Einfach erklärtDarum ist Finnlands Nato-Beitritt für Putin eine Katastrophe
Von Christian Thumshirn und Philipp Dahm
15.4.2023
Einfach erklärt: Darum ist Finnlands Nato-Beitritt für Putin eine Katastrophe
Finnlands Beitritt zur Nato wird teuer: Russland muss die 1340 Kilometer lange Grenze zum Neumitglied sichern, die zudem den Murmansk-Korridor zur Halbinsel Kola bedroht – inklusive des Atom-Arsenals.
12.04.2023
Finnlands Beitritt zur Nato wird teuer: Russland muss die 1340 Kilometer lange Grenze zum Neumitglied sichern, die zudem den Murmansk-Korridor zur Halbinsel Kola bedroht – inklusive des Atom-Arsenals.
Von Christian Thumshirn und Philipp Dahm
15.04.2023, 23:00
16.04.2023, 10:00
Christian Thumshirn und Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Finnlands Beitritt zur Nato stellt Russland vor mehrere Probleme.
Die Ostsee wird zu einem Binnenmeer der Nato. Die eisfreien russischen Häfen dort verlieren militärisch an Wert.
Finnlands 1340 Kilometer lange Grenze bedroht potenziell die Verbindung zur Halbinsel Kola, wo Atom-U-Boote und -Bomber stationiert sind.
Helsinkis Militär kann im Ernstfall 900'000 Reservisten aufbieten und verfügt über besonders viele Artillerie-Systeme.
Finnland und Russland? Da war doch was: Die Winterkriege haben das Verhältnis zwischen Helsinki und Moskau nachhaltig geprägt.
Während Adolf Hitler 1939 Westeuropa mit Krieg und Verderben überzieht, zieht es Josef Stalin nach Nordwesten. Seine Sowjetunion fordert von Finnland einen territorialen Puffer zur Metropole Leningrad, heute St. Petersburg.
Helsinki lehnt ab – und stellt sich einem übermächtigen Gegner: Finnlands 9 Divisionen stehen erst 22 – und alsbald 59 russischen Divisionen entgegen. Obwohl sich die Verteidiger einer bis zu viermal stärkeren Übermacht gegenübersehen, führen sie den Angreifern im Winter schwere Verluste zu.
Verlust von Karelien
Im Sommer dagegen würde Russlands Grösse voll zum Tragen kommen: Im März 1940 beginnen deshalb Friedensverhandlungen. Helsinki muss grosse Teile von Karelien und weitere Gebiete abtreten – und verliert damit zehn Prozent seiner Industrie- und Agrarleistung.
Hitlers Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 nutzt Finnland, um im sogenannten Fortsetzungskrieg das zurückzuholen, was verloren ging. Doch daraus wird nichts: Erneute Friedensverhandlungen im September 1944 bestätigen den territorialen Status quo.
Aus dem Kalten Krieg, der dem Zweiten Weltkrieg folgt, hält sich Helsinki heraus: Finnland stellt sich in eine Reihe von anderen Staaten, die für ihre Neutralität bekannt sind – wie die Schweiz oder Schweden. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs weicht Helsinki diese Politik wieder auf und tritt 1995 in die EU ein. Ein Beitritt zur Nato ist damals aber kein Thema.
Putins Invasion weckt Widerstandswille
Russlands Invasion der Ukraine am 24. Februar 2022 ändert jedoch alles. Sie weckt die bösen Geister aus dem Winterkrieg: die Sorge vor einer Eroberung durch die Russen, aber auch die Widerstandskraft wegen ebendieser. Finnland pflegt ausserdem enge Verbindungen zu den Baltischen Staaten und insbesondere zu Estland.
Helsinki fühlt Tallinn und Co. ihre Angst vor dem Kreml nach – und nun steht Finnland den Baltischen Staaten im Ernstfall auch militärisch bei. Am 4. April 2023 schlüpft Helsinki unter den schützenden Schirm der Nato, dessen Artikel 5 potenzielle Angreifer wirksam abschreckt: Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf alle.
In diesen Defensiv-Bund bringt Finnland einiges ein. Was das ist und was an der Sache die drei grössten Probleme für Wladimir Putin sind, erklärt das oben stehende Video. Der Clip unten erklärt Moskaus strategisches Dilemma: die Europäische Tiefebene.
Erklärt: Putins Problem mit der Nato
Die Ukraine verlangt Russlands Armee mehr ab als vom Kreml erwartet. Doch das eigentliche Ziel Wladimir Putins ist das Zurückdrängen der Nato: Die europäische Tiefebene ist der Schlüssel zu Moskaus Sicherheit.
14.06.2022
Deine Meinung interessiert uns
Was glaubst du, welche Folgen wird die Nato-Norderweiterung haben? Schreib einen Kommentar zum Thema.