Tourismusbranche happyRekordsommer: Run auf die Schweizer Berge
Mara Ittig
10.8.2018
Der Hitzesommer und die lang anhaltende Trockenheit treiben die Menschen in Scharen in die Berge. Es erstaunt kaum, dass die Bergbahnen gute Zahlen vermelden.
Die Schweizer sind und bleiben ein Volk von Wandervögeln. Wer sich im Moment in den Bergen aufhält und unserem Nationalsport frönt, kommt aus dem «Grüezi»-Sagen kaum noch heraus. Es tummeln sich eindeutig zahlreiche Menschen in der Höhe. Wer kann, entkommt der Hitze mit einem Sprung ins nicht mehr ganz so kühle Nass oder einem Ausflug in die Berge. Und offenbar können viele.
Das Bundesamt für Statistik (BFS) untermauert diesen Eindruck nun auch offiziell und veröffentlichte zum Wochenbeginn die Zahlen für die Übernachtungen in der Schweiz für die erste Jahreshälfte 2018. Für die Monate Mai und Juni kann die Hotellerie in der Schweiz ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr verzeichnen.
Bergregionen: Plus von 4,9 Prozent
In den Bergregionen stieg die Zahl gar um satte 4,9 Prozent. Auch die Vormonate waren erfreulich, der positive Trend scheint anzuhalten: Insgesamt nahmen die Übernachtungen in der Schweiz in der ersten Jahreshälfte um 3,8 Prozent zu, das entspricht einem Plus von 670'000 Logiernächten.
Sandrina Glaser von den Rigi Bahnen bestätigt: «Es ist tatsächlich so, dass sich das schöne und heisse Wetter positiv auf unsere Besucherzahlen auswirkt. Wir haben erfreuliche Monate hinter uns, da sich die Gäste gerne in den höheren Lagen abkühlen.»
Und auch andernorts ist man zufrieden. Patrizia Bickel von den Jungfrau Bahnen im Berner Oberland meint dazu: «Das hervorragende Wetter lockt jeweils auch zahlreiche Tagesgäste aufs Jungfraujoch.» So kämen vermehrt Gäste zum Wandern oder für weitere Aktivitäten in die Region. Sie bestätigt zudem, dass diesen Sommer viele Gäste die Höhe suchen, um der Hitze zu entfliehen.
«Es gibt immer gleich viele Schönwettertage»
Martin Ebneter von der Seilbahn und dem Drehrestaurant Hoher Kasten im appenzellischen Alpstein gibt sich verhalten optimistisch. Man sei dank der langen Schönwetterperiode zwar gut unterwegs, müsse aber erst das Jahresende abwarten, da die Herbstmonate jeweils am umsatzstärksten seien.
Er ergänzt: «Langjährige Wetterstatistiken unserer Seilbahn zeigen, dass es über das ganze Jahr hinweg immer etwa gleich viele Schön- bzw. Schlechtwettertage gibt. Fallen die Schönwettertage auf Ferien und Wochenenden gibts erfreuliche Zahlen, liegen die Schönwettertage anders, dann haben wir weniger gute Jahresergebnisse.»
Die Region Seelisberg im Kanton Uri verzeichnete vorwiegend in den Monaten April bis Juni sehr gute Besucherzahlen, wie Christoph Näpflin von der Treib-Seelisberg-Bahn auf Anfrage bekannt gibt. Im Juli seien die Zahlen aufgrund der grossen Hitze zwar leicht zurückgegangen, lägen aber immer noch über dem 5-Jahres-Schnitt. Das Gästeaufkommen verteile sich in diesem Jahr allerdings gleichmässiger als in anderen Jahren: «Seit Mitte April bis jetzt war das Wetter sehr stabil und oft lange Tage im Voraus planbar.»
Mehr Schweizer verbringen die Ferien zu Hause
Der heisse Sommer führt offensichtlich auch dazu, dass weniger Schweizerinnen und Schweizer ihre Ferien im Ausland verbringen. Prisca Huguenin-dit-Lenoir, Sprecherin von Hotelplan, gibt gegenüber der «Sonntags-Zeitung» an, dass die Buchungen für Ferien im Ausland in diesem Jahr rückläufig seien. Das Sommerferiengeschäft mache erstmals nur 30 Prozent des gesamten Umsatzes aus, während dieser Wert in den letzten Jahren stets bei 35 Prozent lag.
«Hinter den Hecken»: So gärtnert man in den Bergen
«Hinter den Hecken»: So gärtnert man in den Bergen
Der Garten von Edith Basler und Martin Vogelsang liegt auf einer Alp auf 1300 Meter über Meer. Edith Basler: «Das Schöne am Garten ist der stete Wandel. Die Beete präsentieren sich jedes Jahr anders. Mal bedingt durch das Wetter, dann wieder, weil Mäuse die Wurzeln einer Pflanze gefressen haben oder der Standort der Falsche war. Der Garten ist nie fertig.»
Bild: SRF
Der Berggarten von Edith Basler und Martin Vogelsang aus der Luft betrachtet. Im Folgenden verrät Edith Basler ihre Lieblingsecken.
Bild: SRF
«Die sanften Blau- und Gelbtöne der Iris, die silbrigen Blätter der Weide, der weisse Fingerhut und der hellblaue Storchenschnabel machen diese Ecke zu einem ruhigen, beschaulichen Ort. Die orangen Tupfer des Mohns geben dem Ganzen etwas Heiteres. Im Hintergrund sieht man die Laube. Wenn ich dort sitze, habe ich vor mir dieses Beet, in der Ferne die Berge, und im Tal sehe ich einen Teil des Dorfes. Ein Glas kühlen Weissweins vervollständigt die Stimmung. Was gibt es Schöneres?»
Bild: ZVG
«Dies war das erste Beet, das ich in Rossinière angelegt habe. Ich nenne es meine Arche Noah, da ich viele Pflanzen aus meinem früheren Garten in Bern hier untergebracht habe», sagt Edith Basler. «Vorherrschend sind purpur und orange Töne. Im Vordergrund die fedrigen Samenstände der Berganemone, dahinter der verblühte Bachnelkwurz und über allem die orangen Blütenköpfe des Mohns und die purpurnen Blüten des Zierlauchs, die sich langsam öffnen. Im Hintergrund die kompakten Büsche der dunkelblättrigen Heuchera.»
Bild: ZVG
Katharina Locher blickt in die Gärten der Schweizer. Experte Nils Honetschläger liefert Tipps, damit es mit dem grünen Daumen klappt.
Bild: SRF/Peter Mosimann
Auch Expertin Céline Gurtner weiss, was man für einen blühenden Garten braucht.
Bild: SRF
Was die Bergbahnbetreiber und andere Tourismusbetriebe freut, ist manch einem Umweltschützer ein Dorn im Auge. Je mehr Gäste auf dem Berg unterwegs sind, desto grösser ist die Belastung für die Natur. Wie Sie nachhaltig in der Schweiz unterwegs sind, lesen Sie im Nachhaltigkeitsblog.
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