Sprachpfleger Soweit ich weiss, ist es so weit. – Wie bitte?!

Von Mark Salvisberg

31.10.2019

Zusammen oder getrennt? – Oft eine Frage der Bedeutung. (Symbolbild)
Zusammen oder getrennt? – Oft eine Frage der Bedeutung. (Symbolbild)
Bild: Getty Imags

Kann das Deutsch sein? Soweit wird erst zusammengeschrieben und dann im selben Satz getrennt? Eigenwillig, aber korrekt, meint der Sprachpfleger – und erläutert es.

Was gleich klingt, muss nicht Gleiches bedeuten. Es gibt ein paar Konjunktionen, die häufig verwechselt werden: sowie mit so wie, soweit mit so weit, soviel mit so viel und sosehr mit so sehr. Der Titelsatz drückt aus, dass – nach dem Wissensstand von irgendjemand – irgendetwas eingetreten ist.

Mit Konjunktionen reichen sich Haupt- und Nebensätze gerne die Hand. Zur selben Wortart gehören unter anderem aber, damit, dass, deshalb, weil. Soweit hat etwas Einschränkendes und bedeutet in dem Masse, wie …: Sie wird wieder ganz gesund, soweit ich das beurteilen kann. Soweit hat also nichts mit einer Wegstrecke zu tun.

Denn wer würde schon fragen «Wird sie wieder ganz gesund?» und zur Antwort bekommen: «Ach, ich kann das etwa zehn Meter weit beurteilen.»

So weit, so gut

Wird getrennt geschrieben, dann ist so ein Adverb und weit ein Adjektiv. Mit diesen zwei Wörtern kann eine Angabe intensivierend hervorgehoben werden: Er ist sieben Meter weit gesprungen. – So weit! Oder es geht um den Stand: Jetzt, wo wir schon so weit gekommen sind. So weit, so gut.



Wenn Sie sich bei der Zusammenschreibung eines Wortes nicht sicher sind, können Sie auch prüfen, ob das Pronomen oder das Verb zuerst steht:

Soweit ich (Pronomen) es weiss (Verb) – das Pronomen steht vor dem Verb, es ist eine Konjunktion: Man schreibt zusammen (Nebensatz).

So weit weiss (Verb) ich (Pronomen) es – das Pronomen steht nach dem Verb, es ist ein Adverb mit Adjektiv: Man schreibt getrennt (Hauptsatz).

Nicht reinfallen!

Bei folgendem Beispiel wird deutlich, dass es auch anders geht: So weit du auch fort bist, so nah bist du bei mir. Es gilt in beiden Fällen Getrenntschreibung. Denn diesmal ist auch am Satzanfang das Intensivierende gemeint, die schiere Entfernung: so weit, und dann so nah – es wird also beide Male getrennt geschrieben, obwohl das Personalpronomen eingangs vor dem Verb steht. Dasselbe hier: So lange ich auch warte, so unsicher bin ich, ob sie kommt. Es geht in dem Fall um das rein Quantitative, das lange Warten. Ein Beispiel mit Konjunktion könnte lauten: Solange ich warte, passe ich auf euer Gepäck auf.

Sind Sie noch nah bei mir? Mir schwant Gegenteiliges. Gewisse Dinge muss man einfach eine Weile sacken lassen.

Nun sind Sie aber gewappnet, denn: Sosehr gewisse Konjunktionen anderen Wörtern gleichen, so sehr haben Sie sich mit diesem Text darauf vorbereitet.

Zur Person: Mark Salvisberg war unter anderem als Werbetexter unterwegs. Der Absolvent der Korrektorenschmiede PBS überarbeitet heute
täglich journalistische Texte bei einer grösseren Tageszeitung.

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