Ukraine-Übersicht Flutwelle nach Zerstörung des Kachowka-Staudamms — Westen beschuldigt Moskau

Agenturen/red

6.6.2023

Rückzugswege vermint: Söldnerchef Prigoschin macht Armee Vorwürfe

Rückzugswege vermint: Söldnerchef Prigoschin macht Armee Vorwürfe

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat erneut schwere Vorwürfe gegen die reguläre russische Armee erhoben. Soldaten hätten Mitte Mai eine Strasse vermint, auf der seine Kämpfer aus der mittlerweile eroberten ostukrainischen Stadt Bachmut hätten herausfahren wollen. Das teilte Prigoschin am Sonntagabend auf Telegram mit.

05.06.2023

Wie der Einsatz einer Massenvernichtungswaffe — so beschreibt die Ukraine die neue Zerstörung, für die auch der Westen Moskau verantwortlich macht. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/red

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist durch die Sprengung des wichtigen Kachowka-Staudamms gefährlich eskaliert - mit noch unabsehbaren humanitären, ökologischen und militärischen Folgen. Der Westen und die Ukraine machten Moskau für die Sprengung des Damms verantwortlich. Präsident Wolodymyr Selenskyj verglich sie mit dem Einsatz einer Massenvernichtungswaffe. Durch die breite Bresche in der Mauer strömten am Dienstag Wassermassen aus dem Kachowka-Stausee ungehindert aus und setzten viele Ortschaften im flachen Süden der Ukraine unter Wasser. Informationen zu möglichen Verletzten gab es zunächst nicht.

«Das ist die grösste menschengemachte Umweltkatastrophe in Europa seit Jahrzehnten», sagte Selenskyj am Dienstag. Nach ukrainischen Angaben hatte nachts gegen 2.50 Uhr Ortszeit (1.50 Uhr MESZ) eine Explosion den 1955/56 gebauten Staudamm und ein angrenzendes Wasserkraftwerk zerstört.

Damit wuchsen auch erneut Sorgen um das Kernkraftwerk Saporischschja, das an dem Stausee liegt und von russischen Truppen besetzt ist. Für Europas grösstes AKW bestehe aber keine unmittelbare Gefahr, teilte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mit. Das Kühlwasserbecken ist nach Kiewer Angaben getrennt vom Stausee.

Dieses von Planet Labs PBC zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt einen Überblick über die Schäden am Kachowka-Damm im Süden der Ukraine.
Dieses von Planet Labs PBC zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt einen Überblick über die Schäden am Kachowka-Damm im Süden der Ukraine.
Uncredited/Planet Labs PBC/AP/dpa

Viele Orte unter Wasser

Der Kachowka-Stausee und der Fluss Dnipro bildeten seit dem vergangenen Herbst die Frontlinie im Gebiet Cherson. Das Südufer wird von russischen Truppen beherrscht, das nördliche Ufer mit der gleichnamigen Gebietshauptstadt Cherson nach der Rückeroberung wieder von den Ukrainern. Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal sprach von Überschwemmungsgefahr für bis zu 80 Ortschaften. Entlang des Nordufers sahen die ukrainischen Behörden 16 000 Menschen in Gefahr. Militärgouverneur Olexander Prokudin berichtete von zunächst acht Ortschaften, die ganz oder teilweise unter Wasser stehen. Angaben über Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht.

In der Stadt Cherson leben die Menschen seit Monaten unter russischem Artilleriefeuer. Luftaufnahmen zeigten, dass dort im Stadtteil Korabel von vielen eingeschossigen Häusern nur noch das Dach aus dem Wasser ragte. Zur Lage am flachen Südufer in russischer Hand gab es kaum Informationen. In Nowa Kachowka dicht an der Staumauer berichtete die russische Verwaltung von Überschwemmungen.

Internationale Empörung über Moskau

In vielen Ländern sorgte die Katastrophe für Entsetzen und Empörung. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warf Moskau vor, in dem seit mehr als 15 Monaten dauernden Krieg immer stärker zivile Ziele anzugreifen. «Das ist ja auch etwas, das sich einreiht in viele, viele der Verbrechen, die wir in der Ukraine gesehen haben, die von russischen Soldaten ausgegangen sind», sagte er. «Für diese menschengemachte Umweltkatastrophe gibt es nur einen Verantwortlichen: der verbrecherische Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine», sagte etwa die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock  auf einer Reise in Brasilien.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hielt Moskau vor, Tausende Zivilisten zu gefährden und schwere Umweltschäden in Kauf zu nehmen. «Dies ist eine ungeheuerliche Tat, die einmal mehr die Brutalität von Russlands Krieg in der Ukraine demonstriert.» EU-Ratspräsident Charles Michel zeigte sich schockiert über einen «beispiellosen Angriff». Der britische Aussenminister James Cleverly sprach von einem Kriegsverbrechen.

Vor dem höchsten Gericht der Vereinten Nationen in Den Haag warf die Ukraine Russland Staatsterrorismus vor. Der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, forderte, Russland müsse seinen Sitz im UN-Sicherheitsrat verlieren. Dort gehört das Land zu den fünf Vetomächten.

Moskau und Kiew beschuldigen sich gegenseitig

Russland wies jegliche Schuld von sich. «Wir erklären offiziell, dass es sich hier eindeutig um eine vorsätzliche Sabotage der ukrainischen Seite handelt, die auf Befehl (...) des Kiewer Regimes geplant und ausgeführt wurde», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Beweise legte er nicht vor. Präsident Wladimir Putin werde über alle Entwicklungen informiert, sagte er.

Selenskyj wies die Behauptung des Kremls zurück. «Russland kontrolliert den Kachowka-Damm mit dem Wasserkraftwerk seit über einem Jahr», sagte er nach Angaben seines Präsidialamtes. Der Staudamm sei von russischen Soldaten vermint worden. «Und sie haben ihn gesprengt.» Vor diesem Szenario hatte die Ukraine gewarnt, seit die russischen Kräfte Cherson im Herbst 2022 geräumt hatten.

