Angst vor zügellosem Angriff Donald Trump und die «Feinde im Inneren»

AP/tcar

28.10.2024 - 21:24

Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige Präsident Donald Trump gestikuliert bei einer Wahlkampfveranstaltung im Madison Square Garden.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige Präsident Donald Trump gestikuliert bei einer Wahlkampfveranstaltung im Madison Square Garden.
Bild: Evan Vucci/AP

Die Medien, Nancy Pelosi, Kommunisten oder einfach «sie» finden sich auf der Liste derer, die Donald Trump als «Feinde im Inneren» der USA ausgemacht hat. Die Sorge vor einer neuen Amtszeit wächst.

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  • Die Liste derer ist lang, die Donald Trump als «Feinde im Inneren» der USA ausgemacht hat.
  • In den USA wächst die Sorge, dass der Ex-Präsident die von ihm ausgemachten Gegner in einer weiteren Amtszeit zügellos angreifen könnte.
  • Auch einige Ehemalige aus Trumps Beraterstab reagieren alarmiert und sprechen sogar von faschistischen Tendenzen.

Vergeblich versuchen Berater von Donald Trump, die Rhetorik des republikanischen Präsidentschaftskandidaten im Wahlkampf-Endspurt in andere Bahnen zu lenken – weg von den verbalen Schlägen gegen die sogenannten «Feinde im Inneren». Doch Trump teilt weiter aus. In den USA wächst die Sorge, dass der Ex-Präsident die von ihm ausgemachten Gegner in einer weiteren Amtszeit zügellos angreifen könnte.

«Entweder Donald Trump brütet da drinnen über seine Feindesliste, oder ich arbeite für Sie meine To-Do-Liste ab», kommentierte die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris am Donnerstag die wiederholten Attacken und Beschuldigungen des Rivalen. Auch einige Ehemalige aus Trumps Beraterstab reagieren alarmiert und sprechen sogar von faschistischen Tendenzen.

Michelle Obama warnt vor Trump

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STORY: Gut eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl hat die ehemalige First Lady Michelle Obama vor den möglichen Konsequenzen eines Wahlsiegs von Donald Trump gewarnt. Obama trat bei einer Wahlkampfveranstaltung an der Seite der demokratischen Kandidatin Kamala Harris im US-Bundesstaat Michigan auf und fand deutliche Worte: «Ich hoffe, ihr verzeiht mir, wenn ich ein wenig frustriert bin, dass einige von uns Donald Trumps grobe Inkompetenz ignorieren, während sie von Kamala verlangen, auf Schritt und Tritt zu strahlen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir, wenn ich ein wenig wütend bin, dass uns sein sprunghaftes Verhalten, sein offensichtlicher geistiger Verfall, seine Vergangenheit als verurteilter Verbrecher, als Raubtier, das für sexuellen Missbrauch verantwortlich gemacht wird, gleichgültig ist. All das, während wir zahllose Antworten aus ihren Interviews zerpflücken, die er sich nicht einmal zu geben traut.» In ihrer kämpferischen Rede, appellierte sie insbesondere an die Männer, Trump nicht zu wählen. «Lasst mich euch warnen: Eure Wut existiert nicht in einem Vakuum. Wenn wir diese Wahl nicht richtig hinbekommen, werden Deine Frau, Deine Tochter, Deine Mutter, wir als Frauen zu Kollateralschäden Deiner Wut.» Umfragen sehen Harris und den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump weiterhin fast gleichauf. Der US-Bundesstaat Michigan gehört zu den sieben sogenannten Swing States, die für den Sieg am 5. November entscheidend sein dürften. Bereits bei den beiden vergangenen Abstimmungen fiel die Entscheidung zwischen Demokraten und Republikanern vergleichsweise knapp aus.

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Wiederholt hat Trump bei Wahlkampfauftritten seine Abneigung gegen Landsleute zum Ausdruck gebracht, die seiner Ansicht nach den falschen Kurs vertreten oder von denen er sich angegriffen oder verraten fühlt. «Die verrückten Irren, die wir haben – die Faschisten, die Marxisten, die Kommunisten, die Leute, die wir haben, die tatsächlich das Land regieren», sagte er diesen Monat auf einer Kundgebung in Wisconsin. «Diese Leute sind gefährlicher – der Feind im Inneren – als Russland und China und andere Leute.»

