Milliarden fürs MilitärBriten und Amerikaner booten Franzosen in Australien aus
dpa
16.9.2021 - 10:38
Um China im Indopazifik Paroli zu bieten, verkaufen Grossbritannien und die USA Australien die Technologie für Atom-U-Boote. Das Nachsehen hat Frankreich. Es verliert durch die Kooperation einen Milliarden-Deal.
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16.09.2021, 10:38
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Die US-Regierung will Australien den Erwerb von U-Booten mit Nuklearantrieb ermöglichen, um die Sicherheit und die militärische Abschreckung im Indopazifik-Raum zu stärken. US-Präsident Joe Biden sprach in Washington in diesem Zusammenhang von sich «rasch entwickelnden Bedrohungen».
Gemeinsam mit Grossbritannien solle in den kommenden 18 Monaten ein optimaler Weg gefunden werden, damit Australien solche modernen U-Boote erhalten werde, hiess es in einer gemeinsamen Mitteilung von Biden, dem australischen Regierungschef Scott Morrison sowie dem britischen Premier Boris Johnson. Die USA und Grossbritannien würden dabei ihr Fachwissen mit Australien teilen.
Die US-Regierung habe zuvor erst einmal eingewilligt, diese «extrem vertrauliche» Technologie zu teilen – und das sei vor rund 70 Jahren mit Grossbritannien der Fall gewesen, sagte zuvor ein ranghoher Beamter des Weissen Hauses. Die Initiative ist Teil einer «Sicherheitspartnerschaft» der drei Staaten für Frieden und Stabilität im Indopazifik-Raum.
China: Nicht genannt, aber eindeutig gemeint
Sie soll in Anlehnung an die englischen Abkürzungen der beteiligten Länder AUS, UK und US «AUKUS» heissen. Die US-Regierung und auch Australien betrachten Chinas zunehmendem Machtanspruch im Indopazifik-Raum mit Sorge.
Biden, Morrison und Johnson stellten die Initiative am Mittwoch bei einer gemeinsamen Videoschalte vor – China selbst erwähnten sie dabei aber nicht.
«Die Vereinigten Staaten, Australien und das Vereinigte Königreich sind seit langem treue und fähige Partner. Heute sind wir sogar noch näher», sagte Biden. Die Initiative sei ein «historischer Schritt». Er betonte allerdings, dass es dabei nicht um nuklear bewaffnete U-Boote für Australien gehe. «Das sind konventionelle U-Boote, die nuklear angetrieben werden», sagte er.
U-Boote werden in Australien gebaut
«Wir müssen in der Lage sein, uns sowohl mit dem derzeitigen strategischen Umfeld in der Region als auch mit dessen möglichen Entwicklungen auseinanderzusetzen», sagte Biden. Ein offener und freier Indopazifik-Raum sei entscheidend für die Zukunft und müsse Bestand haben.
Es gehe nun darum, die Verbündeten der USA auf neue Weise zu verbinden und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit zu stärken. Dabei müsse den «Bedrohungen von heute und morgen» begegnet werden. Der australische Regierungschef Morrison kündigte an, dass die U-Boote in Adelaide gebaut werden sollten. «Seit mehr als einem Jahrhundert stehen wir gemeinsam für den Weg des Friedens und der Freiheit zusammen», sagte er.
Es handele sich um eines der komplexesten und technisch anspruchsvollsten Projekte der Welt, das sich über Jahrzehnte erstrecken und die fortschrittlichste Technologie erfordern werde, betonte der britische Premier Johnson. Die Initiative zeige, wie tief die Freundschaft und wie gross das Vertrauen zwischen den drei Ländern sei.
Frankreich verliert Milliarden-Auftrag
«Nur eine Handvoll Länder verfügt über nuklear angetriebene U-Boote, und es ist eine bedeutsame Entscheidung für jede Nation, sich diese gewaltige Fähigkeit anzueignen», sagte Johnson.
Von einem Nuklearreaktor angetriebene U-Boote würden es Australien ermöglichen, U-Boote länger ununterbrochen zu betreiben, sie seien zudem leiser und hätten mehr Fähigkeiten als jene herkömmlicher Bauart, hatte es zuvor aus dem Weissen Haus geheissen.
Australien hatte 2016 einen milliardenschweren Vertrag mit Frankreich zum Bau von zwölf neuen U-Booten unterschrieben. Das französische Angebot, wonach die U-Boote ab 2030 ausgeliefert werden sollen, setzte sich damals gegen eines des deutschen Konkurrenten ThyssenKrupp durch.
Grösste militärische Anschaffung Australiens
Der Deal muss jetzt der neuen Initiative weichen. Morrison erklärte, er habe bereits den französischen Rüstungskonzern Naval Group und Präsident Emmanuel Macron über die Entscheidung informiert.
«Ich möchte betonen, dass Frankreich ein unglaublich wichtiger Partner im Pazifik bleibt», sagte er. «Aber als Premierminister muss ich Entscheidungen treffen, die der nationalen Sicherheit Australiens dienen, und ich weiss, dass Frankreich dasselbe tun würde. Und ich weiss, dass das letztendlich verstanden wird.»
Die U-Boot-Flotte vom Typ Shortfin Barracuda, die in Australien gebaut werden sollte, war die grösste militärische Anschaffung in der Geschichte des Landes. Anders als Grossbritannien ist Australien nicht Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato, gilt aber als enger Partner der Organisation.
Australien kooperiert bereits eng mit dem Westen
Australien hat sich etwa an Nato-Militäreinsätzen in Afghanistan und im Irak beteiligt. Die USA und Australien sind neben dem bilateralen Verhältnis auch über die sogenannte «five eyes» (fünf Augen) Partnerschaft der Geheimdienste verbunden. Zu dem Bündnis gehören Australien, Neuseeland, Kanada, Grossbritannien und die USA.
Biden setzt für Sicherheit und Kooperation im Indopazifik zudem auf ein «Quad» genanntes Bündnis. Das Quartett umfasst Australien, Indien, Japan und die USA. Biden will die Regierungschefs des Bündnisses in der nächsten Woche im Weissen Haus empfangen.
Am heutigen Donnerstag wollen sich ausserdem US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und US-Aussenminister Antony Blinken mit ihren australischen Kollegen bei einem gemeinsamen Treffen austauschen.
Boris Pistorius in Kiew: Der Verteidigungsminister will mit der ukrainischen Regierung über die weitere militärische Unterstützung im Abwehrkampf gegen Russland beraten. O-Ton Boris Pistorius, Verteidigungsminister
«Das sind ein paar Erwartungen und vor allem die Botschaft, aber auch jetzt, eine Woche vor der Übernahme der Amtsgeschäfte durch den amerikanischen Präsidenten Trump noch einmal das deutliche Signal zu setzen, dass wir in Europa, dass die Nato-Partner an der Seite der Ukraine stehen, gerade auch jetzt in der besonders angespannten Situation.»
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