Kolumne am MittagMonica Lewinsky produziert eine TV-Serie – Raten Sie mal über wen
Von Julia Käser
19.8.2020
Bill Clinton feiert heute seinen 74. Geburtstag und Monica Lewinsky, seine ehemalige Praktikantin, hat ihm – wie der Zufall so will – ein Geschenk vorbereitet. Ein paar Worte zu einer grossen Lüge und einer privaten Affäre.
«I did not have sexual relations with that woman, Miss Lewinsky», ein Satz, der in die Geschichtsbücher einging – und eine Lüge.
25 Jahre sind seit dem Zeitpunkt vergangen, an dem die damals 21-jährige Monica Lewinsky ihre Stelle als Praktikantin im Weissen Haus antrat. Was später folgte, war der – Achtung Unwort! – «Sexskandal» schlechthin: Ihre Affäre mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton.
Diese leugnete der damalige «Mister President» anfänglich. Weil er das nicht nur – und wie im oben zitierten Satz – vor laufender Kamera tat, sondern auch unter Eid, hatte die Affäre ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn zur Folge.
Mit der Wahrheit rückte der verheiratete Demokrat erst heraus, als Lewinsky den Ermittlern ein königsblaues Kleid übergab – auf dem sich unmissverständliche Spuren von Clinton befunden haben sollen. Bis dahin hatten der jungen Frau nur wenige geglaubt.
Clinton und #MeToo – oder eben nicht
Mehrmals hat Lewinsky mittlerweile versichert, die Affäre mit Clinton sei einvernehmlich gewesen. Den Missbrauch sieht die studierte Psychologin nicht darin, sondern in der Tatsache, dass sie zum Sündenbock von ganz Amerika wurde. Jahrelang sei sie weltweitem Spott ausgesetzt gewesen.
Der gute Bill bezeichnet die Sache als «das Dümmste, was ich je getan habe» und schiebt sie auf die zahlreichen Ängste, Sorgen und Enttäuschungen, die er in seiner Zeit als US-Präsident erlebt habe – und mit denen er offensichtlich so ganz und gar nicht umzugehen wusste.
Wie gross der Schaden ist, den Clinton davongetragen hat, ist wohl streitbar. Zumindest das Amtsenthebungsverfahren blieb ohne Konsequenzen. Auch seine Hillary hat ihm verziehen. Heute ist er wieder ein gern gesehener Gast auf diversen Podien. Es scheint, als sei das Vertrauen Amerikas in seinen Ex-Präsidenten nicht allzu langfristig erschüttert worden.
Daran konnte auch die #MeToo-Bewegung nichts ändern, in der Lewinsky viele Jahre nach der Affäre eine Heimat fand. Die in den 2010er-Jahren bekannt gewordenen Belästigungsvorwürfe gegen Clinton verstummten ebenfalls.
Und dann kommt auch noch Trump ins Spiel
Die Frauen, die sie geäussert hatten, wurden kurz darauf zum Spielball eines weiteren mächtigen Mannes. Sozusagen.
Im Wahlkampf 2016 liess Donald Trump sie an seiner Seite auftreten, um Stimmung gegen seine Gegnerin Hillary Clinton zu machen. Doch um Trump, seinerseits natürlich ein absolutes Paradebeispiel im respektvollen Umgang mit Frauen, soll es hier nicht gehen.
Heute nämlich feiert Bill Clinton seinen 74. Geburtstag und die ehemalige Praktikantin hat ein besonderes Geschenk für ihn vorbereitet: Nächsten Monat soll die dritte Staffel der Fernsehserie «American Crime Story» erscheinen, in der sich alles um die Lewinsky-Affäre dreht. Oder die Clinton-Affäre, besser gesagt.
Produziert wurde sie von Monica Lewinsky herself. Bald schon wird es also nochmals etwas ungemütlich für den Herrn Ex-Präsidenten.
In diesem Sinne: Happy Birthday, Bill Clinton! Und gälled Sie, nicht vergessen: Ehrlich währt eigentlich am längsten.
Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.