Verzögert sich die ukrainische Offensive?

Selenskyjs Stabschef Jermak äusserte die Vermutung, dass Russland mit der Zerstörung die geplante ukrainische Grossoffensive ausbremsen wolle. Auf Twitter schrieb er, durch die Sprengung nehme auch die Bewässerung für die Landwirtschaft im Süden der Ukraine Schaden.

In der Ukraine wird eine grossangelegte eigene Offensive erwartet, deren Zeitplan und genaue Stossrichtung nicht bekannt ist. Im Süden könnte die Flut den Unterlauf des Dnipro nahezu unpassierbar machen. Für die Russen verkürzt sich so die Front; sie könnten Kräfte an andere Abschnitte umlenken, an denen sie bedrängt sind.

Die ukrainischen Streitkräfte kündigten an, die Rückeroberung besetzter Gebiete trotzdem fortzusetzen. Die Ukraine verfüge über «alle notwendigen Boote und Pontonbrücken, um Wasserhindernisse zu überwinden», teilte das Militär mit. Die Besatzer hätten den Staudamm «aus Angst vor der ukrainischen Armee» gesprengt.

Raketen über Kiew abgefangen

In der Nacht auf Dienstag wehrte die Ukraine zudem nach Behördenangaben einen weiteren russischen Luftangriff auf die Hauptstadt Kiew ab. Mehr als 20 Raketen seien jedoch von der Luftabwehr abgefangen worden. Der Leiter der städtischen Militärverwaltung, Serhij Popko, schrieb, wahrscheinlich seien Marschflugkörper vom Typ Ch-101/55 zum Einsatz gekommen. Die Lenkraketen seien von russischen Bombern aus der Region am Kaspischen Meer abgefeuert worden.


Das Wichtigste im Überblick

  • Russlands Verteidigungsministerium hat die Vereitelung der ukrainischen Grossoffensive und die Zerstörung von Kampfpanzern Leopard gemeldet — dabei aber offenbar falsche «Beweisbilder» präsentiert.
  • Im von Russland besetzten Teil der südukrainischen Region Cherson ist nach Angaben der Kriegsparteien ein wichtiger Staudamm nahe der Front schwer beschädigt worden.
  • Im Osten der Ukraine wird erwartet, dass die Truppen Kiews heute dort ihre Offensivhandlungen in verschiedene Richtungen fortsetzen. Als Schwerpunkt gilt weiter die von russischen Truppen besetzte Stadt Bachmut. Die Ukraine will diese zurückerobern. In der russischen Region Belgorod ist indes die Lage wegen Beschusses von ukrainischer Seite gespannt.
  • Seit dem Beginn des Kriegs sind nach UN-Erhebungen mindestens 8983 Zivilisten getötet und 15'442 weitere verletzt worden. Dabei handelt es sich um bestätigte Opfer, die tatsächliche Zahl soll erheblich höher sein.
  • Die Entwicklungen von Montag findest du hier.
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  • 21.33 Uhr

    Frankreich bietet Ukraine nach Damm-Zerstörung Hilfe an

    Frankreich hat der Ukraine nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden des Landes Unterstützung angeboten. «Frankreich hält sich bereit, den ukrainischen Behörden Hilfe zu leisten, um auf die Folgen der teilweisen Zerstörung des Damms zu reagieren», hiess es in einem Schreiben des französischen Aussenministeriums vom Dienstagabend. Man sei wegen der humanitären und ökologischen Auswirkungen sowie der Folgen für die Sicherheit des Atomkraftwerks Saporischschja sehr besorgt. Die Zerstörung bezeichnete Frankreich als «besonders schwere Tat». «Sie illustriert erneut die tragischen Konsequenzen eines Überfalls, für den Russland die alleinige Verantwortung trägt.»

    Die Ukraine beschuldigt Russland, den Damm gesprengt zu haben, dessen Zerstörung grosse Überflutungen verursacht hat. Russland hat die Hoheit über das Wasserkraftwerk. Moskau behauptet hingegen, dass ukrainische Truppen die Anlage beschossen hätten.

  • 21.08 Uhr

    Moskau wirft Kiew nach Dammbruch Terroranschlag gegen Zivilisten vor

    Kurz vor der Sitzung des UN-Sicherheitsrats hat das russische Aussenministerium die Ukraine beschuldigt, den Kachowka-Staudamm zerstört zu haben. «Der Vorfall ist ein Terroranschlag, der sich gegen zutiefst zivile Infrastruktur richtet», heisst es in einer Mitteilung der Behörde. Russland habe die Sitzung des UN-Sicherheitsrats initiiert, um die von Kiew ausgelöste grosse «humanitäre und ökologische Katastrophe» zu verurteilen. Die Ukraine ihrerseits wirft Russland die Sprengung des Staudamms vor.

    Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine sollte noch heute den UN-Sicherheitsrat in New York beschäftigen. Eine Dringlichkeitssitzung sei für 16 Uhr (22 Uhr MESZ) anberaumt worden, teilten Diplomatenkreise der Deutschen Presse-Agentur mit.

    Laut dem Aussenministerium in Moskau handelt es sich um eine geplante und gezielte Aktion des ukrainischen Militärs im Rahmen der eigenen Gegenoffensive. Kiew habe den Staudamm nicht nur beschossen, sondern den Wasserstand durch die vorherige Öffnung einer Schleuse am Oberlauf des Dnipro auf ein kritisches Niveau angehoben. Durch den Dammbruch würden die Landwirtschaft und das Ökosystem der Region Cherson geschädigt und die Wasserversorgung der Krim beeinträchtigt, so der Vorwurf aus Moskau.

    Die 2014 von Russland annektierte Krim erhält Wasser aus dem Dnipro über einen Kanal. Wurde dieser nach 2014 zwischenzeitlich trockengelegt, so hat Russland nach der Besetzung des Kachowka-Staudamms auch den Kanal Richtung Krim für die Bewässerung der Halbinsel wieder geöffnet.

