihr «liberaler Extremismus» sei gefährlich. «Sie ist eine extrem linksradikale Verrückte», schimpfte er.
Harris' Online-Kür als Kandidatin startet
Heute beginnen die US-Demokraten mit ihrer mehrtägigen Online-Abstimmung, um Harris offiziell als ihre Präsidentschaftskandidatin zu nominieren. Die Delegierten aus allen Bundesstaaten, die Mitte August am Parteitag in Chicago teilnehmen werden, geben dabei über eine Online-Plattform ihre Stimme ab. Die Demokratische Partei teilte mit, die Abstimmung werde bis zum Montag kommender Woche laufen. Harris habe sich als einzige Anwärterin für diese virtuelle Kandidatenkür qualifiziert.
Damit soll die 59-Jährige bereits vor dem Parteitag der Demokraten vom 19. bis 22. August in Chicago als Frontfrau feststehen. Die Versammlung dort wird dann eher zeremoniellen Charakter haben. Die vorgezogene Nominierung hat mit Fristen in den Bundesstaaten zu tun, bis wann die Parteien ihre Kandidaten bestätigt haben müssen, um auf dem Wahlzettel zu stehen.
In den nächsten Tagen will Harris ausserdem verkünden, wen sie als Vizepräsidentschaftskandidaten an ihre Seite holt. Bereits in der kommenden Woche will die Demokratin mit dieser Person durch besonders umkämpfte Bundesstaaten touren.
Tief durchatmen in der Yogastunde, spazieren gehen mit dem Hund oder ein schöner Tag am Strand – es gibt viele Möglichkeiten, sich zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen. Mit der Präsidentschaftswahl vor Augen fällt das vielen US-Bürgern offenbar aber nicht mehr so leicht. In einer Studie des Amerikanischen Psychologenverbandes haben 65 Prozent der erwachsenen US-Bürger im Wahljahr angegeben, immer oder oft von der Politik erschöpft zu sein.
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