Frau angegriffen und verletzt Eklat um Sylter «Prosecco-Nazis» extremer als bislang bekannt – Lied wird verboten

zis/AFP

27.5.2024

Die Rechtsextremen grölten unter anderem «Ausländer raus». 
Die Rechtsextremen grölten unter anderem «Ausländer raus». 
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Der Eklat um die Sylter «Prosecco-Nazis» zieht weitere Kreise. Offenbar haben Rechtsextreme eine Frau angegriffen und verletzt. Nun wird das Lied «L'amour Toujours» am Oktoberfest verboten. 

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  • Ein auf der deutschen Insel Sylt aufgenommenes Partyvideo zeigt junge Leute, die rassistische Parolen grölen.
  • Inzwischen wurden die meisten Beteiligten identifiziert.
  • Die Arbeitgeber der Personen reagieren empört – und haben bereits Kündigungen ausgesprochen.
  • Nun wird bekannt: Die Rechtsextremen sollen auch eine Frau verletzt haben.

Auf der Nordseeinsel Sylt haben sich über Pfingsten laut Polizei mehr mutmassliche rechtsextremistische Zwischenfälle ereignet als bislang bekannt. Wie die Beamten am Montag in schleswig-holsteinischen Flensburg mitteilten, ermittelt der Staatsschutz auch nach einem offenbar ausländerfeindlich motivierten Angriff auf eine 29-Jährige in Kampen. Gleiches galt für einen weiteren Vorfall mit rechtsextremen Liedzeilen in einer zweiten Bar.

In Deutschland sorgt seit Tagen ein durch ein Internetvideo dokumentiertes Geschehen in einem Nobellokal in Kampen für Empörung, bei dem mehrere junge Menschen bei einer Feier am Pfingstwochenende beim Abspielen eines bekannten Partyhits die Zeilen «Ausländer raus» und «Deutschland den Deutschen» anstimmten. Ein Beteiligter zeigte zudem eine Art Hitlergruss.

Nach Polizeiangaben vom Montag gab es am Pfingstsonntag abends in Kampen zudem einen mutmasslich rechtsextremistisch motivierten Angriff auf eine 29-Jährige. Diese sei auf einer Strasse zunächst «fremdenfeindlich beleidigt und im späteren Verlauf auch körperlich angegriffen worden». Dabei sei sie leicht verletzt worden, die Ermittlungen dazu liefen noch.

Mehrere Hinweise auf weitere Verdächtige

Die Polizei ermittelte demnach ausserdem nach einem weiteren Vorfall mit «Ausländer raus»-Gesängen zu dem Song «L'Amour Toujours» des DJs Gigi D'Agostino in einer zweiten Sylter Bar. Mindestens ein Mensch habe dort nach derzeitigen Ermittlungsstand in der Nacht zu Pfingstmontag den rechtsextremen Text angestimmt, hiess es. Ein Lokal in Kampen hatte zuvor selbst im Netzwerk Facebook von einem entsprechenden Vorfall berichtet.

Gemäss Informationen des «Bayrischen Rundfunks» wird der Song «L'Amour Toujours» auf dem Oktoberfest verboten. Das Oktoberfest sei fremdenfreundlich, international und weltoffen, sagt Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner gegenüber dem Portal. Deshalb gebe es an Wirte und Schausteller eine explizite Anweisung. «Das Lied wird nicht gespielt - weder im Zelt, noch sonst irgendwo», sagte Baumgärtner.

Nach Angaben der Beamten liegen in allen drei Fällen bereits Hinweise auf Verdächtige vor, die geprüft werden. «Ein Zusammenhang zwischen den drei Taten wird geprüft, erscheint jedoch nach ersten Erkenntnissen nicht wahrscheinlich», teilte die Polizeidirektion in Flensburg weiter mit.

Die Ereignisse auf Sylt lösten bundesweit Entsetzen aus und heizten die Debatte um rechtsradikale Einstellungen in der Bevölkerung weiter an. Das Singen rechtsextremistischer Liedzeilen zu dem bereits aus dem Jahr 1999 stammenden Partyhit «L'Amour Toujours» ist kein neues Phänomen. Jüngst gab es laut Polizei darüber hinaus weitere vergleichbare Zwischenfälle auf Volks- und Schützenfesten im bayerischen Erlangen und im niedersächsischen Löningen.

In der Politik lösten die Vorgänge erhebliche Betroffenheit aus. Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reagierten empört und besorgt, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einer «Schande für Deutschland». Die von dem zuerst bekannt gewordenen Vorfall betroffenen Nobelbar-Betreiber reagierten geschockt und sprachen von «zutiefst asozialem Verhalten». Nach eigenen Angaben erhalten sie auch Morddrohungen.