  • 20.57 Uhr

    Guterres nennt Staudammbruch am Dnipro «monumentale Katastrophe»

    UN-Generalsekretär António Guterres hat die Zerstörung des Kachowka-Staudamms am südlichen Dnipro in der Ukraine als «monumentale humanitäre, wirtschaftliche und ökologische Katastrophe» bezeichnet. Sie sei eine «weitere verheerende Folge der russischen Invasion». Guterres äusserte sich vor der Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrats.

  • 20.48 Uhr

    USA nach Damm-Zerstörung: Wollen herausfinden, was genau passiert ist

    Die US-Regierung erwartet nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine «erheblichen Schaden» für die Menschen in der Ukraine und die Region. «Wir wissen, dass es Opfer gibt, darunter wahrscheinlich auch viele Tote, auch wenn es sich um erste Berichte handelt und wir das im Moment noch nicht beziffern können», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. «Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschliessend sagen, was passiert ist», fügte er hinzu. US-Präsident Joe Biden sei am Morgen (Ortszeit) über die Ereignisse informiert worden.

    Die Ukraine beschuldigt Russland, den Damm gesprengt zu haben, dessen Zerstörung grosse Überflutungen verursacht hat. Russland hat die Hoheit über das Wasserkraftwerk. Moskau behauptet hingegen, dass ukrainische Truppen die Anlage beschossen hätten. Auch die US-Regierung betonte, dass Russland während der Explosion die Kontrolle über das Wasserkraftwerk gehabt habe. «Wir versuchen immer noch zu beurteilen, was hier passiert ist», machte Kirby gleichzeitig deutlich. Neben dem Verlust von Menschenleben könnte die Zerstörung des Kraftwerks auch verheerende Auswirkungen auf die Energiesicherheit der Ukraine haben, warnte er.

  • 20.35 Uhr

    Moskau präsentiert Traktoren als zerstörte Leopard-Kampfpanzer

    Russlands Verteidigungsministerium hat die Vereitelung der ukrainischen Grossoffensive und die Zerstörung von Kampfpanzern Leopard gemeldet — dabei aber offenbar falsche «Beweisbilder» präsentiert. Auf dem Video sei die Zerstörung eines Traktors zu sehen, urteilte der prorussische Militärblog «Wojenny Oswedomitel» nach Ansicht der Bilder. «Er ging dann in die Berichte des Verteidigungsministeriums als Leopard 2 ein.» Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor unter anderem die Vernichtung von acht Leopard-Kampfpanzern verkündet.

    Auch andere russische Militärblogger kritisierten die Erfolgsmeldung als offensichtliche Ente. Nach Angaben des nationalistischen Bloggers Fighterbomber handelt es sich um Bilder aus dem Vorjahr. Zu der Zeit verfügte Kiew noch nicht über westliche Kampfpanzer des Typs Leopard. Die meisten Leopard-Panzer hat Deutschland an die Ukraine geliefert. Sie sollen dem Land während der geplanten Offensive bei der Rückeroberung ihrer von Russland besetzten Territorien helfen.

    Das russische Verteidigungsministerium ist in der Vergangenheit schon mehrfach mit Übertreibungen in ihren Erfolgsmeldungen aufgefallen. So hat die russische Armee nach Angaben ihres Sprechers Igor Konaschenkow inzwischen etwa deutlich mehr ukrainische Flugzeuge abgeschossen als das Land je hatte.

  • 19.51 Uhr

    Fünf Länder in den UN-Sicherheitsrat gewählt — Belarus scheitert

    Die UN-Vollversammlung hat Algerien, Guyana, Südkorea, Sierra Leone und Slowenien für zwei Jahre in den UN-Sicherheitsrat gewählt — Belarus scheiterte dagegen mit seiner Bewerbung. Algerien, Guyana, Südkorea und Sierra Leone hatten bei der Wahl am Dienstag in New York keine Gegenkandidaten in ihren jeweiligen Regionalgruppen. Slowenien und das mit Russland verbündete Belarus traten in ihrer Regionalgruppe gegeneinander an, wobei sich Slowenien mit 153 Stimmen deutlich gegen Belarus mit 38 Stimmen durchsetzen konnte.

    Die fünf Länder ersetzen ab dem kommenden Jahr Albanien, Brasilien, Gabun, Ghana und die Vereinigten Arabischen Emirate. Der UN-Sicherheitsrat ist die einzige Instanz, die für die Mitgliedsstaaten rechtlich bindende Resolutionen verabschieden und Militär entsenden kann — und damit eines der wichtigsten Gremien der Vereinten Nationen.

    Er besteht aus 15 Staaten. Fünf von ihnen sind ständige Mitglieder; zehn weitere werden für je zwei Jahre in das Gremium gewählt. Jährlich werden fünf der nichtständigen Mitglieder neu bestimmt. Die ständigen Mitglieder USA, Russland, China, Grossbritannien und Frankreich besitzen Veto-Recht und können damit im Alleingang Entscheidungen blockieren. Die weiteren nichtständigen Mitglieder sind derzeit die Schweiz, Ecuador, Japan, Malta und Mosambik.

  • 19.28 Uhr

    CIA wusste offenbar drei Monate vor Nord-Stream-Explosionen von ukrainischem Plan

    Nach den Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee führen einem US-Medienbericht zufolge weitere Spuren in die Ukraine. Die «Washington Post» berichtete, der US-Auslandsgeheimdienst CIA habe bereits im Juni 2022 und damit drei Monate vor den Detonationen von einem ukrainischen Plan für einen solchen Anschlag erfahren.

  • 18.07 Uhr

    UN-Sicherheitsrat soll wegen Damm tagen — vielleicht mit Selenskyj

    Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine soll noch am Dienstag den UN-Sicherheitsrat in New York beschäftigen. Eine Dringlichkeitssitzung sei für 16 Uhr (22 Uhr MESZ) anberaumt worden, teilten Diplomatenkreise der Deutschen Presse-Agentur mit.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beantragte einer Quelle zufolge, virtuell bei der Veranstaltung sprechen zu dürfen. UN-Generalsekretär António Guterres wurde gefragt, das mächtigste Gremium der Weltorganisation zu briefen. Die Ukraine beschuldigt Russland, den Damm gesprengt zu haben, dessen Zerstörung grosse Überflutungen verursacht hat. Moskau behauptet, dass ukrainische Truppen die Anlage beschossen hätten.

