22 Sonntags-Fragen Vanessa Grand: «Wer sich einsetzt, setzt sich aus»

Von Bruno Bötschi

23.9.2023

«Zu erfahren, dass mein langjähriger Einsatz für die Inklusion und die Rechte von Menschen mit Behinderungen nun Früchte zeigt»: Vanessa Grand über den schönsten Moment der vergangenen Wochen.
«Zu erfahren, dass mein langjähriger Einsatz für die Inklusion und die Rechte von Menschen mit Behinderungen nun Früchte zeigt»: Vanessa Grand über den schönsten Moment der vergangenen Wochen.
Bild: Privat

Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel? Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht? Frühstück im Bett – ja oder nein? Heute stellen wir unsere 22 Sonntags-Fragen Sängerin, Journalistin und Aktivistin Vanessa Grand.

Von Bruno Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Vanessa Grand ist Sängerin, Journalistin und Aktivistin.
  • Die 44-Jährige gehörte zu den 44 Parlamentarier*innen, die im März 2023 an der ersten Behindertensession im Bundeshaus Bern teilnahmen und dort über politische und gesellschaftliche Teilhabe von Betroffenen sprachen.
  • In der Rubrik «22 Sonntags-Fragen» verrät Grand, was ihr schönster Moment der vergangenen Wochen war und welchen Gegenstand sie am Wochenende am meisten braucht.

Jeden Sonntag stellt blue News einem Menschen aus Gesellschaft, Kultur, Sport, Wirtschaft oder Politik 22 Fragen, um zu erfahren, was er am Wochenende tut oder lässt – und was der schönste Moment in den vergangenen Tagen war.

Heutiger Gast ist Vanessa Grand.

Die Sängerin, Journalistin und Aktivistin aus Leuk VS lebt mit der unheilbaren Glasknochenkrankheit und ist auf den Rollstuhl angewiesen. Die 44-Jährige studierte an der Universität Freiburg Medien- und Kommunikationswissenschaften.

Heute arbeitet sie als Sängerin, ist Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums Partizipative Gesundheitsversorgung an der Berner Fachhochschule und als Behindertenvertreterin für Inklusion und Hindernisfreiheit aktiv.

1. Vanessa Grand, was bedeutet Wochenende für Sie – in einem Wort?

Abwechslungsreich.

2. Was war der schönste Moment in den vergangenen Wochen?

Zu erfahren, dass mein langjähriger Einsatz für die Inklusion und die Rechte von Menschen mit Behinderungen nun Früchte zeigt. Es war ein langer, steiniger Weg für meine Familie und für mich. Trotz viel Widerstand habe ich meine Inklusion gelebt: Regelschule, Studium und Musikbühne – alles Gebiete, bei denen dies noch keine Selbstverständlichkeit ist.

3. Wenn Sie die Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit?

Wenn es um Inklusion, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen geht, ja. Da bin ich sehr konsequent. Ansonsten bin ich ein engagierter Teamplayer.

4. Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel?

Da ich mit meinen Eltern lebe, gehen wir zusammen einkaufen. Das passiert jedoch selten am Samstag, sondern meist nach meiner Physiotherapie. Dann sind wir sowieso schon unterwegs. Bei mir persönlich ist es jedoch wichtig, dass der Kaffee zu Hause nicht ausgeht.

5. Bei welcher Modedesignerin, bei welchem Modedesigner lassen Sie Ihr Geld?

Ich freue mich, dass ich mit zwei Modelabels zusammenarbeiten darf, deren Mode ich nicht nur trage, sondern mir auch persönlich viel bedeuten. Auf der Bühne trage ich Trachten von Spieth & Wensky. Bei allen anderen Anlässen und auch privat trage ich gern Mode von Luis Trenker aus Südtirol. Ich darf dort seit einigen Jahren «Seilkameradin» sein. Es verbindet uns eine Freundschaft mit viel Herzlichkeit und Verbundenheit.

6. Mit wem würden Sie gern einmal zu Abend essen? Die Person darf auch bereits tot sein.

Ich unterteile solche Fragen immer gern in Fachgebiete. Aus den Medien wäre es Markus Lanz, ein hervorragender Journalist und Moderator. Aus dem Bereich des Sports wäre es Christoph Innerhofer, Skirennfahrer aus Südtirol. Und aus der Welt der Musik wären es Saso Avsenik und seine Band – obwohl wir wahrscheinlich eher musizieren würden als zu essen 😊.

