Verlassen Untergegangenes Tessinerdorf soll zu neuem Leben erweckt werden

Nicolai Morawitz

22.6.2018

Lange Zeit war das Mittelalterdorf Prada oberhalb von Bellinzona vom Wald verschluckt. Eine Gruppe von Freiwilligen hat das nun geändert.
Lange Zeit war das Mittelalterdorf Prada oberhalb von Bellinzona vom Wald verschluckt. Eine Gruppe von Freiwilligen hat das nun geändert.
Bluewin/mn

Niemand würde dort heute eine Siedlung erwarten: Am Hang oberhalb der Tessiner Kantonshauptstadt Bellinzona versteckt sich mitten im Wald ein verlassenes Mittelalterdorf: Prada. Eine Stiftung will die Erinnerung an die Siedlung bewahren und plant einen schrittweisen Wiederaufbau. 

Die Natur strotzt vor Kraft unweit der höchsten Burg von Bellinzona. Die Pflanzen spriessen in jeder Ecke, der Wald dampft und strahlt saftig grün. Nichts deutet hier auf eine menschliche Besiedlung hin. Vor mehr als 500 Jahren sah dies noch anders aus: Die Bewohner des Dorfes Prada hatten Teile der Hänge gerodet und Terassen für die Landwirtschaft angelegt.

«Die erste Aufzeichnung, die wir von Prada haben, stammt aus dem Jahr 1381», sagt Pierluigi Piccaluga. Er ist Vize-Präsident der Stiftung Prada, welche Teile der Mittelaltersiedlung wiederaufbauen möchte. Um das zu erreichen, gingen sie ähnlich vor wie ihre Vorfahren im Mittelalter. Sie fällten viele Bäume und befreiten die Ruinen von Wurzeln und Gestrüpp. 

Gehen Sie im Video mit Pierluigi Piccaluga auf Entdeckungsreise und spüren Sie der Geschichte von Prada nach:

Prada war bis ungefähr 1640 besiedelt, erklärt Piccaluga. Danach setzte die Abwanderung ein. Die Gründe dafür liegen noch im Dunkeln. Eine Pestepidemie könnte ebenso der Grund dafür gewesen sein wie Trockenheit oder der Niedergang eines Erdrutsches. 

«Wenn ich anfange von Prada zu erzählen, kann man mich kaum bremsen», sagt Pierluigi Piccaluga.
«Wenn ich anfange von Prada zu erzählen, kann man mich kaum bremsen», sagt Pierluigi Piccaluga.
«Bluewin»/mn

Erst 2016 fand sich eine Gruppe aus dem Bellinzoneser Stadtteil Ravecchia zusammen, um Prada vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. Sie befreiten die Ruinen von den Pflanzen und errichteten Stützpfeiler. «Wir haben ausserdem von einem Architekten Pläne anfertigen lassen, um die Gebäude entsprechend absichern und restaurieren zu können». Ziel sei es nun, das Dorf einem grösseren Publikum zugänglich zu machen und dafür auch Erklärtafeln auszuarbeiten.

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