Präsident Biden in Bedrängnis Könnte eine Kandidatin Trump schlagen? Die Antwort ist klar

Von Philipp Dahm

5.7.2024

Steigt Biden aus US-Wahlkampf aus? Demokraten nervös

Steigt Biden aus US-Wahlkampf aus? Demokraten nervös

Steigt Joe Biden aus dem Wahlkampf aus? Nach seinem desaströsen Auftritt bei der TV-Debatte gegen Herausforderer Donald Trump verschlechtern sich die Umfragewerte des Präsidenten. Zudem mehren sich in der eigenen Partei die Stimmen, die einen Rückzug des 81-Jährigen aus dem Rennen um die Präsidentschaft fordern.

04.07.2024

Das TV-Duell hat er «vermasselt», gesteht Joe Biden – und denkt angeblich trotz Dementi über Rücktritt nach. Bei den Demokraten brodelt es, doch in Umfragen kann nur eine Parteigrösse Trump klar das Wasser reichen.

Philipp Dahm

5.7.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Joe Biden räumt nach dem TV-Duell ein: «Ich hab's vermasselt.»
  • Ein Drittel der Demokraten-Wählenden wünschen sich, dass Biden aufgibt.
  • Alternativkandidaten können sich allerdings in Umfragen nicht durchsetzen. Nur eine Parteigrösse schlägt Trump mit 11 Punkten.
  • «Abgang choreografieren»: So könnten die «Konturen einer Rettungsaktion» der Demokraten aussehen.
  • Es gibt weiter Berichte, nach denen Biden einen Rückzug in Erwägung zieht oder Demokraten ihn schassen wollen.
  • Donald Trump nennt Joe Biden einen «kaputten Haufen Sch*****» und rechnet damit, dass Kamala Harris ihn ablöst.

Oberflächlich gesehen halten sie die Reihen geschlossen, doch unter der Oberfläche brodelt es in der Demokratischen Partei seit dem ersten TV-Duell: «Ich hatte einen schlechten Abend. Ich hab's vermasselt», räumt Joe Biden in der «Earl Ingram Show» ein und fleht: «Das waren 90 Minuten auf Bühne. Schaut euch an, was ich in dreieinhalb Jahren geleistet habe.»

Earl Ingram, der den Präsidenten interviewt hat, spricht bei CNN über seinen Eindruck vom 81-Jährigen: «Er hat sicherlich nicht wie jemand gewirkt, der den Anschein macht, das Handtuch zu werfen», erklärt der Radio-Produzent. «Er war kämpferisch wie immer.»

Seine demokratisch geneigte Zuhörerschaft habe rege über das Thema diskutiert, sagt Ingram: Die Mehrheit wolle das Pferd so weit im Rennen aber nicht mehr wechseln.

«Jeder Amerikaner weiss, wie eine verwirrte Person aussieht»

Das gilt nicht für einige demokratische Angeordnete: «Die Umfragewerte von Repräsentantenhaus-Mitgliedern brechen ein», sagt einer von ihnen zu Jake Tapper. «Wir schlagen uns alle besser als der Präsident, aber das ist nicht nachhaltig.»

«Ich hab's vermasselt»: Joe Bidens Leistung beim TV-Duell am 27. Juni in Atlanta, Georgia, wirkt nach.
«Ich hab's vermasselt»: Joe Bidens Leistung beim TV-Duell am 27. Juni in Atlanta, Georgia, wirkt nach.
Bild: Keystone

«Jeder Amerikaner weiss, wie eine verwirrte ältere Person aussieht», klagt ein anderer demokratischer Abgeordneter. «Das war ein massives Signal, dass er nicht in der Lage ist, eine zweite Amtszeit zu stemmen. Es wird nicht besser werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche [Aussetzer Bidens] öfter passieren, steigt, anstatt zu sinken.»

Des Pudels Kern ist die Frage, ob Biden Donald Trump bei der Wahl am 5. November schlagen kann. Nach dem TV-Duell sei der Amtsinhaber «wahrscheinlich die einzige Person in der Demokratischen Partei, die gegen einen schwafelnden Demagogen, der wegen Vergewaltigung, Verleumdung und Fälschung von Finanzunterlagen verurteilt wurde, verlieren könnte», schreibt James Davies in der «Frankfurter Rundschau».

Nur eine Parteigrösse schlägt Trump – und das deutlich

Für den Politologen der Universität St. Gallen «liess [Biden] einfach zu viele Zweifel [] aufkommen, ob er dem Amt immer noch gewachsen sei». In einer neuen Umfrage liegen Trump und er laut «Reuters» mit 40 Prozent gleichauf. Gleichzeitig sprechen sich 32 Prozent der demokratischen Wählenden nach dem TV-Duell dafür aus, dass der Präsident aufgibt.

