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Bötschi fragt
Michael von der Heide: «Es ist das Beste, was Curdin Orlik tun konnte»
Von Bruno Bötschi
19.3.2020
Aus aktuellem Anlass sagt Sänger Michael von der Heide, was er vom Coming-out von Schwinger Curdin Orlik hält. Er verrät das Geheimnis seiner langjährigen Liebesbeziehung – und erinnert sich an einen ganz bestimmten Traum.
Dienstag vergangener Woche im Restaurant LaSalle in Zürich. Es ist kurz nach 14 Uhr. Der Shutdown noch einige Tage entfernt, die Menschen in der Schweiz nach wie vor auf den Strassen unterwegs.
Zuerst werden einige Freundlichkeiten ausgetauscht. Danach bestellt Michael von der Heide Kafi und der Journalist tut es ihm gleich. Man sitzt dann, wie vom Bundesrat gefordert, nicht zu nah zusammen. Dann kann es losgehen, die Fragerei.
Stop, zuerst müssen noch zwei Missverständnisse ausgeräumt werden. Der Journalist glaubt, was für ein Fauxpax, die neue CD von Michael von der Heide sei erst kürzlich erschienen (dabei liegt der Publikationstermin schon mehrere Wochen in der Vergangenheit) und der Sänger ... ach, das soll er doch gleich selber erzählen.
Herr von Heide, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle Ihnen in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen – und Sie antworten möglichst schnell und spontan. Passt Ihnen eine Frage nicht, sagen Sie einfach ‹weiter›.
Ich muss Ihnen etwas verraten: Ich war gestern schon da ...
... und haben auf mich gewartet und gewartet und ...
... gar nicht so lange gewartet. Denn ich dachte: Sie sind kein Mensch, der zu spät kommt. Ich habe dann auf dem Handy unseren Mailverkehr nochmals angeschaut und realisiert: Ich bin ein Tag zu früh.
Wissen Sie was: Ich dachte, wir hätten uns mindestens schon zwei- oder dreimal für ein Interview getroffen. Doch dann stellte ich während der Recherchen fest: Es war nur einmal – vor neun Jahren.
Damals arbeiteten Sie noch bei der ‹Schweizer Familie›.
Richtig. – Macht Ihnen das Alter hin und wieder auch einen Strich durch die Rechnung?
Das Alter nicht, aber meine Augen – also wenn ich in die Agenda schaue und die Tage verwechsle (lacht).
16. Oktober 2021 – welche Erwartungen haben Sie an diesen Tag?
Keine.
An diesem Tag werden Sie 50.
Es ist ein Datum wie jedes andere auch.
Sie feiern Ihren Geburtstag nicht?
Doch, doch, ich werde ein Fest organisieren. 50 ist ein schönes Alter. Zwei gute Freundinnen von mir können übrigens bereits in diesem Jahr einen runden Geburtstag feiern: Nina Hagen, mit der ich den ‹Kriminaltango› aufgenommen habe, wurde kürzlich 65, und Paola wird im Oktober 70.
Wie geht es Nina Hagen?
Sie ist gerade im Studio und spielt ein neues Album ein.
Stehen Sie morgens mit Musik auf?
Lustigerweise immer weniger – früher habe ich, kaum war ich richtig wach, das Radio angestellt oder eine CD reingeschoben. Mittlerweile schätze ich es, wenn es daheim auch mal eine Stunde ruhig ist.
Ihre letzte Tat, bevor Sie im Schlafzimmer das Licht ausknipsen?
Das Handy auf lautlos stellen.
Haben Sie im Bett schon etwas erfunden?
Immer wieder Lieder. Kürzlich träumte ich im Halbschlaf von Céline Dion. Ich war in einem Musikstudio und sollte dort einen Song aufnehmen, den sie speziell für mich geschrieben hatte. Es war eine schöne, aber simple Melodie. Ich sagte mir: Also gut, wenn schon die Dion ein Lied für mich geschrieben hat, dann muss ich das machen. Während des Traums dachte ich immer: Ach, ich muss nicht aufstehen, die Melodie ist so einfach, die weiss ich am Morgen sicher noch.
