Für viele Menschen mit chinesischem Kulturhintergrund ist der Glaube an das Leben nach dem Tod fundamental. Das ganze Jahr über wachen die Seelen der Verstorbenen vom Diesseits aus über das Leben der Menschen auf der irdischen Welt. Sind die Bewohner der Parallelwelt zufrieden, sind auch die dualen Kräfte Yin und Yang im Gleichgewicht.
Trotz der unmittelbaren Nähe zur Volksrepublik China hat es Taiwan geschafft unabhängig zu bleiben. Inzwischen anerkennen nur 17 andere Staaten diese Souveränität. Die Taiwaner unterjochen sich oft einem hektischen Alltag, dominiert von Zeitmangel und einem unstillbaren Durst nach Prosperität.
Noch spielt die Spiritualität in Taiwan eine wesentliche Rolle, sie stärkt bis heute den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Tagein tagaus wird verstorbenen Volkshelden, Ahnen, Liebsten sowie unbekannten «Geisten» gedacht.
Mit zweiwöchentlichen Ritualen huldigen die Taiwaner den Vorfahren. Fein zubereitete Mahlzeiten, aber auch Fertignudeln, Kekse, Früchte, Zigaretten und Süssgetränke zieren die provisorisch aufgestellten Opfertische. Zum Schluss einer jeden Zeremonie wird haufenweise Räucherpapier kremiert, das Feuer transportiert es in die Parallelwelt.
Yean Han, die Gründerin der Geisterpost-Manufaktur Skea, setzt auf Perfektion. Die Zhǐzhā (Papierkunst) des Familienbetriebs werden nur auf Bestellung gefertigt und können individuell auf die Vorlieben der Verstorbenen angepasst werden.
Das Familienunternehmen hat zwar einen riesigen Katalog an bestehenden Geschenkideen, doch viele ihrer Kunden haben spezielle Wünsche, wie die persönliche Botschaft aussehen soll, wie z.B. dieses schicke Foodtruck-Café für den verstorbenen Geliebten einer Auftraggeberin.
Ein kleineres Geschenk, wie das iPhone 8plus aus Papier (mit 80 GB spirituellem Speicher) ist für etwa 120 Franken erhältlich. Währenddessen kommt eine Papiervilla mit allem was dazu gehört, bei Skea schon auf ungefähr 4500 Franken.
Für jeden ist etwas dabei; die neueste Mode, Goldbarren, Sportautos, Uhren, Plagiate jeglicher Kosmetikartikel, Playstations, Mobiltelefone und natürlich Computer.
Auch im Geschäft von Liao Yi Chen und ihrer Tochter Liao Yi Lan werden komplette Papiervillen inklusive Pool, Garage und Zimmermädchen verkauft. Im Regal nebenan warten sogar Papier-Haustiere auf einen neuen Besitzer.
Wer den Ahnen trotz eines bescheidenen Budgets etwas schicken will, kann auch Geschenke kaufen, die in Massen vorproduziert wurden, unter anderem Papier-Replikate von Zigaretten, Bier, Hygiene-Artikel, westliche Fastfood-Snacks oder Schminkkästen.
Für reiselustige Tote gibt es Koffer inklusive Reisepässe, Visa, Kreditkarten, und natürlich Bargeld in verschiedenen Landeswährungen.
Eines haben die detailverliebten Geschenke aber gemeinsam, sie gehen früher oder später in Flammen auf, unter während Beerdigungen, Grabpflegetagen, Todesjubiläen oder auch beim jährlich stattfindenden Geistermonat.
Eine traditionelle Beerdigung dauert in Taiwan sieben Tage. Während der ersten Woche nach dem Tod werden dicke Bündel spiritueller Währung als «Wegzoll» verbrannt. Auch werden die kürzlich Verstorbenen mit frischen Speisen, Obst, Süssigkeiten, Kaffee, Bier oder anderen Getränken beschenkt.
Die Seele soll den Übertritt in das andere Reich gestärkt und «belebt» vornehmen. Neben den Opfergaben steht zudem ein Wascheimer mit Zahnbürste bereit.