In einem Interview von Fox News erlaubte sich Moderator Howard Kurtz den Einwand, dass die Wortwahl «Feinde im Inneren» doch eine ziemlich beunruhigende Formulierung sei, wenn man so über Amerikanerinnen und Amerikaner spreche. «Ich denke, das ist so treffend», lautete Trumps Antwort.

Der Ex-Präsident hat bereits deutlich gemacht, dass er seine Macht bei einer Rückkehr ins Weisse Haus zu nutzen gedenkt, um gegen die «Feinde» vorzugehen. Auch den möglichen Einsatz des Militärs dabei hat er nicht ausgeschlossen.

Um welche Gegner es sich handelt, das definiert Trump zumeist sehr vage: die radikale Linke, Kommunisten, der Staat im Staate oder einfach «sie». Aber manchmal wird er auch konkret.

Unter den Namen, die fielen, war etwa der von Nancy Pelosi, ehemalige Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses. Die Demokratin war eine treibende Kraft in den beiden Amtsenthebungsverfahren gegen Trump und ein stetiges Hindernis für die Agenda des Präsidenten. Als unerschrockene und lautstarke Kritikerin beschrieb sie Trump als Bedrohung für die Demokratie. Unvergessen bleibt, wie sie demonstrativ den Text einer seiner Reden zur Lage der Nation zerriss. «Ich denke, Nancy Pelosi ist ein Feind im Inneren», sagte Trump im Fox-Interview.

Auch Journalistinnen und Journalisten finden sich in Trumps Feindbild. Schon im ersten Wahlkampf teilte er gegen die Mainstream-Medien als Verbreiter von «Fake News» aus. In letzter Zeit richten sich die Angriffe stark gegen die Nachrichtensendung «60 Minutes» des Senders CBS. Über Wochen hinweg ist CBS zur Zielscheibe verbaler Attacken auf Trumps Kundgebungen und Social-Media-Plattform geworden – bis hin zu der Drohung, dem Sender die Lizenz zu entziehen.

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Bei einem Wahlkampfauftritt in Arizona in der vergangenen Woche bekräftigte Trump dann noch einmal seinen Rundumschlag gegen die Medien von vor acht Jahren. «Sie sind der Feind des Volkes. Das sind sie», sagte Trump. «Ich bin gebeten worden, das nicht zu sagen. Ich will es nicht sagen. Und eines Tages werden sie nicht mehr der Feind des Volkes sein, hoffe ich.»

Hoch oben auf Trumps Liste steht ausserdem der demokratische Kongressabgeordnete Adam Schiff. Im Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses während Trumps Präsidentschaft war der Mann aus Los Angeles ein scharfer Kritiker des Republikaners. Schiff hatte zudem eine führende Rolle im ersten Amtsenthebungsverfahren gegen Trump inne.

«Das sind schlechte Menschen. Wir haben eine Menge schlechter Menschen. Aber wenn man sich «Shifty Schiff» und einige der anderen ansieht, ja, sind sie für mich der Feind im Inneren», erklärte Trump vor rund einer Woche auf Fox News. Und auf einer Kundgebung in Kalifornien nannte er Schiff einen «Widerling».

Dieser warnt vor der Gefahr einer neuen Amtszeit Trumps. «Wir sehen eine Menge sehr unberechenbarer Verhaltensweisen», sagte er im Sender MSNBC über Trump, «was in Ordnung wäre, wenn es dein verrückter Opa wäre, der verrückte alte Opa, aber dies ist ein Präsidentschaftskandidat». Kompetente Berater habe Trump durch «totale Kriecher» ersetzt, erklärte Schiff. Und sollte der Republikaner ins Weisse Haus zurückkehren, «müssen wir alle alles tun, was wir können, um unsere Demokratie und unsere Institutionen zu verteidigen», betonte er.

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