  • 17.26 Uhr

    Finnland weist neun russische Botschaftsmitarbeiter aus

    Finnland weist neun Mitarbeiter der russischen Botschaft in Helsinki aus. Das teilten der finnische Präsident Sauli Niinistö und die Regierung der geschäftsführenden Ministerpräsidentin Sanna Marin nach einem Treffen am Dienstag mit, auf dem sie die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg und Vorbereitungen für den Nato-Gipfel in Vilnius im Juli besprachen. Die Botschaftsmitarbeiter seien geheimdienstlich tätig gewesen und hätten gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen verstossen.

    Zugleich verurteilten der Präsident und die Regierung die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine. Es handle sich um eine humanitäre und ökologische Katastrophe, erklärten sie.

    Finnland hatte unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ebenso wie Schweden die Mitgliedschaft in der Nato beantragt. Die Finnen sind Anfang April 31. Mitglied der Verteidigungsallianz geworden, den Schweden fehlt für die Aufnahme noch die Zustimmung der Türkei und Ungarns. Finnland ist das EU-Land mit der mit Abstand längsten Grenze zu Russland, sie erstreckt sich auf einer Länge von 1340 Kilometern.

  • 17.00 Uhr

    US-Generalstabschef: Krieg in der Ukraine wird noch lange dauern

    Der US-Generalstabschef Mark Milley rechnet mit einem noch länger andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die Kämpfe hätten in letzter Zeit zugenommen, aber man sollte nicht zuviel in die täglichen Gefechte hinein interpretieren, sagte er am Dienstag in einem Interview der Nachrichtenagentur AP auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer. Dort sind 9400 bei der Invasion in der Normandie am «D-Day» – dem 6. Juni 1944 – gefallene US-Soldaten bestattet.

    Mark Milley sagt: «Wie die Schlacht in der Normandie oder jede andere grosse Schlacht ist die Kriegführung ein Geben und Nehmen.»
    Mark Milley sagt: «Wie die Schlacht in der Normandie oder jede andere grosse Schlacht ist die Kriegführung ein Geben und Nehmen.»
    Bild: KEYSTONE

    Milley sagte, es sei Sache der Ukraine, den Beginn ihrer angekündigten Gegenoffensive bekanntzugeben. Die ukrainischen Streitkräfte seien kampfbereit.

    «Wie die Schlacht in der Normandie oder jede andere grosse Schlacht ist die Kriegführung ein Geben und Nehmen», sagte Milley. «Es wird Tage geben, an denen man viel Aktivität sieht, und es wird Tage geben, an denen man sehr wenig Aktivität sieht. Es wirt offensive Aktionen und Verteidigungsaktionen geben. Es wird also ein Hin und Her für eine beträchtliche Zeitspanne sein.»

  • 15:34

    Selenskyj: «Russland hat ökologische Massenvernichtungswaffe gezündet»

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Moskau für die Sprengung des Kachowka-Staudamms verantwortlich gemacht und mit dem Einsatz einer Massenvernichtungswaffe verglichen.

    «Das ist die grösste menschengemachte Umweltkatastrophe in Europa seit Jahrzehnten», sagte er bei einer Sicherheitskonferenz in der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Dort war er am Dienstag per Video zugeschaltet. «Russland hat eine ökologische Massenvernichtungswaffe gezündet.»

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gibt Russland die Schuld an Damm-Sprengung. (Archivbild)
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gibt Russland die Schuld an Damm-Sprengung. (Archivbild)
    Bild: KEYSTONE/dpa/Christoph Soeder

    Selenskyj wies die vom Kreml verbreitete Behauptung zurück, die Ukraine habe den Damm selbst zerstört und damit eine verheerende Flutwelle verursacht. «Russland kontrolliert den Kachowka-Damm mit dem Wasserkraftwerk seit über einem Jahr», sagte er nach Angaben seines Präsidialamtes. «Und es ist physisch unmöglich ihn von aussen, durch Beschuss zu zerstören.» Der Staudamm sei von russischen Soldaten vermint worden. «Und sie haben ihn gesprengt.»

    Als Konsequenz forderte der ukrainische Präsident eine energische gemeinsame Verteidigung Europas gegen Russland. Durch den geborstenen Damm fliesst das Wasser des Kachowka-Stausees seit Dienstagnacht ungehindert ab und hat schon zahlreiche Ortschaften überschwemmt.

  • 14:06

    Wassermassen reissen Häuser mit

    Der Zerstörung des Kachowka-Damms nahe der Stadt Cherson hat schwerwiegende Folgen. Millionen Liter Wasser fliessen unkontrolliert ab. Bilder und Videos in den sozialen Medien zeigen das Ausmass.

    So reisst die Flut ganze Häuser mit. Das zeigen Aufnahmen, die von ukrainischen Medien geteilt werden.

    Das Wasser hat auch die Stadt Cherson bereits erreicht. Laut Behörden stehen zahlreiche Häuser und Plätze unter Wasser.

    Im Stadtteil Korabel wurden Häuser und Garagen überflutet, es wird davon ausgegangen, dass ein Gebiet mit mindestens 300 Wohnhäusern unter Wasser steht. 

  • 12:31

    Russische Besatzer rufen Notstand aus

    Angesichts der folgenschweren Explosion am Staudamm in der südukrainischen Stadt Nowa Kachowka haben die russischen Besatzer dort den Notstand ausgerufen.

    Das Wasser sei bereits um zwölf Meter angestiegen, sagte der von Russland eingesetzte Bürgermeister Wladimir Leontjew am Dienstag im russischen Staatsfernsehen. «Die Stadt ist überflutet.»

    Auch das an den Staudamm angrenzende und völlig zerstörte Kraftwerk stehe unter Wasser. Auf der russisch besetzten Seite des Flusses Dnipro sind Leontjews Aussagen zufolge insgesamt 600 Häuser in drei Ortschaften von den schweren Überschwemmungen betroffen.

