Kiew setzt Putin-Freund fest Er war Selenskyjs grösster Gegner und ist nun sein wichtigstes Pfand

aru

13.4.2022

Viktor Medwedtschuk ist im Rahmen eines Sondereinsatzes des ukrainischen Geheimdienstes SBU gefangen genommen worden.
Viktor Medwedtschuk ist im Rahmen eines Sondereinsatzes des ukrainischen Geheimdienstes SBU gefangen genommen worden.
Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

Oligarch Viktor Medwedtschuk gilt als enger Verbündeter von Wladimir Putin in der Ukraine. Nun hat ihn der ukrainische Geheimdienst gefangen genommen. Kiew will ihn gegen Kriegsgefangene austauschen.

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Hinter dem Mann in der ukrainischen Armee-Uniform wuchert ein Kabelsalat aus der Wand, er schaut emotionslos ins Leere. Der Mann auf dem Foto, das der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gestern veröffentlichte, heisst Viktor Medwedtschuk. Er wurde von der ukrainischen Armee gefangen genommen.

Der 67-Jährige ist ein bedeutender Oligarch und enger Vertrauter von Wladimir Putin. Der russische Präsident soll sogar der Pate von Medwedtschuks Tochter sein, wie «Watson» berichtet.

Die Ukraine schlägt nun vor, Medwedtschuk gegen ukrainische Kriegsgefangene auszutauschen. «Für unsere Sicherheitskräfte und Militärs ist es wichtig, eine solche Möglichkeit in Betracht zu ziehen.»

Seit Jahren gilt der Oligarch als Schlüsselfigur im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland, wie die «FAZ» schreibt. So trete er aufgrund seiner engen Beziehungen zu Putin oft als Vermittler zwischen den beiden Ländern auf. Seine politische Haltung ist jedoch glasklar:

Im Rahmen seiner politischen Projekte und in den von ihm kontrollierten Fernsehsendern wird prorussische Propaganda betrieben. Aus diesem Grund liess Selenskyj diese Sender schliessen.

Ihm wird vorgeworfen, ukrainische Militärgeheimnisse verraten zu haben

Im Mai vergangenen Jahres wurde Medwedtschuk aufgrund des Verdachts auf Hochverrat unter Hausarrest gestellt. Ihm wurde vorgeworfen, ukrainische Militärgeheimnisse an Moskau weitergegeben zu haben. Dem Arrest entfloh er wenige Tage vor dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine. Nun ging er dem ukrainischen Geheimdienst ins Netz und wurde verhaftet.

Die von Medwedtschuk geäusserte Kritik am Umgang der Ukraine mit der Krim soll 2014 sogar zur Annexion geführt haben.

Vizepräsident der russischen Sozialdemokraten

Bereits als Kind zog er mit seinen Eltern von Sibirien in die Ukraine  – damals noch eine Sowjetrepublik – und war bald politisch aktiv. Zwischen 1997 und 2002 amtete er als Abgeordneter im ukrainischen Parlament. 1998 wurde er zum Präsidenten der Vereinten Sozialdemokratischen Partei der Ukraine.

Ab 2012 setzte er sich mit seiner eigenen politischen Bewegung «Ukrainische Wahl» für enge wirtschaftliche Beziehungen mit Russland ein. Nachdem er sich 2018 der «Oppositionsplattform – Für das Leben» angeschlossen hatte, holte diese anlässlich der Wahlen 2019 am zweitmeisten Stimmen.

Darüber hinaus macht er kein Geheimnis daraus, dass er Wolodymyr Selenskyj für ungeeignet für das ukrainische Präsidentenamt hält. Dieser verfüge über zu wenig politische Erfahrung.