Kolumne am Mittag Rennen, tanzen, stürcheln und feiern mit Greta Gerwig. Greta Who?

Von Anna Kappeler

15.1.2020

Greta ist meine Heldin – und das schon lange vor der «Klima»-Greta. Und nein, ich meine auch nicht die Garbo. Doch wen sonst? Eine Freundschaftserklärung.

Liebe Greta Gerwig, zum Glück gibt es dich. Und deine Filme. Du bereicherst als Schauspielerin und Regisseurin die Kinowelt. Massiv. Diese deine Arbeit bringt mich zu der Frage: Greta Gerwig, könnten wir Freundinnen sein?

Beginnen wir bei den diesjährigen, kürzlich bekannt gewordenen Oscar-Nominierungen. Dort besserst du die Frauen-Vertretung mit deinem neuen Film «Litte Women» erheblich auf. Wie du es vor zwei Jahren schon mit deinem tollen Erstling «Lady Bird» getan hast. Dafür: danke.

«Little Women», in dem vier junge Schwestern Mitte des 19. Jahrhunderts ihren eigenen Weg zu gehen versuchen – ist dort sechsmal nominiert. Gratulation.

Leider keine Nominierung als «Beste Regisseurin»

Schade allerdings, dass du in der Kategorie «Beste Regie» leer ausgehst. Dort sind auch dieses Jahr nur Männer nominiert. Schon wieder, muss man sagen. In der Geschichte der Oscars gab es nur fünf weibliche Nominierungen in dieser Kategorie – und sogar nur ein Gewinn. Ungeheuer ärgerlich.

Immerhin aber können Saoirse Ronan als beste Hauptdarstellerin und Florence Pugh als beste Nebendarstellerin auf einen Preis hoffen. Mit Ronan hast du bereits in «Lady Bird» zusammengearbeitet, du hast ein Händchen für die Wahl Deiner Protagonistinnen, ihre Karriere verfolge ich übrigens seit ihrer hervorragenden Darstellung in «Brooklyn».

Die beiden sind es auch, die jetzt öffentlich kritisieren, dass du nicht nominiert wurdest. Immerhin hattest du das vor zwei Jahren mit «Lady Bird» geschafft – der Preis ging allerdings an jemand anderes.

Ha, so hinreissend in «Frances Ha»

Doch nun zurück zu dir als Person, liebe Greta. Du sagst in Interviews über deinen Film «Ladybird», der in Sacramento spielt, so tolle Sachen wie «Ich möchte der Fellini von Sacramento sein!» Bei allen anderen klänge das arrogant, bei dir nicke ich und denke: Nur nicht das eigene Können unterschätzen.

Richtiggehend umgehauen aber hat mich deine erste Hauptrolle als «Frances Ha» im gleichnamigen Film Deines Partners Noah Baumbach (sein neuer Film «Marriage Story» mit Adam Driver ist ebenfalls für mehrere Oscars nominiert – ihr alle drei seid Vertreter des von mir sehr geliebten «Mumblecore»-Kinos, Anti-Mainstream-Filme von um die Dreissigern, in denen viel gemurmelt, «mumble» halt, wird).

Hinreissend, wie du dich als «Frances Ha» selber suchst. Ohne Plan, wie das gehen soll. Hinreissend, wie du durch die Strassen von New York tanzt und rennst, vor lauter Schusseligkeit manchmal hinfällst, dich aufrappelst und weiterrennst. Toll, wie du zusammen mit deiner besten Freundin mit Brötchen anstösst und ihr euch und das Leben feiert. Schon klar, du machst alles immer mit viel Selbstironie.

Deshalb, liebe Greta, sei meine eingangs gestellte Frage so beantwortet: Natürlich könnten wir Freundinnen sein, kennten wir uns.

Also: Liebe Greta Gerwig, wollen wir Freundinnen sein?

Regelmässig gibt es werktags um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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