Hat es geklappt?
Nachdem ich richtig wach war, wollte ich das Handy zur Hand nehmen und die Melodie drauf singen, als mir plötzlich ein anderer Gedanke dazwischen kam und ich den Song von Céline Dion von einer Sekunde auf die andere vergessen hatte.
Kennen Sie Céline Dion persönlich?
Nein.
Im Bett: Pyjama, T-Shirt oder nichts?
T-Shirt.
Zu welcher Tageszeit sind Sie am leichtesten erregbar?
Meinen Sie sexuell? Das geht immer (lacht schallend).
Wie haben Sie sich mit zwölf Sex vorgestellt?
Ich bin in Amden hoch über dem Walensee aufgewachsen und habe zwar als Teenager das ‹Bravo› gelesen. Aber ich glaube fast, ich getraute mich damals noch nicht, mir so etwas vorzustellen.
Im Booklet Ihrer aktuellen CD ‹Rio Amden Amsterdam› zeigen Sie ganz schön viel Haut.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich nackte Haut zeige. Aber zum ersten Mal zeige ich nackte Körperstellen unter der Gürtellinie.
Hatten Sie Angst davor, dass Ihr nacktes Füdli einen Shitstorm auslösen könnte?
Davor habe ich schon lang keine Angst mehr. Im Gegenteil: Ich wusste, dass viele Menschen Freude an diesem Foto haben werden (lacht).
Das freizügige Bild war offenbar die Idee von Patrick Mettraux, Ihrem Hausfotografen. Er wollte scheinbar schon seit Jahren erotische Aufnahmen von Ihnen machen.
Das stimmt. Aber ich war immer zu genant dafür. Und erotisch ist das Bild ja nicht wirklich. Eher witzig, also mit einem Augenzwinkern.
Wieso klappte es diesmal?
Letztes Jahr trat ich im Musical ‹Cabaret› auf und war deshalb ziemlich gut in Form. Und so sagte ich eines Tages zu Patrick: jetzt oder nie. Es war genau der richtige Moment für diese Art Bilder. Heute wäre es dafür bereits wieder zu spät.
Vielleicht erinnern Sie sich: Vor 38 Jahren verbot der Zürcher Stadtrat ein Werbeplakat der Jeansmarke Rifle, weil darauf ein nacktes Füdli zu sehen war.
War es eine Frau?
Ich glaube ja. Offiziell hiess es damals, das Plakat gefährde die Verkehrssicherheit und sei unsittlich. Wen oder was gefährden Sie mit Ihrem neuen Album?
Es gefährdet niemanden – also zumindest die Musik nicht. Mit meinen Liedern will ich zum Träumen einladen.
Wie oft wurden Sie am Anfang Ihrer Karriere gefragt, ob ‹von der Heide› Ihr wirklicher Familienname sei?
Ständig – und es passiert auch heute noch regelmässig. Aber wissen Sie was: Während der Schulzeit habe ich mir immer wieder Künstlernamen ausgedacht. Mir hätte zum Beispiel Leander sehr gut gefallen.
Leander von der Heide oder nur Leander?
Nur Leander. Gut fand ich zudem Julian. Mein erstes Demoalbum habe ich übrigens unter dem Namen Mischa aufgenommen. Mit der Zeit realisierte ich jedoch, dass Michael von der Heide für einen Künstler gut funktioniert, weil der Name bei den meisten Menschen sofort etwas auslöst.
Welcher Song verkörpert für Sie Kindheit, die endlos und sorgenfrei ist?
‹Blue Bayou› von Paola.
Die wichtigsten Worte Ihres Vaters?
Ich hoffe, die kommen noch (lacht).
Die zentrale Botschaft Ihrer Grossmutter?
