Digitaler Nachlass Was passiert mit meinen Daten, wenn ich sterbe?

In Kooperation mit Swisscom

3.4.2023

Was geschieht mit digitalen Fotos und Erinnerungen, wenn der Besitzer oder die Besitzerin stirbt?
Was geschieht mit digitalen Fotos und Erinnerungen, wenn der Besitzer oder die Besitzerin stirbt?
Pexels, Askar Abayev

Ist es tatsächlich nötig, ein Testament für Social Media aufzusetzen? Und was passiert mit den E-Mails, wenn jemand stirbt? Marcel Curien ist Trainer und Experte, sein Spezialgebiet die Mediennutzung. Hier beantwortet er Fragen, die für manche noch immer als Tabu gelten.

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Marcel Curien, wann ist der richtige Zeitpunkt, um seinen digitalen Nachlass zu regeln?

Jetzt.

Umfragen zeigen, dass gerade mal ein Viertel der Schweizerinnen und Schweizer ein Testament aufgesetzt haben. Ist es wirklich nötig, sich schon zu Lebzeiten Gedanken über seine Daten, über den digitalen Nachlass zu machen?

Manches regelt das Erbrecht, anderes ist gesetzlich nicht ausreichend festgelegt. Wir haben immer mehr Besitztümer, die wir nicht direkt anfassen können, weil sie ausschliesslich digital existieren. Meine Eltern klebten ihre Fotos noch in Alben, meine Tochter speichert ihre Bilder auf verschiedenen Clouds. Viele dieser Daten sind auf Servern ausserhalb der Schweiz gespeichert, dabei ist die gesetzliche Lage unklar. Jede Person muss sich selbst die Frage stellen: Was soll nach meinem Ableben mit meinen Daten passieren?

Bei «Nachlass» denke ich an Schmuck, Aktien, Guthaben und Immobilien. Was ist der «digitale Nachlass»?

Der digitale Nachlass umfasst alle persönlichen virtuellen Daten, also solche, die im Internet gespeichert sind. Dazu zählen Fotos, die in einer Cloud abgelegt sind, Social-Media-Accounts und Kryptowährungen. Auch Logins für Webshops, E-Mail-Konten und E-Banking gehören dazu.

Digitaler Nachlass

Digitaler Nachlass

Trainer Marcel Curien kennt sich damit aus, auch mit den unangenehmen Fragen.

31.03.2023

Es gelingt mir im Alltag nur mit Mühe, selbst den Überblick über all meine Logins zu halten. Wie soll ich das ordentlich regeln, dass da eine fremde Person den Überblick erhält?

Es ist wichtig, sich diesen Überblick zu verschaffen und die wichtigsten Accounts schriftlich festzuhalten. Bewahre den Zugang zum Dokument oder zum Passwort schriftlich in einer Nachlassmappe, die du an einem sicheren Ort aufbewahrst. Ein Passwortmanager kann eine grosse Hilfe sein. Du musst dir nur dieses eine Masterpasswort merken, alles andere übernimmt die Software: Sie erstellt und merkt sich alle neuen Passwörter.

Angenommen, ich habe das ordentlich geregelt, wie läuft das konkret? Ich sterbe, meine Nachkommen erhalten das Login zu meinen Konten. Gibt es dann eine automatische Antwort oder einen Post mit «xy ist tot»?

Bei verschiedenen Diensten wie Apple und Google lässt sich ein sogenannter Nachlasskontakt einrichten. Dieser Kontakt erhält im Todesfall den Zugang auf die Apple- bzw. Google-Dienste. Auf Facebook kann der Nachlasskontakt das Profil in eine Gedenkseite umwandeln lassen. So haben Facebook-Freunde, die ja oft über die ganze Welt verstreut sind, einen Ort zum Trauern. Leider ist der Umgang mit dem digitalen Nachlass nicht einheitlich geregelt. Je nach Anbieter, Plattform oder Konto gibt es unterschiedliche Optionen. Deshalb ist es mit einem gewissen Aufwand verbunden, das klar zu regeln.

Was passiert, wenn ich meinen digitalen Nachlass nicht regle?

Der Nachlass geht nach dem Tod auf die gesetzlichen Erben über. Gewisse Daten lassen sich mit einem Totenschein zurückholen. Bei anderen Daten, etwa bei Kryptowährungen, lässt sich ohne Zugangsdaten nichts bewegen. Für die Hinterbliebenen bedeutet diese Datensammlerei ein grosser Aufwand in einer meist schon schwierigen Zeit der Trauer.

Welche anderen Nachteile bringt es mit sich, seinen Nachlass nicht zu regeln?

Tipps

Swisscom hat hilfreiche Tipps und Tricks zu diesem Thema zusammengestellt: Leitfaden digitaler Nachlass. Wie du deinen digitalen Nachlass in vier Schritten regelst, zeigt dir Marcel in zwei Wochen hier auf blue News. Auf swisscom.ch/campus findest du weitere Anleitungen und Medienkurse für einen sicheren Umgang mit digitalen Medien.

Videos, Fotos und Dokumente, die sich über Jahrzehnte angesammelt haben, können so verloren gehen. Vermögenswerte wie Kryptowährungen und digitale Besitztümer wie NFTs können nicht mehr ausfindig gemacht werden. Und Abonnemente von Diensten wie Spotify oder Netflix laufen weiter. Sie zu stoppen, kann recht aufwendig sein.

Was ich online mache, soll niemand erfahren. Wie kann ich meine Privatsphäre über den Tod hinaus bewahren?

Die eigenen Spuren komplett zu löschen ist kaum möglich. Wenn du vermeiden willst, dass jemand auf deine Daten in der Cloud zugreifen kann, teile deine Zugangsdaten mit niemandem. Schau dir die Datenschutzbestimmungen des jeweiligen Dienstes genau an, damit du siehst, ob dieser Dienst vom Erbrecht berücksichtigt wird oder nicht.

Und umgekehrt: Habe ich die Chance, nach meinem Tod online weiterzuleben?
Ja, auf Instagram und Facebook ist das möglich. Auf dem Facebook-Profil der verstorbenen Person wird «In Erinnerung an xy» vor dem Namen angezeigt.


Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Swisscom entstanden

Swisscom setzt sich für ökologische, soziale sowie wirtschaftliche Nachhaltigkeit ein: für Klimaschutz, einen nachhaltigen Lebensstil und verantwortungsvollen Umgang mit neuen Medien. 2022 wurde Swisscom zum zweiten Mal in Folge als «nachhaltigstes Telekom-Unternehmen weltweit» ausgezeichnet.