Kolumne am MittagWas Pippis rotes Haar mit dem Höllenfeuer zu tun hat
Von Julia Käser
26.11.2020
Pippi Langstrumpf feiert ihren 75. Geburtstag und ist eine von vielen rothaarigen Kindheitsheldinnen. Dass ihre Zöpfe feuerrot sind, ist kein Zufall, schreibt die Kolumnistin.
«Polizisten sind das Beste, was ich kenne – gleich nach Rhabarbergrütze», sagt das kleine Mädchen und spielt Fangis mit den Beamten. Frech, laut und vor allem unabhängig:
Seit heute vor 75 Jahren das erste Buch über die kleine Schwedin erschienen ist, wurden ihre Geschichten knapp 66 Millionen Mal verkauft und in 77 Sprachen übersetzt. Pippis Markenzeichen: die feuerroten seitlich abstehenden Zöpfe.
Mit ihrem Rotschopf befindet sich Pippi in prominenter Gesellschaft: die rote Zora, Kim Possible, Prinzessin Merida und sogar Arielle – auffallend viele unserer Kindheitsheldinnen haben rotes Haar. In der Gesamtgesellschaft hingegen machen Rothaarige nur einen klitzekleinen Anteil aus.
Gespreizte Beine und hemmungsloses Lachen
Kommt hinzu, dass sich die Rotschöpfe unter uns nicht selten alles andere als heldenhaft fühlen. Meine Mutter beispielsweise wurde für ihre Haarfarbe viel häufiger gehänselt als gefeiert. Wie Pippi trug auch sie rote Zöpfe – nur kam sie damit längst nicht so gut an wie die Bewohnerin der Villa Kunterbunt.
Tatsächlich gibt es einen Grund dafür, dass Pippi und Co. nicht feines blondes oder schwarz glänzendes Haar haben. Es liegt weniger an der geringeren Schmerzempfindlichkeit von rothaarigen Personen – meine Mutter ist das beste Beispiel hierfür – als daran, dass eine rote Haarpracht symbolisch steht fürs Wildsein und eine gewisse Bubenhaftigkeit.
Eine Studie kommt zum Schluss, dass rothaarige Titelheldinnen gesellschaftliche Erwartungen, die Frauen und Mädchen auferlegt sind, konsequent ignorieren. Sie spreizen die Beine, lachen hemmungslos und frech, geben sich trotzig und hauen Sätze raus wie: «Faul sein ist wunderschön!» Danke dafür, Pippi.
Auch Engel hatten rotblondes Haar
So sehr ich Pippi für ihre Unabhängigkeit und die Unangepasstheit liebe – die legendären roten Zöpfe der Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf bedienen eigentlich also nur ein Vorurteil. Eines, das seit dem Mittelalter besteht.
Der Verräter Judas wurde schon damals allzu gern mit rotem Haar gezeichnet und auch die Nähe zum Höllenfeuer wurde Rotschöpfen in dieser Zeit nachgesagt – mit folgenschweren Konsequenzen. Selbst meine Mutter musste sich Hunderte Jahre später noch immer als Hexe betiteln lassen – zum Glück wusste sie sich zu wehren und liess sich fast so wenig sagen wie Pippi.
Ich denke, man sollte eines nicht vergessen: Es hätte alles anders kommen können für Pippi und all die anderen Rotschöpfe. Denn nicht selten wurden in derselben Epoche auch Engel mit rotblondem Haar dargestellt.
Das sind die bekanntesten Rotschöpfe
Er gilt vielen als heissester Rotschopf der Welt – die überstürzte Flucht aus England dürfe daran nichts geändert haben. Zuletzt aber zeigten sich auf Prinz Harrys königlichem Haupt erste Verfallserscheinungen in Form von Haarausfall ...
Bild: Keystone
Als Teenager schnitt Schauspielerin Jessica Chastain ihre roten Haare noch raspelkurz, weil sie dafür gehänselt wurde. «Das, wofür du ausgelacht wirst, weil es dich anders macht, wird später genau das sein, was du am meisten an dir magst», weiss sie heute.
Bild: Keystone
Vincent van Gogh hatte offenbar keine Probleme mit seinen roten Haaren – sonst hätte er sich wohl nicht derart oft selbst porträtiert (hier: «Selbstporträt mit japanischem Druck» von 1887).
Bild: Keystone
Der Körper eher füllig, die Haare knallrot: So sieht man Adele heute nicht mehr. Die Sängerin hat zuletzt deutlich abgenommen, ausserdem färbt sie sich die Haare oftmals blond.
Bild: Keystone
Ihr Kollege Ed Sheeran hingegen steht zu seinem Look – Zottelbart inklusive.
Bild: Keystone
Harry Potters Markenzeichen war die blitzförmige Narbe auf der Stirn. Ebenfalls nicht zu übersehen war Ron Weasley, gespielt von Rotschopf Rupert Grint.
Bild: Keystone
Noch ein Hollywood-Star mit roten Haaren: In ihrer Kindheit wurde Julianne Moore als «Freckleface Strawberry» (dt.: Sommersprossengesicht Erdbeere) gehänselt. Inzwischen veröffentlicht die zweifache Mutter Kinderbücher mit diesem Titel, die sich um ein rothaariges Mädchen drehen.
Bild: Keystone
Ein Glück, dass das Technicolor-Verfahren erfunden wurde, kurz bevor «Der Zauberer von Oz» gedreht wurde. Denn sonst hätte das Publikum die roten Haare von Hauptdarstellerin Judy Garland gar nicht bemerkt.
Bild: Keystone
US-Talker Conan O'Brien hat irische Vorfahren – zu erkennen nicht nur am Nachnamen, sondern auch an den roten Haaren.
Bild: Keystone
Oscar-Preisträgerin Emma Stone ist eine der erfolgreichsten Rothaarigen in Hollywood. Wobei: Natürlich ist die Haarfarbe der Schauspielerin nicht. «Judd Apatow hat mich zur Rothaarigen gemacht», gestand Stone 2008. «Beim Casting zu ‹Superbad› trug ich mein Haar brünett. Dann kam er rein, sagte ‹Färb sie rot› und ging wieder.»
Bild: Keystone
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Als Teenager schnitt Schauspielerin Jessica Chastain ihre roten Haare noch raspelkurz, weil sie dafür gehänselt wurde. «Das, wofür du ausgelacht wirst, weil es dich anders macht, wird später genau das sein, was du am meisten an dir magst», weiss sie heute.
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Ihr Kollege Ed Sheeran hingegen steht zu seinem Look – Zottelbart inklusive.
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Bild: Keystone
Ein Glück, dass das Technicolor-Verfahren erfunden wurde, kurz bevor «Der Zauberer von Oz» gedreht wurde. Denn sonst hätte das Publikum die roten Haare von Hauptdarstellerin Judy Garland gar nicht bemerkt.
Bild: Keystone
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Bild: Keystone
Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.