KolumneWarum bloss schmeissen viele ihre Zigistummel auf den Boden?
Nathalie Röllin
11.11.2018
«Bluewin»-Redaktorin (und Nichtraucherin) Nathalie Röllin hat grundsätzlich nichts gegen Raucher. Doch sie versteht nicht, wieso viele die paar Schritte zum Kübel nicht schaffen.
Ich spaziere an einem schönen Herbsttag an der Aare entlang, erfreue mich der vielleicht letzten warmen Sonnenstrahlen, bevor wieder die kalte und düstere Jahreszeit beginnt. Während ich so meinen freien Tag geniesse, beobachte ich, wie ein Herr mittleren Alters am Uferrand steht und eine Zigarette raucht.
Ich ahne es schon, bevor es überhaupt passiert: Sobald er fertig gequalmt hat, schmeisst er die Kippe einfach ins Wasser. Nur fünf Meter von ihm entfernt steht ein Kübel. Wieso macht er nicht die paar Schritte, sondern wirft seinen Abfall einfach in den Fluss? Ich bin so perplex, dass ich nichts sagen kann – ich laufe weiter und rege mich mit jeder Minute mehr auf. Eigentlich hätte ich den Mann zurechtweisen sollen.
Zu Hause mache ich mich schlau, damit ich das nächste Mal genau das tun kann – die Person darauf ansprechen. Dabei stosse ich auf verrückte Zahlen. Bei «Trash Hero» – einer Organisation, die Müll reduzieren möchte – lese ich, dass ein einziger Zigarettenstummel 40 Liter Grundwasser verschmutzt. Das ist schon bedenklich.
Nicht biologisch abbaubares Plastik
Noch schlimmer wird's, wenn man weiss, wie viele Zigaretten denn effektiv allein entlang von Schweizer Gewässern achtlos weggeworfen werden. Sie machen rund ein Drittel des gesamten Abfalls aus, der in der Schweiz an Ufern von Flüssen und Seen gefunden wurde. Das haben Erhebungen des Swiss Litter Reports ergeben, die zwischen 2017 und 2018 an 112 Standorten in der Schweiz durchgeführt wurden.
Und wussten Sie, dass Zigarettenfilter eigentlich aus Plastik bestehen? Um ganz genau zu sein, aus Celluloseacetat – einer Art Kunststoff. Dieser ist nicht biologisch abbaubar, wie es im Bericht weiter heisst. Daneben können die Stummel bis zu 4'000 Chemikalien in die Umwelt abgeben. Wenn diese verschluckt werden, kann das für Kleinkinder und auch Tiere tödlich sein.
Nichtsdestotrotz werden immer noch Unmengen an Kippen gedankenlos auf den Boden geschmissen – bei der Rauchpause während der Arbeit, nach dem Bier in der Bar oder beim Warten auf den nächsten Zug. Dadurch wird aber nicht nur die Umwelt stark belastet, es entstehen auch absurde Reinigungskosten, wie der Littering-Report des Bundes aus dem Jahr 2011 aufzeigt. Im öffentlichen Raum müssen in der gesamten Schweiz 52,5 Millionen Franken für die Entsorgung von Zigarettenstummel aufgebracht werden.
In einigen Städten wird Littering bereits mit einer Busse bestraft. So muss man in Zürich beispielsweise für eine weggeworfene Zigarette 80 Franken berappen – aber nur, wenn die Person auf frischer Tat ertappt wird, wie ein Sprecher der Stadt Zürich auf Anfrage bestätigt. «Um einen messbaren Effekt zu erzielen, wäre viel Überwachung durch die Polizei nötig, was unserem pragmatischen Ansatz der Eigenverantwortung widerspricht – und darüber hinaus sehr teuer ist.»
Alle paar Meter eine Kippe
Und so liegt halt trotzdem alle paar Meter wieder ein Zigistummel. Ich frage bei einer Bekannten nach, warum sie ihren fertig gerauchten Glimmstängel gerade in den Gully werfen will. Ich bekomme nur ein Schulterzucken als Antwort. Als ich sie aufkläre, was die Konsequenzen sind, schaut sie mich nur gleichgültig an – nicht mein Problem, soll das wohl heissen.
Es sind ja nicht nur die Kippen. Auch die leeren Kafibecher und das Take-away-Salatgeschirr werden heute einfach dort zurückgelassen, wo man gerade gesessen oder gestanden hat. Und keinen interessiert's. Wieso eigentlich nicht? Wann ist es salonfähig geworden, einfach seinen Müll auf den Boden zu schmeissen? Ich weiss es nicht. Und es macht mich wütend. Jetzt weiss ich aber wenigstens, was ich Rauchern sagen kann.
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