Pläne von Israels Armee Darum ist das Fluten der Hamas-Tunnel riskant

Von Stefan Michel

8.12.2023

Ägypten hat in der Vergangenheit Tunnels der Hamas geflutet, um den Waffen-Schmuggel zu unterbinden. Dabei war auch eine Strasse unterspült worden.
Ägypten hat in der Vergangenheit Tunnels der Hamas geflutet, um den Waffen-Schmuggel zu unterbinden. Dabei war auch eine Strasse unterspült worden.
imago/UPI Photo

Im Kampf gegen die Hamas und ihre Infrastruktur ist eine weitere mögliche verheerende Strategie ins Spiel gekommen: Israel könnte die Tunnels der Hamas mit Meerwasser fluten. Das hätte aber einen Haken.

Von Stefan Michel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Israel erwägt offenbar, die Tunnels der Hamas mit Meerwasser zu fluten.
  • Technisch wäre dies möglich. Jedoch würde die israelische Armee damit das Leben der Geiseln gefährden.
  • Ägypten hat schon 2015 die Schmuggeltunnels der Hamas mit Meerwasser gefüllt, um Waffenlieferungen an islamistische Gruppen im eigenen Land zu unterbinden.

Israel kreist die Hamas-Kämpfer nach eigenen Angaben immer mehr ein. Doch in ihren Tunnels finden diese immer wieder Auswege. Darum erwägen die Truppen Tel Avivs die Tunnels auf bisher nicht praktizierte Weise unbenutzbar zu machen: indem sie sie mit Meerwasser fluten.

Die Methode erinnert auf makabre Weise an die Bekämpfung von Feldmäusen: Diese wurden – zumindest früher – bisweilen mit Rauch aus ihren Höhlen vertrieben.

Noch hat die israelische Armee nicht bestätigt, die Tunnel der Hamas mit Wasser füllen zu wollen. «Wir konzentrieren uns darauf, die Terror-Infrastruktur der Hamas zu zerstören, über und unter dem Boden», sagt Armee-Sprecherin Fay Goldstein zu einem Reporter von NBC. Sie könne aber nichts zu künftigen Operationen sagen.

Israel soll Wasserpumpen platziert haben

Zahlreiche Medien haben in den letzten Tagen die Frage aufgegriffen, ob Israel bald damit beginne, Wasser in die unterirdischen Gänge im Süden des Gaza-Streifens zu leiten.

Dazu beigetragen hat ein Bericht des «Wall Street Journal», wonach die israelische Armee fünf grosse Pumpen im Süden des Gebiets platziert habe. Diese seien durchaus dazu geeignet, Wasser in die Tunnels der Hamas zu befördern. Es würde allerdings Wochen dauern, bis die Gänge tatsächlich geflutet wären. 

Die israelische Armee könnte sich bei einem solchen Vorgehen auf ein Vorbild berufen, das man nicht unbedingt vermuten würde: Ägypten. Der Staat an der südlichen Grenze des Gaza-Streifens hat 2015 genau das getan: Die Tunnels der Hamas mit Meerwasser geflutet, um sie unbrauchbar zu machen. 

Grund waren die Waffen, die aus dem Einflussgebiet der Hamas an islamistische Gruppen auf dem Sinai geschmuggelt worden waren, die der ägyptischen Armee und Bevölkerung das Leben schwermachten. Der Schmuggel unterhalb der palästinensisch-ägyptischen Grenze sei damals zum Erliegen gekommen, schreibt die Agentur Reuters.

Geiseln in Hamas-Tunneln

Ob die israelische Armee tatsächlich diesen für die Hamas verheerenden Plan umsetzt, bleibt offen. Ein starkes Argument spricht aus Sicht Israels dagegen: Es ist anzunehmen, dass die Hamas weiterhin Geiseln in ihren unterirdischen Verstecken festhält. Mit der Überflutung würde die israelische Armee das Leben der eigenen Landsleute direkt gefährden. 

Ein weiterer Hinderungsgrund könnte sein, dass das massenweise Einleiten von Meerwasser die Wasserversorgung im Gazastreifen nachhaltig schädigen würde. Dies würde dem Versprechen entgegenstehen, dass sich die israelische Armee bemüht, die Zivilbevölkerung bei ihrem Kampf gegen die Hamas zu schonen.

Der britische Professor für Sicherheitsstudien, Michael Clarke hat bei Sky News eine andere mögliche Strategie dargelegt: «Vielleicht geht es dabei auch um psychologische Kriegsführung und darum, die Hamas-Kämpfer eher mit Worten als mit Wasser aus den Tunneln hinauszuspülen.»