Am Tag der Bestattung werden die Geschenke gesegnet. Die Weihe übernimmt ein buddhistischer Mönch. Die Trauergäste wiederholen den Namen des Verstorbenen während der Mönch eine Papierpuppe ins Papierhaus setzt. Dann wird das Geschenk dem Feuer übergeben.
Gerade bei Beerdigungen ist es Brauch, dass persönliche Papiergeschenke zusammen mit dem Leib kremiert werden. Sperrigen Opfergaben jedoch werden mittels einer speziellen Zeremonie dem Verbrennungsofen übergeben.
Für viele Menschen mit chinesischem Kulturhintergrund ist der Glaube an das Leben nach dem Tod fundamental. Das ganze Jahr über wachen die Seelen der Verstorbenen vom Diesseits aus über das Leben der Menschen auf der irdischen Welt. Sind die Bewohner der Parallelwelt zufrieden, sind auch die dualen Kräfte Yin und Yang im Gleichgewicht.
Trotz der unmittelbaren Nähe zur Volksrepublik China hat es Taiwan geschafft unabhängig zu bleiben. Inzwischen anerkennen nur 17 andere Staaten diese Souveränität. Die Taiwaner unterjochen sich oft einem hektischen Alltag, dominiert von Zeitmangel und einem unstillbaren Durst nach Prosperität.
Noch spielt die Spiritualität in Taiwan eine wesentliche Rolle, sie stärkt bis heute den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Tagein tagaus wird verstorbenen Volkshelden, Ahnen, Liebsten sowie unbekannten «Geisten» gedacht.
Mit zweiwöchentlichen Ritualen huldigen die Taiwaner den Vorfahren. Fein zubereitete Mahlzeiten, aber auch Fertignudeln, Kekse, Früchte, Zigaretten und Süssgetränke zieren die provisorisch aufgestellten Opfertische. Zum Schluss einer jeden Zeremonie wird haufenweise Räucherpapier kremiert, das Feuer transportiert es in die Parallelwelt.
Yean Han, die Gründerin der Geisterpost-Manufaktur Skea, setzt auf Perfektion. Die Zhǐzhā (Papierkunst) des Familienbetriebs werden nur auf Bestellung gefertigt und können individuell auf die Vorlieben der Verstorbenen angepasst werden.
Das Familienunternehmen hat zwar einen riesigen Katalog an bestehenden Geschenkideen, doch viele ihrer Kunden haben spezielle Wünsche, wie die persönliche Botschaft aussehen soll, wie z.B. dieses schicke Foodtruck-Café für den verstorbenen Geliebten einer Auftraggeberin.
Ein kleineres Geschenk, wie das iPhone 8plus aus Papier (mit 80 GB spirituellem Speicher) ist für etwa 120 Franken erhältlich. Währenddessen kommt eine Papiervilla mit allem was dazu gehört, bei Skea schon auf ungefähr 4500 Franken.
Für jeden ist etwas dabei; die neueste Mode, Goldbarren, Sportautos, Uhren, Plagiate jeglicher Kosmetikartikel, Playstations, Mobiltelefone und natürlich Computer.
Auch im Geschäft von Liao Yi Chen und ihrer Tochter Liao Yi Lan werden komplette Papiervillen inklusive Pool, Garage und Zimmermädchen verkauft. Im Regal nebenan warten sogar Papier-Haustiere auf einen neuen Besitzer.
Wer den Ahnen trotz eines bescheidenen Budgets etwas schicken will, kann auch Geschenke kaufen, die in Massen vorproduziert wurden, unter anderem Papier-Replikate von Zigaretten, Bier, Hygiene-Artikel, westliche Fastfood-Snacks oder Schminkkästen.
Für reiselustige Tote gibt es Koffer inklusive Reisepässe, Visa, Kreditkarten, und natürlich Bargeld in verschiedenen Landeswährungen.
Eines haben die detailverliebten Geschenke aber gemeinsam, sie gehen früher oder später in Flammen auf, unter während Beerdigungen, Grabpflegetagen, Todesjubiläen oder auch beim jährlich stattfindenden Geistermonat.
