Deal mit den USA? Sohn von Drogenboss soll dessen Komplizen in Falle gelockt haben

smi

18.8.2024

Ismael «El Mayo» Zambada: Der Gründer des Sinaloa-Drogenkartells bezichtigt den Sohn von «El Chapo», hinter seiner Auslieferung an die US-Justiz zu stecken. 
Ismael «El Mayo» Zambada: Der Gründer des Sinaloa-Drogenkartells bezichtigt den Sohn von «El Chapo», hinter seiner Auslieferung an die US-Justiz zu stecken. 
IMAGO/ZUMA Press Wire

Ein Sohn des inhaftierten Drogenbosses «El Chapo» soll den Gründer des Sinaloa-Kartells in die USA entführt und den Behörden übergeben haben. So stellt es der Gründer selber dar. El Chapos Söhne bestreiten dies.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Gründer des Sinaloa-Kartells, Ismael «El Mayo» Zambada, ist zusammen mit einem Sohn von Kartellboss «El Chapo» in den USA verhaftet worden.
  • Zambada beschuldigt den Sohn von «El Chapo», ihn an die US-Justiz verraten zu haben und mit dieser einen Deal eingegangen zu sein.
  • Mexikos Justiz geht von einer Entführung und Hochverrat aus.
  • Es droht eine erneute Eskalation des Drogenkriegs in Mexiko.

Das Sinaloa-Kartell beweist einmal mehr, dass es Aktionen durchführen kann, die sich kein Filmregisseur spektakulärer ausdenken kann. Das jüngste Beispiel liefert Joaquín Guzmán López, Sohn von «El Chapo» Guzman, der in den USA in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt. Er soll den Gründer des Sinaloa-Kartells entführt und an die USA ausgeliefert haben. 

Guzmán López arbeitet für das Sinaloa-Kartell, das sein Vater bis zu seiner Verhaftung mit brutaler Hand führte. In diesem habe er zusammen mit seinen Brüdern seine Macht ausgeweitet, seit sein Vater aus dem Verkehr gezogen worden ist, schreibt der «Tages-Anzeiger». Einer dieser «Chapitos», Ovidio Guzmán López, ist inzwischen aber ebenfalls in US-Haft gelandet. Auch dieser soll eine Rolle spielen in der Entführung ihres Kartell-Genossen.

Im Sinaloa-Kartell hat nicht nur die Familie Guzmán etwas zu sagen, sondern auch die Familie Zambada. Deren Oberhaupt Ismael «El Mayo» Zambada hatte das Drogen-Imperium einst gegründet. Der 76-Jährige sei den «El Chapo»-Söhnen eng verbunden gewesen.

Den Vertrauten in einen Hinterhalt gelockt

Als zentrale Figur des Kartells – und wesentlich öffentlichkeitsscheuer als «El Chapo» – ist «El Mayo» auch für die US-Justiz von Interesse. 

Dies machte sich angeblich Joaquín Guzmán López zunutze: Er lockte Zambada in einen Hinterhalt, flog mit ihm in die USA und liess sich dort zusammen mit dem Sinaloa-Gründer festnehmen.

Über die Entführung berichten die Medien seit Ende Juli. Vor kurzem hat Zambada selber über einen Anwalt der Öffentlichkeit berichtet, wie die Aktion abgelaufen sei. Er sei von Guzmán López in eine Mehrzweckhalle oder Ranch – die Berichte verschiedener Medien gehen leicht auseinander – in der Nähe der Stadt Culiacán gebeten worden, um zu helfen, einen Streit zu schlichten. Dort hätten ihn dessen Leute überwältigt und gezwungen, in ein Flugzeug zu steigen. In den USA seien sie von US-Gesetzeshütern in Empfang genommen worden.

Deal mit der US-Justiz?

Dem Kidnapping vorausgegangen sein soll ein Deal zwischen dem seit 2023 inhaftierten Ovidio Guzmán López, der US-Justiz und Bruder Joaquín Guzmán López.

Warum liefert sich ein leitendes Kartell-Mitglied, dessen Bruder und Vater bereits in US-Haft sitzen, selber aus? Offenbar ist er einen Deal mit der Justiz der USA eingegangen: Er tritt eine Gefängnisstrafe an, darf aber sein im Drogengeschäft verdientes Vermögen behalten.

Das Kalkül: Nach seiner Freilassung wird er ein freier und wohlhabender Mann sein. Der Preis dafür war der Verrat am Kartell-Gründer Zambada. Am Tauschgeschäft soll auch der bereits inhaftierte Ovidio Guzmán López beteiligt sein. Die Rolle von «El Chapo» ist noch unklarer.   

Nicht nur die Gefolgschaft Zambadas sieht dessen Entführung als Verrat an, sondern auch die mexikanische Justiz. Diese ermittelt nun gegen Joaquín Guzmán López wegen Hochverrats.

Ovidio und Joaquín Guzmán López bestreiten über ihre Anwälte, einen Deal mit der US-Justiz eingegangen zu sein.

Es droht weitere Eskalation des Drogenkriegs

Ismael Zambada hat die Bevölkerung des mexikanischen Bundesstaats Sinaloa aufgerufen, sich zurückzuhalten und nicht mit Gewalt zu reagieren, wie CNN berichtet. Damit könnten keine Konflikte gelöst werden. Eine bemerkenswerte Aussage von einem der Bosse eines Kartells, das für Hunderttausende Todesfälle verantwortlich gemacht wird. Es werde Krieg geben, zitiert das «Wall Street Journal» einen Gefolgsmann Zambadas.

Bereits soll es zu Schiessereien zwischen Anhängern Zambadas und der «Chapitos» gekommen sein. Zu befürchten ist, dass die Zivilbevölkerung einmal mehr die Hauptleidtragende des Drogenkriegs in Mexiko sein wird.