Angeklagter Pilot über F/A-18-Crash«Da habe ich realisiert, dass mein Kamerad nicht mehr zurückkommt»
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5.1.2024
Beim Crash einer F/A-18 2016 verlor ein Pilot der Schweizer Armee sein Leben. Der Prozess vor dem Militärgericht hat begonnen. Heute hat sich der angeklagte «Leader»-Pilot erstmals zum tödlichen Unfall geäussert.
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05.01.2024, 15:53
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Das Militärgericht verhandelt diese Woche den Kampfjet-Absturz am Sustenpass.
Beim Crash einer F/A-18 im August 2016 kam der 27-jährige Pilot ums Leben.
Zum Unglück sollen fehlerhafte Flughöhenangaben des Lotsen geführt haben. Auch ein nicht ordnungsgemässer Start steht im Zentrum der Untersuchung.
Heute hat vor dem Militärgericht erstmals der angesagte «Leader»-Pilot ausgesagt.
Er wehrt sich gegen den Vorwurf, zu steil gestartet zu sein – und erinnert sich an die Bilder des Unglückstags.
Im Zentrum der Anklage stehen der Fluglotse, dessen falsche Höhenangabe zum tragischen Unfall führte – aber auch der erfahrene zweite Pilot, der sogenannte «Leader» der Kampfjet-Zweierpatrouille vom Unglückstag. Für die beiden Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.
Beim angeklagten Piloten geht es unter anderem um die Frage, weshalb der junge Pilot (genannt «Trainer») den Radarkontakt zu seinem Anführer nicht wieder aufnehmen konnte. Der Vorwurf lautet: Der «Leader» der Patrouille sei zu steil und zu langsam aufgestiegen, wodurch die Radarsynchronisation zwischen den Jets unterbrochen worden sei.
«Ich hätte interveniert, wenn ich das gehört hätte»
Nun hat sich der angeklagte Pilot zum ersten Mal zum Unfallhergang geäussert. Dabei sagte er aus, dass er die fatale Falschinformation des Lotsen im Cockpit nicht mitbekommen habe.
«Können Sie erklären, wie es zum ‹Break-Lock› kam?», fragt der Richter laut «Blick». «Negativ», so die Antwort des «Leader»-Piloten.
Er habe zwar beide Meldungen des «Break-Lock» (des Unterbuchs des Radarkontakts) am Funk mitbekommen. Jedoch habe er die Anweisung des Fluglotsen zum «Level-off» auf die Flughöhe 10'000 Fuss nicht gehört.
«Ich hätte interveniert, wenn ich das gehört hätte», so der angeklagte «Leader»-Pilot. Denn diese Flughöhe sei klar zu tief.
Auf den Vorwurf, er sei zu langsam gestartet, was den Kontakt zum Radar aus dem Jet des Trailer-Piloten erschwert habe, antwortete der «Leader»-Pilot: «Ich war insgesamt nicht zu langsam.»
Er verstehe zudem nicht, wie der Trailer-Pilot beim Aufstieg vorgegangen sei – dieser habe sich nicht an die Vorgaben des «Quebec Climb» gehalten. Im sogenannten «Quebec Climb» ist jeder Pilot selber «in command», also für sein Flugzeug zuständig.
Der «Leader»-Pilot betonte laut «Blick» zudem, dass jeder Steigflug einzigartig sei, je nach Temperatur und Wetter. Er habe bei sich einige Korrekturen vornehmen müssen, um die Werte einzuhalten.
«Bald darauf habe ich den schwarzen Rauch gesehen»
Nach seinem Start habe er Kontakt mit der Einsatzzentrale in Dübendorf aufgenommen, so der Pilot. Von dort habe er die Frage erhalten, ob er Kontakt mit dem Trailer-Piloten habe. «Schon bald darauf habe ich den schwarzen Rauch gesehen», erinnert sich der «Leader». Er habe sich dann auf die Lokalisierung der Unfallstelle konzentriert.
Er sei dann noch 20 Minuten in der Luft geblieben. Dann landete er in Sitten, auf Anweisung von Dübendorf. Vom Flug sind dem «Leader»-Piloten drei Bilder im Kopf geblieben. Zuerst das «Daumen hoch», als er und sein Kollege bereits in den Kampfjets sassen.
Dann der schwarze Rauch bei der Unglücksstelle am Hinter Tierberg. Und das Aussteigen in Sitten mit Blick nach hinten.
Der Pilot: «Da habe ich realisiert, dass mein *Kamerad* (*er nennt den verstorbenen Piloten beim Namen – Red.) nicht mehr zurückkommt.»
Die Verhandlung des Militärgerichts 2 in Muttenz ist auf vier Tage angesetzt. Das Urteil wird am Nachmittag des 9. Januar erwartet.