Ein Elternpaar soll in Spanien seine zwölfjährige Tochter für eine Zwangsheirat für 3000 Euro verkauft haben. Die Mutter und der Stiefvater seien bereits Mitte Februar in Malagón in der Provinz Ciudad Real rund 150 Kilometer südlich von Madrid festgenommen worden, berichtete der staatliche Fernsehsender RTVE am Dienstag unter Berufung auf die zuständige Polizeieinheit Guardia Civil.
Das Kind sei wenige Tage später mehr als 200 Kilometer vom Elternhaus entfernt im andalusischen Baza vor der Zwangsverheiratung mit einem 17-Jährigen gefunden und in Sicherheit gebracht worden, hiess es. Die Mutter bestreite die Vorwürfe und behaupte, die Zwölfjährige habe «zu ihrem Freund gehen» wollen. Die Polizei bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur die Festnahmen der Eltern.
Eine Sprecherin der Regionalregierung sagte am Dienstag, das Elternpaar habe drei weitere Kinder im Alter von fünf, sieben und acht Jahren, um die sich nun das Sozialamt kümmere. Die Zwölfjährige solle in den nächsten Tagen von Andalusien nach Ciudad Real gebracht werden. Das Mädchen sei der «grausamsten Art häuslicher Gewalt» ausgesetzt gewesen.
Entscheidender Hinweis kam von Nachbarin
Den entscheidenden Hinweis auf die Lage des Mädchens habe die Guardia Civil von einer Nachbarin der Eltern in Malagón erhalten, die als «wahrer Schutzengel fungiert» habe, berichtete RTVE. «Die Kleine war die beste Freundin meines Sohnes (...) Sie wurde von der Mutter geschlagen und hat mich eines Tages um Hilfe gebeten und alles erzählt», sagte Nachbarin Sheyla am Dienstag im Interview des TV-Senders. Das Mädchen habe Angst vor der Mutter gehabt und «immer geweint und gezittert».
Sie sei schon früher zur Polizei gegangen, um die mutmassliche Misshandlung des Mädchens anzuzeigen, sagte die Nachbarin weiter. Und sie habe die Guardia Civil nach dem Verschwinden der Zwölfjährigen erneut benachrichtigt. «Die Polizei hat dann sehr schnell gehandelt», erzählte die Nachbarin.