  • 11:06

    Vier bis fünf Meter hohe Flutwelle befürchtet

    Der Kachowka-Stausee läuft aus, das Gebiet wird zunehmend geflutet. Doch es drohen weitere Gefahren. Der deutsche Verteidigungsexperte Nico Lange analysiert die Lage um den Staudamm. So schreibt er auf Twitter: «Das Wasserreservoir (18'000 Kubikmeter) läuft langsam aus und wird flussabwärts vor allem am derzeit von Russland besetzten linken Ufer für Überschwemmungen sorgen.»

    Er macht deutlich: «Nach Simulationen werden in etwa 15–20 Stunden der Hafen und die Docks von Cherson von einer 4–5 Meter hohen Flutwelle getroffen werden.»

    Das Ausmass der Verwüstung durch eine solche Flutwelle ist derzeit unklar. Wenn sie kommt sei jedoch absehbar: «Eine Überquerung des Dnipro durch die Ukraine flussabwärts von Nowa Kachowka wird damit faktisch unmöglich.»

  • 10:33

    Ukraine sieht Motiv bei Russland

    Die Ukraine hat nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms im Süden Russland ein klares Motiv zugeschrieben. Russland habe offensichtlich das Ziel, unüberwindbare Hindernisse für die geplante ukrainische Grossoffensive zu schaffen, schrieb Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter.

    Dies sei der Versuch, das Ende des Krieges hinauszuzögern und ein vorsätzliches Verbrechen. Russland müsse international als Terrorstaat eingestuft werden. Moskau wiederum gab Kiew die Schuld.

    «Auf einem riesigen Territorium wird alles Leben zerstört», schrieb Podoljak. «Viele Ortschaften werden zerstört; der Umwelt wird enormer Schaden zugefügt.» Im Fernsehen fügte er hinzu, dass Russland mit dem Anschlag im umkämpften Gebiet Cherson die Initiative im Krieg wieder an sich reissen und die europäischen Staaten einschüchtern wolle.

    Das Gebiet ist zum grössten Teil von russischen Truppen besetzt, sie kontrollieren auch das Kraftwerk und damit den Füllstand im Stausee. Die Gebietshauptstadt Cherson ist unter ukrainischer Kontrolle.

    Umgesetzt habe die Sprengung des Wasserkraftwerks nach ersten Erkenntnissen die 205. Motorisierte Schützeneinheit der russischen Armee, sagte Podoljak. Der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte deshalb mehr Tempo bei den westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Jeder müsse verstehen, dass es für Moskau keine roten Linien gebe.

    Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen. Russland behauptet derweil, die Ukraine habe ein Motiv, den Staudamm zu sprengen.

  • 09:07

    Bedroht die Flut das AKW Saporischja?

    Saporischja ist das grösste Kernkraftwerk Europas. Es bezieht sein Kühlwasser aus dem Stausee. Nun ist unklar, inwiefern der Angriff Auswirkungen auf die Kühlung des Kernkraftwerks hat. Russische Beamten teilten am Dienstag mit, für Saporischja bestehe durch die Zerstörung des Staudamms keine Gefahr.

    Die ukrainische Seite hingegen zeigt sich besorgt vor möglichen Folgen. So schreibt der Präsidentenberater Andri Jermak auf Telegram, dass Russlands Aktionen auch eine Bedrohung für das nahe gelegene Kernkraftwerk darstellten. Er erläutert dies jedoch nicht näher.

    Die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) teilte auf Twitter mit, sie beobachte die Situation rund um den Staudamm «genau». Es bestehe jedoch «kein unmittelbares nukleares Sicherheitsrisiko».

  • 08:57

    Wasserkraftwerk von Nowa Kachowka zerstört

    Nach einer schweren Explosion am wichtigen Staudamm im südukrainischen Nowa Kachowka ist das angrenzende Wasserkraftwerk nach Angaben beider Kriegsparteien zerstört.

    Es sei «offensichtlich», dass eine Reparatur nicht möglich sei, sagte der russische Besatzungsbürgermeister Wladimir Leontjew am Dienstag im russischen Staatsfernsehen. Auch der ukrainische Kraftwerksbetreiber sprach von einer kompletten Zerstörung der Anlage.

  • 08:00

    Erste Dörfer sind überschwemmt

    Nach der Zerstörung des Damms beim Kachowkaer Stausee sind die ersten Dörfer überschwemmt worden. Das melden ukrainische Medien. Auch Bilder auf Telegram zeigen Überschwemmungen. Die Behörden haben die Bewohner aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen und dabei nur das Nötigste mitzunehmen.

  • 07:42

    Nach Staudamm-Beschädigung: Selenskyj ruft Notfall-Sicherheitsrat ein

    Nach mutmasslichen Explosionen an einem wichtigen Staudamm im von Russland besetzten Teil der Südukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Notfall-Sitzung des nationalen Sicherheitsrats einberufen. Das teilte der Sekretär des Rats, Olexij Danilow, am Dienstagmorgen auf Twitter mit.

    Zuvor hatte die Ukraine den russischen Besatzern vorgeworfen, den Damm in der Region Cherson auf der südlichen Seite des Flusses Dnipro gesprengt und damit möglicherweise schwere Überschwemmungen in Kauf genommen zu haben.

    Moskau dementierte das und sprach von ukrainischem Beschuss, der die Schäden am Kachowka-Staudamm ausgelöst haben soll. Die Darstellungen beider Seiten liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

  • 07:09

    Staudamm-Sprengung oder Beschuss?

    Im von Russland besetzten Teil der südukrainischen Region Cherson ist nach Angaben der Kriegsparteien ein wichtiger Staudamm nahe der Front schwer beschädigt worden. Kiew und Moskau machten sich am Dienstagmorgen gegenseitig für den Vorfall mit potenziell gravierenden Folgen verantwortlich.

