Schrecklich kuriose Propaganda Chinas Militär zeigt simulierte Angriffe auf Taiwan

Philipp Dahm

27.5.2024

Screenshot aus einem chinesischen Weibo-Video: Marineschiffe riegeln Taiwan, unterstützt von der Luftwaffe, ab.
Screenshot aus einem chinesischen Weibo-Video: Marineschiffe riegeln Taiwan, unterstützt von der Luftwaffe, ab.
Screenshot: Weibo

Die Propagandavideos sind donnernd und martialisch, doch wegen ihrer Machart auch ein bisschen komisch. Doch der Inhalt ist todernst: Chinas Militär zeigt Video mit simulierten Angriffen auf Taiwan.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • China erhöht den Druck auf Taiwan, nachdem dort Peking-Kritiker Lai Ching-te am 20. Mai sein Amt als Präsident angetreten hat.
  • Vom 23. bis 25. Mai hat China Manöver bei Taiwan abgehalten.
  • Seit dem 23. Mai geht die Volksbefreiungsarmee auch auf Weibo in die Offensive und zeigt dort Clips der Übung, aber auch simulierte Attacken auf Taiwan.
  • Die Videos sind martialisch, aber auch kurios.

Lai Ching-te ist erst seit dem 20. Mai im Amt – und dennoch hat Taiwans neuer Präsident schon für jede Menge Reaktionen aus China gesorgt.

Weil der 64-Jährige von der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) seinen Wahlkampf wegen seiner kritischen Haltung zum grossen Bruder gewonnen hat, geht Peking mit Blick auf die abtrünnige Insel nun in die Offensive.

Zunächst hat China nur drei Tage später ein grosses Manöver abgehalten, bei dem die Blockade Taiwans geübt worden ist. «Dies ist auch eine harte Strafe für die separatistischen Kräfte einer Unabhängigkeit Taiwans und eine ernsthafte Warnung gegen Einmischung und Provokation durch externe Kräfte», erklärte dazu Marinesprecher Oberst Li Xi.

Die Übung mit 27 Schiffen und bis zu 63 Kampfflugzeugen soll Lai Ching-te davon abhalten, die Unabhängigkeit Taiwans voranzutreiben. Peking betrachtet die Insel als Teil seines Staatsgebietes, obwohl dort seit Jahrzehnten stets unabhängige und demokratisch gewählte Regierungen an der Macht sind. 

Raketen treffen Taipeh, Hualien und Kaohsiung

Nach zwei Tagen Manöver war der militärische Spuk vor Taiwan zwar vorbei, doch an der Heimatfront legte China noch am 24. Mai nach:

Die Volksbefreiungsarmee veröffentlichte beim chinesischen X-Pendant Weibo ein Video, das die 3D-Simulation eines Angriffs aus Taiwan zeigt.

Der Clip beginnt mit Bildern von echten mobilen Raketenabschussrampen, Kriegsschiffen und Kampfjets, die aufsteigen. Dann wechselt das Sujets auf eine Computeranimation:

Dutzende Raketen werden vom Boden, von der See und aus der Luft abgefeuert. Sie regnen auf Taiwan nieder und treffen die Städte: die Hauptstadt Taipeh, Hualien und Kaohsiung.

Der Hafen von Hualien.
Der Hafen von Hualien.
Archivbild: commons/AwOiSoAk KaOsIoWa

Hualien zählt gut 100'000 Einwohnende und liegt an der Ostküste Taiwans. Die Stadt verfügt über einen wichtigen Hafen. Kaohsiung ist die zweitgrösste Stadt der Insel: Dort leben gut 2,75 Millionen Menschen.

Der Hafen ist eine Sonderwirtschaftszone und gilt als der grösste des Landes, in dem mehr als die Hälfte von Taiwans Gütern umgeschlagen werden.

Taiwan, das «unartige Kind»

Das Video vom 24. Mai ist aber nur eines in einer ganzen Reihe von Clips, die mit Bildern des jüngsten Manövers unterlegt sind. Gerne wird auf Weibo noch ein schneidiger Spruch dazu veröffentlicht:

Mal heisst es «Jedes Mal, wenn wir die Wellen brechen, liegt das daran, dass jemand Wellen schlägt», mal heisst es «Schneiden Sie das ‹Blutgefäss der Unabhängigkeit Taiwans› ab!».

Mobile Raketenabschussrampen aus einer Videoreihe, die «Tödlichkeit über die Taiwanstrasse hinweg» heisst.
Mobile Raketenabschussrampen aus einer Videoreihe, die «Tödlichkeit über die Taiwanstrasse hinweg» heisst.
Screenshot: Weibo

Vielsagend ist auch diese Darstellung: «Der Sinneswandel des ‹ungezogenen Kindes› ist untrennbar mit dem ‹grausamen Herzen› seiner Eltern verbunden.»

Sprich: Wenn die Göre Taiwan nicht spurt, dann setzt es was von Papa China. Aber das Ziel des Ganzen ist es, den «Frieden zu schützen», steht bei den martialischen Videos des Militärs.

Wir sind so was von bereit: Ein chinesischer Pilot erzählt.
Wir sind so was von bereit: Ein chinesischer Pilot erzählt.
Screenshot: Weibo

Diese Videos sind sicherlich eine Warnung an Teipeh, es nicht zu übertreiben mit der Freiheitsliebe, dürften aber auch an das heimische Publikum gerichtet sein – so nach dem Motto: Wir haben die Taiwan-Frage eisen im Griff.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich China des Themas medial annimmt: Im August 2023 zeigte CCTV die achtteilige Serie «Träume jagen», das die Vorbereitungen des Militärs für einen Taiwan-Einsatz zeigt.

USA sichern Unterstützung zu

Nach der Blockadeübung des chinesischen Militärs vor Taiwan hat nun eine US-Delegation der demokratischen Inselrepublik amerikanischen Rückhalt zugesichert. «Die Vereinigten Staaten stehen fest an der Seite Taiwans», sagte der Republikaner Michael McCaul am Montag in Taipeh.

Er sehe Washingtons Unterstützung auch in Zukunft nicht wanken, erklärte McCaul mit Blick auf die US-Wahl in diesem Jahr. Taiwans Präsident Lai Ching-te sagte, der Besuch der Demokraten und Republikaner aus dem US-Kongress im Rahmen einer Indopazifik-Reise demonstriere Taiwans neuer Regierung und den Menschen starke Unterstützung. Die Gruppe war am gestrigen Sonntag in der ostasiatischen Inselrepublik eingetroffen.

Mit Agentur-Material.


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