Susie Wiles wird Stabschefin Kaum jemand kennt diese Frau, dabei ist sie Trumps Mastermind

Sven Ziegler

8.11.2024

Susie Wiles hält sich weitgehend im Hintergrund. Doch ihre Macht ist gross. 
Susie Wiles hält sich weitgehend im Hintergrund. Doch ihre Macht ist gross. 
KEYSTONE

Susie Wiles wird Stabschefin unter Donald Trump. Ausserhalb Washingtons kennt sie kaum jemand – und doch hat sie eine gewaltige Macht. Wer ist die Frau hinter Trumps Triumph?

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Susie Wiles ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen.
  • Sie wird Donald Trumps Stabschefin.
  • Das Scheinwerferlicht mag sie nicht. Macht dafür umso mehr.
  • blue News erklärt, wer Susie Wiles ist.

In der Öffentlichkeit stehen will sie lieber nicht. Als Donald Trump sich am vergangenen Mittwoch um kurz nach 2.30 Uhr Ortszeit in West Palm Beach, Florida, an die Mikrofone stellt und sich trotz laufender Auszählung zum Sieger der Wahl krönt, versteckt sich Susie Wiles abseits der Kameras am Rand der Bühne.

Einige Sekunden im Zentrum des Weltgeschehens werden ihr dann doch noch zuteil – wenn auch nicht freiwillig. Trump holt sie mitten in seiner Rede ans Pult, reicht ihr das Mikrofon für einige Worte an Trumps Gefolgschaft. Wiles will nicht. Das Scheinwerferlicht ist nichts für sie. Die 67-Jährige ist die Strippenzieherin im Hintergrund. Ihre Macht übt sie abseits der Kameras aus. 

Wiles' Nähe zur republikanischen Partei wird ihr praktisch in die Kinderwiege gelegt. Geboren und aufgewachsen ist sie in New Jersey, einem tiefblauen Staat, doch ihre Familie lebt nach republikanischen, traditionellen Werten. Ihr Vater, NFL-Star Pat Summerall, überlegt sich im Jahr 1981 sogar, für die Republikaner ins Rennen um einen Senatssitz zu ziehen. Es bleibt bei der Überlegung.  

Wiles verdient sich Trumps Respekt

Politik interessiert Susie Wiles schon früh. Mit gerade einmal 22 Jahren wird sie Assistentin im Abgeordnetenbüro von Jack Kemp in Washington D.C. Danach zieht sie weiter in die Lokalpolitik, verhilft 2010 unter anderem dem bis dato unbekannten Rick Scott zum Gouverneursposten Floridas. 

2016 stösst sie dann zu Trumps Kampagnenteam. In dieser Rolle zeichnet sie massgeblich verantwortlich für den Sieg des Republikaners in dessen Wahlheimat Florida. Dabei kommt es beinahe zum Zerwürfnis, wie die «New York Times» später erfährt. Als Trump eines Abends von tiefen Umfragewerten erfährt, holt er Wiles zu sich und meint, sie solle sich einen neuen Job suchen, er wolle sie nicht behalten.

Wiles, hier bei einem NFL-Spiel in Pittsburgh, bleibt lieber im Hintergrund – und dennoch stets an Trumps Seite. 
Wiles, hier bei einem NFL-Spiel in Pittsburgh, bleibt lieber im Hintergrund – und dennoch stets an Trumps Seite. 
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Wiles bleibt – und Trumps Umfragewerte steigen. Später, so erzählt es einer, der dabei war, habe sie Trump gesagt, sie lasse so nicht noch einmal mit sich umspringen. «Trump sagte daraufhin, dass das nie wieder passieren werde. Es war schon fast eine Art Entschuldigung. Damit war allen klar: Sie hat sich seinen Respekt verdient.»