Ich kann mich nicht erinnern, ob Sie eine gehabt hat.
Der Titel Ihrer neuen CD tönt wie eine Autobiografie. In Amden sind Sie aufgewachsen – und was verbindet Sie mit Rio?
Die Idee, dass ich ein Jazzalbum aufnehmen will, ist tatsächlich am Strand von Rio de Janeiro entstanden. Und dann gab es doch in den 1980er-Jahren noch das Lied ‹New York, Rio, Tokyo› von der deutschen Band Trio Rio … und natürlich musste der Titel auf dem Album auch optisch gut aussehen.
Was verbinden Sie mit Amsterdam?
Nachdem ich meinen Führerausweis gemacht hatte, fuhr ich als Erstes mit dem Auto meiner Eltern nach Amsterdam.
Fehlt im CD-Titel nicht noch die Stadt Berlin? Sie hatten doch dort einmal eine Wohnung?
Die habe ich immer noch. Lustigerweise sind die meisten Texte des neuen Albums auch in Berlin entstanden, aber CDs mit dem Namen ‹Berlin› gibt es ja schon ganz viele.
Sie sind im kleinen Amden gross geworden, sind reformiert …
… ich war refomiert …
... wollten aber katholischer Priester werden. Die Ausbildung machten Sie als Krankenpfleger.
Als Kind fand ich Amden traumhaft. Später fand ich es dann nicht immer nur lustig da oben und war irgendwann froh darüber, dass ich weggehen konnte.
Sind Sie gut im Lügen?
Ja.
Haben Sie sich je auf einer Dating-App wie Tinder eingeloggt?
Nein.
Diva oder Lausbube?
Beides.
Im ‹Züritipp› vom 21. Januar 1994 notierte Journalist Benedetto Vigne über Sie: ‹Vor einem Jahr sah ich ihn das erste Mal: Er sang Chöre für Betty Legler ... Und mein damaliger Eindruck war: Dieser Mann wird sich niemals mit Nebenjobs begnügen. Auch wenn es nur an der Art lag, wie er seine Haarfransen trug.› Hatte Herr Vigne mit den Nebenjobs recht?
Herr Vigne hat wahrscheinlich gespürt, dass dieser junge Mensch nach vorn, also in die Mitte, gehört. Ich bin jedenfalls nicht Chorsänger geblieben. Obwohl, hin und wieder mache ich das auch gerne – zuletzt im Chor von Sina, als sie ihre neue Platte aufgenommen hat.
Wollen wir auch noch über Ihre Fransen reden?
Für einen Sänger ist es noch gut, finde ich, wenn er Haare auf dem Kopf hat (lacht).
Was sagen Sie Ihrem Coiffeur?
Ich muss nichts mehr sagen, der Schnitt ist seit Jahren eine abgemachte Sache. Und wissen Sie was? Meine Frisur hat vor Jahren einmal Filmemacher Daniel Schmid in Saint-Tropez auf eine Serviette gemalt und gesagt: ‹Komm, mach das!›
Wie heisst Ihr Coiffeur?
Charles Aellen – und ich bin schon seit 20 Jahren Kunde bei ihm.
Schöne Überraschung, dass heute 15-Jährige wieder Nietengürtel tragen?
Eigentlich nicht. Die einzige Überraschung ist, dass sich die Fashionwelt immer schneller dreht, also die 1990er-Mode bereits heute wieder als trendy gilt.
Wann bemerkten Sie zum allerersten Mal, dass Sie eine schöne Stimme haben?
Zum ersten Mal spürte ich es, als ich für meine blinde Urgrossmutter im Altersheim sang und plötzlich alle Menschen um mich herum verstummten. Da spürte ich: Ich kann etwas, was nicht alle können.
Fällt schön singen leichter, wenn man Liebeskummer hat?
Nein.
Die verrückteste Sache, die Sie je beim Singen mit Ihren Händen angestellt haben?
Ich habe mir einmal die Finger blutig geschlagen.
