Die Kolumne Was haben nur alle gegen die Agglo-Gemeinde Volketswil?

Bruno Bötschi

13.5.2018

Reges Vereinsleben und zwei schöne Aussichtspunkte: Volketswil.
Reges Vereinsleben und zwei schöne Aussichtspunkte: Volketswil.
Keystone

Vor einigen Tagen teilte ich meinen Freundinnen und Freunden über Facebook mit, dass ich diesen Sommer nach Volketswil ziehen werde. Was danach passiert ist, hat mich etwas erschreckt: Ein unschöner Kommentar jagte den anderen.

«Mein Beileid»

«Was?»

«Bullshit»

Natürlich weiss ich, das Volketswil kein Sehnsuchtsort ist. Wer den Namen der Zürcher Vorortsgemeinde hört, denkt kaum an Ruhe, Beschaulichkeit und Ursprünglichkeit. Und ich weiss auch, in der Agglomeration ist längst nicht alles in Ordnung.

Davon zeugen Bausünden, verpasste Chancen und Planungsfehler. Wenn man überhaupt von Planung reden kann. Und doch: Lebte man einst in der Agglo, um in die Stadt zu pendeln, pendeln heute immer mehr Menschen von der Stadt in die Agglomeration.

Fünf Teile, eine Gemeinde

Wer den Begriff «Volketswil» in Google eingibt, landet als erstes auf der Internetseite der Gemeindeverwaltung Volketswil. Jean-Philippe Pinto, der Gemeindepräsident, begrüsst einen und erklärt, wie seine Stadt entstanden ist:

«Volketswil setzt sich aus den fünf Ortsteilen Hegnau, Zimikon, Kindhausen, Gutenswil und Volketswil zusammen. Infolge der Hochkonjunktur 1966/67, bei welcher das Feld zwischen Hegnau und Volketswil als Bauzone freigegeben wurde, entstanden Wohn- und Industriequartiere. Heute leben mehr als 18'000 Einwohner in Volketswil.»

Dann schwärmt Pinto von der Infrastruktur, dem Vereinsleben und vom Griespark. Dort werde, schreibt der CVP-Politiker, «Wohnen, Freizeit und Erholung auf attraktive Weise vereint. Naturfreunde finden ihre Ruhe in unseren wichtigen Naherholungsgebieten. Die Aussichtspunkte auf der Huzlen oder dem Homberg laden dazu ein!»

«Ist es da schöner?»

«Blödsinn!»

«Kenn ich nicht»

Meine Freundinnen und Freunden kennen das Vereinsleben und die Aussichtspunkte in der Agglo scheinbar nicht. Mein Vorhaben, von Zürich nach Volketswil zu ziehen, wurde von ihnen auf Facebook ziemlich unschön kommentiert.

Irgendwann fragte ich mich: Was haben die Menschen nur gegen Volketswil? Warum mag in meinem Umfeld fast keine und fast keiner die Zürcher Vorortsgemeinde?

«Was? Nöd im ernscht!»

«Swingerclubs und Autogaragen»

«Isch en Witz, oder?»

Nein, meine lieben Freundinnen und Freunde, Volketswil ist kein Witz. Mein Umzug dorthin auch nicht.

Also, dass wir uns richtig verstehen: Ich verlege nicht meinen Wohnsitz in die Zürcher Vorortsgemeinde, sondern die «Bluewin»-Redaktion zieht im August weg von der City in die Agglo.

Der Greifensee ist nur einen Katzensprung entfernt: Volketswil.
Der Greifensee ist nur einen Katzensprung entfernt: Volketswil.
Keystone

Ich gebe zu, mein erster Gedanke über diesen Umzug war auch nicht gerade nett. Aus zwei Gründen: Die Stadt Volketswil besitzt keinen Bahnhof und ich pendle ungern. Ich lebe gerne dort, wo ich arbeite, weil ich lieber mehr Freizeit habe, statt einen langen Arbeitsweg.

Aber warum im Leben immer alles negativ sehen? Für meinen Weg ins Büro baruche ich heute, ich fahre mit dem Velo vom Zürcher Kreis 4 in den Kreis 5, knapp fünf Minuten.

Künftig werde ich fünf Minuten mit dem Velo zum Hauptbahnhof in Zürich unterwegs sein, dann mit dem Zug nach Schwerzenbach fahren (dauert zwischen 18 und 22 Minuten), dort werde ich wieder auf einen Drahtesel umsteigen und in fünf Minuten nach Volketswil radeln.

Ab diesem Sommer werde ich also täglich mindestens 20 statt nur 10 Minuten auf dem Velo sitzen. Momoll, Volketswil ist mein neues Fitnessstudio.

Und das ist gut so.

«Au in Volketswil git‘s schöni Plätzli ... »

«Der Greifensee ist nur einen Katzensprung entfernt.»

«Hahaha!!!»

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