Wiles verlässt Trumps Team nach der Präsidentschaftswahl für einen Posten im Wahlkampfteam von Ron DeSantis. Doch der ist mit ihr nicht zufrieden, schmeisst sie nach wenigen Monaten raus. Als Trump nach dem Kapitolsturm in ein politisches Tief gerät, holt er Wiles zurück. Und sie bleibt. Dieses Mal länger. 

Sanfte Oma – und knallharte Aktivistin

Interne Kreise beschreiben Wiles als knallharte politische Aktivistin, die sich nach aussen gerne als sanfte Oma darstelle. «Sie ist bescheiden, aber loyal und zu allen Personen sehr ehrlich – auch wenn das den Betroffenen manchmal wehtut», sagt Chris LaCivita, Co-Verantwortlicher von Trumps Wahlkampf, zum Magazin «Politico». «Sie bringt alle Eigenschaften einer guten Anführerin mit.» 

Das zeigt sich auch im Wahlkampf 2024. Trump hat sich zwar nicht gross verändert, greift auf der Bühne weiterhin seine Gegner an und verspricht radikale Änderungen im Falle eines Wahlsiegs. «Doch hinter der Bühne war die Trump-Kampagne dieses Mal über alles gesehen viel besser organisiert als noch 2016 und 2020. Das hat vor allem mit Wiles zu tun», sagt eine Quelle im «Business Standard». 

Wiles ist eine der wenigen Personen, die Trump während des Wahlkampfs nicht austauscht. «Sie hat es geschafft, seinen Respekt zu verdienen und konnte ihm zeigen, dass es besser ist, ihren Rat zu befolgen», sagt eine Quelle aus Trumps Wahlkampfteam zur Nachrichtenagentur AP. Das weiss auch Trump selbst. Bei einer Kundgebung in Milwaukee sagt er Anfang Monat. «Das ist vielleicht mein bester Wahlkampf jemals. Und Susie – sie ist unglaublich, sie organisiert das alles. Wirklich unglaublich.» 

Wiles erreicht Karriere-Höhepunkt

Das dürfte mit ein Grund sein, warum Wiles von Trump jetzt in das höchste administrative Amt der neuen Regierung berufen wird. Wiles wird – als erste Frau überhaupt – Stabschefin im Weissen Haus, zieht damit die Fäden, bleibt aber im Hintergrund. Gleichzeitig übernimmt sie auch die Verantwortung für die täglichen Briefings.

«Das ist nicht ganz einfach, vor allem bei Typen wie Trump», sagt Chris Whipple, der ein ganzes Buch über die Rolle des Stabschefs geschrieben hat, zum «Business Standard». «Am Ende des Tages musst du dem Präsidenten auch sagen, was er nicht hören will.» Wiles scheint daher eine logische Wahl zu sein, gehört sie laut Insidern doch zu den wenigen Personen, auf die Trump tatsächlich hört. 

Susie Wiles am Mittwoch zusammen mit Donald Trump.
Susie Wiles am Mittwoch zusammen mit Donald Trump.
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Trump selbst spricht von einer «Ehre», dass Wiles das Amt angenommen hat. «Ich habe keinen Zweifel, dass sie unser Land stolz machen wird. Susie ist zäh, klug, innovativ und wird von allen bewundert und respektiert.»

Für die politikbegeisterte Republikanerin dürfte es im Alter von 67 Jahren der Höhepunkt ihrer Karriere sein. Ob Susie Wiles ihre Rolle als Wahlkampfmanagerin ablegen und auch das komplexe politische System in Washington D.C. leiten kann, müsse sich erst noch weisen, sagen Kritiker. Doch die kritischen Stimmen, sie bleiben zurückhaltend.

Die grosse Mehrheit traut Wiles viel zu – selbst aus den Reihen der Konkurrenz ist vor allem Lob und Bewunderung zu hören. Im Frühling sagt John Morgan, ein bekannter Demokraten-Unterstützer, gegenüber zur «New York Times»: «Sie kennt nur etwas: Gewinnen.»