Der Eurovision Song Contest, heute ESC, soll für Sie als Jugendlicher das Mass aller Dinge gewesen sein. Weshalb?
Der ESC war damals der glamouröseste Anlass, der vom Schweizer Fernsehen übertragen wurde. In Amden gab es sonst nichts. Keine Disco, kein Kino, kein Sportzentrum. Nur drei Schweizer Fernsehsender und einen verschwommenen ARD-Kanal. Und als dann Paola 1980 noch am ESC für die Schweiz auftrat, war es um mich geschehen und ich hin und weg wegen dieser Veranstaltung.
2010 wurde Ihr Traum Wirklichkeit – Sie sangen am ESC die französische Pop-Hymne ‹Il pleut de l'Or›, scheiterten damit aber sang und klanglos im Halbfinal.
Ehrlich gesagt, da war der ESC schon lange kein Traum mehr für mich: Ich beteiligte mich ja 1999 bereits einmal an der deutschen Vorausscheidung. Damals empfand ich den Anlass als etwas runtergehubert.
Wieso haben Sie 1999 trotzdem teilgenommen?
Sagen wir es so: Ich lasse mich nicht zu nichts zwingen, aber ich wurde von meiner Plattenfirma gut überredet.
Und wieso haben Sie es 2010 ein weiteres Mal versucht?
Der ESC war damals musikalisch wieder auf einem besseren Weg. Zudem war ich gerade mit den Aufnahmen für ein neues Album beschäftigt, als mir eines Morgens, als ich am Klavier sass, eine Melodie in den Sinn kam. Da dachte ich: Komm, ich versuche es noch einmal. Und weil es damals in der Schweiz keine TV-Vorausscheidung mehr gab, sondern eine Jury über die ESC-Teilnahme entschied, hätte es ja niemand erfahren, wenn ich nicht ausgewählt worden wäre.
Die Jury hat dann aber Sie ausgewählt …
… und so haben es alle erfahren. Ich fuhr also voller Vorfreude an den ESC in Oslo, wo ich dann im Halbfinal immerhin zwei Punkte aus Georgien für meinen Auftritt erhielt (lacht). Aber ich war psychologisch gut darauf vorbereitet, dass ich scheitern könnte, denn in den Jahren zuvor waren unter anderem bereits DJ Bobo und die Lovebugs im Halbfinal gescheitert. Lustig war die Situation damals nicht, interessant ist jedoch heute: Seit meiner ESC-Teilnahme sind nun genau zehn Jahre vergangen, und mein Song ‹Il pleut de l'Or› gehört hierzulande zu den am meisten gespielten ESC-Songs überhaupt. Wenn ich den Song an meinen Konzerten nicht spiele, ist das Publikum enttäuscht. Das Lied ist trotz der Niederlage in Oslo bis heute wichtig für mich geblieben.
Lieder in französischer Sprache funktionieren am ESC schon länger mehr schlecht als recht …
… aber diesmal schickt die Schweiz mit ‹Répondez-moi› wieder einen französischen Song ins Rennen.
Wie viel Gold wird es für Gjon’s Tears, den diesjährigen Schweizer Teilnehmer, am ESC regnen?
Letztes Jahr hatte ich bereits vor dem Halbfinal gewettet, dass es Luca Hänni mit ‹She Got Me› in den Final und dort weit nach vorn schafft. Heuer bin ich unsicher, denn nicht einmal Frankreich schickt mehr ein französisches Lied ins Rennen. Ich finde das Lied von Gijon’s Tears sehr speziel und wunderschön. Mich berührt sein Gesang. Aber diesmal bin ich unsicher, ob das europäische Publikum es ähnlich wie ich sehen wird.
Ob es das Publikum ähnlich wie Michael von der Heide gesehen hätte, wird für immer ein Geheimnis bleiben: Gestern gaben die ESC-Organisatoren bekannt, dass der Singwettbewerb in diesem Jahr nicht stattfindet. Grund: das Coronavirus.
