Schweden vs. Türkei Zeitung zahlt 10'000 Kronen für die beste Erdogan-Beleidigung

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18.1.2023

Kristersson: Können oder wollen der Türkei bestimmte Dinge nicht geben

Kristersson: Können oder wollen der Türkei bestimmte Dinge nicht geben

Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson hat einige Forderungen der Türkei für ihre seit Monaten blockierte Zustimmung zum Nato-Beitritt seines Landes zurückgewiesen. Die Türkei habe bestätigt, dass «wir getan haben, was wir gesagt haben,

08.01.2023

Im Zank um die Nato-Norderweiterung bremst die Türkei den Beitritt von Finnland und Schweden mit immer neuen Bedingungen. Washington erhöht den Druck auf Ankara, und eine Zeitung sucht Erdogan-Karikaturen.

P. Dahm

Recep Tayyip Erdogan macht keine Gefangenen, wenn es um die Nato-Norderweiterung geht. Mit immer neuen Forderungen behindert der türkische Präsident die Aufnahme von Schweden und Finnland: Jetzt verlangt der 68-Jährige, Helsinki und Stockholm müssten erst über hundert «Terroristen» ausliefern, bevor Ankara seinen Segen gibt.

«Wir haben gesagt: Schaut, wenn ihr uns eure Terroristen nicht übergebt, kann das Parlament sowieso nicht zustimmen», sagt Erdogan im Rückblick auf sein Treffen mit dem schwedischen Premier im November. «Wenn das durch das Parlament kommen soll, müsst ihr uns etwa 130 dieser Terroristen ausliefern.»

«Erdogan wird Finnland und Schweden in Sachen Nato-Mitgliedschaft in Geiselhaft halten, solange er glaubt, dass es ihm nützen wird», erklärt Minna Alander vom Finnischen Institut für internationale Beziehungen bei Bloomberg. In Schweden leben rund 100'000 Kurdinnen und Kurden, die neben den Anhänger*innen der Gülen-Bewegung ganz oben auf der türkischen Liste von Verdächtigen stehen.

Washington nutzt F-16-Kauf als Druckmittel

Erdogan deutet an, das Parlament könnte im Mai in der Causa abstimmen, bevor im Juni Wahlen in der Türkei anstehen. Der Termin könnte so gewählt sein, um die Opposition unter Druck zu setzen. Bei einer Zustimmung könnte die Aufnahme beim Nato-Gipfel in Vilnius am 11. Juli abgeschlossen werden.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan torpediert den Nato-Beitritt von Schweden und Finnland. Das Bild ist am 23. November in Ankara entstanden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan torpediert den Nato-Beitritt von Schweden und Finnland. Das Bild ist am 23. November in Ankara entstanden.
EPA

Premierminister Ulf Kristersson glaubt dennoch, Schweden sei in einer «guten Position», um die Zustimmung der Türkei zu gewinnen. Sein Optimismus könnte von den USA befeuert worden sein: Ankara will Washington eigentlich 40 F-16-Kampfflugzeuge und Zubehör im Wert von 20 Milliarden Dollar abkaufen.

Nun dreht Washington den Spiess aber um: Der Verkauf werde im Kongress keine Mehrheit finden, wenn die Türkei der Nato-Norderweiterung nicht zustimme, heisst es von türkischen Beamten, die anonym von Bloomberg zitiert werden. US-Abgeordnete fordern ausserdem einen neuen Umgang mit Journalist*innen und Oppositionellen, ergänzt die «New York Times».

Beste Erdogan-Karikatur gesucht

Während sich die schwedische Regierung um versöhnliche Töne bemüht, regt sich im Land Widerstand gegen die türkischen Forderungen. Nach kurdischen Demonstrationen gegen Erdogan, die zu einer Ausladung des  schwedischen Parlamentspräsidenten Andreas Norlén geführt haben, hat nun eine Zeitung einen Wettbewerb lanciert, der den türkischen Präsidenten gar nicht freuen dürfte.

«Flamman» hat einen Preis von 10'000 Kronen – also knapp 890 Franken – für die beste Karikatur Erdogans ausgelobt. Die besten Zeichnungen würden veröffentlicht, heisst es weiter. Der Grund für die Eskalation: «Erdogan versucht, Schweden unter Druck zu setzen, Kurden abzuschieben und die Meinungsfreiheit einzuschränken.»

Schwedens Premier Ulf Kristersson (links) bei seinem Treffen am 8. November mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara.
Schwedens Premier Ulf Kristersson (links) bei seinem Treffen am 8. November mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara.
EPA

Erdogan sei der «mächtigste gewaltbereite Islamist der Welt» und «ein hemmungsloser Autokrat, der oppositionelle und ethnische Minderheiten einsperrt», argumentiert das schwedische Blatt. Stockholm sollte allein angesichts des türkischen Gebarens vom Nato-Beitritt absehen, meint Chefredaktor Leonidas Aretakis. Vielleicht trage sein Wettbewerb ja dazu bei, dass es nicht klappe.

Den «Flamman»-Leser*innen wird nun bis zum 20. Januar Zeit gegeben, «ihre Interpretation des türkischen Autokraten» zu Papier zu bringen: «Lassen Sie der Fantasie freien Lauf», fordert das Blatt.

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