Schwedens Nato-Beitritt blockiert Hat Putin mitgezündelt, als ein Extremist den Koran verbrannte?

Von Philipp Dahm

27.1.2023

Erklärt: Putins Problem mit der Nato

Erklärt: Putins Problem mit der Nato

Die Ukraine verlangt Russlands Armee mehr ab als vom Kreml erwartet. Doch das eigentliche Ziel Wladimir Putins ist das Zurückdrängen der Nato: Die europäische Tiefebene ist der Schlüssel zu Moskaus Sicherheit.

14.06.2022

Der Nato-Beitritt Schwedens rückt in weite Ferne, nachdem in Stockholm ein Rechtsradikaler den Koran öffentlich verbrannt hat. Nun zeigt: Ein Putin-Fan und Ex-Mitarbeiter von «Russia Today» war daran beteiligt.

Von Philipp Dahm

27.1.2023

Samstag, 21. Januar, in Stockholm: Unweit der türkischen Botschaft verbrennt ein dänischer Rechtsextremist den Koran. Es ist nicht das erste Mal, dass Rasmus Paldudan auf diesem Weg den Islam beleidigt. Es soll auch nicht das letzte Mal sein: Er kündigte in einem Interview mit der schwedischen «Aftonbladet» an, heute auch in Kopenhagen drei Koran-Exemplare anzünden zu wollen.

Der türkische Präsident Recep Tayyib Erdogan hat nach dem Vorfall bekundet, Ankara werde die Nato-Norderweiterung blockieren. «Wenn ihr der türkischen Republik oder dem religiösen Glauben der Muslime keinen Respekt zollt, dann könnt ihr von uns in Sachen Nato auch keine Unterstützung bekommen», sagte Erdogan am 23. Januar.

Erdogan: Keine Unterstützung für Nato-Beitritt von Schweden

Erdogan: Keine Unterstützung für Nato-Beitritt von Schweden

Schweden kann nach einer Koran-Verbrennung in Stockholm nach Aussage des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht mit einer Unterstützung der Türkei für einen Nato-Beitritt rechnen.

24.01.2023

Doch nun zeigt sich, dass der Kreml bei der Aktion womöglich seine Finger im Spiel gehabt hat, um den Beitritt Schwedens zur Nato zu torpedieren: Wie das australische Portal «The Age» berichtet, hat ein früherer «Russia Today»-Mitarbeiter die Gebühren gezahlt, die bei der Anmeldung der Koran-Verbrennung in Stockholm gezahlt werden mussten.

Es handelt sich um Chang Frick, der auf Twitter auch mal im Putin-Shirt posiert und einen Kalender mit dem russischen Präsidenten sein Eigen nennt. Nun betreibt der Russland-Freund ein Newsportal namens «Nyheter idag». Frick selbst will seit 2014 keine Beziehungen mehr zu «Russia Today» haben. Mit der Aktion habe er bloss die Meinungsfreiheit stärken wollen.

«Verdächtig»

«Wenn es die Bewerbung sabotiert hat, dass ich der Polizei eine Verwaltungsgebühr von 320 Kronen gezahlt habe, stand diese wahrscheinlich von Anfang auf sehr wackligen Grund», wird Frick zitiert. Experten glauben dennoch, dass der Kreml im Hintergrund die Fäden ziehen könnte.

Paul Levin von der Universität Stockholm findet die Sache «verdächtig»: «Die Person, die am meisten davon profitiert, wenn die Nato sich nicht ostwärts bis an Russlands Grenze ausbreitet, ist Putin.» Wenn die Situation so festgefahren bleibe, könnte Helsinki womöglich ohne Stockholm der Nato beitreten. «Wenn die Türkei weiter die Aufnahme blockiert, wird Finnland es meiner Einschätzung nach irgendwann alleine machen müssen.»

Nato-Beitritt Finnlands: «Müssen wohl Wahl in der Türkei abwarten»

Nato-Beitritt Finnlands: «Müssen wohl Wahl in der Türkei abwarten»

Angesichts der Spannungen zwischen Stockholm und Ankara ist der finnische Präsident Sauli Niinisto der Ansicht, dass vor einem Nato-Beitritt seines Landes die Wahlen in der Türkei im Frühjahr abgewartet werden müssen. Das sagte Niinisto bei einem

24.01.2023

Schwedens Aussenminister Tobias Billström sagte am 24. Januar, sein Land befinde sich in der unsichersten sicherheitspolitischen Lage seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch Schwedens Premier Ulf Kristersson bleibt trotz der Streitereien optimistisch. «Ich hoffe, dass es so schnell wie möglich passiert», sagte der 59-Jährige mit Blick auf die Aufnahme.

Ankara habe nicht gesagt, ein Beitritt sei ausgeschlossen, so Kristersson: «Wir können unterschiedliche Auffassungen davon haben, wo wir uns im Prozess befinden, aber über das Endziel des Prozesses besteht kein Zweifel.» Es gelte nun, die «aufgeheizte Situation» abzukühlen, sagte der Regierungschef. «Ich bin jederzeit zu einem Gespräch mit Erdogan bereit.»

Mit Agentur-Material.