Eine traditionelle Beerdigung dauert in Taiwan sieben Tage. Während der ersten Woche nach dem Tod werden dicke Bündel spiritueller Währung als «Wegzoll» verbrannt. Auch werden die kürzlich Verstorbenen mit frischen Speisen, Obst, Süssigkeiten, Kaffee, Bier oder anderen Getränken beschenkt.
Die Seele soll den Übertritt in das andere Reich gestärkt und «belebt» vornehmen. Neben den Opfergaben steht zudem ein Wascheimer mit Zahnbürste bereit.
Am Tag der Bestattung werden die Geschenke gesegnet. Die Weihe übernimmt ein buddhistischer Mönch. Die Trauergäste wiederholen den Namen des Verstorbenen während der Mönch eine Papierpuppe ins Papierhaus setzt. Dann wird das Geschenk dem Feuer übergeben.
Gerade bei Beerdigungen ist es Brauch, dass persönliche Papiergeschenke zusammen mit dem Leib kremiert werden. Sperrigen Opfergaben jedoch werden mittels einer speziellen Zeremonie dem Verbrennungsofen übergeben.
In Ostasien ist die Nächstenliebe unsterblich, im wahrsten Sinne des Wortes. Als Tribut für die Seelen der Angehörigen werden bedeutsame Geschenke aus Papier verbrannt.
Die freie Ausübung des Glaubens ist in Taiwans Verfassung verankert, daher sind die Taiwaner äusserst tolerant. Häufig werden innerhalb derselben Familien mehrere Religionen praktiziert. A priori stehen Taoismus und Buddhismus im Mittelpunkt, bei denen die Welt der Lebenden und die Welt der Toten untrennbar zusammengehören. Gemäss taoistischer wie auch buddhistischer Lehre endet das Leben nicht mit dem Tod, es geht auf die eine oder andere Weise weiter. Mit diesem starken Glauben an eine Zwischenwelt kümmern sich die Taiwaner leidenschaftlich um das Wohlergehen ihrer Ahnen – mit bedeutsamen Gaben, die von Herzen kommen.
In Taiwan hat sich der Ahnenkult längst zum lukrativen Geschäft entwickelt, denn das Konsumverhalten der Vorfahren wird immer verschwenderischer. Parallel zur ultramodernen Gesellschaft sollen sie es möglichst gemütlich haben und zugleich auch mit den technologischen Trends Schritt halten. Daher schicken die Taiwaner ihren Liebsten vorzugsweise verschwenderische Geschenke aus Pappmaché, die sogenannten Zhǐzhā. Viele dieser Opfergaben sind Imitationen von Dingen, die sich die Taiwaner während Lebzeiten wünschen, aber oft nicht leisten können – allem voran Freizeit und Luxus.
Zu spezifischen Anlässen wie Beerdigungen, Grabpflegetagen, Todesjubiläen oder auch dem Geistermonat kommen die Verstorbenen so richtig auf ihre Kosten. Dann werden ihnen zuliebe Papiergeschenke in allen Formen und Farben kremiert. Die Feueropfer sollen die Gedanken der Trauernden in die Welt der Toten transportieren und ihnen dabei helfen, das Nachleben etwas beschaulicher zu gestalten.
Lukratives Geschäft
Yean Han schrieb früher Liebesromane und sang für eine Punk-Band, bis sie vor einigen Jahren die hochwertigen Papiergeschenke zu ihrer Mission gemacht hat. Nachdem die gewiefte Unternehmerin für ihren verstorbenen Grossvater keine passende Papiervilla mit Wellness-Anlage finden konnte, gründete sie die Geisterpost-Manufaktur Skea.
Mit ihrem Familienbetrieb gehört sie zu den Pionieren der Zhǐzhā-Papierkunst in ganz Asien. Das Geschäftsmodell ist en vogue, denn mit dem materialistisch geprägten Lebensstil in Taiwan steigen auch die Anforderung für die Geschenke an die Toten. Die filigranen Papierarbeiten sind längst zu Prestigeobjekten geworden und haben daher einen saftigen Preis.
Zum Autor
zVg
Der Multimedia-Journalist Claudio Sieber aus St. Gallen reist seit mehreren Jahren durch Asien, wo er über die Traditionen fremder Völker, Popkultur und den sozialen Wandel im Orient und Ozeanien berichtet.
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