«Putins Koch» plant wohl Partei Was Prigoschins Ambitionen für Putin bedeuten

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19.11.2022

Jewgeni Prigoschin, Putin-Vertrauter und Gründer berüchtigten Söldnergruppe Wagner, soll planen, eine eigene Partei ins Leben zu rufen. (Archivbild)
Jewgeni Prigoschin, Putin-Vertrauter und Gründer berüchtigten Söldnergruppe Wagner, soll planen, eine eigene Partei ins Leben zu rufen. (Archivbild)
Bild: AP Photo / Misha Japaridze, Pool, File / Keystone

Der einflussreiche russische Unternehmer Jewgeni Prigoschin plant Medienberichten zufolge die Gründung einer eigenen Partei. Das könnte Putin entlasten – oder ihm gefährlich werden.

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Die Zeiten, in denen Jewgeni Prigoschin im russischen Hintergrund agierte, scheinen endgültig vorbei zu sein. Seit Wochen macht der Putin-Vertraute Schlagzeilen und meldet sich regelmässig zu Wort. So bekannte sich Prigoschin dazu, die brutale Söldnergruppe Wagner gegründet und die US-Wahlen beeinflusst zu haben.

Wie der nächste Schritt des einflussreichen Unternehmers aussehen könnte, berichtet nun das aus dem lettischen Exil operierende Kreml-kritische Blatt «Meduza». Laut diesem plant er die Gründung einer eigenen populistischen Partei.

Das könnte den Eindruck erwecken, dass Prigoschin sich anschickt, Wladimir Putins Machtanspruch in Frage zu stellen, doch zumindest auf kurze Sicht ist das nicht der Fall.

Eine neue Partei zu Putins Schutz

Denn die Parteien spielen im russischen System keine so tragende Rolle wie im Westen und der Kreml-Chef hat die Partei in der Vergangenheit schon öfter gewechselt. Politische Persönlichkeiten sind in Russland wichtiger als Organisationen.

Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass eine Prigoschin-Partei zunächst dazu dienen würde, Putin vor Kritik zu schützen. Denn um den Frust der Bevölkerung über den schlecht laufenden Feldzug in der Ukraine von sich zu lenken, füttert der das Narrativ, dass die korrupten Elitern unter ihm sämtliche Misslagen zu verantworten hätten.

«Eliten» als Sündenbock

So hatte Prigoschin erst im Oktober bemängelt, dass die «Eliten» ihre eigenen Kinder nicht an die Front in der Ukraine schicken würden. Nachdem vor kurzem ein Video von der brutalen Hinrichtung eines desertierenden Wagner-Söldners auftauchte, nutzte er seine Stellungnahme ebenfalls, um sich gegen diese «Eliten» zu positionieren.

«Das sind Verräter, die ihre Maschinengewehre fallen lassen und zum Feind überlaufen, ihr eigenes Volk und ihr Mutterland verraten», urteilte er. «Aber sie sind nicht die einzigen: Manche Verräter sitzen sicher in ihren Büros und verschwenden keine Gedanken an ihr eigenes Volk.»

Jewgeni Prigoschin ist einer der mächtigsten Männer Russlands. (Archivbild)
Jewgeni Prigoschin ist einer der mächtigsten Männer Russlands. (Archivbild)
Bild: Sergei Ilnitsky / Pool Photo via AP / KEYSTONE

Wenn Wladimir Putin sich also mit einer möglichen Prigoschin-Partei zusammenschliessen würde, könnte er sich als Saubermann deklarieren, der mit diesen vermeintlich Volksverrat begehenden «Eliten» aufräumt.

Ungewöhnlicher Inspirationsgeber

Bemerkenswert ist, dass eine der Quellen, auf die sich «Meduza» bezieht, den inhaftierten Kremlkritiker Alexei Nawalny als Inspiration für diesen Zug nennt. Dieser hatte regelmässig korrupte russische Bürokraten enttarnt. Dieses Vorgehen möchte Prigoschin nun offensichtlich adaptieren – nur eben im Sinne des Kremls.

Auf lange Sicht könnte eine populistische Prigoschin-Partei Putin aber durchaus gefährlich werden. Denn Prigoschins Profil würde mit der Gründung einer solchen weiter steigen.

Sollte das Ansehen Putins trotzdem so stark fallen, dass er angreifbar würde, wäre der Unternehmer und Söldnerchef in der besten Ausgangssituation, ihn zu ersetzen. Dass er ein Mann mit wenig Skrupel ist, hat er in der Vergangenheit oft genug bewiesen.