7. Wer ist der beste James-Bond-Darsteller? Und warum?

Ich habe leider noch keinen James-Bond-Film vollständig gesehen. Aber als Walliserin fühle ich mich geehrt, dass Roger Moore in unserem Kanton, also in Crans-Montana, gelebt hat.

8. Welche TV-Serie schauen Sie gerade?

Ich schaffe es nie, eine Serie durchzuschauen. Hin und wieder schaue ich gern eine Folge von «Sturm der Liebe».

9. Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

Die Kastelruther Spatzen. Ich mag ihre Musik und liebe es, wenn Bands live spielen und leben, was sie auf der Bühne präsentieren. Ich durfte schon zwei Mal als Vorgruppe an ihrem Open Air in Südtirol auftreten.

10. Bei welchem Song lassen Sie sofort alles stehen und liegen und stürmen die Tanzfläche?

Bei Oberkrainer Musik von Saso Avsenik. Ich würde zwar nicht die Tanzfläche stürmen können, aber wenn diese Musik erklingt, sind meine Blicke und Ohren zur Bühne gerichtet. Da vergesse ich alles rundherum und es hat keinen Zweck, mit mir ein Gespräch anzufangen.

«Trotz viel Widerstand habe ich meine Inklusion gelebt: Regelschule, Studium und Musikbühne – alles Gebiete, bei denen dies noch keine Selbstverständlichkeit ist»: Vanessa Grand.
«Trotz viel Widerstand habe ich meine Inklusion gelebt: Regelschule, Studium und Musikbühne – alles Gebiete, bei denen dies noch keine Selbstverständlichkeit ist»: Vanessa Grand.
Bild: Privat

11. Wie lange bleiben Sie am Sonntag im Bett, nachdem Sie aufgewacht sind?

Eine Kaffeelänge.

12. Frühstück im Bett – ja oder nein?

Frühstück nein, Kaffee ja – mein Papa bringt mir meist am Morgen einen Kaffee ans Bett 😊.

13. Wann sind Sie zuletzt in ein Gotteshaus gegangen?

Vor zwei Wochen. Es kommt für mich nicht darauf an, wie oft ich in die Messe gehe. Weile ich in einer neuen Stadt, gehört für mich auch der Besuch einer Kirche dazu.

14. Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten?

Kaffeetasse 😊. Und im Ernst: Es kommt darauf an, wo ich gerade bin. Aber Kaffeetasse und Kugelschreiber sind immer meine Begleiter.

15. Gibt es ein Ritual, das Sie jeden Sonntag pflegen?

Frühstück gemeinsam mit meinen Eltern, zu Hause oder, also wenn ich unterwegs bin, im Hotel.

16. Freiburger Fondue Moitié-Moitié oder Tessiner Risotto?

Als Walliserin liebe ich natürlich Fondue. Wenn auf der Speisekarte aber Risotto steht, bestelle ich dies ebenso gern. Mein Grossvater war Italiener.

17. Das beste Fortbewegungsmittel, das Sie je besessen haben?

Meinen Rollstuhl. Ohne den würde ich am Morgen nicht einmal zum Badezimmer gelangen.

18. Locarno oder Lugano?

Beide. Einen Cappuccino in der Altstadt oder am See zu trinken ist Genuss pur.

19. Wenn Sie das Wort Romandie hören: Woran denken Sie?

Das Wallis wird der Romandie zugesprochen. Daher bin ich ein Teil davon. Was ich gerade in der letzten Zeit sehr schätze, ist, dass ich in einem zweisprachigen Kanton geboren bin, auch beide Sprachen spreche. Sprache öffnet viele Türen und schafft Beziehungen, Gemeinsamkeiten. Auch die Musik ist eine wichtige Sprache.

20. Was tun Sie am Wochenende zu wenig?

Beim Thema «Nichts tun und ausspannen» habe ich Verbesserungspotenzial.

21. Welches hartnäckige Gerücht über Sie ist schlichtweg nicht wahr?

Wer sich einsetzt, setzt sich aus. Da gibt es sicher einige Gerüchte über mich. Ich trinke gern einmal einen Kaffee mit jenen, welche über solche Gerüchte nachdenken. Vielleicht bestätigen sie sich oder eben nicht.

22. Ihr Lieblingswitz?

Da muss ich leider passen.

Vanessa Grand füllte den Fragebogen schriftlich aus.


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