    Das ukrainische Einsatzkommando Süd teilte mit, die russischen Besatzer hätten den Damm in der Stadt Nowa Kachowka selbst gesprengt. Der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin, warnte, innerhalb von fünf Stunden könne der Wasserstand eine kritische Höhe erreichen.

    Auf der linken Seite des Flusses Dnipro, wo auch die von den Ukrainern befreite Gebietshauptstadt Cherson liegt, sei mit Evakuierungen begonnen worden. 

    Die russischen Besatzer hingegen machten ukrainischen Beschuss für die Schäden am Kachowka-Staudamm verantwortlich. «Das Wasser ist gestiegen», sagte der von Moskau eingesetzte Bürgermeister in Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, staatlichen russischen Nachrichtenagenturen zufolge.

    Bislang gebe es aber keine Notwendigkeit, Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

  • 6.20 Uhr

    Russland hat Kachowka-Staudamm gesprengt – Bürgermeister dementiert

    Der Kachowka-Staudamm in dem russisch kontrollierten Teil der ukrainischen Region Cherson ist nach Angaben des ukrainischen Militärs von russischen Streitkräften gesprengt worden. «Das Ausmass der Zerstörung, die Geschwindigkeit und die Menge des Wassers sowie die wahrscheinlichen Überschwemmungsgebiete werden derzeit geklärt», schrieb das Kommando Süd auf seiner Facebook-Seite.

    Der Bürgermeister der Stadt Nowa Kachowka, in der der Staudamm liegt, dementierte laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria eine Sprengung. In russischen und ukrainischen soziale Medien kursierten zuvor zahlreiche Beiträge, wonach der Damm zerstört worden sei. Die Berichte konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

    Derr Kachowka-Staudamm im russisch kontrollierten Teil der ukrainischen Region Cherson. (Archivbild)
    Derr Kachowka-Staudamm im russisch kontrollierten Teil der ukrainischen Region Cherson. (Archivbild)
    Bild: IMAGO/SNA
  • 07:32

    Kremlfeindliche Kämpfer verkünden Einnahme russischer Ortschaft

    Russland kämpft nicht nur in der Ukraine, sondern sieht sich auch mit massivem Beschuss und teilweisem Kontrollverlust in seiner Region Belgorod konfrontiert. Kremlfeindliche Rebellen brachten in der Region nach eigenen Angaben die Ortschaft Nowaja Tawolschanka komplett unter ihre Kontrolle.

    Weil der russische Machtapparat sich nicht für das Schicksal der Region interessiere und die Lage nicht mehr im Griff habe, hätten sie nun das Handeln übernommen, teilte das Russische Freiwilligenkorps RDK am Montag mit.

    Nowaja Tawolschanka sei kein kleines Dorf, sondern ein Ort mit einst 5000 Einwohnern. «Jetzt ist er leer», sagte ein Bewaffneter auf einem Video. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, räumte nach tagelangem Beschuss des Gebiets indirekt ein, in dem Ort nicht mehr Herr der Lage zu sein.

    In Nowaja Tawolschanka nahe der Stadt Schebekino könnten die noch verbliebenen 100 Menschen nicht gerettet werden, weil dort geschossen werde, sagte Gladkow in einem Video. Das Verteidigungsministerium in Moskau spricht von «Terroristen» und «Saboteuren», die von ukrainischer Seite mit Artillerie feuerten und teils auch in russisches Staatsgebiet eingedrungen seien. Das Ministerium hatte vorige Woche mitgeteilt, mehr als 120 Kämpfer und Militärtechnik «vernichtet» zu haben. Aus Moskau gab es zunächst keine Reaktion zur Lage in Nowaja Tawolschanka.

    Das RDK kämpft nach eigenen Angaben für ein freies Russland. Die ukrainische Führung hatte zurückgewiesen, etwas direkt mit den Angriffen auf die russische Region zu tun zu haben. Im Gebiet Belgorod gab es durch das Feuer von ukrainischer Seite bereits mehrere Tote und Verletzte unter Zivilisten. Russland hatte seinen Krieg gegen die Ukraine 2022 auch vom Gebiet Belgorod aus begonnen.

  • 5.15 Uhr

    Luftangriffswelle auf Kiew: 20 Raketen abgefangen

    Die Ukraine berichtet von einer erneuten russischen Luftangriffswelle auf die Hauptstadt Kiew. Offizielle Stellen sprechen von 20 abgefangenen Marschflugkörpern. «Alle wurden abgeschossen, es gab keine Treffer», teilt der Chef der Militärverwaltung, Serhij Popko, auf dem Nachrichtenkanal Telegram mit. Zeugen berichten, sie hätten mehrere Explosionen gehört, die sich wie Flugabwehrsysteme anhörten. In der Stadt herrscht ab kurz nach Mitternacht mehr als vier Stunden lang Luftalarm. Herabfallende Trümmerteile beschädigen Militärangaben zufolge Strassen und Stromleitungen des Oberleitungsnetzes im Kiewer Stadtteil Desnjanskyj. Der am linken Ufer des Flusses Dnipro gelegene Bezirk ist der bevölkerungsreichste Kiews. Vorläufigen Informationen zufolge gab es keine Verletzten.

  • 4.31 Uhr

    Wilde Fantasie: Wagner-Chef spottet über Moskauer Siegesmeldung

    Die jüngste Jubelmeldung des russischen Verteidigungsministeriums, Russland habe einen gross angelegten Angriff der ukrainischen Streitkräfte in Donezk vereitelt, sorgt bei Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin für Spott und Hohn. Während Moskau die Tagesverluste der ukrainischen Truppen in der Richtung Süd-Donezk auf mehr als 1500 ukrainische Soldaten, 28 Panzer, darunter 8 in Deutschland hergestellte Leoparden, drei in Frankreich hergestellte AMX-10- Radpanzer und 109 gepanzerte Kampffahrzeuge beziffert, hält der Söldnerführer die Angaben für wilde Fantasie, bei denen sich Lügenbaron Münchhausen hinsetzen müsste. Bei solchen Verlusten «hätten wir die Erde schon fünf Mal zerstört», spottet Prigoschin.

