Präsident des Schweizer Bauernverbands «Ein solcher Protest ist hierzulande nicht angebracht»

aru

8.1.2024

Gipfel der Proteste soll eine Kundgebung in Berlin sein, die voraussichtlich am 15. Januar stattfindet.
Gipfel der Proteste soll eine Kundgebung in Berlin sein, die voraussichtlich am 15. Januar stattfindet.
Bild: Christoph Schmidt/dpa

Die Bauernproteste halten Deutschland in Atem. In den sozialen Medien findet sich viel Unterstützung, aber auch grosses Missfallen für die Aktionen der Landwirte.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In Deutschland sind die Bauernproteste in vollem Gang.
  • Während Schweizer Bauern zwar Solidarität mit ihren deutschen Kollegen kundtun, sind solche Proteste hierzulande nicht denkbar, sagt der höchste Bauer der Schweiz.
  • Im Netz gibt es Solidarität für die Bauern, aber auch viel Kritik.

Um gegen die Kürzung von Subventionen zu demonstrieren, gehen viele Bäuerinnen und Bauern in Deutschland heute auf die Strasse und legen weite Teile der Bundesrepublik lahm.

Die deutschen Landwirt*innen können dabei auf die Solidarität ihrer Zürcher Kolleg*innen zählen. «Die Entscheide einzelner benachbarten Landesregierungen gegen die Bauern lösen bei uns Kopfschütteln aus», schreibt der Zürcher Bauernverband in einer Mitteilung. Damit werde die Zukunft der Landwirt*innen und der eigenen Landesversorgung bewusst aufs Spiel gesetzt.

«Für friedliche Protestaktionen unserer Berufskollegen haben wir vollstes Verständnis und solidarisieren uns mit ihnen», heisst es weiter.

Bauern seien derzeit ohnmächtig

Mehr als Solidarität darf aus der Schweiz nicht erwartet werden. Zwar hätten sich mehrere Bäuerinnen und Bauern bei Verbänden gemeldet. Sie überlegten, ihre deutschen Kolleg*innen mit Protestaktionen zu unterstützen. Doch die Verbände drückten auf die Bremse, wie der «Blick» weiss.

Markus Ritter, der Präsident des Schweizer Bauernverbands, hat Verständnis dafür, dass sich die Bäuerinnen und Bauern in Deutschland wehren, wie er dem «Blick» sagt. Denn sie hätten in der Regierung keine Stimme und auch sonst nur wenig mitzureden. «Sie sind zurzeit ohnmächtig gegenüber den Entscheiden der Politik», sagt der St. Galler Mitte-Nationalrat.

Ganz anders sieht es hierzulande aus. Denn mit den Bundesräten Guy Parmelin, Albert Rösti und Beat Jans sitzen gleich drei gelernte Landwirte und studierte Agronomen in der Landesregierung. Und im Parlament ist der Landwirtschaftssektor übervertreten. Ritter kann sich eine Protestaktion, wie sie in Deutschland stattfinde, in der Schweiz momentan denn auch nicht vorstellen. «Ein solcher Protest ist hierzulande nicht angebracht.»

Rücktritt der Ampelregierung gefordert

Im Netz gibt es zahlreiche Reaktionen auf die Landwirt*innen-Proteste – und diese fallen oft positiv aus. So bedanken sich einige Nutzer*innen für die Lebensmittel und beteuern Solidarität mit den Bauern.

Die Ampelregierung in Deutschland – bestehend aus SPD, FDP und Grünen – hatte die Subventionen für die Landwirtschaft gekürzt, was auch auf der Plattform X für viel Unmut sorgt. Gar werden Neuwahlen gefordert.

Doch gibt es auch Kritik an den Protesten. Laut einem X-Nutzer hätten ein Rettungswagen und ein Notarztfahrzeug rund zehn Minuten warten müssen, weil die Bäuerinnen und Bauern keinen Platz gemacht hätten, heisst es.

Auch der Galgenhumor kommt nicht zu kurz. Etwa bei Nutzer Daniel Elfendahl. Er spielt darauf an, dass sich jüngst auch rechtsextreme Gruppierungen unter die Demonstrierenden gemischt hatten. Jetzt würden nur noch die Klimaaktivist*innen fehlen.

Neben den Bauernprotesten könnte es sein, dass auch die Lokomotivführer*innen bald streiken. X-Nutzer M. Tomicek teilt hierzu folgende Karikatur.