Vize-Präsidentin Kamala Harris und Gouverneur Gavin Newsom im kalifornischen San Leandro. (Archivbild)
Vize-Präsidentin Kamala Harris und Gouverneur Gavin Newsom im kalifornischen San Leandro. (Archivbild)
Bild: Keystone

Das Problem: Es gibt fast keine Demokraten-Grösse, die es in dieser Umfrage mit Trump aufnehmen kann. Kamala Harris unterliegt ihm am knappsten mit 42 zu 43 Prozent. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom kommt auf 39 Prozent, während Trump bei 43 Prozent landet.

Nur ein Kopf setzt sich gegen den Republikaner durch – und das mit Bravour: Würde Michelle Obama antreten, käme die Frau von Ex-Präsident Barack Obama auf 50 Prozent und Trump nur auf 39 Prozent Zustimmung. Ihr Mann hat sich nach der TV-Debatte allerdings ausdrücklich hinter Biden gestellt und ihm den Rücken gestärkt.

«Abgang choreografieren»

Dass Biden noch ausgewechselt wird, hält Thomas Jäger von der Universität Köln für «wenig realistisch». «Amerikanische Politiker sind wie Unternehmer», erklärt der Politologe dem SRF. «Sie haben eine ganze Firma, ein eigenes Team hinter sich. Da kann man nicht einfach den Kopf auswechseln, denn da spielen Loyalitäten eine wichtige Rolle.»

«Loyalitäten spielen eine wichtige Rolle»: Ex-Präsident Barack Obama küsst bei der Vorstellung ihrer Portraits für das Weisse Haus Ehefrau Michelle am 7. September 2022 in Washington.
«Loyalitäten spielen eine wichtige Rolle»: Ex-Präsident Barack Obama küsst bei der Vorstellung ihrer Portraits für das Weisse Haus Ehefrau Michelle am 7. September 2022 in Washington.
Bild: Keystone

Jäger betont wie auch andere, dass das TV-Duell eigentlich nicht den Einfluss hat, den man ihm zuschreibe. Aber: «Weil das Rennen in einigen Bundesstaaten sehr eng wird, könnte der TV-Auftritt trotzdem entscheidend werden.» Eine Alternative zu Biden gebe es für die Demokratische Partei dennoch nicht.

Anders sieht das sein Kollege Davies: Der gebürtige Amerikaner beschreibt «Konturen einer Rettungsaktion», bei der eine Gruppe bestehend aus Parteigrössen wie Nancy Pelosi und die politische Führung der Demokraten Biden klarmachen, dass es nicht um seine Person, sondern das Wohl des Landes gehe. «Sie müssten dem Präsidenten die Zeit und den Raum geben, die er braucht, um seinen Abgang zu choreografieren.»

Trump nennt Biden einen «kaputten Haufen Sch*****»

Auf dem Papier haben die Demokraten noch Zeit: Erst bei einem Parteitag, der vom 19. bis zum 22. August geht, krönen sie offiziell ihren Kandidaten – auch wenn die Nominierung auf den 7. August vorverlegt werden soll, um Gesetze in Ohio zu erfüllen.

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Im Weissen Haus wurde Kokain gefunden.
Patrick Semansky/AP/dpa

Der Sender NBC berichtet, dass Biden entgegen aller Dementi tatsächlich in Erwägung zieht, sich zurückzuziehen. Auch CNN-Kommentator Van Jones sagt, die Demokraten würden hinter verschlossenen Türen nicht diskutieren, ob ihr Spitzenkandidat ausgetauscht werden kann, sondern wie.

Auch im rechten Lager sorgt das Thema für Aufregung. Etwa bei den Never Trump Republicans, die nicht wollen, dass der New Yorker wieder an die Macht kommt: Sie ärgern sich, dass der Amtsinhaber an Boden verliert. Der 78-Jährige selbst kann seine Freude über die Lage kaum verhehlen.

«Kaputter Haufen Sch*****»: Donald Trump rechnet nun damit, gegen Kamala Harris anzutreten. (Archivbild)
«Kaputter Haufen Sch*****»: Donald Trump rechnet nun damit, gegen Kamala Harris anzutreten. (Archivbild)
Bild: Keystone

Der Beweis ist ein Video, das «Daily Beast» zugespielt worden ist: Darin prahlt Trump in einem Golfmobil, er habe es beim TV-Duell dem «kaputten Haufen Sch*****» gezeigt: «Er wirft einfach hin, wisst ihr, er gibt das Rennen auf. Ich habe ihn rausbefördert, und das heisst, wir haben Kamala. Ich denke, sie wird es besser machen. Sie ist so schlecht. Sie ist so erbärmlich.»


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