  • 3.07 Uhr

    Landesweiter Luftalarm in Ukraine – Explosionen in Kiew zu hören

    In der Nacht auf heute hat es Berichten zufolge erneut landesweit Luftalarm in der Ukraine gegeben. In den frühen Morgenstunden waren in verschiedenen Bezirken der Hauptstadt Kiew heftige Explosionen zu hören, wie «Ukrajinska Prawda» berichtete. Laut Militärverwaltung und Bürgermeister Vitali Klitschko sei die Luftabwehr aktiviert worden, so das Internetportal.

    Die ukrainische Luftabwehr schiesst über Kiew von Russland gestartete Kampfdrohnen ab. (30. Mai 2023)
    Die ukrainische Luftabwehr schiesst über Kiew von Russland gestartete Kampfdrohnen ab. (30. Mai 2023)
    Bild: Keystone/AP Photo/Evgeniy Maloletka
  • 2.34 Uhr

    Russland importiert offenbar zuvor exportierte Ausstattung aus Myanmar und Indien

    Russland könnte bereits exportierte Rüstungsmittel von Indien und Myanmar zurückkaufen, um die eigenen Waffenlager aufzufüllen. Das berichtet die japanische Nachrichtenplattform Nikkei unter Berufung auf die Analyse entsprechender Zolldokumente. Demnach kaufte der Rüstungsbauer UralVagonZavon, der Panzer für das russische Militär herstellt, der Armee Myanmars im vergangenen Dezember militärische Ausstattung im Wert von 24 Millionen Dollar ab. Hersteller der Komponenten – mutmasslich Teleskope und Kameras zum Einbau in Panzern – war den Dokumenten zufolge UralVagonZavon selbst.

    Wie es in dem Bericht weiter heisst, kaufte zudem das russische Unternehmen NPK KBM, welches Raketen für die russische Armee baut, dem indischen Verteidigungsministerium insgesamt sechs Nachtsichtgeräte für Raketen ab. Zuvor habe NPK KBM ebendiese im Februar 2013 an Indien verkauft. Seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 haben die USA, die EU sowie Japan den Export von Gütern, die zu militärischen Zwecken verwendet werden können, an Russland untersagt.

  • 2.20 Uhr

    US-Russlandexpertin befürchtet Teilung der Ukraine

    Fiona Hill, die als Russlandexpertin für mehrere US-Präsidenten arbeitete, befürchtet, dass ein Ende des Kriegs in der Ukraine mit einer Teilung des Landes verbunden sein könnte, ähnlich der koreanischen Teilung. «Wir dürfen Putin die Uhr nicht zurückdrehen lassen», fordert Hill in einem Interview mit dem «Tagesspiegel». Der Westen müsse alles in seiner Macht tun, «um es Putin außerordentlich schwer zu machen, sich durchzusetzen». «Mit seiner Invasion hat Russland geschickt den weltweit tief sitzenden Widerstand gegen die globale Dominanz der USA ausgenutzt», sagt Hill dem Blatt. «Die Art und Weise, wie Menschen den Krieg in der Ukraine bewerten, wird dadurch definiert, wie sie auf die USA blicken.» Der verbreitete Anti-Amerikanismus spiele Putins Propaganda dabei wunderbar in die Hände.

  • 1.45 Uhr

    UN zählen fast 9000 getötete Zivilisten seit Kriegsbeginn

    Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar 2022 sind nach Erhebungen der UN-Menschenrechtskommission mindestens 8983 Zivilisten getötet und 15’442 weitere verletzt worden. Dabei handele es sich um bestätigte Opfer, hiess es in einer Mitteilung der Organisation. Man gehe davon aus, dass die tatsächliche Zahl erheblich höher sei. Insbesondere in stark umkämpften Orten wie Mariupol in der Region Donezk oder Lyssytschansk, Popasna und Sjewjerodonezk in der Region Luhansk gebe es Berichte von zahlreichen getöteten oder verletzten Zivilisten. Es sei jedoch nicht möglich, Informationen von dort zeitnah zu überprüfen und zu bestätigen.

  • 0.55 Uhr

    Russland meldet Schlag gegen ukrainische Truppen in Donezk

    Russland hat eigenen Angaben zufolge einen gross angelegten Angriff der ukrainischen Streitkräfte in Donezk vereitelt. «Nachdem das Kiewer Regime am Vortag schwere Verluste erlitten hatte, reorganisierte es die Überreste der 23. und 31. Brigade zu separaten, konsolidierten Einheiten, die ihre Offensivoperationen fortsetzten», teilte das russische Verteidigungsministerium auf seinem offiziellen Telegram-Kanal mit.

    Russische Boden- und Luftkräfte hätten mit Raketen, Artillerie und schweren Flammenwerfersystemen den ukrainischen Streitkräften eine Niederlage zugefügt.

    Der Bericht konnte unabhängig nicht bestätigt werden, eine Stellungnahme der Ukraine lag nicht vor. Die Ukraine hatte bereits am Montag die russische Darstellung zurückgewiesen, dass eine Gegenoffensive in der Donezk-Region eingeleitet worden sei.

  • 0.45 Uhr

    EU verhängt Sanktionen gegen russische Beamte wegen Haft für Regimekritiker

    Wegen der Inhaftierung des russischen Regimekritikers Wladimir Kara-Mursa hat die EU Sanktionen gegen neun russische Beamten verhängt. Unter den Sanktionierten seien der Vizejustizminister, Richter und andere Justizvertreter sowie ein hochrangiger Gefängnisbeamter, sagte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell. Ihre Vermögen wurden demnach eingefroren, ausserdem wurde ihnen die Reise nach oder durch EU-Länder untersagt.

  • 0.20 Uhr

    Selenskyj: «Russland wird diesen Krieg verlieren»

    Vor der geplanten Grossoffensive gegen die russische Invasion hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Moskau eine Niederlage in dem Kampf vorhergesagt. «Russland wird diesen Krieg verlieren», sagte Selenskyj. «Der Feind weiss, dass die Ukraine gewinnen wird. Sie sehen das. Sie fühlen das dank unserer Schläge, Soldaten und vor allem in der Donbass-Region», sagte der Staatschef in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft am Montag.