Wann haben Sie eigentlich zuletzt mit Paola telefoniert?
Vor zwei Tagen.
Paola Felix war Ihr musikalisches Vorbild in der Jugend. Warum gerade sie?
Sie war damals die glamouröseste Schweizer Sängerin. Sie sang wunderbar, trug elegante Kleider auf der Bühne, und sie gab charmante Interviews. Man spürte, das ist eine gescheite Frau, die aber nie zu viel über sich preisgibt.
Sie sollen Paola und ihren Mann Kurt Felix bereits als Kind einmal angerufen haben, aber nichts gesagt haben.
Alle Goofen in Amden, deren Eltern keinen Bauernhof besassen, hatten am Mittwochnachmittag jeweils frei. Im Winter gingen wir Skifahren, im Sommer trafen wir uns bei Karin und machten Telefonspiele. Wir riefen Leute in Amden an und behaupteten, sie müssten ein Packet voller Mohrenköpfe sofort auf der Post abholen. Manchmal riefen wir auch Prominente an, unter anderem eben auch Paola und Kurt Felix. Als Paola einmal wirklich abnahm, war ich jedoch viel zu scheu, um etwas zu sagen.
Was taten Sie?
Ich machte ein komisches Geräusch und hängte wieder auf.
Was sagten Sie zu Paola, als Sie sie zum ersten Mal in der Realität trafen?
Ich sagte: ‹Ich war schon immer ein riesiger Fan von Dir.› Und Paola antwortete: ‹Das ist nicht ganz wahr. Ich habe schon gelesen, was Du über Kurt und mich alles erzählt hast.›
Was haben Sie Schlimmes über Herrn und Frau Felix erzählt?
Überhaupt nichts Schlimmes! Ich war von klein auf ein grosser Fan von Paola. Später allerdings habe ich auf der Bühne hin und wieder ein Lied von ihr parodiert, und dabei war ich manchmal auch etwas frech.
Ihr Lieblingssong von Paola?
Das ist schwer zu sagen … – wahrscheinlich ist es: ‹Ich hab ins Paradies gesehen›.
Wann zuletzt ein Restaurant oder einen Club betreten, in dem gerade ein Lied von Ihnen lief?
In einem Club ist mir das schon lange nicht mehr passiert, aber in einem Restaurant geschieht es hin und wieder – vor allem, wenn dort der Sender Radio Swiss Pop läuft.
Welches ist der allerschönste Ort, an dem Sie bisher als Sänger auftreten durften?
Von der Lokalität her ist es die Oper in Avignon, aber insgesamt noch etwas spektakulärer waren die Auftritte im Royal Opera House in London. Ich trat dort zusammen mit der norwegischen Opernsängerin Tora Augestad in ‹King Size› von Regisseur Christoph Marthaler auf. Wir spielen dieses Stück seit mehreren Jahren. Gerade haben wir es in Paris gezeigt. In London sass unter anderem Kim Wilde im Publikum. Als ich sie lachen hörte, dachte ich: ‹Michi aus Amden, mehr darfst du nicht mehr erwarten.›
Wie hat sich Ihre Stimme in den letzten vier Jahrzehnten verändert?
Ich glaube, sie ist besser geworden. Ich habe in den letzten Jahren viel an meiner Stimme gearbeitet und habe zudem zu rauchen aufgehört. Ich würde sagen, ich singe heute besser denn je.
Trainingspausen machen Sportler besser, Musiker auch?
Jein. Ich stehe viel auf der Bühne und bin der Meinung, dass mir das guttut. Auch wenn ich manchmal im Nachhinein vielleicht denke: Musste dieser Auftritt wirklich sein?
Ihr Tick beim Komponieren?
Ich gebe zu schnell auf.
Haben Sie einen Hit-Pulli, also einen Pullover, in dem Sie sich komponierend besonders wohlfühlen?
