1,5 Millionen Versicherte betroffenGrösste Schweizer Krankenkasse kämpft mit Reserveproblemen
tbz
14.10.2024
Die Reserven der CSS sind in den letzten Jahren drastisch geschrumpft. Das hat für die über 1,5 Millionen Grundversicherte nun überproportional steigende Prämien zur Folge. Der Bund überwacht die Situation intensiv.
tbz
14.10.2024, 14:05
14.10.2024, 14:42
Tobias Benz
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die CSS, die grösste Krankenkasse der Schweiz, hat mit stark gesunkenen Reserven und einer ungenügenden Solvenzquote zu kämpfen.
Damit ist die CSS nicht allein: Jede vierte Krankenkasse erfüllte Anfang 2024 die Vorgaben des Bundes nicht.
Um die Reserven wieder aufzubauen, erhöht die CSS nun die Prämien für 2025 deutlich.
Wie die CH-Media-Zeitungen am Montag berichten, sind die Reserven der grössten Krankenkasse der Schweiz, der CSS, in den letzten drei Jahren um fast 1 Milliarde Franken geschrumpft.
Die Solvenzquote, welche die finanzielle Stabilität der Krankenkasse misst, ist von 205 auf 84 Prozent gefallen und liegt damit unter dem gesetzlichen Minimum von 100 Prozent.
Damit ist die CSS nicht allein: Insgesamt elf von 44 Krankenkassen erfüllten Anfang 2024 die Vorgaben des Bundes nicht – das entspricht jeder vierten Kasse. Darunter befinden sich neben der CSS auch grosse Anbieter wie die Assura und vier Kassen der Groupe Mutuel (GM). Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) überwacht die Situation und erwartet eine Verbesserung bis 2025.
Diese elf Kassen müssen ihre Reserven stärken
Mutuel (GM) – Solvenzquote: 97 Prozent
Genossenschaft Krankenkasse Steffisburg – Solvenzquote: 97 Prozent
Assura – Solvenzquote: 88 Prozent
Caisse-maladie de la Vallée d'Entremont – Solvenzquote: 88 Prozent
Philos (GM) – Solvenzquote: 87 Prozent
CSS – Solvenzquote: 84 Prozent
Genossenschaft Glarner Krankenversicherung– Solvenzquote: 77 Prozent
EGK – Solvenzquote: 74 Prozent
Caisse-maladie Supra (GM) – Solvenzquote: 65 Prozent
Easy Sana Assurance Maladie SA (GM) – Solvenzquote: 52 Prozent
KLuG Krankenversicherung – Solvenzquote: 24 Prozent
Als Grund für die finanzielle Schieflage nennt die CSS den vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) und dem ehemaligen Gesundheitsminister Alain Berset forcierten Reserveabbau. Die Krankenkassen wurden nach der Covid-19-Krise angehalten, die Prämienaufschläge durch Reduktion der Reserven abzufedern. Dieser Abbau sei bei der CSS in eine Zeit mit überdurchschnittlich hohen Leistungskosten und schwachen Finanzmärkten gefallen.
Auch das Parlament übte damals Druck auf die Kassen aus. FDP-Nationalrat Philippe Nantermod wollte mit seiner parlamentarischen Initiative vom September 2020 die Kassen sogar dazu verpflichten, ihre Reserven abzubauen, falls diese 150 Prozent der Mindesthöhe übersteigen.
Das ging Berset zu weit, wiederholt warnte er vor starken Reserveschwankungen und hohen Prämiensprüngen. Letztlich setzte sich Berset durch und der Reserveabbau für 2023 und 2024 blieb freiwillig.
CSS-Prämien steigen überproportional
Um die Reserven wieder aufzubauen, erhöht die CSS ihre Prämien für 2025 nun überproportional. In 41 von 42 Prämienregionen hat die CSS dadurch gegenüber der Konkurrenz an Boden verloren. Lediglich im Kanton Obwalden konnte sie ihre Position halten. «Für die CSS war klar, dass 2025 ein Aufholjahr wird, was sich in den verschlechterten Positionen der Prämien ablesen lässt», sagt CSS-Sprecherin Sabine Betschart gegenüber CH Media.
Die Krankenkasse betont jedoch, dass sie damit die Basis legt, um in den kommenden Jahren «ihre Politik der unterdurchschnittlichen Prämien konsequent fortzusetzen».
Das BAG überwacht die Situation bei der CSS und anderen Kassen mit ungenügenden Reserven «intensiv». Primär liege es aber in der Verantwortung der einzelnen Kassen, Massnahmen zu ergreifen, um die Solvenzquote wieder auf 100 Prozent zu bringen.