    Selenskyj lobte insbesondere Vorstösse der ukrainischen Truppen im Gebiet Donezk in Richtung der Stadt Bachmut, die Russland schon für erobert erklärt hatte. Die Erfolge dort seien die Nachrichten, auf die die Ukraine gewartet habe, sagte er. «Wir sehen, wie hysterisch Russland jeden unserer Schritte, jede Position, die wir einnehmen, beobachtet.» Dennoch weigere sich der Machtapparat in Moskau weiter, die Realität anzuerkennen. Russland versuche vielmehr, die Welt zu täuschen, Sanktionen zu umgehen und mehr Waffen zu produzieren.

    Die Ukraine werde hingegen weitere Schritte unternehmen, um Russlands militärisches Potenzial zu schmälern, kündigte der Staatschef an. «Jeder in der Welt, der dem Terrorstaat hilft, Sanktionen auf die eine oder andere Weise zu umgehen; jeder in der Welt, der von Russland für die Lieferung von Waffen, Bauteilen und Ausrüstung benutzt wird, muss die ganze Wucht der freien Welt zu spüren bekommen», betonte er.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, hier bei einer Pressekonferenz beim Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Moldau am 1. Juni 2023, sagt Russlands Niederlage voraus. 
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, hier bei einer Pressekonferenz beim Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Moldau am 1. Juni 2023, sagt Russlands Niederlage voraus. 
    Bild: Keystone/Pool via AP/Carl Court

    Selenskyj hatte am Montag auch den britischen Aussenminister James Cleverly in Kiew getroffen und ihm für die militärische Unterstützung Londons gedankt. Vor allem die Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow, die eine grosse Reichweite haben, hätten sich als sehr effektiv an der Front erwiesen, meinte der Präsident.

    Er bekräftigte zudem sein Ziel, eine «Patriot-Koalition» zu schaffen, um mit Hilfe mehrerer Staaten einer Vielzahl dieser US-Flugabwehrsysteme zu erhalten. So könnten Leben und Freiheit in der Ukraine effektiv geschützt werden. Selenskyj hatte in einem Interview zuletzt 50 dieser Systeme gefordert. Bisher gibt es dem US-Fernsehsender CNN zufolge erst zwei Patriot-Systeme in dem Land. Sie waren gegen die massiven russischen Drohnen- und Raketenangriffe erfolgreich eingesetzt worden.

  • 0.10 Uhr

    Biden lobt Dänemarks Rolle in der westlichen Allianz

    US-Präsident Joe Biden hat Dänemark für seine Rolle in der westlichen Allianz gedankt, die die Ukraine unterstützt. «Es gibt ein gemeinsames Engagement für die Grundwerte und das gibt uns Stärke», sagte Biden bei einem Treffen mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Montag im Weissen Haus. «Gemeinsam arbeiten wir für den Schutz dieser Werte – einschliesslich des Eintretens für die Menschen in der Ukraine gegen die brutale Aggression der Russen.»

    Biden trifft in dieser zwei Woche nach Frederiksen noch einen weiteren Regierungschef eines Nato-Partners, den britischen Premierminister Rishi Sunak am Donnerstag. Beide Länder nehmen eine wichtige Rolle in einem nun von Biden unterstützten internationalen Plan ein, nachdem der US-Präsident monatelang Bitten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur Lieferung amerikanischer Kampfflugzeuge abgelehnt hatte.

    Weder Biden noch Frederiksen erwähnten die sogenannte F-16-Vereinbarung zu Beginn des Treffens. Aus dem Weissen Haus verlautete aber, dass die Koordination der Ausbildung ukrainischer Piloten an modernen Kampfflugzeugen ein zentraler Punkt der Gespräche sein werde.

    Dänemark hat seit den 1970er Jahren Dutzende F-16-Kampfflugzeuge gekauft und seine Bereitschaft durchblicken lassen, einige davon der Ukraine zu überlassen. Grossbritannien wirbt für eine Koalition zur Belieferung der Ukraine mit Kampfflugzeugen, auch mit den gewünschten F-16. London hat allerdings selbst keine F-16 und schliesst die Lieferung britischer Typhoon-Jets an die Ukraine aus.

  • 0 Uhr

    Destabilisierung Moldaus: USA sanktionieren sieben Personen

    Wegen mutmasslicher Umsturzversuche im ukrainischen Nachbarstaat Moldau haben die USA Sanktionen gegen Personen mit angeblichem Kontakt zum russischen Geheimdienst verhängt. Die nun mit Sanktionen belegten Personen «waren Teil einer Verschwörung, die darauf abzielte, aus Protesten in Chisinau Kapital zu schlagen und das Regierungsgebäude der Republik Moldau zu besetzen», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrat der USA, John Kirby, am Montag in Washington. Ihr Vermögen in den Vereinigten Staaten wurde eingefroren.

    Die vom US-Finanzministerium Sanktionierten bewegten demnach Anti-Regierungsgruppen in dem ukrainischen Nachbarstaat zu Demonstrationen und wollten damit die demokratisch gewählte Regierung stürzen – in Zusammenarbeit mit einem Oligarchen aus Moldau, der im Exil lebt. Tatsächlich habe es im Februar und März diesen Jahres Proteste von Tausenden Menschen in der Hauptstadt Chisinau gegen die Regierung gegeben.

    Die nach Westen strebende Regierung der Ex-Sowjetrepublik Moldau war zuletzt zunehmend ins Visier Moskaus geraten. Das zwischen Rumänien und der Ukraine liegende Land hat auch wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine mit grossen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Mit rund 2,6 Millionen Einwohnern ist es ohnehin bereits eines der ärmsten Europas. In der abtrünnigen Region Transnistrien sind seit den 1990er Jahren russische Soldaten stationiert. Politisch ist Moldau zwischen proeuropäischen und prorussischen Kräften gespalten. In die Nato strebt Moldau nicht.