Tödlicher RaketenangriffIhre Handys machten russische Soldaten zu einem einfachen Ziel
Andreas Fischer/Agenturen
2.1.2023
Weil sie zu viel telefonierten, wurde das ukrainische Militär auf ihren Standort aufmerksam: Bei einem Luftschlag sind mindestens 63 russische Soldaten ums Leben gekommen. Ihre Kommandeure werden hart kritisiert.
Andreas Fischer/Agenturen
02.01.2023, 19:56
Andreas Fischer/Agenturen
Normalerweise schweigt Russland über die eigenen Opfer in seinem Krieg gegen die Ukraine. Doch nach einem ukrainischen Luftangriff im Donbas macht Moskau ausnahmsweise Angaben und nennt eine verheerend hohe Zahl getöteter russischer Soldaten.
63 Soldaten seien ums Leben gekommen, als Raketen in Makijiwka eingeschlagen seien, teilte das russische Verteidigungsministerium am Montag mit. Das ukrainische Militär hatte sogar bis zu 400 tote russische Soldaten und 300 Verwundete gemeldet.
Die Ukraine habe sechs Raketen mit Himars-Mehrfachraketenwerfern abgefeuert. Zwei habe man abgefangen, hiess es in der Stellungnahme des russischen Ministeriums.
Hunderte Soldaten in einem Gebäude
Auch wenn die Zahlen aus Moskau und Kiew weit auseinanderliegen: Dass der Kreml die vielen getöteten Soldaten nach dem ukrainischen Angriff bestätigte, ist sehr ungewöhnlich. Es handelte sich um die höchste von Russland selbst genannte Zahl von Toten an einem Ort in dem seit Februar währenden Angriffskrieg. Die Zahl wird dennoch von vielen für zu niedrig gehalten.
Die Ukraine hatte in der Neujahrsnacht mit Raketen angegriffen. Bei den Getöteten soll es sich Medienberichten zufolge um Reservisten handeln, die im Zuge der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung einberufen wurden. Sie sollen sich zu einer Neujahrsfeier in dem Gebäude versammelt haben.
Der Angriff sei möglich gewesen, weil die gerade eingetroffenen Soldaten intensiv ihre Mobiltelefone benutzt hätten, erklärte eine anonyme Quelle von den pro-russischen Separatisten in Donezk gegenüber der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass am Montag. Dadurch habe die ukrainische Armee sie orten können.
Russische Kommandeure in der Kritik
Mehrere Journalisten, die die von Russland gestartete Offensive unterstützen, kritisierten im Onlinedienst Telegram das russische Militärkommando. Ihren Angaben zufolge hätten den Soldaten vor Ort die Telefone weggenommen werden sollen. Zudem hätte verhindert werden sollen, dass sie sich in einem einzigen Gebäude befanden.
Der von den russischen Besatzern eingesetzte stellvertretende Informationsminister Daniil Bessonow rief in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram dazu auf, jene zur Verantwortung zu ziehen, die zugelassen hätten, die Männer in einem Gebäude unterzubringen. Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über folgenreiche Fehler von russischen Kommandeuren in diesem Krieg.
Unbestätigten Berichten zufolge soll sich das Gebäude neben einem Munitionsdepot befunden haben, weshalb es zu verheerenden Explosionen gekommen sei. Nach dem Raketenangriff waren in den sozialen Netzwerken Bilder und ein Video von den Überresten eines völlig eingestürzten Gebäudes zu sehen. Unter den Trümmern wurden weitere Tote und Verletzte vermutet.
Erbitterter Kampf um Kreminna im Osten der Ukraine
Der Krieg ist nicht weit weg in Jampil im Osten der Ukraine. Die Front verläuft ein paar Kilometer weiter nördlich in Hörweite und die von russischen Truppen kontrollierte Stadt Kremminna liegt nur etwa 30 Kilometer westlich in der von Moskau anne