Verräterisches Satellitenbild Ist das die Rampe von Putins neuer «unbesiegbarer» Rakete?

Von Philipp Dahm

5.9.2024

Planierte Baustelle beim Dorf Korschawino: Hier soll der Startplatz der Burewestnik entstehen. Im Vordergrund sind Bunker zu sehen.
Planierte Baustelle beim Dorf Korschawino: Hier soll der Startplatz der Burewestnik entstehen. Im Vordergrund sind Bunker zu sehen.
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US-Analysten wollen die Baustelle für den Startplatz von Russlands neuer Burewestnik-Raketen gefunden haben: Es wäre das erste Mal, dass die Menschheit atomar betriebene Flugkörper stationiert.

Philipp Dahm

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  • Die Burewestnik alias Skyfall ist eine atomar betriebene Rakete, die Russland entwickelt: Es wäre das erste Mal, dass derartige Waffen stationiert werden.
  • Wladimir Putin nennt die Burewestnik «unbesiegbar», weil sie lange tief fliegen könne sowie agil und kaum vom Radar zu erkennen sei.
  • US-Analysten haben wahrscheinlich die Baustelle für den Standort der neuen Atomrakete entdeckt.

Wie macht man eine Raketen mit nuklearen Sprengköpfen noch gefährlicher?

Indem man ihr selbst einen Atomantrieb verpasst, der ihr eine enorme Reichweite verpasst, ihr ausreichend Energie für allerlei Ausweichmanöver zuführt und sie dauerhaft tief fliegen lässt, wo das Radar den Flugkörper nicht sieht.

Das ist das Konzept der 9M730 Burewestnik, was auf Deutsch Sturmvogel heisst. Die Nato nennt das Ungetüm SSC-X-9 Skyfall, was den Bond-Bösewicht-Charakter des Geschosses noch unterstreicht.

Entwickelt und getestet wurde die Burewestnik in Njonoksa am Weissen Meer, dem Nebenmeer des Arktischen Ozeans, wobei es auch tödliche Pannen gab.

Doch nun wollen zwei US-Analysten den Starplatz von Putins angeblich «unbesiegbarer» Wunderwaffe entdeckt haben: Sie befindet sich im Dorf Korschawino, das 55 Kilometer südlich der Stadt Wologda beim Fluss Wologda im Oblast Wologda liegt. Der Ort liegt etwa 475 Kilometer nördlich von Moskau.

Markiert: Die Lage von Wologda.
Markiert: Die Lage von Wologda.
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Wie «Reuters» berichtet, hat Decker Eveleth die Anlage auf einem Satellitenbild des privaten Anbieters Planet Labs entdeckt. Der Analyst der US-Firma CNA macht auf dem Foto vom 26. Juli neun horizontale Abschussrampen aus, die im Bau seien. Sie sind demnach in drei Gruppen zusammengefasst, die durch Erdwälle geschützt werden.

Wunderwaffe oder «fliegendes Tschernobyl»?

Die Wälle sind per Strasse mit Service-Gebäuden verbunden, in denen wahrscheinlich die Raketen und ihre Komponenten gelagert werden, so Eveleth.

Die Anlage sei «für ein grosses stationäre Raketensystem, und das einzige grosse stationäre Raketensystem, das [die Russen] derzeit entwickeln, ist Skyfall».

Der Kreml wollte den Bericht wenig verwunderlich nicht kommentieren. Auch die US-Behörden äussern sich dazu nicht.

Jeffery Lewis vom Middlebury Institute of International Studies in Monterey, Kalifornien, ergänzt, die Anlage sei wohl in Wolgoda platziert, weil in dort vorhandenen Bunkern die Nuklearsprengköpfe sicher in der Nähe gelagert werden könnten.

Russland hat erst am 31. August bekannt gegeben, wegen der westlichen Hilfe für die Ukraine die eigene Atom-Doktrin zu ändern. Zuletzt hatte Waldimir Putin 2020 festgelegt, Moskau werde dann atomar angreifen, wenn es andere tun oder konventionelle Waffen die Existenz ders Landes bedrohen. «Die Arbeit ist fortgeschritten, und es gibt eine klare Intention, Korrekturen zu machen», drohte Vize-Aussenminister Sergei Rjabkow.

«Foreign Policy» betont allerdings, dass die Burewestnik in diesem Zusammenhang nicht so unschlagbar ist, wie sie scheint:

Die Rakete sei ein «fliegendes Tschernobyl», spotten demnach US-Offizielle. Zwar könnte der Flugkörper wie Loitering Munition lange über einem Ziel kreisen. Doch die Steuerung via Satelliten könne leicht gestört werden.


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