In Marty McFlys Schuhen Sneaker als Geldanlage? So gehts

Von Bruno Bötschi

19.7.2019

Wird dieser Tage bei Sotheby's versteigert: Nike Moon Shoes (Grösse 44.5).
Wird dieser Tage bei Sotheby's versteigert: Nike Moon Shoes (Grösse 44.5).
Bild: Sotheby's

Sneaker sind längst nicht mehr nur Turnschuhe, die Frau oder Mann beim Sport trägt. Dieser Tage versteigert das Auktionshaus Sotheby’s 100 extrem seltene Paare.

Kürzlich surfte ich auf Amazon.de. Ich war auf der Suche nach einem Paar Turnschuhe, das es in der Schweiz nicht mehr zu kaufen gibt. Irgendwann ploppte ein Nike Air VaporMax Flyknit Comme Des Garcons auf dem Bildschirm auf.

Mit Erstaunen stellte ich fest, dass der Schuh, den ich vor drei Jahren für 200 Franken gekauft hatte, heute für sage und schreibe über 900 Franken angeboten wird.

Sneaker – die neue Geldanlage? Es scheint so.

Das Auktionshaus Sotheby’s in London sucht dieser Tage Käufer für Turnschuhe: Im Angebot war eine Kollektion der 100 weltweit seltensten Sportschuhe, gesammelt vom Sneaker-Händler Stadium Goods aus New York.

Vielleicht der Sneaker mit dem längsten Namen aller Zeiten: Nike Air VaporMax Flyknit Comme Des Garcons.
Vielleicht der Sneaker mit dem längsten Namen aller Zeiten: Nike Air VaporMax Flyknit Comme Des Garcons.
Bild: Nike

«Die Schätzpreise dieser Turnschuhe sind so schwindelerregend, dass wohl niemand erwägt, diese tatsächlich zum Sport anzuziehen», kommentiert die deutsche «Wirtschaftswoche». Und hat wahrscheinlich recht.

Bei einem Paar Nike Moon Shoes (Grösse 44,5) erwartete Sotheby’s, dass der Hammer möglicherweise erst bei 160'000 Dollar (rund 177'000 Franken) fallen wird. Die Mondschuhe sind so etwas «wie das Kronjuwel der Auktion», schreibt Sotheby's.

Der handgefertige Sneakerstiefel wurde von Nike-Mitbegründer Bill Bowerman designt. Der Schuh wurde für die Olympischen Spiele 1972 in München entworfen, produziert wurden nur zwölf Paare.

Stiefel schnüren sich selber

Die spektakulärsten Schuhe der Versteigerung ist ein Paar 2016er Nike Mag. Es ist ein Nachbau jener Schuhe, die Michael J. Fox als Marty McFly in «Zurück in die Zukunft» getragen hat – in der Zukunft.

Wie im Film «Zurück in die Zukunft» schnüren sich die Stiefel von selbst, wenn der Träger hineinschlüpft: Nike Mag.
Wie im Film «Zurück in die Zukunft» schnüren sich die Stiefel von selbst, wenn der Träger hineinschlüpft: Nike Mag.
Bild: Sotheby's

Wie im Film schnüren sich die Stiefel von selbst, wenn der Träger hineinschlüpft. Vorausgesetzt, er hat Schuhgrösse 42.5. Schätzpreis: 50'000 bis 70'000 Dollar. Nike soll von dem Modell nur 89 Paar produziert haben.

Ein Paar Nike Mag wurde vor einem halben Jahr via Auktion für 52'200 Dollar versteigert. Die aktuell teuerste Sneaker sind die Nike Air Jordan 12 «Flu Game».

Der ehemalige Basketballspieler Michael Jordan trug sie, als er im NBA-Finale 1997 trotz schwerer Grippe seinem Team den Sieg sicherte. Bei einer Auktion erreichten sie 104'765 Dollar.

Nike Mag sind ein Replikat der Schuhe der Filmfigur Marty McFly (Michael J. Fox) aus dem Film «Zurück in die Zukunft II».

Quelle: Youtube

Bestimmte Modelle von Adidas, Nike und Puma erzielen heute Preise, die manchen an die Anfänge der modernen Kunst erinnern. Um limitierte Auflagen zu ergattern, campen sogenannte Sneakerheads tagelang vor Geschäften. Sie wollen in der Schlange der Ersten sein, um die begehrten mittleren Schuhgrössen zu erwischen.

Michael J. Fox sprach 2011 im US-TV über die Schuhe.

«Die Gewinnspanne kann», schreibt das Wirtschaftsmagazin «Bilanz», «innerhalb weniger Stunden leicht mehrere tausend Schweizer Franken betragen, etwa wenn ein Paar gleich nach dem Kauf im Internet oder ganz simpel auf dem Parkplatz hinter dem Geschäft wiederverkauft wird. Denn dann ist der Wert der Schuhe in der Regel am höchsten.»

Lebensdauer als Problem

Und was sagt der Fachmann? Sneaker als Anlageform sind prädestiniert für Fans und Sammler mit Background zum Thema und Freude an ausgefallenen Schuhen. «Eine solche Form der Geldanlage ist für Leute interessant, die in den Markt eintauchen und ihn verstehen wollen – das gilt für jegliche Investition in Sammlerobjekte, wie zum Beispiel Oldtimer, Kunst und Wein», erklärt der auf Sachwerte spezialisierte Investmentberater Jürgen Raecke im Geldmagazin Biallo.de.

Es gibt nur ein Problem: Die Lebensdauer von Sportschuhen beträgt – je nach Material – nur wenige Jahre. Sammlerinnen und Sammler können böse Überraschungen erleben, wenn sie die teuren Auktions-Sneaker falsch lagern oder die Schuhe aus Material gemacht sind, das sich für eine Lagerung nicht eignet.

Bekannt ist das Phänomen «Hydrolyse». Dabei zerbröseln die Sohlen während der Lagerung regelrecht. Besonders problematisch, laut der «Wirtschaftswoche»: das Material Polyurethan (PU).

«PU besteht aus langkettigen Polymerketten, die durch den Einfluss von Feuchtigkeit allmählich aufgespalten werden. Die Folge ist, dass PU mit der Zeit an Flexibilität verliert und allmählich spröde wird», schreibt Schuhhersteller Uvex in einem Blogbeitrag.

Was mit wertvollen Sneakern in der Sammlung passieren kann, zeigt dieses Beispiel auf Instagram:

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1987 & 2014 White & Red II's merged.

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Und jetzt die gute Nachricht: Das Problem mit der Sohle muss nicht das Ende der teuren Sneaker-Sammlung bedeuten. Mittlerweile haben sich Dienstleister darauf spezialisiert, die Schuhe für Kundinnen und Kunden zu restaurieren.

Wie das gehen kann, zeigt ein Sneaker-Fan in einem Youtube-Video:

Mittlerweile haben sich Dienstleister darauf spezialisiert, Sneaker zu restaurieren.

Bild: Youtube

Wer also als Sammlerin oder Sammler neu in den Sneaker-Markt einsteigen will, sollte sich nicht nur von vermeintlich hohen Gewinnmargen locken lassen, sondern zuerst genau abklären, wie und wo sie oder er die Sportschuhe lagern kann.

Ein Problem, dass ich zum Glück nicht habe. Ich mag zwar gerne verrückte Sneaker – aber nicht zum Lagern, sondern zum Tragen. Also meistens – das letzte von mir erstandenen Modell, ein Adidas X Raf Simons Ozeweego, steht seit mehreren Wochen im Gestell. Unbenutzt.

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