Habe ich nicht – aber wenn ich ins Musikstudio gehe, ziehe ich mich fast genauso an, wie wenn ich auf der Bühne stehen würde.
Welches Instrument ist verboten?
Trillerpfeife, aber das ist ja gar kein Instrument.
Wann zum letzten Mal sinnlos herumgesponnen?
Oh, das mache ich oft.
Mehr daheim oder auswärts?
Überall.
Ein Tick, für den Sie Ihren langjährigen Lebenspartner Willi Spiess lieben?
Ich habe alles gern, was Willi macht.
Die Medien beschreiben Sie als ‹quirligen Entertainer›, Ihren Partner als ‹pragmatischen Wenig-Sager›. Wie passt das zusammen?
Das passt perfekt zusammen – aber natürlich ist es nicht immer so, dass ich quirlig bin und Willi ruhig ist. Ich bin schon jemand, der gern viel redet, aber Willi kann das auch, nur eben nicht dann, wenn gerade ein Journalist da sitzt.
Singen Sie beide manchmal zusammen?
Ja. Gerade gestern haben wir zusammen Lieder von Elvis gesungen. Aber wir sind dann nicht besonders auf schönen Gesang fokussiert, sondern singen so, wie es gerade kommt. Laut und innig. Das mag ich sehr gerne.
Ihr Rezept für eine langanhaltende Liebesbeziehung?
Getrennte Schlafzimmer halten unsere Liebe frisch. Und auch ganz wichtig: Man sollte nicht versuchen, seinen Partner oder seine Partnerin zu verändern. Sonst sucht man sich besser jemand anderen.
Noch irgendwelche andere Liebestipps?
Den Tipp mit den getrennten Schlafzimmern bekam ich vor Jahren von einem befreundeten Ehepaar. Eines Abends sagte ich zu dem Paar, dass ihre Beziehung auch nach Jahren noch so frisch und lässig wirke. Da erklärte mir die Frau, dass sie seit Jahren getrennte Schlafzimmer hätten. Am Anfang fände man ja alles toll an seinem Gegenüber, aber nach zehn Jahren nicht mehr. Anfänglich fanden viele Freunde unseren Entscheid komisch, heute gibt es je länger, desto mehr Menschen, die mir sagen, sie würden auch gern ein eigenes Schlafzimmer haben. Doch wenn sie das jetzt, nach mehreren Jahren Partnerschaft fordern würden, würde dies sehr komisch aussehen.
Welches ist das beste Liebeslied aller Zeiten?
Oh, da gibt es so viele … – ach, ich sage jetzt einmal ‹The Power Of Love› von Jennifer Rush.
Gibt es Songs bei denen Sie sofort in Tränen ausbrechen?
Es gibt Stimmen, die mich traurig stimmen können, aber einen Song, der mich jedesmal zu Tränen rührt, gibt es nicht, zumindest bisher nicht.
Welcher Drink steht Männern am besten?
Eine Stange.
Ihr letzter Kater?
Daran kann ich mich nicht erinnern – ich vertrage ziemlich viel Alkohol (lacht).
Ein typischer Essgeruch im Hause Spiess / von der Heide?
Momentan ist es vor allem grünes Curry.
Welches Detail Ihrer Körpersprache verrät, eventuell gegen Ihren Willen, dass Sie schwul sind?
Das ich schwul bin, war früh klar – schon als ich noch ganz klein war, sagte eine Nachbarin zu meiner Mutter: ‹Du Ruth, ich glaube, dein Sohn ist schwul.›
Verschlechtert oder verbessert sich das Zusammenleben von hetero- und homosexuellen Menschen gerade?
Ich empfinde beides – ich habe vor einigen Wochen zusammen mit Willi eine Tour de Suisse mit dem Zug und dem Schiff unternommen. Es war ein wunderschöner Tag, nie hatte ich das Gefühl, dass wir als offensichtliches schwules Paar aufpassen müssten. Und dann, als wir am Abend zurück nach Zürich kamen, kam es doch zu einer ganz schlechten Begegnung. Also nicht irgendwo auf dem Land, sondern in der angeblich so liberalen Limmatstadt.
