SNB-Zinsentscheid «Die Inflation wird noch eine ganze Weile erhöht bleiben»

toko

15.12.2022

Die Währungshüter der Nationalbank erhöhen abermals den Leitzins.
Die Währungshüter der Nationalbank erhöhen abermals den Leitzins.
Keystone/PETER KLAUNZER (Archivbild)

Einmal mehr erhöht die SNB den Leitzins, diesmal um einen halben Prozentpunkt: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Entscheidung.

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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag einen weiteren Zinsschritt gemacht. Damit liegt der SNB-Leitzins nun einen halben Prozentpunkt höher bei 1,0 Prozent.

Wird der Inflationsdruck nun sinken? Und sind weitere Zinsschritte nötig? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Warum erhöht die SNB abermals den Leitzins?

Um die Teuerung zu bekämpfen. So dürfte der Inflationsdruck auch weiterhin hoch bleiben und vor allem mögliche Zweitrunden-Effekte wie etwa steigende Lohnkosten bereiten dem SNB-Chef Thomas Jordan und den Direktoriumsmitgliedern Kopfschmerzen.

Allerdings nahm die Zentralbank wie ihre internationalen Counterparts den Fuss etwas vom Gaspedal. Im September hatte die Notenbank die Zinsen noch um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Damit setzte sie seinerzeit auch der annähernd achtjährigen Ära von Negativzinsen ein Ende.

Sinkt die Inflation jetzt?

Kurzfristig nicht. So erwartet selbst die SNB keinen raschen Rückgang der Teuerung. Die Verbraucher*innen in der Schweiz müssen also auch weiterhin mit steigenden Preisen vor allem im Detailhandel und für Energie rechnen.

In puncto Inflation dürfte die Schweiz zwar im Vergleich zum Ausland eine Insel der Glückseligen bleiben, mit 2,4 Prozent dürfte sie laut SNB-Prognose 2023 aber weiterhin über ihrem Zielband von 0-2 Prozent liegen. Erst 2024 könnte sie mit 1,8 Prozent wieder innerhalb der angepeilten Spanne sein.

Auch Klaus Abberger von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich erwartet zunächst keine Erholung: «Die Inflation wird noch eine ganze Weile erhöht bleiben», schreibt der Forscher auf Anfrage von blue News. Die Spitze bei der Inflation dürfte jedoch im ersten Quartal 2023 erreicht werden und in der Folge «nicht mehr ganz so hoch sein».

So erwartet die Konjunkturforschungsstelle für dieses Jahr eine Inflationsrate im Durchschnitt «über 2 Prozent», im Folgejahr schliesslich «um die 1 Prozent».

Kurzfristig dürften Abberger zufolge die Sparzinsen etwas steigen. Dies sei zwar «gut für die Sparer». Das Ersparte werde dennoch weiterschmelzen, weil die Zinsen unter der Inflationsrate liegen. Bei den Hypothekarzinsen erwartet der Konjunkturforscher hingegen nur geringe Veränderungen.

Kommen weitere Zinsschritte?

«Es ist nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten», erklärte SNB-Chef Thomas Jordan heute Vormittag. 

Der aktuelle Zinszyklus sei demnach noch nicht beendet. Vor diesem Hintergrund sehen die Währungshüter denn auch die Leitzinsen als das bevorzugte Instrument, um «dem erhöhten Inflationsdruck und einer weiteren Verbreiterung der Teuerung» entgegenzuwirken. 

Wie stark die SNB im kommenden Jahr die Zinsen dann am Ende noch anheben wird, darüber sind sich Ökonomen aber uneinig. So halten zahlreiche Expert*innen einen Spitzen-Zinssatz von bis zu 1,5 Prozent für möglich. Einzelne Stimmen meinen dagegen, die SNB habe ihr Zinshoch erreicht.

«Die Anhebung der Leitzinsen ist aus meiner Sicht richtig», schreibt Klaus Abberger und erwartet noch mindestens einen weiteren Schritt. Erst im Frühjahr dürften sich die Leitzinsen «nicht mehr wesentlich ändern.»

Was hat der starke Franken mit der Inflation zu tun?

Neben Zinserhöhungen spielt der anhaltend starke Franken den Währungshütern zu. In ihrem anhaltenden Kampf gegen die erhöhte Teuerung bleibt sie denn auch am Devisenmarkt aktiv.

Die Notenbank habe in den letzten Monaten Devisen verkauft, sagte Jordan. Damit wirkt sie einer Abwertung des Schweizer Franken entgegen. Der Hintergrund: Ein aufgewerteter Franken hilft, weniger Inflation aus dem Ausland zu importieren. Ein stärkerer Franken kommt der SNB daher nicht ungelegen.

Vor dem Wechsel des Zinsregimes hatte die SNB noch jahrelang Fremdwährungen gekauft – zur Verteidigung des 2015 aufgegebenen Euro-Franken-Mindestkurses und danach zur Schwächung des Frankens. Seither sitzt sie auf einem gewaltigen Berg an Devisenreserven.

Mit Material von SDA.