Möchten Sie noch mehr über diesen Zusammenstoss berichten?
Lieber nicht.
Ihre Meinung zum Coming-out von Schwinger Curdin Orlik?
Ich finde es grossartig. Es ist das Beste, was Curdin Orlik tun konnte. Als ich die Geschichte im ‹Magazin› las, sind mir die Tränen gekommen, weil ich, wahrscheinlich wie viele andere Schwule und Lesben auch, mich in der Geschichte von Curdin wiedererkannt habe. Es ist grossartig, dass endlich ein erfolgreicher Sportler hinsteht und sagt: ‹Ich bin schwul.› Darauf hat die Community schon lange gewartet, und es wäre schön, wenn auch noch andere Sportler diesem Beispiel folgen würden. Im ‹Magazin›-Text war zudem erwähnt, dass ein Coming-out für einen noch aktiven Schwinger etwas Besonderes sei, während schwule Künstler längst Normalität und akzeptiert seien. Dazu kann ich nur sagen: Das stimmt so nicht. Nur weil es Kurt Aeschbacher und Sven Epiney beim SRF, Leonard im Schlagergewerbe und mich in der Popmusik gibt, ist das noch lange keine Normalität.
Klischees über Schwule gibt es ganz viele. Erklären Sie bitte kurz und knackig, ob wahr oder unwahr: Schwule tanzen besser.
Ich glaube, ja.
Schwule riechen besser.
Ja.
Alle Schwule sind Shopping besessen.
Nein.
In einer schwulen Beziehung ist einer die Frau und in einer lesbischen Beziehung eine der Mann.
Nein. Es gibt bei einem Paar bestimmt jemanden, der in gewissen Sachen dominanter ist als der andere. Ich würde das aber nicht als männlich oder weiblich bezeichnen.
Für Schwule ist Sex besonders wichtig.
Sex ist für alle Menschen wichtig.
Was sagen Sie: ‹Schwuler› oder ‹Homosexueller›?
Schwuler.
Irgendwelchen tollen Sexspielzeuge unter dem Bett?
Nein.
Mit welchem Kunstwerk in Ihrem Haus könnten Sie notfalls angeben?
Mit keinem.
Würden Sie für eine Nacht mit Madonna immer noch sofort 10'000 Franken hinblättern?
Nein.
Wieso nicht mehr?
Diese Aussage habe ich vor mehreren Jahren einmal gemacht. Aber natürlich wäre es schön, wenn es die Musikgötter möglich machen würden und ich Madonna treffen könnte.
Für eine Nacht?
Ein Abendessen würde mir reichen (lacht).
Ist Ihre Stimme eigentlich versichert?
Nein.
Fallen Sie nach einem Konzert in ein Tief?
Nein.
Wie geht’s eigentlich gerade – gut, sehr gut oder so lala?
Sehr gut.
Ihr übelstes körperliches oder mentales Gebrechen?
Weder noch.
Auch keines.
Treiben Sie Sport?
Joggen, Nordic Walking, und im Sommer gehe ich gerne Schwimmen.
Irgendeine Extremsportart?
Nein – ich war nie extrem.
Also im Sport, aber sonst schon?
Eigentlich nicht. Manche würden sogar behaupten, ich sei bieder. So würde ich mich selber aber nicht bezeichnen. Aber so wild wie Nina Hagen war ich nie. Sie ist eine radikale Person, ist halt keine Doppel-Waage wie ich. Sie ist fadengerade.
Sie nicht?
Doch, aber ich wäge vorher ein bisschen ab, bevor ich etwas sage oder tue.
Welches Buch würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Nur eines? Okay, ich würde ‹Meine Mutter Marlene› von Maria Riva mitnehmen und nochmals lesen.
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